Modes, Stufenakkorde und Artverwandtes

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Also, eigentlich hatte ich ursprünglich lediglich vor, eine - wie ich zumindest finde - ganz nette Art und Weise zu präsentieren, wie man Modes auch mal üben bzw. klanglich verinnerlichen kann.
Es hat sich aber jetzt so ergeben, dass ich gerade in letzter Zeit vermehrt mal wieder über Äußerungen, Erklärungen und Konzeptionen, was Modes angeht, gestolpert bin, die ich mindestens als sehr unvollständig, nicht selten aber sogar als vollkommenen Blödsinn bezeichnen muss. Und das Schlimmste daran ist: Der praktische Nutzen von Modes (der sehr hoch sein kann, wie man hoffentlich noch sehen wird…) bleibt dabei häufig komplett auf der Strecke.
Oft kann man bspw. Folgendes lesen: "D-dorisch ist C-Dur von D nach D". Das ist per se noch nicht einmal *so* verkehrt, nur ist diese Aussage bestenfalls von analytischem Wert, denn wenn man die C-Dur Tonleiter von D nach D betrachtet, mit dem D eben als neuem Grundton, ergibt sich selbstverständlich eine andere Intervallstruktur als bspw. in C-Dur selber (also von C bis C betrachtet) - und das Wissen um diese Intervallstruktur kann durchaus hilfreich sein, bleibt aber letztendlich eine rein analytische Geschichte mit relativ geringem praktischen Wert (ich hoffe, man wird sehr bald sehen, warum).
Noch fataler ist es mit Aussagen a la "D-dorisch ist C-Dur von D nach D gespielt". Wahnsinn, reiner Wahnsinn. Wenn ich meine werte C-Dur Tonleiter von D nach D spiele und unten drunter (in einem Backing welcher Art auch immer) ein C-Dur Akkord liegt, dann hat der sich ergebende Klangcharakter mit dorisch so richtig gar nichts am Hut, sondern es klingt ganz fein nach C-Dur.

So, an dieser Stelle darf kann und muss natürlich die Frage aufkommen: "Was lässt uns denn dann den Klangcharakter eines Modes "erfahren"?"
Die Antwort ist vorerst relativ einfach: Das "harmonische Umfeld". Ein Beispiel gab es ja oben schon zu lesen, über einem C-Dur Akkord klingt das Tonmaterial aus C-Dur nach C-Dur, sprich "ionisch" (der Name für diesen Modus)
Anm: Die Namen für unsere Modi leiten sich im übrigen aus der gregorianischen Kirchenmusik ab, deshalb oft auch der Ausdruck "Kirchentonarten". Für die heutzutage übliche Anwendung ist dieser historische Bezug aber quasi vollkommen belanglos, die Namen sollte man sich halt merken.
Ein weiteres Beispiel sollte jeder, der sich bereits mal mit Durtonleitern und deren parallelen Molltonleitern beschäftigt hat, kennen: Benutzen wir das Tonmaterial aus C-Dur über einen C-Akkord, erklingt C-Dur (eben "ionisch"), haben wir es aber mit einem A-Moll Akkord zu tun, so erklingt die parallele Molltonart, nämlich natürlich Moll oder auch "äolisch".

Ich glaube, man kann jetzt schon ziemlich gut erkennen, worauf die Sache hinausläuft.
Modes sind "Abkömmlinge" einer zugrundeliegenden Dur-Tonleiter/Tonart (es gibt im übrigen auch Modes, die sich bspw. von harmonisch oder melodisch Moll ableiten, für jetzt soll uns aber die Durtonleiter reichen).
Die klangliche Definierung erfolgt dadurch, dass wir die jeweiligen Stufen dieser Durtonleiter als neues harmonisch-melodisches "Zentrum" zu "etablieren" versuchen. Dafür ist eben unbedingt ein harmonisches "Umfeld" vonnöten, wie das eben genannte Beispiel von C-Dur und A-Moll relativ eindeutig sehen lässt.

Was sind also folglich die Voraussetzungen, um einen Mode erklingen zu lassen?
1) Ich benutze das Material der zugrundeliegenden Durtonleiter über den Basston der jeweiligen Stufe.
2) Ich benutze das Material der zugrundeliegenden Durtonleiter über den Akkord, der sich auf der jeweiligen Stufe aufbaut.
3) Ich passe meine Melodielinien durch entsprechende Phrasierung so an, dass zentrale Töne des jeweiligen Modes betont und womöglich nicht passende Töne vermieden bzw. nur als Durchgangstöne benutzt werden.

Ein paar Anmerkungen zu diesen Statements.
Es mag sich etwa hinsichtlich des 3. Punktes die Frage stellen, warum man auf sowas achten muss. Ist es denn nicht so, dass C-Dur über einem D-Basston oder Akkord nach D-dorisch klingt? Doch, prinzipiell schon, aber es passt nicht jede Linie, die über einen C-Dur Akkord fein klingt, auch über alle anderen Stufen(akkorde).
Auch sollte es für jetzt schon ziemlich klar ersichtlich sein, dass Modes ohne die jeweiligen Stufenakkorde nicht wirklich funktionieren werden.

