Geigen-Mythos: Blindtest entzaubert die Stradivari

  • Ersteller Snakepit
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darum spiele ich 600€ Lindegitarren mit sustainhemmendem Floyd Rose, Polyesterlack in nen Modeller... Mein reden seit Jahren. Trotzdem werden weiterhin 5000€ Gitarre verkauft, weil das unsere Gilde wohl fürs Selbstbewusstsein braucht, dass hinter einem der Plexi auf ner Greenback knurrt und das Solo nur auf einer 59er Paula so echt mit Feeling ist...
 
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Meine Gründe, teurere Gitarren zu kaufen, sind sowieso nur die Stimmstabilität und das Aussehen.;) Oder ist die Stimmstabilität auch ein Mythos?:D
 
Es will halt keiner zugeben, dass er diese feinen Nuancen nicht hört, die entstehen, wenn Atome durch jahrelanges Spiel beeinflusst, ihre Richtung ändern. Das englischsprachige Wikipedia nennt einen Test von 1817, der zum gleichen Ergebnis führte:

A guitar-like violin made by the naval engineer François Chanot, a member of a family of luthiers. A committee of scientists and musicians, listening to the violins played in an adjacent room, judged Chanot's violin to be at least as good as the Stradivarius, but apparently Chanot's instruments quickly lost their good qualities. Fétis, François-Joseph (1868).

In den Siebzigern hatte ein Test der BBC ein 50:50 Ergebnis.
Bei Stern-TV lag eine High-Tech-Geige vorne, ein anderes Mal eine Bio-Tech-Geige, aus pilzbehandeltem Holz.
Für den Einen ist es die Chemie, bzw. der Holzwurm, vor dem sie schützen soll, für den Anderen sind vor allem die Stärke der Decke und des Bodens und die Maße der Wölbungen für den Klang entscheidend, auch ohne den Urin einer Jungfrau im Lack.

Laut Dünnwald lässt sich der Klang gewöhnlicher Violinen erheblich in Richtung Stradivari verbessern, indem man ein kleines Gewicht von weniger als 1/10 Gramm an einer speziellen Stelle anbringt. In der Fernsehsendung "W Wie Wissen" klebte er zur Andeutung ein Klümpchen Knetmasse mittig an den Rand des Stegs, wobei er darauf hinwies, dass er die genaue Stelle jedoch als Firmengeheimnis nicht verrät.


Wieder Andere sagen, der verwendete Lack sei nicht ungewöhnlich gewesen, es liege an der Dichte des Holzes.
Da könnte mancher Gitarrenbauer noch etwas davon lernen! A propos Gitarre und Pilz: Von Rory Gallaghers Stratocaster wird berichtet, dass sich in ihrem Inneren ein grosser Pilz gebildet hatte. Beim Nachbau fehlt dieser anscheinend. ;) Ja was denn nun? Ist das wertvolle Holz verantwortlich für den "Ton", oder doch der Pilz? Oder ist es alles völlig egal?
Ich erinnere mal wieder an den alten Witz, von dem Mann, der sich ein Hufeisen an die Wand nagelte. Als ihn sein Nachbar fragte, ob er denn glaube, dass das Glück bringe, sagte er: Nein, aber es soll auch helfen, wenn man nicht daran glaubt.
Fest steht doch, dass von irgendwelchen armen Bluesmusikern, die mit den billigsten Kaufhausgitarren ihrer Zeit spielten, ein Einfluss auf die Populärmusik ausging, der immer noch nachwirkt, während von ihren reicheren Zeitgenossen, die sich ein qualitativ besseres Instrument leisten konnten, nie jemand etwas hören wollte. Nigel Kennedy spielte auch schon eine (geliehene) Stradivari. Er hat jetzt noch eine Guarneri und eine No-Name-Geige, über die er sagt:

Sie ist völlig runtergerockt und sieht überhaupt nicht mehr schön aus, aber sie spielt sich herrlich - und das überall. Wissen Sie, während man mit so einer Guarneri immer umgehen muss wie mit einem rohen Ei, wo man sicherstellen muss, dass die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in einem Raum optimal sind, bevor ich sie auspacke, könnte ich mit meiner anderen Geige noch im übelsten Sandsturm in der Sahara stehen, und sie würde trotzdem toll klingen. Diese Mischung ist für mich das Optimum, denn so habe ich eine Prinzessin und eine Schlampe als Lebensbegleiterinnen. Und ich liebe sie beide in gleicher Weise.

Können wir daraus nicht etwas lernen? ;)
 
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Ich hoffe nur, dass der Thread nicht dahingehend ausartet, dass 99-EUR Gitarren genauso klingen wie für 999,- Euro.

Beachtet bitte, dass bei oben gelinktem Test keine 99-EUR-Billiggeigen am Start waren, sondern sehr hochwertige neue gegen alte. Jede der "neuen Testsieger-Vergleichsgeigen" ist mehrfach teurer als jede "teure" E-Gitarre".

