Eine Frage: sprecht ihr, wenn ihr von "einem modernen Stück" sprecht, von Jazz-Pop-Rock-pipapo-kultur (Grossbegriff U-Musik) oder von E-Musik aus dem 20/21. Jh*?
möchte was festhalten:
Günther hat gesagt, dass sowohl Kirche wie auch Aristokratentum die heute "klassische" Musik zelebriert haben. Dies könnte natürlich simplerweise auch einfach dazu geführt haben, dass nur die heute aus aristokratischen-nobler abstammenden Häusern sich zu Klassischer Musik hingezogen fühlen, resp. die, die da gerne angehören würden. Immerhin wird heute nicht mehr unbedingt auch auf Gesellschafts-stand geschaut, wenn man über Musik redet, die Vorurteile sind aber da, nur schon wegen der Bildung (die halt leider Gottes oft mit Gesellschaftsschichten zusammenhängt...)
Dazu mal ein paar Vermutungen über die Historie meinerseits:
Früher war die "klassische" Musik alles, was die Leute überhaupt hatte, sie diente damals der Unterhaltung (Stichwort Kammermusik). Die heute noch erhaltene klassische Musik wurde häufig an Höfen praktiziert (weil auch von dort bestellt), so hat sie vermutlich auch den Weg in's Aristokraten-Lager gefunden.
Aufgeschrieben wurde sie nur, weil überhaupt Papier und Stift vorhanden waren, finanziellerweise.
Aber das heisst ja nicht, dass das einfache Volk vom unteren Stadtring aufm Marktplatz nicht auch Freude an der Musik gehabt hat, nicht wahr?
Aber wer da musiziert hat, hatte womöglich...
..nicht's um seine eigenen Kompositionen aufzuschreiben
..nicht das Geld für eine "höhere Bildung in Komposition und Inszenierung", also ev. einfach einen technischen Rückstand.
Daraus ist folgendes zu schliessen:
1. dass in der Tat nur "aristokratische" musik erhalten blieb
2. jene Musik technisch und spielerisch anspruchsvoller war/ist/bleibt als unten erklärte U-Musik.
wie gesagt, nur spekulationen auf einem minimalen Hintergrundwissen meinerseits, es würde aber den Hang zum Elitären der heutigen Gesellschaft einigermassen erklären. Wer was besseres sein will, stellt sich dem Anspruchsvolleren, oder tut wenigstens so...
Allerdings muss ich unsere klassischen komponisten, gerade was Anspruch betrifft, auch in schutz nehmen.. mir ist zB nie mehr irgendwas untergekommen, dass sowohl mathematisch numerisch, wie auch spieltechnisch, rhythmisch, gestalterisch und gefühlsmässig alles auf einmal in einem Stück untergebracht wurde, wie bei diversen Bach-Kompositionen (als Beispiel..).
gibt es sowas heute noch/wieder? Wenn ja, woher kommt's? und wenn nein, woran lag's?
Dies ist mMn mit mehr als nur Talent oder musikalischen Hintergründen zu bedenken, sondern auch Gesellschaft, Erziehung, etcetc...
Danke, dass ihr mich auf meiner "kleinen" Gedankenreise mitten in der Nacht begleitet habt....
(und wie gesagt, Spekulation über Spekulation..)
mfGLue
*wer nicht weiss: U=Unterhaltung, E=ernsthaft (könnte aber imho, alleine schon wegen der Bezeichnung auch "elitär" heissen ), Bezeichnung E-Musik für Volksmund "Klassik", da Klassik eigentlich eine Epoche darstellt, wer Klassik sagt, allerdings meistens Renaissance-Romantik+Alles "schöne mit den Geigen da" meint...