Ich möchte mich im Folgenden also der Kombination von Stufenakkorden und Modes widmen.
Im Übrigen: An sich bestehen zwischen Akkorden und einer entsprechenden Skala keinerlei funktionelle Unterschiede. Ein Akkord kann als "auseinandergefaltete" Skala betrachtet werden, eine Skala folglich als ein "zusammengefalteter" Akkord. Ich denke, dass dieser Umstand gleich ersichtlich werden wird.

Wie sind diese Stufenakkorde aufgebaut?
Eigentlich ganz einfach. Man nimmt den jeweiligen Grundton und "stapelt" darauf diatonische (sprich tonleitereigene) Terzen (ganz grob für jetzt: Terz-Intervall = von einem Ton zum übernächsten), bis alle Tonleitertöne aufgebraucht sind. Als Beispiel für die 1. Stufe in C-Dur, also einem Akkord mit Grundton C:
C-E-G-B-D-F-A
(Anm.: Ich werde für das deutsche "H" ausschließlich die international übliche Bezeichnung "B" gebrauchen.)
Der nächste Schritt besteht darin, diesen Akkord zu analysieren. Für obigen Akkord würde das so aussehen:

C = Grundton
E = große Terz (macht daraus einen Durakkord)
G = Quinte
B = große Septime (j7)
D = große None (9)
F = reine Undezime (11, identisch mit der Quarte, 4)
A = große Tredezime (13, identisch mit der Sexte, 6)

Diese Analyse fassen wir in einem Akkordsymbol zusammen, das sieht dann so aus:
Cmaj7/9/11/13
Kleine Anm. zur Akkordsymbolik: Wenn wir etwa einen Akkord a la "C9" antreffen, dann geht man davon aus, dass auch zumindest die Septime (in diesem Fall die kleine, die große muss eigens durch ein "j" oder "maj" indiziert werden) vorhanden ist. Wollen wir nur einen C-Dur Dreiklang mit zugefügter None, dann würde der Akkord "Cadd9" heißen. Es werden also nicht immer alle möglichen Indizierungen angegeben, ich werde es hier aber, zwecks besserer Vergleichbarkeit, so halten.
Und noch eine Anmerkung zur generellen Strukturierung von Akkorden: In der moderneren Harmonielehre geht man, anders als bspw. in den meisten klassischen Werken, bei der harmonischen Analyse durchaus auch von Septakkorden aus. Der "Grundakkord" des eben dargestellten Cs wäre also ein "Cmaj7". Die über die Oktave hinausgehenden Töne werden üblicherweise "Optionstöne" genannt. Selbstverständlich bedeutet diese Art der Organisation nicht, dass es keine normalen Dreiklänge a la "C" mehr gibt. Da wird die Septime dann eben einfach weggelassen. Für eine Analyse von Stufenakkorden bietet es sich allerdings an, das komplette mögliche Akkordgebilde unter die Lupe zu nehmen.

Ok, dem aufmerksamen Leser wird sich jetzt hoffentlich eine Frage regelrecht aufdrängen:
Macht es Sinn, in einem Akkord sämtliche Skalentöne zu benutzen?
Die Antwort ist ein ganz klares "Nein!".
Hier ein paar Gründe:
- Selbst wenn alle Skalentöne tatsächlich mehr oder minder brauchbar klingen würden (was bei dem ein oder anderen Akkordkonstrukt übrigens tatsächlich der Fall sein kann, wenn auch eher selten…), so würde ja die Unterscheidbarkeit verschiedener Akkorde ziemlich den Bach runtergehen, wenn man andauernd alle Skalentöne benutzen würde.
- Selbst wenn es gewisse Akkorde gibt, zu denen bisweilen alle Skalentöne passen, so wird der Akkordcharakter vermutlich doch ein wenig an "Verwaschenheit" leiden.
- Ein ganz profanes, gitarrenorientiertes Ding: Wir haben normalerweise nur 6 Saiten, darauf kann man einfach keine 7 verschiedenen Töne zeitgleich unterbringen. Selbst 6 verschiedene Töne sind nur in sehr wenigen Fällen sinnvoll unterzubringen.
- Die absolut wichtigste Geschichte: Es passen schlicht und ergreifend nicht alle Skalentöne zu jedem Akkord. Der Fachjargon spricht hier von "Avoid Notes", also Tönen, die es zu vermeiden gilt. Diese "Avoid Notes" sind so ein zentraler Bestandteil in der Benutzung von Stufenakkorden, Modes und der Melodiebildung im allgemeinen, dass ich ihnen ein komplettes "Kapitel" widmen möchte.


"Avoid Notes" und daraus folgende Implikationen.