Es geht vergleichsweise also um "neue Gibson Les Paul vs. eine alte" und nicht um Chinafließband-Fake anno 2012 vs. Gibson 1957"
 
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Ich finde auch bis 3000€ merkt man wirklich noch deutliche Unterschiede von dem Feedback das einem die Gitarre gibt, das kann nicht sein, dass man sowas nicht spürt. Darüber hinaus bestätigt sich wohl die Annahme, dass Dinge allgemein ab einem bestimmten Preis einfach nur noch anders werden und nicht unbedingt besser, irgendwo sind die Möglichkeiten ja auch begrenzt, was ein Teil alleine kann.
Und bei einer Gitarre spielt das Gefühl, dass man mit ihr hat, ja eine sehr bedeutende Rolle für den Spaß den man an der Musik damit hat und der wird in dem Artikel nicht mehr so richtig hervorgehoben :)
 
cool, dann brauch ich ja nicht mehr von ner 53er, 59er Gibson Les Paul zu träumen :rofl:
Dann reicht mir meine Les Paul ausm Jahr 2005 voll und ganz *freu* *happy*:great:
 
Ich hoffe nur, dass der Thread nicht dahingehend ausartet, dass 99-EUR Gitarren genauso klingen wie für 999,- Euro.

Das muss wirklich nicht sein. Aber vielleicht leuchtet jetzt auch so manchem Anfänger ein, dass man für das Geld schon ein richtig gutes Instrument bekommt, und ab dem zwei- oder dreifachen dieses Preises, kein musikalischer Mehrwert mehr drin ist. Dass die Gitarre, auch im Vergleich zur Violine, ein relativ günstiges Instrument ist, wird hier immer wieder gesagt. Es war doch schon immer unlogisch, dass es mit modernem Wissen und Können nicht mehr möglich sein sollte, etwas genauso gut herzustellen, wie vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten. Zumal es seither keine grossen Veränderungen mehr an den Produkten gegeben hat. Bei Geige und Gitarre ist doch ähnlich, dass die Instrumente der Hersteller, die grossen Anteil an der Entwicklung, der heute noch üblichen Bauweise hatten, als unwiederbringlich und geradezu göttlich mystifiziert werden. Dem kann man jetzt wenigstens entgegenhalten: weniger Mythos - mehr Logos. Das ist billiger und schont die Nerven.
 
Interessante Sache!
Den Test würde ich gerne mit Orchester wiederholt sehen, um zu vergleichen, wie die verschiedenen Geigen im Bandmix sitzen. :)
 
darum spiele ich 600€ Lindegitarren mit sustainhemmendem Floyd Rose, Polyesterlack in nen Modeller...
das kann ich noch mit einer ~150 euro agathis klampfe toppen. hab zwar hardware und elektronik getauscht, was den preis natürlich etwas in die höhe treibt aber das teil klingt wirklich sau gut wenn man bedenkt dass agathis ja ein so uuuuuuuuunglaublich billiges und schlechtes holz ist...
zugegebenermaßen spiele ich das teil recht selten, was aber nicht am klang liegt. meine lieblingsgitarre ist eine ltd f-400 (gekauft für 550 euro neu), die sich klanglich garantiert nicht hinter dem gehobenen preissegment verstecken muss.

Ich hoffe nur, dass der Thread nicht dahingehend ausartet, dass 99-EUR Gitarren genauso klingen wie für 999,- Euro.
auch bei 1000 euro gitarren gibts schwarze schafe :D
ich denk aber dass man das geigenbeispiel so oder so nicht ohne weiteres auf eine e-gitarre anwenden kann, da spielen einfach zu viele faktoren wie elektronik, amp usw. eine rolle. wenn dann wohl eher auf akustische, da ist der unterschied zwischen günstiger stangenware und edelinstrumenten schon etwas größer.
 
wenn dann wohl eher auf akustische, da ist der unterschied zwischen günstiger stangenware und edelinstrumenten schon etwas größer.
oja! kann ich bestätigen! ich hab mir mal den Spass gemacht und mich stundenlang durch die gesamte Thomann Westerngitarrenabteilung gespielt und das Ergebnis war mehr als ernüchternd im billig-segment. Die einzige , die ich in dem Bereich vom Klang her gekauft hätte, wäre vielleicht noch ne Yamaha gewesen. Erst als ich dann ne Martin D40 in der Hand hatte, ging soundmässig wirklich die Sonne auf , 3550 €.
 
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Meine persönliche Erfahrung bis jetzt ist, daß man um sehr wenig Geld schon sehr gute Instrumente bekommt. Es macht dann halt unheimlich Spaß, selber dran rumzubasteln..bei den ganz billigen Gitarren wirkt oft ein Satteltausch schon Wunder, die ganzen Einstellungsarbeiten die man sich im Werk spart, bessere Pickups...mein letztes Aha-Erlebnis hatte ich mit einer Harley Bentzon HBT1500TBK, die mit einem neuen Sattel und neuen PAF-Repliken von Artec saugeil klingt und wunderbar zu bespielen ist. Sie ist momentan meine Nr.2...und hat incl. Tuning knappe 200.- gekostet.

