Ich falle hier gerade vom Glauben ab. Heute habe ich meinem Gesangslehrer erzĂ€hlt, dass wir in der Band keinen Song auĂer "Wicked Game" in der Liste habe, bei dem ich sagen wĂŒrde den singe ich gerne und eben kam das von ihm


Da hat er einfach mal die Lieder analysiert und sein Feedback dazugegeben - wie krass ist das denn???



und ja, ich habe beim Singen dann immer Schmerzen im unteren RĂŒcken
Billy Talent â Rusted from the Rain
â Problem:
Billy Talent (Ben Kowalewicz) singt extrem hoch und mit schneidender Kopfstimme, teilweise nah am Schreien. Schon die Strophen liegen höher als Deine natĂŒrliche Sprechstimme, und der Refrain springt dann in eine hohe Brust-Kopf-Mischlage, die brutal gepresst wird.
â Geeignet fĂŒr:
Sehr hohe MĂ€nnerstimmen (Tenöre), die natĂŒrliche Höhe und aggressive StimmfĂŒhrung gewohnt sind.
â Belastung:
Weil Du mit Deiner Altstimme stĂ€ndig gegen die hohe Lage ankĂ€mpfen mĂŒsstest, entsteht enormer Druck auf das Zwerchfell. Du mĂŒsstest mit dem ganzen Körper pressen, was zu Verspannungen im unteren RĂŒcken und Brustbereich fĂŒhren wĂŒrde. AtemstĂŒtze bricht leicht weg.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nein. Selbst mit viel Ăbung wĂŒrde dieser Song Deine Stimme und Deinen RĂŒcken auf Dauer schĂ€digen. Er liegt schlichtweg auĂerhalb Deines gesunden Stimmbereichs.
Faith No More â Digging the Grave
â Problem:
Mike Patton ist ein unfassbarer Techniker â er wechselt brutal schnell zwischen verschiedenen Stimmarten (Singen, Rufen, fast Schreien). Die Geschwindigkeit und stĂ€ndige Wechsel der Dynamik machen das Lied extrem anstrengend, vor allem wenn die Stimme nicht fĂŒr schnelles, druckvolles Shouting gebaut ist.
â Geeignet fĂŒr:
MĂ€nnerstimmen (Bariton/Tenor) mit Shout-Erfahrung und Kraft.
â Belastung:
Du mĂŒsstest stĂ€ndig zwischen leiser Kraft und explosiver LautstĂ€rke springen. Das erfordert eine massive AtemstĂŒtze und perfekte Bauchmuskulaturkontrolle. Ohne sie verlagert sich der Druck auf den unteren RĂŒcken und die BrustwirbelsĂ€ule.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nein. Die Technik, die Mike Patton nutzt, ist extrem speziell und fĂŒr Deine natĂŒrliche Stimmstruktur ungeeignet.
Skunk Anansie â Weak
â Problem:
Skin ist eine SÀngerin mit einer absurden Spannweite. Die Strophen liegen angenehm tief, aber der Refrain explodiert in hohe Belting-Töne, die aus der Bruststimme heraus nach oben gezogen werden.
â Geeignet fĂŒr:
Frauen mit hohem Mezzo-Sopran oder trainiertem Belting-Sopran.
â Belastung:
Wenn Du diese SprĂŒnge auf Dich ĂŒbertragen willst, mĂŒsstest Du brutal auf das Zwerchfell drĂŒcken und im Brustkorb extrem spannen. Das löst sehr schnell untere RĂŒckenverspannungen und eine Ăberlastung des Stimmbandes aus.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nein. Es wĂ€re purer Kraftaufwand ohne gesunde Möglichkeit, die Töne natĂŒrlich zu erreichen.
Stone Temple Pilots â Plush
â Problem:
Strophen sind tief und gut erreichbar. Aber: Der Refrain zieht die Stimme schleichend höher, lange gehaltene Töne verlangen Dehnung im oberen Bruststimmbereich.
â Geeignet fĂŒr:
Tiefe MĂ€nnerstimmen (Bariton).
â Belastung:
Weil der Refrain relativ hoch "gezogen" werden muss, entsteht auf Dauer Druck auf Zwerchfell und unterem RĂŒcken, vor allem bei lang gehaltenen Tönen, wo die Luft nicht mehr reicht.
â Mit viel Ăbung machbar?
Teilweise.