"To avoid" heißt "vermeiden", "Avoid Notes" sind folglich, wie schon erwähnt, Töne, die es eher nicht zu benutzen gilt.
Man mag sich jetzt natürlich fragen, warum man denn Töne aus bspw. C-Dur nicht über einem Stufenakkord aus C-Dur benutzen sollte.
Die Antwort ist relativ einfach: Selbst innerhalb einer Durtonleiter gibt es Töne, die im Zusammenspiel mit anderen Dissonanzen erzeugen. Das ist speziell dann störend, wenn diese Dissonanzen im Zusammenklang mit "Hauptakkordtönen" (also Grundton, Terz, Quinte und womöglich auch Septime) auftreten.
Die vermutlich am häufigsten "aufstoßende" Dissonanz ist die durch das Intervall einer kleinen None (b9) entstehende. Das geht so weit, dass es in gewissen Tonsatzlehren so etwas wie ein "b9 Verbot" gibt (Ausnahmen bestätigen wie so oft die Regel, aber ich will mich hier auch nicht den Ausnahmen widmen). Auch die kleine Sekunde (b2) ist oftmals Punkt des Anstoßes, letztendlich ist eine b9 ja auch nichts anderes als eine b2 mit einer zusätzlichen Oktave.
Schnappen wir uns jetzt mal den oben schon aufgelisteten C-Dur Akkord mit seinen ganzen Optionstönen und schauen uns die Intervallstruktur an. Wir werden feststellen, dass die Terz E und die Undezime (11) F das Intervall einer kleinen None bilden. Da jetzt die Terz elementarer Ton unseres C-Dur Akkordes ist, sollten wir von der 11 als Optionston Abstand nehmen.
Eine weitere wichtige Erkenntnis ergibt sich für das Benutzen von Modes bzw. auch generell beim melodischen "Bespielen" irgendwelcher Akkorde: Diese "Avoid Notes" taugen nicht als stabile Zieltöne. In unserem C-Dur Akkord ist das F also weder wünschenswerte Akkorderweiterung, noch wünschenswerter Melodieton.
Und, damit das alles nicht ganz so abstrakt ist, hier ein ganz einfaches Klangbeispiel, nämlich ein vom E-Piano gespielter C-Dur Akkord (ganz simpel, also ohne Septime und sonstigen Schnickschnack) und per Gitarre ein darüber angespieltes F, einmal in der Lage des Es, einmal ein Oktave darüber (wir haben es also erst mit einem b2, dann mit einem b9 Intervall zu tun).

Das klingt nicht wirklich elegant, oder? Eher schon wie im falschen Film, in meinen Ohren jedenfalls.
Ich kann folglich den Nutzen des Wissens um diese "Avoid Notes" nicht genug betonen und werde in diesem Thread noch mit weiteren Klangbeispielen darauf eingehen.

Ok, im nächsten Posting werde ich jetzt erst einmal eine Liste der sich innerhalb einer Durtonleiter aufbauenden Stufenakkorde und Modes inkl. Akkord- und Skalenanalyse liefern (kommt in wenigen Minuten, ist schon vorgeschrieben), danach möchte ich dann mal den praktischen Nutzen einer solchen Liste demonstrieren.

Eventuell aufkommende Fragen werde ich sehr gerne versuchen, zu beantworten.
Und ich bitte auch darum, mich auf etwaige Ungereimtheiten bzw. auch Unverständlichkeiten hinzuweisen.

Gruß
Sascha

---------- Post hinzugefügt um 12:32:16 ---------- Letzter Beitrag war um 12:29:12 ----------

Hier jetzt also die Liste aller Akkord- bzw. Mode-Stufen einer Durtonleiter am Beispiel C-Dur.
Ich habe die im letzten Posting erwähnten "Avoid Notes" in Klammern gesetzt - man sieht natürlich auch, dass es sich bei Akkorden und den dazugehörigen Skalen um dieselben Noten handelt. Es sei übrigens gesagt, dass man diese Töne innerhalb einer Skala selbstverständlich als Durchgangstöne benutzen kann, nur als zentrale Zieltöne sind sie oftmals eben ziemlich ungeeignet (wie das schon gepostete Beispiel eines Fs über einem C-Akkord ja bereits recht deutlich zeigen sollte).
Ferner werde ich zu jeder Stufe ein paar Anmerkungen schreiben.


1. Stufe: C

Akkordaufbau: C E G B D (F) A
Akkordanalyse: 1 3 5 j7 9 (11) 13
Akkordsymbol: Cmaj7/9/(11)/13
Skalenaufbau: C D E (F) G A B
Skalenanalyse: 1 2 3 (4) 5 6 j7
Skalenname: Ionisch
Anm.: Die Skala ist halt auch als ganz normal "Dur" bekannt. Zum Akkord lässt sich sagen, dass dieser gelegentlich mit einem "sus4" Vorhalt auftaucht (heißt, dass die große Terz E durch die Quarte F ersetzt wird). In dem Fall wird das F natürlich ein sehr günstiger Zielton, das E hingegen weniger. Auch wird in diesem Fall quasi nie eine maj7 gespielt, man sollte die also dann als Zielton vermeiden.


2. Stufe: D

Akkordaufbau: D F A C E G
Akkordanalyse: 1 3- 5 7 9 11 [13]
Akkordsymbol: Dmin7/9/11/[13]
Skalenaufbau: D E F G A C
Skalenanalyse: 1 2 3- 4 5 [6] 7
Skalenname: Dorisch
Anm.: Ich habe hier die "Avoid Note" B in eckige Klammern gesetzt. Der Grund dafür ist, dass das B meistens kein b9-Intervall mit der Septime C bildet, da sich die Septime in den häufigsten Fällen relativ weit "unten" im Akkord befindet. Das resultiertende Intervall C-B ist eine große Septime und wird von unseren Ohren eigentlich als sehr viel konsonanter empfunden. Auch gibt es gelegentlich sogar Fälle, in denen die 13 (also das B) in einen Akkord eingebunden wird, hier ein ganz typisches Funk-Pattern:

Weiterhin wird man nicht selten, um auch akkordisch einen dorischen Klang zu etablieren, einen Dmin6 Akkord hören. In dem Fall wird die Septime C durch die Sexte B ersetzt, dadurch gerät das C zu einem kritischen Zielton, eben wieder wegen des entstehenden b2- oder b9-Intervalls.



