Dr. PAF
Vintage Inspired Pickups
Es ist so eine Sache mit uns Gitarristen. Wir sind Traditionalisten, Vintage-Fetischisten, Perfektionisten
und ganz nebenbei noch Musiker. Für viele von uns ist eine Les Paul (bestenfalls noch aus dem Hause Gibson) so ziemlich die Gitarre, die alle oben genannten isten bedient, ist ihre Form doch sehr traditionell, ist sie doch als eine der ersten Solidbody Gitarren das Ultimo einer Vintage-Gitarre und außerdem (wenigstens für einen Großteil der Gitarristen) so ziemlich die perfekteste Gitarre, die es gibt. Alle diese Eigenschaften spielen zusammen und lassen gerade die Les Paul mehr als alle anderen E-Gitarren Objekt unserer Begierde werden.
Warum, so fragt man sich, soll man dann eine optimale Gitarre verbessern wollen? Die Antwort ist dafür liegt in der eigentlich ziemlich abgedroschenen Redewendung: Früher war alles besser! Oftmals wird dieser Satz relativ sinnfrei verwendet, hier allerdings trifft er zu. Und nicht ohne Grund scheint auch Gibson das sehr schleppend, aber immerhin, erkannt zu haben. Mittlerweile wird ein mords Aufwand betrieben, um die Les Pauls der Historic Serie wieder im Detail wie vor 50 Jahren herzustellen.
Das freut sicherlich viele, die Frage ist nur, was die Les Paul Spieler machen, die nicht x-tausende Euros ausgeben möchten/können, aber trotzdem den unwiderstehlichen Les Paul Sound von Bloomfield, Clapton, Page, Allman, etc. jagen? Ich möchte mit diesem kurzen Artikel meine Erfahrungen aus jahrelanger Optimierungs-Arbeit (an eigenen und Kunden-Les Pauls) darstellen und damit vielleicht ein bisschen Licht in das mittlerweile absolut unübersichtlich gewordenen (Über-)Angebot von angeblich absolut essentiellen Upgrade-Produkten bringen. Denn natürlichen haben auch unzählige Firmen diese Sehnsucht des Les Paul Spielers erkannt und bombardieren ihn mit must-haves zu. Manches funktioniert tatsächlich, vieles nicht und vieles hält nicht, was es verspricht.
Bevor ich anfange, möchte ich klar machen, dass ich als optimalen Les Paul Sound, bzw. -Charakter , den auf Platte gebannten Sound der oben genannten Künstler ansehe und dementsprechend auch die Updates dahingehend ausgesucht habe. Wer natürlich mit einer Les Paul hemmungslos abfeiern will (wie Zakk Wylde das gerne tut), der ist hier sicherlich falsch und kann jetzt aufhören weiterzulesen. Für Sammler, die Gitarren hauptsächlich anhäufen und nicht wirklich an deren Optimierung gelegen ist, gilt das gleiche.
Was hat dieser besondere Les Paul Sound aus den späten 60ern, dass er von so vielen Gitarristen als DER Ton überhaupt dargestellt wird? Nun, zum einen hat er eine unglaubliche Transparenz - die Saiten klingen auch in heftigen Akkorden differenziert, obwohl die Amps hart an der Leistungsgrenze gefahren wurden. Dann ist da eine Dynamik, oder besser Tonentfaltung, die durch das englische Wort bloom beschrieben wird obwohl der Ton klar und sofort da ist, entwickelt er sozusagen einen Extra-Schub, bevor er in die Ausklingphase tritt. Ein weiterer Punkt ist das Tonspektrum. Die Les Paul von damals klingt viel hochmitten- und höhenreicher als viele denken, wobei diese Höhen keinesfalls schneidend, sondern immer warm und leicht glockig erscheinen. Es ist gar nicht so verkehrt zu sagen, dass eine vintage Les Paul fast wie eine Telecaster klingen kann.
Und dann ist da natürlich das Sustain kaum eine Gitarre liefert so viel Sustain wie eine Les Paul. Das ist bauartbedingt, aber nicht nur, wie wir in wenigen Zeilen herausfinden werden.