Wenn Du die Tonart deutlich tiefer legst (mindestens 2 Halbtöne), könnte der Song machbarer werden. Im Original aber zu belastend auf Dauer.
Weezer â Hash Pipe
â Problem:
Strophen sind rhythmisch einfach, aber die MelodiefĂŒhrung springt plötzlich hoch (z.B. "I've got my hash pipe"), sehr nasal und eng gesungen.
â Geeignet fĂŒr:
MĂ€nnerstimmen (Tenor) mit nasaler Stimmtechnik.
â Belastung:
Weil Du in einer tiefen Stimme arbeiten musst, aber der Song auf Höhe und Enge basiert, wĂŒrdest Du den Luftfluss blockieren. Das belastet das Zwerchfell stark und zwingt den unteren RĂŒcken in Spannung.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nein. Technisch zu weit weg von Deiner natĂŒrlichen Stimme.
Rage Against The Machine â Killing In The Name
â Problem:
Nicht wirklich gesungen â sondern gerufen und gebrĂŒllt. Emotion wird ĂŒber Kraft transportiert, nicht ĂŒber Gesang.
â Geeignet fĂŒr:
MĂ€nnerstimmen mit Shoutingtechnik (keine klassische Gesangsstimme).
â Belastung:
Maximale Belastung.
Ohne spezielle Shouting-Trainingsmethoden zerstörst Du RĂŒcken, Zwerchfell und vor allem StimmbĂ€nder. Enorm gefĂ€hrlich.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nein.
Das ist Sprech-Schrei-Technik, völlig ungeeignet fĂŒr gesunde Altstimmen.
Gun â Word Up
â Problem:
Der Song ist rhythmisch sehr funky und basiert auf schnellem, prĂ€zisem Sprechgesang. Die MelodiefĂŒhrung ist relativ einfach, aber die Wörter kommen schnell nacheinander â fast wie ein Rap-Groove im Rockmantel.
â Geeignet fĂŒr:
MĂ€nnerstimmen (Bariton) und tiefe Frauenstimmen (Alt), die rhythmisch stark sind.
â Belastung:
Gesangshöhe an sich ist gut geeignet fĂŒr Alt, RĂŒcken und Zwerchfell werden nicht stark belastet, wenn man locker im Groove bleibt.
ABER: Wenn der Textfluss zu schnell wird (viele Wörter auf wenig Atem), steigt der Druck im Körper, weil man schneller ein- und ausatmen muss und unterbewusst "presst". Dadurch kann sich trotz niedriger Tonhöhe Spannung im unteren RĂŒcken und Zwerchfell aufbauen, vor allem bei lĂ€ngeren Passagen.
â Mit viel Ăbung machbar?
Nur bedingt.
Wenn Dir schnelles Texten schwerfÀllt, wird der Song eher stressig bleiben.
Man könnte es langsamer ĂŒben und aufbauen, aber:
Wenn Du Dich dabei gehetzt fĂŒhlst, dann wird es auf Dauer anstrengend und nicht frei.
â Empfehlung:
Lieber auf Songs setzen, wo Atemfluss und Artikulation natĂŒrlicher in Deinem Tempo möglich sind.
HIM â Wicked Game
â Problem:
Strophen sind tief und liegen angenehm in der Bruststimme. Im Refrain mĂŒssen allerdings sehr lange, kraftvolle Töne gehalten werden, die eine starke AtemstĂŒtze verlangen. Dadurch kann die Stimme leicht ins Pressen geraten, wenn die Luft knapp wird. AuĂerdem wird der Song von HIM etwas hĂ€rter und druckvoller interpretiert als im Original, was zusĂ€tzliche Körperspannung fordert.
â Geeignet fĂŒr:
Tiefe MĂ€nnerstimmen (Bariton) mit robuster Atemtechnik und groĂem Lungenvolumen.
FĂŒr tiefe Frauenstimmen (Alt) bedingt geeignet, wenn angepasst.
â Belastung:
Wenn die AtemfĂŒhrung nicht perfekt gehalten wird, entsteht beim langen Halten der Refrain-Töne starker Druck auf das Zwerchfell. Dieser Druck zieht sich in die untere RĂŒckenmuskulatur, weil der Körper versucht, den Ton zu stĂŒtzen und gleichzeitig den Luftstrom zu verlĂ€ngern.
â Mit viel Ăbung machbar?
Ja, mit Anpassung.