3. Stufe: E

Akkordaufbau: E G B D (F) A (C)
Akkordanalyse: 1 3- 5 7 (b9) 11 (b13)
Akkordsymbol: Emin7/(b9)/11/(b13)
Skalenaufbau: E (F) G A B (C) D
Skalenanalyse: 1 (b2) 3- 4 5 (b6) 7
Skalenname: Phrygisch
Anm.: Wir sehen, dass es hier gerade die zentrale, den Mode ausmachende, Note ist, die man an sich tunlichst nicht als Akkord- oder Zielton benutzen sollte, nämlich die b9 F. Wie gesagt, als Durchgangston mag das funktionieren, aber es wird durch diesen Umstand relativ schwierig, den phrygischen Mode als solchen zu "etablieren". Klangbeispiele folgen.


4. Stufe: F

Akkordaufbau: F A C E G B D
Akkordanalyse: 1 3 5 j7 9 #11 13
Akkordsymbol: Fmaj7/9/#11/13
Skalenaufbau: F G A B C D E
Skalenanalyse: 1 2 3 #4 5 6 j7
Skalenname: Lydisch
Anm.: Sieht ja super aus, diese Analyse. Keine einzige "Avoid Note". Leider muss man das in der Praxis ein wenig relativieren. Wenn wir tatsächlich im Akkord eine #11 benutzen (was sehr hübsch sein kann), dann wird das praktisch meist so gelöst, dass die Quinte durch die #11 ersetzt wird (ist ja auch im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, denn diese Töne sind ja benachbart). Dadurch gerät die Quinte, zumindest wenn in höheren Lagen gespielt, zu einem u.U. kritischen Ton, denn es ergibt sich dann im Zusammenspiel mit der #11 ein b2- oder gar ein b9-Intervall.


5. Stufe: G

Akkordaufbau: G B D F A (C) E
Akkordanalyse: 1 3 5 7 9 (11) 13
Akkordsymbol: G7/9/(11)/13
Skalenaufbau: G A B (C) D E F
Skalenanalyse: 1 2 3 (4) 5 6 7
Skalenname: Mixolydisch
Anm.: Vielleicht ein etwas subjektiver Eindruck, aber zumindest improvisatorisch (sprich, in der Skala) erscheint mir die Quarte (4/11, also das C) als deutlich weniger kritisch, verglichen mit den "Avoid Notes" anderer Stufen. Ganz direkt als dauerhaften Zielton sollte man sie aber vermutlich dennoch vermeiden.
Auch diesen Akkord finden wir häufig in der sus4 Variante, hier meistens inkl. Septime, also bspw. G7sus4. In dem Fall wird die Terz B u.U. ein nicht wirklich günstiger Anspielton, zumal auf so einen G7sus4 häufig ein G7 folgt und man mit einem B über dem G7sus4 die akkordische Auflösungsbewegung vorwegnehmen würde.



6. Stufe: A

Akkordaufbau: A C E G B D (F)
Akkordanalyse: 1 3- 5 7 9 11 (13)
Akkordsymbol: Amin7/9/11/(b13)
Skalenaufbau: A B C D E (F) G
Skalenanalyse: 1 2 3- 4 5 (b6) 7
Skalenname: Äolisch
Anm.: Nunja, die Skala ist halt auch als "natürlich Moll" bekannt.


7. Stufe: B

Akkordaufbau: B D F A (C) E G
Akkordanalyse: 1 3- b5 7 (b9) 11 b13
Akkordsymbol: Bmin7b5/(b9)/11/b13
Skalenaufbau: B (C) D E F G A
Skalenanalyse: 1 (b2) 3- 4 b5 b6 7
Skalenname: Lokrisch
Anm: An sich kann man sich hier die "Avoid Notes" sparen, denn der min7b5 (auch "halbvermindert" genannt) Akkord klingt in sich schon extrem instabil (aufgrund der verminderten Quinte), so dass die "Avoid Notes" an sich gar kein weiteres Drama darstellen.
Zum lokrischen Mode sei gesagt, dass ich keinen einzigen Fall kenne, wo der als "stabile" eigenständige Einheit auftritt. An sich findet man halbverminderte Akkorde fast ausschließlich entweder in einen funktionalen Kontext eingebunden oder als Umkehrung bzw. Umdeutung eines anderen Akkordes (so kann man bspw. ein Bmin7b5 als G7 mit Terz im Bass spielen - und das funktioniert sogar ohne Grundton G). Und unser Ohr deutet lokrische "Gehversuche" dann auch meistens um.



So, das war's für jetzt mal eben.
In den nächsten Postings werde ich versuchen, zu erläutern, welchen immensen Nutzen man aus dem Wissen um Stufenakkorde (und den "Avoid Notes") ziehen kann, ferner möchte ich mich dann tatsächlich endlich auch den Modes an sich zuwenden. Alles dann natürlich inkl. einiger Klangbeispiele.

Bis dahin sind Fragen nach wie vor willkommen.