Kurz davor möchte ich den Grund nennen, der mich zu diesem Pamphlet animiert hat. Ich bin kürzlich an eine Gibson Les Paul Standard Limited Edition aus dem Jahre 2004 gelangt ein traumhaft schönes Instrument in Dark Cherry (so die genaue Bezeichnung von Gibson). Ich muss zugeben, dass sie mir trocken und auch verstärkt gespielt nicht unbedingt wie ein Ton-Monster vorgekommen ist. Nicht schlecht aber auch nicht wirklich außergewöhnlich. Wenn man einmal meine Kortmann Les Paul und auch die ein oder andere (finanziell unerreichbare) vintage Gibson Les Paul in den Händen hatte, sind die Ansprüche allerdings auch nicht gerade gering. Interessanterweise schnitt Keiko in einem Vergleichstest mit 3 Gibson Historics (unter anderem einem Don Felder Model für satte $10.000) ziemlich gut ab, so dass ich mich entschloss, mich auf die Quest nach dem Tone zu machen (dabei sei allen Lesern die Lektüre des US Magazins Tone Quest Report sehr ans Herz gelegt!).
Damit zu dem eigentlichen Thema: Upgrade einer Les Paul! Keiko ist ein Sondermodell, ausgesprochen schön und einwandfrei verarbeitet. An der Konstruktion gibt es nix zu deuteln und auch nichts zu verbessern (das kann sowieso nur der Gitarrenbauer um die Ecke).
Was kann man also selbst tun, um den Ton seiner wertvollen Les Paul noch zu verbessern? Da steht sicherlich an erster Stelle ein Tonabnehmer-Wechsel. Ich möchte noch mal daran erinnern, dass das Ziel hier vintage Les Paul Ton heißt. Gibsons momentane Pickup Flaggschiffe sind die Burstbucker Humbucker, die angeblich die Charakteristiken der besten Patent Applied For (PAF) Humbuckern von 1957 besitzen sollen. Tun sie das? In meinen Augen und Ohren nicht! Es scheint so, als hätte jemand Schlaues bei Gibson gemerkt, dass der Sound einer vintage Les Paul zumeist höhenreicher ist als das mit den bisher gängigen Gibson Pickups (den 490, 498, Classic 57, etc.) möglich war. Also mussten die BB auch höhenreicher sein. Das sind sie fraglos, aber die Musikalität, das Warme - aber trotzdem Transparente - geht ihnen fast völlig ab. Auch Sheryl kam mit Burstbuckern, die schnellstens einen Tag nach dem Kauf ausgetauscht wurden. Ich kann keine Tipps geben, welcher der unendlich vielen Pickup Hersteller denn nun den authentischsten Vintage Traum-PAF wickelt. Ich für meinen Teil bin nach einer schier unendlichen Testreihe bei Wolfetone Pickups hängen geblieben. Andere werden Tom Holmes, Sheptone, Lollar, etc. bevorzugen. Da gilt es, Geduld aufzubringen und zu testen, so gut und so viel es geht.
Der Weg zu dem richtigen Ton führt uns weiter in das Elektronikfach hier gibt es eine Menge zu tun, um in unserer Quest voran zu kommen. Als erstes wäre da die Schaltung: Mit dem Ziel, den Sound der Les Paul noch druckvoller und tiefer zu machen, hat Gibson die originale Schaltung der Les Paul verändert, so dass bei aufgedrehten Potis tatsächlich ein wenig mehr untenrum passiert, dummerweise verliert der Sound beim Herunterregeln des Volume-Reglers einen Großteil der Höhen. Um das in den Griff zu bekommen, gibt es sogenannte Treble-Bleeding Kits, die angeblich vor diesem Höhenverlust schützen sollen. Tatsächlich bleiben die Höhen präsenter, aber gleichzeitig werden die Bassfrequenzen arg beschnitten, so dass der Ton grandios an Wärme und Dynamik verliert. Die deutlich bessere Lösung für das Höhen-Problem ist das Ändern der Schaltung in das originale 57er Wiring (http://www.lollarguitars.com/pickup-wiring-diagrams/57LesPaulWiringDiagram.pdf). Das ist eine einfache Lötarbeit, die sich mehr als bezahlt macht, denn nicht nur wird das Ausblenden der Höhen stark begrenzt, sondern zusätzlich erhält der gesamte verstärkte Klang der Gitarre einen transparenteren Charakter, der mehr dynamische Feinheiten überträgt. Diese Modifikation ist ein absolutes Muss auf der Quest nach einem vintage Ton!