Wenn der Song tiefer gelegt wird (mindestens 1â2 Halbtöne) und die Töne nicht auf Kraft, sondern auf Klang gefĂŒhrt werden, kannst Du ihn gesund und klangvoll singen.
Im Original-Arrangement könnte es auf Dauer aber zu Verspannungen und Atemproblemen kommen.
â Empfehlung:
Tonart senken (z.B. 1â2 Halbtöne tiefer)
Refrain-Töne natĂŒrlich ausflieĂen lassen, nicht auf Teufel komm raus halten
Mehr auf Resonanz als auf LautstÀrke setzen
Dann ist der Song eine gute Wahl fĂŒr Deine Stimme, ohne RĂŒcken- oder Stimmbelastung.
Warum Du Dich nicht an diesen Songs und Texten aufreiben solltest:
1. Viele dieser Songs (Billy Talent, Faith No More, Skunk Anansie, Rage Against The Machine usw.) sind fĂŒr andere Stimmtypen geschrieben â entweder hohe MĂ€nnerstimmen oder Frauen mit extremem Belting in groĂen Höhen.
â Du mĂŒsstest gegen Deine natĂŒrliche Stimme ankĂ€mpfen, anstatt sie zu nutzen.
2. Sie fordern entweder:
Hohes, gepresstes Singen (extreme Kopf- oder Mischstimme),
Hektisches, schnelles Texten (Funk- oder Shout-Stil)
oder reines Schreien (z.B. Rage Against The Machine).
â Das fĂŒhrt bei Dir zu Verspannungen, Druck auf Zwerchfell und RĂŒcken, und raubt Dir Deine natĂŒrliche Kraft.
3. Selbst mit viel Ăbung wĂŒrdest Du:
Deinen RĂŒcken und die AtemstĂŒtze ĂŒberlasten,
Deine Stimme falsch belasten (Gefahr fĂŒr LangzeitschĂ€den),
und trotz Training nie entspannt und frei klingen.
4. Dein Gesang wĂŒrde sich immer schwer und mĂŒhsam anfĂŒhlen, statt kraftvoll und leicht.
Wo Deine StÀrken liegen:
Tiefe, warme Altstimme:
Du hast eine kraftvolle, rauchige, authentische Altstimme, die wunderschön klingt, wenn sie in der Bruststimme bleibt und natĂŒrlich schwingt.
Emotion und Ausdruck:
Du hast die FĂ€higkeit, viel GefĂŒhl, Tiefe und Charisma in Deinen Gesang zu legen â ohne forcieren zu mĂŒssen.
Rockiger Grundklang:
Deine Stimme hat eine rockige Kante, die perfekt zu Alternative Rock, Grunge und dĂŒsterem Rock passt â aber nicht zu hektischem Funk oder Hochleistungsbelting.
Gute Kontrolle in mittleren Lagen:
In Deiner mittleren bis unteren Lage kannst Du richtig Druck aufbauen, ohne Dich zu verspannen.
Wo Deine SchwĂ€chen (oder besser: natĂŒrliche Grenzen) liegen:
Höhe:
Deine Stimme ist nicht dafĂŒr gebaut, um hohe, schrille Rockpassagen oder Belting in die Höhe zu pressen.
Schnelles Texten:
Songs mit schnellem, hektischem Textfluss (wie Word Up oder Sprech-Rock) liegen Dir nicht natĂŒrlich, weil sie Dich aus Deinem ruhigen Atemrhythmus reiĂen.
Shouting und Scream-Technik:
Geschriene oder gebrĂŒllte Songs (z.B. Rage Against the Machine) ĂŒberlasten Deine Stimme und sind gesundheitlich nicht machbar.
Kurzes Fazit:
Deine Stimme ist gemacht fĂŒr:
Druckvolle, rockige Songs mit tiefer/mittlerer Lage,
Kraftvolle Emotionen, nicht Geschwindigkeit,
Echte Rockmusik, aber mit Gesang, nicht Gegröle oder Hektik.
Deine Stimme ist nicht gemacht fĂŒr:
Schnelles, hektisches Texten,
Extrem hohe Refrains,
BrĂŒllen oder Shouting-Technik.
Wenn Du auf Deine StĂ€rken setzt, dann wird Dein Gesang frei, kraftvoll und gesund klingen â und Dein RĂŒcken bleibt entspannt, Deine Stimme bleibt fit, und Du kannst mit voller Energie auftreten, ohne Schmerzen oder Anstrengung.