Gruß
Sascha
 
Eigenschaft
 
Toller Beitrag, echt hilfreich, nur in meinem Fall, noch nicht wirklich interessant, denn ich benutze die Modes "noch" nicht wirklich, als dominante Tonleitern, sondern mehr zur einfach Impro zbsp. Ok, ich hab die Tonart, sie ist C-Dur folglich C-Ionisch, D-Dorisch, E-Phrygisch, wie auch immer, und die passen einfach alle. :gruebel:

Werd mich vllt mal noch mehr mit den Akkorden zu Modes auseinandersetzen.

*Bewert* :great:
 
Toller Beitrag, echt hilfreich, nur in meinem Fall, noch nicht wirklich interessant, denn ich benutze die Modes "noch" nicht wirklich, als dominante Tonleitern, sondern mehr zur einfach Impro zbsp. Ok, ich hab die Tonart, sie ist C-Dur folglich C-Ionisch, D-Dorisch, E-Phrygisch, wie auch immer, und die passen einfach alle. :gruebel:

Naja, das ist eben auch das, was man an sich, um Modes klanglich zu "erfahren", nicht unbedingt machen sollte. C-ionisch, D-dorisch, etc. pp. - die nutzen eben alle dieselben Töne, von daher ist es schwer, sich vom Charakter der ursprünglichen Durtonleiter freizumachen, selbst wenn man die entsprechenden Stufenakkorde drunterlegt.

Wenn man wirklich den klanglichen Unterschied zwischen den einzelnen Modes hören will, dann bietet es sich an, die alle über einen Grundton zu spielen. Sprich, anstatt C-ionisch, D-dorisch usw. sollte man eher C-ionisch, C-dorisch, C-phrygisch usw. vergleichen.

Ich hatte ja an sich vor, erstmal noch ein paar Worte über den Nutzen der oben aufgelisteten Akkord/Skalen-Tabelle zu verlieren, aber das kann ich auch später noch machen.

Dann also gleich zu den Modes. Ich werde mal versuchen, alle Modes über einem Grundton zu präsentieren, dafür muss ich aber noch entsprechende Klangbeispiele aufnehmen, dauert also noch ein kleines bisschen.

Gruß
Sascha
 
Hallo Sascha,

Ich weiß nicht wie ich Dir danken soll. :) Du bringst quasi genau das auf den Punkt, wonach ich lange gesucht habe.

Als Autodidakt empfand ich es immer als schwer die Beziehung zwischen Akkorden und Modes zu verstehen. Aber so super wie du das hier schilderst, ergibt alles einen Sinn.

Vielen vilen Dank,

Gruß
 
Oft kann man bspw. Folgendes lesen: "D-dorisch ist C-Dur von D nach D".

Noch fataler ist es mit Aussagen a la "D-dorisch ist C-Dur von D nach D gespielt".

ehm, wo ist denn da der Unterschied? :gruebel:
 
Sunrise, der Unterschied ist, dass man C-Dur ja, zwecks Analyse, durchaus von D nach D betrachten kann (und vielleicht sogar sollte), denn nur so kommt man auf die sich ergebende Intervallstruktur des dorischen Modes (also 1 2 3- 4 5 6 7).
Die C-Dur Skala von D nach D gespielt sagt über den Mode hingegen rein gar nichts aus.

Ansonsten: Sorry für die noch nicht vorliegenden Klangbeispiele, ist mit einem 16 Wochen alten Kleinen nicht immer so planbar, wie der Tag verläuft, klar ist aber, wo die Prioritäten liegen...
Kommt aber alles noch, keine Sorge.

Gruß
Sascha
 
achso, "gespielt" ist das Schlüsselwort.

Klangbeispiele wären echt spitze. :) Du kannst den Beitrag als bewertet betrachten. :D
 
Hi,
sehr schöner Beitrag...Da hat sich einer richtig Mühe gegeben ;)

Was mir als einziges nicht so gefällt, sind die analytischen Skalenbezeichnungen. Also das j7 und 3- usw...
Ich schätze mal, du möchtest auf die Akkordsymbolschreibweise hinaus, aber ich glaube für einen Anfänger ist das eher verwirrend.
Ich bringe das meinen Schülern immer so bei:
1 2 3 4 5 6 7 ist eine normale Dur-Tonleiter, sprich alle Intervalle sind groß bzw. natürlich und die Abwandlungen haben dann b-Vorzeichen, also zb. 1 b2 b3 4 b5 b6 b7 für phrygisch.
Ist für mich am Sinnvollsten, aber ich denke, da hat jeder seine eigenen Vorlieben und Denkweisen.

Aber wie gesagt, toller Artikel, hätte mich früher gefreut, so etwas im Netz zu finden!
Ist dir eigentlich schonmal aufgefallen, dass du dich wie Frank Sikora abkürzt? Den kennst du doch sicher...

Viele Grüße
Patrick
 
Patrick Wörner;5074015 schrieb:
Was mir als einziges nicht so gefällt, sind die analytischen Skalenbezeichnungen. Also das j7 und 3- usw...
Ich schätze mal, du möchtest auf die Akkordsymbolschreibweise hinaus, aber ich glaube für einen Anfänger ist das eher verwirrend.
Ich bringe das meinen Schülern immer so bei:
1 2 3 4 5 6 7 ist eine normale Dur-Tonleiter, sprich alle Intervalle sind groß bzw. natürlich und die Abwandlungen haben dann b-Vorzeichen, also zb. 1 b2 b3 4 b5 b6 b7 für phrygisch.
Ist für mich am Sinnvollsten, aber ich denke, da hat jeder seine eigenen Vorlieben und Denkweisen.