Bei der Gelegenheit sollten auch die Potentiometer überprüft werden. Denn hier lauert weiteres Ungemach. Nicht nur, dass Gibson von 1995-2003 äußerst billige Potis mit nicht-hitzeresistenten Carbonschleifern verbaut hat (die einmaliges Löten beim Einbau in der Fabrik ab können, danach aber dem sicheren Tod durch den Lötkolben geweiht sind), sondern auch deren Platzierung in der Schaltung entbehrt jedweder Funktionalität. Standards und Classics wurden (und werden) mit 300k Volume und 500k Tone Potis versehen. Dabei muss man wissen, dass je niedriger der Widerstand ist, desto mehr werden Höhen gekappt (auch bei voll aufgedrehtem Poti!). Dementsprechend bedeutet ein höherer Widerstand einen höhenreicheren Ton. Ein 300k Volumen und ein 500k Tone Poti erzeugen nun einen Ton, der zwar reich an Hochmitten, aber arm an Höhen ist. Ein einfacher Tausch der Potis kann Wunder wirken! Hier kann man experimentieren hat man z.B. eine von sich aus schon sehr hell klingende Gitarre, kann man durch die Verwendung eines 250k Tone Potis die Höhen etwas entschärfen. Einer eher muffig daherkommenden Paula kann sicherlich ein 500k Tone Poti nicht schaden.
Dann gibt es da noch die Ton-Kondensatoren. Hier gehen die Meinungen auseinander: Manche sagen, dass die Caps keinerlei Einfluss auf den Ton haben, ich hingegen finde schon, dass sie ein wichtiger tonformender Bestandteil sind. Als ich Keiko aufschraubte, konnte ich kaum glauben, was ich da sah zwei winzig kleine Keramikkondensatoren: das billigste vom billigsten. Und das in einer Gitarre, die preislich weit jenseits der $2000 Marke zu Hause war. Ein Austausch dieser Kondensatoren ist für mich ein eindeutiges Muss! Gibson verbaut in ihren Historic Les Pauls ja mittlerweile Kondensatoren, die wie die guten, alten Sprague Bumblebees aussehen. Aber Obacht diese Kondensatoren sind einfache Polypropylene Film Capacitors (ähnlich wie die Sprague Orange Drops). Mit den originalen Bumblebees haben sie ausser der Optik nicht viel gemein. Diese waren Paper-In-Oil Kondensatoren. Luxe bietet korrekte Reproduktionen dieser Caps an, allerdings für einen gepfefferten Preis. Günstiger ist da sicherlich ein kurzer Besuch auf Ebay und das Erlegen eines Paars russischer NOS PIO Caps mit .02µF die Voltangabe ist für Gitarrenzwecke absolut unwichtig, geht aber oft mit der Größe des Caps einher hier kann man also getrost die kleinere Variante wählen (mst. 100 200V). Und was ist der Effekt eines Umbaus von PF zu PIO Caps? Der Klang der Gitarre gewinnt an Dimensionalität, irgendwie wirkt alles räumlicher, runder, angenehmer. Es geht etwas Attack und harscher Spritzigkeit verloren. Da die Kondensatoren relativ günstig sind, lohnt es sich hier etwas zu experimentieren.
Okay, nun haben wir die Elektrik auf Vordermann, bzw. auf Vintage-Korrekt getrimmt, kümmern wir uns jetzt um die Hardware. Auch hier gibt es einiges zu optimieren, was nicht immer und unbedingt Einfluss auf den Ton, dafür aber auf Funktionalität hat. Da wären zum Beispiel die Kluson-mäßigen Tuner, mit denen Gibson jahrelang seine Kunden geärgert hat. Auch Sheryl hat diese vintage-chique aussehenden Tuner, deren Stimmstabilität leider erschreckend gering ist. Neuere Gibsons werden teilweise mit Groover Mechaniken ausgestattet, die zwar besser funktionieren, dafür aber auch um einiges schwerer als die Klusons sind. Mittlerweile gibt es wunderbare Alternativen, die klassisch aussehen UND funktionieren. Da wären zum Beispiel die neuen Kluson TonePros Mechaniken, die tatsächlich einwandfrei ihren Dienst verrichten. Etwas schwerer zu bekommen und eine Klasse für sich sind die Mechaniken der Gotoh SD510 Serie, die meiner Meinung nach zu den präzisesten Mechaniken überhaupt gehören und unter anderem auch auf meiner Kortmann Les Paul die Stimmung halten. Leider kommt man auch in den USA kaum an diese Teile ran, so dass ich mir für Sheryl einen Satz aus Japan direkt bestellen musste. Soweit werden wohl die wenigsten gehen. Auf den eigentlich Ton haben die Mechaniken ja nun keine Auswirkung.