ABER: Trotzdem ist meine Nr.1 eine Les Paul Custom von 1987. Sicher habe ich Gitarren die sich flüssiger bespielen lassen, die fast genausogut klingen..aber eben nur fast. Dazu kommt, daß ein Instrument, das man fast 25 JAhre lang gespielt hat, einem ans Herz wächst..man kennt es durch und durch und spielt entsprechend souverän drauf.

Was ich mich selbst schon lange frage...auch ich habe das Gefühl, daß die meisten Gitarren mit der Zeit an Substanz und Charakter gewinnen, es ist fast so ein bisschen das esoterische Gefühl, daß etwas vom eigenen Spirit aufs Instrument abfärbt, und ich frage mich selbst ob das Voodoo ist, ob man sich einfach ans Instrument gewöhnt oder ob da was dran ist...wie seht Ihr das?

[E]vil;5673342 schrieb:
ich denk aber dass man das geigenbeispiel so oder so nicht ohne weiteres auf eine e-gitarre anwenden kann, da spielen einfach zu viele faktoren wie elektronik, amp usw. eine rolle. wenn dann wohl eher auf akustische, da ist der unterschied zwischen günstiger stangenware und edelinstrumenten schon etwas größer.

Das sehe ich übrigens genauso, ich denke daß bei akustischen Instrumenten das Material udn die VErarbeitung einen wesentlich größeren Einfluß haben als bei elektrischen, bei denen man mit der Elektronik noch viel rausholen kann, sofern die Basis stimmt.
 
Was ich mich selbst schon lange frage...auch ich habe das Gefühl, daß die meisten Gitarren mit der Zeit an Substanz und Charakter gewinnen, es ist fast so ein bisschen das esoterische Gefühl, daß etwas vom eigenen Spirit aufs Instrument abfärbt, und ich frage mich selbst ob das Voodoo ist, ob man sich einfach ans Instrument gewöhnt oder ob da was dran ist...wie seht Ihr das?

na es ist, wie du sagst. Es ist meiner Meinung nach nicht Voodoo sondern Erfahrung. Bei mir z.b. geht mir das mit meiner Ibanez PF100 (meine erste E Gitarre) oder mit meiner Gibson ES335 Bj 79 (ich spiel sie seit 99) so. Man hat mit der Gitarre hunderte Sessions und Gigs gespielt, hat sich jahrelang mit ihr auseinandergesetzt, man hat sie im wahrsten Sinne des Wortes "zugeritten" und sie gewinnt da beinah automatisch mit der Zeit an Charakter. :)
 
Meine Gründe, teurere Gitarren zu kaufen, sind sowieso nur die Stimmstabilität und das Aussehen.;) Oder ist die Stimmstabilität auch ein Mythos?:D

also meine 300€ Ibanez mit Edge ist absolut stimmstabil!

Ich hoffe nur, dass der Thread nicht dahingehend ausartet, dass 99-EUR Gitarren genauso klingen wie für 999,- Euro.

Beachtet bitte, dass bei oben gelinktem Test keine 99-EUR-Billiggeigen am Start waren, sondern sehr hochwertige neue gegen alte. Jede der "neuen Testsieger-Vergleichsgeigen" ist mehrfach teurer als jede "teure" E-Gitarre".

Es geht vergleichsweise also um "neue Gibson Les Paul vs. eine alte" und nicht um Chinafließband-Fake anno 2012 vs. Gibson 1957"

und bitte auch beachten, dass man in dem Geigentest eine 3000€ Geige mit einer unbezahlbaren verglichen hat (wenn man das rein auf den Wert bezieht, ich habe keine Ahnung, was eine Strad damals neu gekostet hat) - also ist der Vergleich Custompaula vs 300€ Ibanez oder Gibson Paula Bj 59 vs Gibson Paula Bj 2010 durchsus angebracht und wer heute noch glaubt, dass eine handgefertiget Customgitarre "besser" klingt als eine CNC gefräste glaubt auch an den Klimaschwindel. Schmunzeln muss ich auch jedes Mal, wenn Herr Braun seinen patentierten Halsübergang hochjubelt, 10 Sekunden längeres Sustain, dafür sind die hohen Lagen halt nicht mehr vernünftiger spielbar... wegen mir.

Interessieren würde mich ein Paula Vergleich: Epi Standard vs Bach vs höherwertig Epi vs Gibson Paula vs original 59.
 
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Also, im Unterschied zu den beiden Geigen Samples höre ich bei dem Video einen recht deutlichen Unterschied, trotz schlechter Qualität und Notebooktröten.
Die R9 klingt deutlich dumpfer und irgendwie nicht so spritzig und lebendig wie dier Originale.

Einbildung oder Realität?
 
Ja der Unterschied ist schon extrem, und vorallem bin ich mir sicher das die 59er sicher nicht "geschönt" wurde, immerhin soll es ja Werbung für die DiMarzios sein und nicht für die echten PAF's
 
hier klingt die original 59er deutlich besser... heißt das also doch, dass Gibson in den letzten Jahren minderwertige Instrumente für einen Haufen Geld raushaut?
 
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Heist eher das selbst die besten neuen Instrumente die alten Legenden nicht erreichen.
 

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