Was du sagst stimmt absolut - und ich habe auch darüber nachgedacht, wie ich es wohl machen sollte.
Etwas wie "b3" finde ich halt insofern etwas kritisch, weil es eben (und das hast du ja ebenfalls ganz richtig interpretiert) in der Akkordschreibweise ganz anders auftaucht, ebenso die 7. Und gerade bei letzterer ist es nochmal extra schwierig, weil es da dann im verminderten Septakkord in der Tat eine b7 (enharmonisch verwechselt der Sexte entsprechend) gibt. Ist ja auch schon komisch genug, jemandem beizubringen, dass bspw. eine kleine Septime im Akkordsymbol nicht extra indiziert werden muss (da steht dann eben nur "7"), eine kleine Terz aber schon.
Ich glaube, dass es leider kaum eine "absolut" ideale Schreibweise für den Kram gibt und habe mich deshalb dafür entschieden, es so zu schreiben, wie ich persönlich es für mich sehe bzw. handhabe.

Ist dir eigentlich schonmal aufgefallen, dass du dich wie Frank Sikora abkürzt? Den kennst du doch sicher...
Klar kenne ich Frank Sikora. Aber, was die Abkürzung angeht, so würde ich bei ihm eher "FS" vermuten...

Gruß
Sascha



---------- Post hinzugefügt um 13:21:52 ---------- Letzter Beitrag war um 13:01:09 ----------

So, jetzt mal endlich ein paar Klangbeispiele.
Was gibt's zu hören?
Alle Modes über einen Grundton, ich habe mich für's A entschieden, und das aus guten Gründen, denn so kann man sich sehr einfach selber Backings basteln, da man wunderbar die leere A-Saite als Basston benutzen kann (ich habe da noch eine andere Übung in petto, bei der das erst recht zum tragen kommt).
Dann habe ich die 4 "Grundakkorde" (also bis zur Septime), die sich auf den jeweiligen Stufen aufbauen, als "harmonische Unterlage" genommen.
Die Akkorde sind sehr einfach gegriffen, gibt halt immer die leere A-Saite, die D-Saite für die Septime (G oder G#), die G-Saite für die Terz (C oder C#), die B-Saite für die Quinte (E oder Eb).
Rhythmisch gibt es rein gar nichts zu hören, die Akkorde sind jeweils ganz schnöde auf Beat 1 gelegt und klingen da 2 Takte lang. Dazu läuft, zur rhythmischen Orientierung, ein 16tel Shaker.
Die Melodiegitarre spielt am Anfang immer vom A bis zum A - und das, obwohl ich gesagt habe "von A bis A gespielt" wäre idiotisch. Aber das dient mir in diesem Fall nicht, um den Mode klarzumachen (das machen die Akkorde und das Tonmaterial), sondern um die einzelnen Modes besser vergleichen zu können. Nach diesen reinen Skalen spiele ich ein paar Linien, in denen hoffentlich der Charakter der einzelnen Modes ein wenig herausgekitzelt wird.
Man möge mir die gelegentlichen chromatischen Zwischentöne verzeihen, aber an sich verändern die am Klang des Modes nichts.
Ich überlasse euch das jetzt vorerst kommentarfrei, vielleicht mag der ein oder andere ja etwas zu den unterschiedlichen Klangcharakteren sagen (ich werde das später auch tun).
Ach ja, ich habe ganz bewusst diese Art reduziertes Backing (was man ja kaum Backing nennen kann) und nur 2 cleane Gitarren benutzt, weil ich vom Klang der Modes durch nichts ablenken wollte.
Und nochmal ach ja: Wer den Kram mehrfach hören will, den bitte ich, die Files auf seiner Festplatte zu speichern, denn irgendwann ist bei mir Schluss mit den Datenmengen auf'm Arcor-Server, und ich will nur ungern später irgendwelche Ersatzlinks klarmachen müssen. Danke.

Hier die Files:
Ionisch

Dorisch

Phrygisch

Lydisch

Mixolydisch

Äolisch

Lokrisch


Fragen und Anmerkungen sind nach wie vor willkommen.

Gruß
Sascha

---------- Post hinzugefügt um 16:58:58 ---------- Letzter Beitrag war um 13:21:52 ----------

Hatte in meinem letzten Posting etwas vergessen, die üblichen Erklärungen halt.
Hier kurz, was was ist:

A-Ionisch: 1. Stufe A-Dur, Akkord ist ein Amaj7.
A-Dorisch: 2. Stufe G-Dur, Akkord ist ein Amin7.
A-Phrygisch: 3. Stufe F-Dur, Akkord ist ein Amin7.
A-Lydisch: 4. Stufe E-Dur, Akkord ist ein Amaj7.
A-Mixolydisch: 5. Stufe D-Dur, Akkord ist ein A7.
A-Äolisch: 6. Stufe C-Dur, Akkord ist ein Amin7.
A-Lokrisch: 7. Stufe Bb-Dur, Akkord ist ein Amin7b5.