Bleiben wir auf der Kopfplatte: Eine große Fraktion Gear-Fetischisten aus meinem Kunden-/Freundeskreis schwört auf Knochen-Sättel, andere bevorzugen Graphit-Material ich kann eigentlich mit dem Kunststoff, den Gibson verwendet ganz gut leben (allerdings erst, nachdem die Slots fachmännisch aufgearbeitet wurden). Es kann sein, dass ein Knochensattel den Klang beeinflusst, da ich allerdings noch keinen Direktvergleich auf der selben Gitarre gemacht habe, bleibt das vorerst ein Geheimnis.
Kein Geheimnis ist allerdings der immense Einfluss der Brücke und des Tailpieces auf den Klang und im besonderen das Sustain der Lester Polfuss. Gross in Mode sind derzeit sogenannte Locking-Bridges/-Tailpieces des Herstellers TonePros. Bei diesen werden beide Teile mittels Madenschrauben an den jeweiligen Bolzen fixiert. Das soll laut TonePros das Sustain signifikant verstärken. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass diese Madenschräubchen gerade mal dazu gut sind, das Herunterfallen der Bridge/des Tailpieces beim Saitenwechsel zu verhindern. Mehr Sustain konnte ich jedenfalls nicht feststellen. Auch ist Vorsicht geboten, beim Fixieren der Tune-o-Matic mittels Madenschrauben nicht das Gewinde der ABR-Bolzen zu zerstören! Mittlerweile hat TonePros auch sogenannte Locking Studs im Angebot, die vermutlich tatsächlich sustainfördernd wirken, da sie das Tailpiece großflächig fixieren. Der einzige Hersteller, dessen Produkte einen sehr eindrucksvollen Effekt auf das Sustainverhalten meiner Les Pauls hatten, kommt aus Deutschland welch Freude! Faber hat für Bridge und Tailpiece extrem gute Fixierungsmethoden gefunden, die nicht nur die Stabilität verbessern, sondern auch das Sustain deutlich verlängern. Sheryl reichte ein Upgrade mit einem Tone-Lock Kit (beinhaltet Tone-Locking Studs und ein Alu-Tailpiece), um das Sustain (gefühlt) zu verdoppeln! Das war schon sehr beeindruckend (http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/index.php?cPath=2_29_9). Des weiteren hat das Aluminium-Tailpiece einen deutlichen Einfluss auf den Gesamtsound der Gitarre. Die Tailpieces auf den Originale aus den 50ern bestanden auch aus Aluminium und irgendwie scheint Aluminium den Klang aufzufrischen, zu erweitern und luftiger zu machen. Dagegen kommt einem der Klang mit dem schweren Zink-Tailpiece schon richtig muffig vor. Faber hat außerdem ein sehr cleveres System zur Fixierung der Tune-o-Matic Brücke entworfen, indem die Brücke von oben mittels einer Schraube komplett mit dem Bolzen der Brücke bombenfest und großflächig verschraubt wird.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine Les Paul von Werk aus schon eine gute Gitarre ist. Dennoch gibt es hier und da Möglichkeiten, das Gute noch besser zu machen. Nicht jeder verspürt allerdings die Lust dazu, sich durch Foren zu lesen, einen Haufen Geld für Upgrades auszugeben, deren Ausgang ungewiss ist (besonders in Anbetracht der Tatsache, dass eine Gibson Gitarre ja bereits in der Anschaffung nicht ganz billig ist und/oder Geschmäcker unterschiedlich sind) oder auch den Originalzustand zu verändern (was ja unter Umständen zu einer Wertminderung führen kann). Andere sind auch einfach restlos glücklich mit ihrem Instrument und es interessiert sie nicht, ob man jetzt dies und jenes noch verändern kann.