Gruß
Sascha
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Lieber Herr Gesangsverein, hab' das gestern gar nicht so bemerkt, da ich den Kram sehr leise eingespielt und einfach schnell rausgebounct hatte, der Shaker fräst ja ganz schön im Ohr rum... wenn jemand auf bessere Soundqualität Wert legen sollte, dann mische ich den Kram nochmal zumindest etwas erträglicher ab.

Ansonsten vielleicht später noch ein wenig mehr zu den Modes, mal sehen, ob das Hotel in Holland 'n erschwinglichen Netzzugang bietet.

Gruß
Sascha
 
Du meinst lokrisch. phrygisch hat keine b5

Stimmt natürlich. Ist mir gar nicht aufgefallen. Denke aber, dass Patrick da auch nur ein Ausrutscher passiert ist.

Gruß
Sascha
 
Moin Sascha

Exellente Ausführung von dir. Habe erst mehr oder weniger kürzlich mit diesem Thema angefangen und mich mit den untschiedlichen Klängen der einzelnen Modes vertraut gemacht. Der Untschied wurde mir aber erst so richtig klar als ich Anfing z.b. Dorisch über accorde zu spielen, wo es eigentlich nicht sollte. Also ein oder zwei Tonleiterfremde Töne hinzu.
Ich lerne gerade die Regeln und Möglichkeiten der verschiedenen Inprovisationsmöglichkeiten, also mit zur verfügungstehenden Scalen (prygh...dorisch...e.c.t.) auf den einzelnen Stufen. Verstehen tue ich schon zum Teil die Zusammenhänge, muß aber wohl aber noch etwas üben um fließender Improvisieren zu können. (Aber erst mal die Basic :rolleyes:) Ich habe die wichtigkeit von Hlabtonschritten oder ebend auch Leittönen schon länger erkannt, allerdings fehlte mir bislang die Basic (Das Theoretische). Als Autodidakt kein leichtes Thema. Deshalb ist deine Erklärung echt gut gelungen, und frischt einige Wissensfetzen wieder auf und stellt zusammenhänge her. ICh saugs auf wie nen Schwamm. :great:
Hier noch ne kleine Frage zu:

Was sind also folglich die Voraussetzungen, um einen Mode erklingen zu lassen?
1) Ich benutze das Material der zugrundeliegenden Durtonleiter über den Basston der jeweiligen Stufe.
2) Ich benutze das Material der zugrundeliegenden Durtonleiter über den Akkord, der sich auf der jeweiligen Stufe aufbaut.
3) Ich passe meine Melodielinien durch entsprechende Phrasierung so an, dass zentrale Töne des jeweiligen Modes betont und womöglich nicht passende Töne vermieden bzw. nur als Durchgangstöne benutzt werden.

Sind Punkt 1 und Punkt 2 nicht das selbe ? Die jeweilige Stufe ist doch auch der jeweilige Basston auf den sich dan jeweils der Accord aufbaut.

weiter unten schriebst du das man die dem Accordzugrundeliegenden Töne als Zieltöne einsetzen sollte, und die welchen den eigentlichen Mod ausmachen nur als Leittöne verwenden sollte.
Dann ist das doch im Endeffekt eine Accordbrechung in der ich mal gewisse Optionstöne als Leittöne innerhalb eines Accordes einsetze. Ich will damit sagen, das es mir manchmal leichter fällt in Brechungen zu denken als in Tonleitern.
Obwohl :rolleyes: Accordtöne sind ja auch Tonleitern. aber irgendwie ist des in der praxis für mich ein kleiner Unterschied :gruebel:
Vielleicht liegt es daran das ich´s nicht aufbauend lerne. Halt autodidakt. Was meinst du wie vorgehen am besten um Fundament zuschaffen.?
Gruß
 
Hopla, ja klar meinte ich lokrisch...
da habe ich mich jetzt wohl unglaubwürdig gemacht :D
 
Moin,

Sind Punkt 1 und Punkt 2 nicht das selbe ? Die jeweilige Stufe ist doch auch der jeweilige Basston auf den sich dan jeweils der Accord aufbaut.

Im Prinzip ist das in der Tat egal, ich wollte halt nur verdeutlichen, dass man eigentlich nur den Grund- bzw. eben Basston der jeweiligen Stufe braucht, dann die zugrundeliegende Durskala darüber spielt und dadurch der Mode entsteht. Mit entsprechenden Akkorden, noch mehr aber mit entsprechenden Akkorderweiterungen, wird die Sache nur noch klarer. Wenn ich nur einen Basston habe, kommen 7 Modes in Frage. Wenn ich nur einen Dur-Dreiklang habe, dann gibt's nur noch drei in Frage kommende Modes (ionisch, lydisch und mixolydisch). Und wenn ich einen Maj7/#11 Akkord habe, bleibt (zumindest innerhalb einer regulären Durtonleiter) nur ein Mode übrig.

weiter unten schriebst du das man die dem Accordzugrundeliegenden Töne als Zieltöne einsetzen sollte, und die welchen den eigentlichen Mod ausmachen nur als Leittöne verwenden sollte.