Denjenigen sei hiermit gratuliert und weiterhin viel Spaß mit ihrem Trauminstrument gewünscht. Anderen aber, die zwar die Les Paul lieben, aber mit dem Sound nicht wirklich zufrieden sind oder einfach mal was probieren wollen, hoffe ich hier ein paar Anstöße gegeben zu haben, wie sie den Weg zu Ihrem persönlichen Trauminstrument vielleicht ein bisschen abkürzen können. Wer mit dem Gedanken spielt, seine Les Paul zu verkaufen, weil sie nicht das macht, was vorher erwartet wurde, sollte vorher noch mal das ein oder andere probieren vielleicht entpuppt sich ja die Les Paul noch als schlafendes Tonungeheuer, was nur noch wachgeküsst werden will so wie Keiko.
Warum, so fragt man sich, soll man dann eine optimale Gitarre verbessern wollen? Die Antwort ist dafür liegt in der eigentlich ziemlich abgedroschenen Redewendung: Früher war alles besser! Oftmals wird dieser Satz relativ sinnfrei verwendet, hier allerdings trifft er zu. Und nicht ohne Grund scheint auch Gibson das sehr schleppend, aber immerhin, erkannt zu haben. Mittlerweile wird ein mords Aufwand betrieben, um die Les Pauls der Historic Serie wieder im Detail wie vor 50 Jahren herzustellen.
Das freut sicherlich viele, die Frage ist nur, was die Les Paul Spieler machen, die nicht x-tausende Euros ausgeben möchten/können, aber trotzdem den unwiderstehlichen Les Paul Sound von Bloomfield, Clapton, Page, Allman, etc. jagen? Ich möchte mit diesem kurzen Artikel meine Erfahrungen aus jahrelanger Optimierungs-Arbeit (an eigenen und Kunden-Les Pauls) darstellen und damit vielleicht ein bisschen Licht in das mittlerweile absolut unübersichtlich gewordenen (Über-)Angebot von angeblich absolut essentiellen Upgrade-Produkten bringen. Denn natürlichen haben auch unzählige Firmen diese Sehnsucht des Les Paul Spielers erkannt und bombardieren ihn mit must-haves zu. Manches funktioniert tatsächlich, vieles nicht und vieles hält nicht, was es verspricht.
Bevor ich anfange, möchte ich klar machen, dass ich als optimalen Les Paul Sound, bzw. -Charakter , den auf Platte gebannten Sound der oben genannten Künstler ansehe und dementsprechend auch die Updates dahingehend ausgesucht habe. Wer natürlich mit einer Les Paul hemmungslos abfeiern will (wie Zakk Wylde das gerne tut), der ist hier sicherlich falsch und kann jetzt aufhören weiterzulesen. Für Sammler, die Gitarren hauptsächlich anhäufen und nicht wirklich an deren Optimierung gelegen ist, gilt das gleiche.
Was hat dieser besondere Les Paul Sound aus den späten 60ern, dass er von so vielen Gitarristen als DER Ton überhaupt dargestellt wird? Nun, zum einen hat er eine unglaubliche Transparenz - die Saiten klingen auch in heftigen Akkorden differenziert, obwohl die Amps hart an der Leistungsgrenze gefahren wurden. Dann ist da eine Dynamik, oder besser Tonentfaltung, die durch das englische Wort bloom beschrieben wird obwohl der Ton klar und sofort da ist, entwickelt er sozusagen einen Extra-Schub, bevor er in die Ausklingphase tritt. Ein weiterer Punkt ist das Tonspektrum. Die Les Paul von damals klingt viel hochmitten- und höhenreicher als viele denken, wobei diese Höhen keinesfalls schneidend, sondern immer warm und leicht glockig erscheinen. Es ist gar nicht so verkehrt zu sagen, dass eine vintage Les Paul fast wie eine Telecaster klingen kann.
Und dann ist da natürlich das Sustain kaum eine Gitarre liefert so viel Sustain wie eine Les Paul. Das ist bauartbedingt, aber nicht nur, wie wir in wenigen Zeilen herausfinden werden.
Kurz davor möchte ich den Grund nennen, der mich zu diesem Pamphlet animiert hat. Ich bin kürzlich an eine Gibson Les Paul Standard Limited Edition aus dem Jahre 2004 gelangt ein traumhaft schönes Instrument in Dark Cherry (so die genaue Bezeichnung von Gibson). Ich muss zugeben, dass sie mir trocken und auch verstärkt gespielt nicht unbedingt wie ein Ton-Monster vorgekommen ist. Nicht schlecht aber auch nicht wirklich außergewöhnlich. Wenn man einmal meine Kortmann Les Paul und auch die ein oder andere (finanziell unerreichbare) vintage Gibson Les Paul in den Händen hatte, sind die Ansprüche allerdings auch nicht gerade gering. Interessanterweise schnitt Keiko in einem Vergleichstest mit 3 Gibson Historics (unter anderem einem Don Felder Model für satte $10.000) ziemlich gut ab, so dass ich mich entschloss, mich auf die Quest nach dem Tone zu machen (dabei sei allen Lesern die Lektüre des US Magazins Tone Quest Report sehr ans Herz gelegt!).
Damit zu dem eigentlichen Thema: Upgrade einer Les Paul! Keiko ist ein Sondermodell, ausgesprochen schön und einwandfrei verarbeitet. An der Konstruktion gibt es nix zu deuteln und auch nichts zu verbessern (das kann sowieso nur der Gitarrenbauer um die Ecke).
Was kann man also selbst tun, um den Ton seiner wertvollen Les Paul noch zu verbessern? Da steht sicherlich an erster Stelle ein Tonabnehmer-Wechsel. Ich möchte noch mal daran erinnern, dass das Ziel hier vintage Les Paul Ton heißt. Gibsons momentane Pickup Flaggschiffe sind die Burstbucker Humbucker, die angeblich die Charakteristiken der besten Patent Applied For (PAF) Humbuckern von 1957 besitzen sollen. Tun sie das? In meinen Augen und Ohren nicht! Es scheint so, als hätte jemand Schlaues bei Gibson gemerkt, dass der Sound einer vintage Les Paul zumeist höhenreicher ist als das mit den bisher gängigen Gibson Pickups (den 490, 498, Classic 57, etc.) möglich war. Also mussten die BB auch höhenreicher sein. Das sind sie fraglos, aber die Musikalität, das Warme - aber trotzdem Transparente - geht ihnen fast völlig ab. Auch Sheryl kam mit Burstbuckern, die schnellstens einen Tag nach dem Kauf ausgetauscht wurden. Ich kann keine Tipps geben, welcher der unendlich vielen Pickup Hersteller denn nun den authentischsten Vintage Traum-PAF wickelt. Ich für meinen Teil bin nach einer schier unendlichen Testreihe bei Wolfetone Pickups hängen geblieben. Andere werden Tom Holmes, Sheptone, Lollar, etc. bevorzugen. Da gilt es, Geduld aufzubringen und zu testen, so gut und so viel es geht.
Der Weg zu dem richtigen Ton führt uns weiter in das Elektronikfach hier gibt es eine Menge zu tun, um in unserer Quest voran zu kommen. Als erstes wäre da die Schaltung: Mit dem Ziel, den Sound der Les Paul noch druckvoller und tiefer zu machen, hat Gibson die originale Schaltung der Les Paul verändert, so dass bei aufgedrehten Potis tatsächlich ein wenig mehr untenrum passiert, dummerweise verliert der Sound beim Herunterregeln des Volume-Reglers einen Großteil der Höhen. Um das in den Griff zu bekommen, gibt es sogenannte Treble-Bleeding Kits, die angeblich vor diesem Höhenverlust schützen sollen. Tatsächlich bleiben die Höhen präsenter, aber gleichzeitig werden die Bassfrequenzen arg beschnitten, so dass der Ton grandios an Wärme und Dynamik verliert. Die deutlich bessere Lösung für das Höhen-Problem ist das Ändern der Schaltung in das originale 57er Wiring (http://www.lollarguitars.com/pickup-wiring-diagrams/57LesPaulWiringDiagram.pdf). Das ist eine einfache Lötarbeit, die sich mehr als bezahlt macht, denn nicht nur wird das Ausblenden der Höhen stark begrenzt, sondern zusätzlich erhält der gesamte verstärkte Klang der Gitarre einen transparenteren Charakter, der mehr dynamische Feinheiten überträgt. Diese Modifikation ist ein absolutes Muss auf der Quest nach einem vintage Ton!
Bei der Gelegenheit sollten auch die Potentiometer überprüft werden. Denn hier lauert weiteres Ungemach. Nicht nur, dass Gibson von 1995-2003 äußerst billige Potis mit nicht-hitzeresistenten Carbonschleifern verbaut hat (die einmaliges Löten beim Einbau in der Fabrik ab können, danach aber dem sicheren Tod durch den Lötkolben geweiht sind), sondern auch deren Platzierung in der Schaltung entbehrt jedweder Funktionalität. Standards und Classics wurden (und werden) mit 300k Volume und 500k Tone Potis versehen. Dabei muss man wissen, dass je niedriger der Widerstand ist, desto mehr werden Höhen gekappt (auch bei voll aufgedrehtem Poti!). Dementsprechend bedeutet ein höherer Widerstand einen höhenreicheren Ton. Ein 300k Volumen und ein 500k Tone Poti erzeugen nun einen Ton, der zwar reich an Hochmitten, aber arm an Höhen ist. Ein einfacher Tausch der Potis kann Wunder wirken! Hier kann man experimentieren hat man z.B. eine von sich aus schon sehr hell klingende Gitarre, kann man durch die Verwendung eines 250k Tone Potis die Höhen etwas entschärfen. Einer eher muffig daherkommenden Paula kann sicherlich ein 500k Tone Poti nicht schaden.
Dann gibt es da noch die Ton-Kondensatoren. Hier gehen die Meinungen auseinander: Manche sagen, dass die Caps keinerlei Einfluss auf den Ton haben, ich hingegen finde schon, dass sie ein wichtiger tonformender Bestandteil sind. Als ich Keiko aufschraubte, konnte ich kaum glauben, was ich da sah zwei winzig kleine Keramikkondensatoren: das billigste vom billigsten. Und das in einer Gitarre, die preislich weit jenseits der $2000 Marke zu Hause war. Ein Austausch dieser Kondensatoren ist für mich ein eindeutiges Muss! Gibson verbaut in ihren Historic Les Pauls ja mittlerweile Kondensatoren, die wie die guten, alten Sprague Bumblebees aussehen. Aber Obacht diese Kondensatoren sind einfache Polypropylene Film Capacitors (ähnlich wie die Sprague Orange Drops). Mit den originalen Bumblebees haben sie ausser der Optik nicht viel gemein. Diese waren Paper-In-Oil Kondensatoren. Luxe bietet korrekte Reproduktionen dieser Caps an, allerdings für einen gepfefferten Preis. Günstiger ist da sicherlich ein kurzer Besuch auf Ebay und das Erlegen eines Paars russischer NOS PIO Caps mit .02µF die Voltangabe ist für Gitarrenzwecke absolut unwichtig, geht aber oft mit der Größe des Caps einher hier kann man also getrost die kleinere Variante wählen (mst. 100 200V). Und was ist der Effekt eines Umbaus von PF zu PIO Caps? Der Klang der Gitarre gewinnt an Dimensionalität, irgendwie wirkt alles räumlicher, runder, angenehmer. Es geht etwas Attack und harscher Spritzigkeit verloren. Da die Kondensatoren relativ günstig sind, lohnt es sich hier etwas zu experimentieren.
Okay, nun haben wir die Elektrik auf Vordermann, bzw. auf Vintage-Korrekt getrimmt, kümmern wir uns jetzt um die Hardware. Auch hier gibt es einiges zu optimieren, was nicht immer und unbedingt Einfluss auf den Ton, dafür aber auf Funktionalität hat. Da wären zum Beispiel die Kluson-mäßigen Tuner, mit denen Gibson jahrelang seine Kunden geärgert hat. Auch Sheryl hat diese vintage-chique aussehenden Tuner, deren Stimmstabilität leider erschreckend gering ist. Neuere Gibsons werden teilweise mit Groover Mechaniken ausgestattet, die zwar besser funktionieren, dafür aber auch um einiges schwerer als die Klusons sind. Mittlerweile gibt es wunderbare Alternativen, die klassisch aussehen UND funktionieren. Da wären zum Beispiel die neuen Kluson TonePros Mechaniken, die tatsächlich einwandfrei ihren Dienst verrichten. Etwas schwerer zu bekommen und eine Klasse für sich sind die Mechaniken der Gotoh SD510 Serie, die meiner Meinung nach zu den präzisesten Mechaniken überhaupt gehören und unter anderem auch auf meiner Kortmann Les Paul die Stimmung halten. Leider kommt man auch in den USA kaum an diese Teile ran, so dass ich mir für Sheryl einen Satz aus Japan direkt bestellen musste. Soweit werden wohl die wenigsten gehen. Auf den eigentlich Ton haben die Mechaniken ja nun keine Auswirkung.
Bleiben wir auf der Kopfplatte: Eine große Fraktion Gear-Fetischisten aus meinem Kunden-/Freundeskreis schwört auf Knochen-Sättel, andere bevorzugen Graphit-Material ich kann eigentlich mit dem Kunststoff, den Gibson verwendet ganz gut leben (allerdings erst, nachdem die Slots fachmännisch aufgearbeitet wurden). Es kann sein, dass ein Knochensattel den Klang beeinflusst, da ich allerdings noch keinen Direktvergleich auf der selben Gitarre gemacht habe, bleibt das vorerst ein Geheimnis.
Kein Geheimnis ist allerdings der immense Einfluss der Brücke und des Tailpieces auf den Klang und im besonderen das Sustain der Lester Polfuss. Gross in Mode sind derzeit sogenannte Locking-Bridges/-Tailpieces des Herstellers TonePros. Bei diesen werden beide Teile mittels Madenschrauben an den jeweiligen Bolzen fixiert. Das soll laut TonePros das Sustain signifikant verstärken. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass diese Madenschräubchen gerade mal dazu gut sind, das Herunterfallen der Bridge/des Tailpieces beim Saitenwechsel zu verhindern. Mehr Sustain konnte ich jedenfalls nicht feststellen. Auch ist Vorsicht geboten, beim Fixieren der Tune-o-Matic mittels Madenschrauben nicht das Gewinde der ABR-Bolzen zu zerstören! Mittlerweile hat TonePros auch sogenannte Locking Studs im Angebot, die vermutlich tatsächlich sustainfördernd wirken, da sie das Tailpiece großflächig fixieren. Der einzige Hersteller, dessen Produkte einen sehr eindrucksvollen Effekt auf das Sustainverhalten meiner Les Pauls hatten, kommt aus Deutschland welch Freude! Faber hat für Bridge und Tailpiece extrem gute Fixierungsmethoden gefunden, die nicht nur die Stabilität verbessern, sondern auch das Sustain deutlich verlängern. Sheryl reichte ein Upgrade mit einem Tone-Lock Kit (beinhaltet Tone-Locking Studs und ein Alu-Tailpiece), um das Sustain (gefühlt) zu verdoppeln! Das war schon sehr beeindruckend (http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/index.php?cPath=2_29_9). Des weiteren hat das Aluminium-Tailpiece einen deutlichen Einfluss auf den Gesamtsound der Gitarre. Die Tailpieces auf den Originale aus den 50ern bestanden auch aus Aluminium und irgendwie scheint Aluminium den Klang aufzufrischen, zu erweitern und luftiger zu machen. Dagegen kommt einem der Klang mit dem schweren Zink-Tailpiece schon richtig muffig vor. Faber hat außerdem ein sehr cleveres System zur Fixierung der Tune-o-Matic Brücke entworfen, indem die Brücke von oben mittels einer Schraube komplett mit dem Bolzen der Brücke bombenfest und großflächig verschraubt wird.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass eine Les Paul von Werk aus schon eine gute Gitarre ist. Dennoch gibt es hier und da Möglichkeiten, das Gute noch besser zu machen. Nicht jeder verspürt allerdings die Lust dazu, sich durch Foren zu lesen, einen Haufen Geld für Upgrades auszugeben, deren Ausgang ungewiss ist (besonders in Anbetracht der Tatsache, dass eine Gibson Gitarre ja bereits in der Anschaffung nicht ganz billig ist und/oder Geschmäcker unterschiedlich sind) oder auch den Originalzustand zu verändern (was ja unter Umständen zu einer Wertminderung führen kann). Andere sind auch einfach restlos glücklich mit ihrem Instrument und es interessiert sie nicht, ob man jetzt dies und jenes noch verändern kann.
Denjenigen sei hiermit gratuliert und weiterhin viel Spaß mit ihrem Trauminstrument gewünscht. Anderen aber, die zwar die Les Paul lieben, aber mit dem Sound nicht wirklich zufrieden sind oder einfach mal was probieren wollen, hoffe ich hier ein paar Anstöße gegeben zu haben, wie sie den Weg zu Ihrem persönlichen Trauminstrument vielleicht ein bisschen abkürzen können. Wer mit dem Gedanken spielt, seine Les Paul zu verkaufen, weil sie nicht das macht, was vorher erwartet wurde, sollte vorher noch mal das ein oder andere probieren vielleicht entpuppt sich ja die Les Paul noch als schlafendes Tonungeheuer, was nur noch wachgeküsst werden will so wie Keiko.
- Eigenschaft