Naja, nicht wirklich. Das hängt eben stark vom Mode und dem drunterliegenden Akkord ab. Über einen Min6-Akkord kann ich a) natürlich dorisch spielen und b) eignet sich da der für's dorische typische Ton, die 6 (auch "dorische Sexte" genannt) allerbestens als Zielton. Als Zieltöne möglichst zu vermeiden sind die sog. "Avoid Notes", deshalb ist es auch bei einigen Modes (für mich bspw. phrygisch) schwieriger, die nur mit Hilfe eines einzelnen Akkordes zu "etablieren". Ich persönlich finde es etwa auch meistens angenehmer, über einen einzeln stehenden Maj7 Akkord lydisch zu spielen, anstatt ionisch, schlicht und ergreifend, weil die lydische #11 sich nomalerweise weniger mit der 5 beißt, als es die im ionischen vorkommende 11 mit der Terz tut. Sobald der Akkord aber in einem harmonischen Kontext genutzt wird, kann das ganz anders aussehen. In einer typischen Dur-Akkordverbindung wie bspw. C, F, G, C würde ich über das C vermutlich nicht lydisch spielen, sondern ganz einfach Dur, sprich ionisch.

Das ist übrigens sowieso eine Sache, auf die ich eigentlich noch zu sprechen kommen wollte. Es gibt ja durchaus die Möglichkeit, auch nur eine Tonart benutzende Akkordfolgen modal aufzufassen bzw. zumindest zu analysieren.
Bsp.: Dm7, G7, Cmaj7. Alles Akkorde aus C-Dur, also spielt man C-Dur darüber. Man könnte das auch eine ziemlich typische ionische Akkordverbindung nennen. Modal analysiert würde man D-dorisch, G-mixolydisch, C-ionisch erhalten. Macht eigentlich aber keinen Sinn, weil's ja eben alles Ableitungen von C-Dur sind.
Dennoch ist es so, dass solch eine Betrachtung gelegentlich doch zu gewissen Erkenntnissen führen kann, so etwa in Hinsicht auf die erwähnten "Avoid Notes". So würde ich in einer derartigen Akkordfolge eben kein B über dem Dmin7 spielen, kein C über dem G7 und kein F über dem Cmaj7.
Zu derselben Erkenntnis kann man natürlich auch gelangen, wenn man sich mit sog. "Guide Lines" beschäftigt (dazu vielleicht später mehr), es führen halt mal wieder mehrere Wege nach Rom.

Dann ist das doch im Endeffekt eine Accordbrechung in der ich mal gewisse Optionstöne als Leittöne innerhalb eines Accordes einsetze. Ich will damit sagen, das es mir manchmal leichter fällt in Brechungen zu denken als in Tonleitern.
Obwohl :rolleyes: Accordtöne sind ja auch Tonleitern. aber irgendwie ist des in der praxis für mich ein kleiner Unterschied :gruebel:
Vielleicht liegt es daran das ich´s nicht aufbauend lerne. Halt autodidakt. Was meinst du wie vorgehen am besten um Fundament zuschaffen.?

Hm, ich weiß nicht. Ich habe mir irgendwann, vermutlich noch nicht einmal sonderlich bewusst, angewöhnt, keine Unterschiede zwischen Akkorden und Skalen zu machen. Eine lydische Skala ist halt Dur mit #11, ein lydischer Akkord Maj7 mit den möglichen Erweiterungen 9, #11 und 13. Ein phrygischer Akkord ist Moll7, den ich eigentlich nur mit einer 11 erweitern kann, weil b9 und b13 doof klingen, in der phrygischen Skala benutze ich die b2 und b6 dementsprechend quasi nur als Durchgangstöne. Usw.

Ich wollte eigentlich nochmal direkte Vergleiche zwischen einigen Modes anstellen, vielleicht komme ich da ja heute noch zu, die Nutzung des Wellness-Bereichs in diesem seltsamen Hotel ist nämlich kostenpflichtig, das sehe ich nicht ein, obwohl 'n bisschen Sauna ganz geil wäre...

Gruß
Sascha

---------- Post hinzugefügt um 13:17:13 ---------- Letzter Beitrag war um 11:30:41 ----------

Wie schon erwähnt, ich wollte mal ein paar Modes direkt vergleichen.
Anbieten tut sich natürlich ein direkter Vergleich der Dur-Modes und dann der Moll-Modes.
Im Falle von Dur könnte man da folglich ionisch, lydisch und mixolydisch vergleichen, ich werde es aber auf ionisch und lydisch begrenzen, weil mixolydisch für mich persönlich eigentlich immer in einem etwas anderen Zusammenhang steht, da sich eben auf der Stufe ein Dom7-Akkord aufbaut und nicht Maj7, wie eben bei ionisch und lydisch.

Im ersten Soundbeispiel benutze ich die Quarte (also mal als reine, mal als übermäßige) nur als Durchgangston. Ihr hört die gleiche Linie zwei mal, einmal eben in ionisch, einmal in lydisch.

Ich finde persönlich, dass ionisch hier sehr gut im Rennen liegt. Vielleicht klingt es melodisch sogar plausibler als lydisch. Ist für mich auch kaum ein Wunder, denn unsere Ohren sind halt an melodisches Zeugs in "echtem" Dur gewöhnt. Lydisch funktioniert natürlich irgendwie auch, klingt aber etwas fremdartiger.

Anders sieht die Sache aus, wenn man die Quarte als Zielton benutzen möchte. Im folgenden Beispiel erneut dieselbe Linie einmal in ionisch, dann in lydisch, jeweils mit der Quarte als Zielton (das Ganze aufgrund der Kürze zweimal).

Hier schneidet ionisch für mich ganz übel ab, es beißt sich an allen Ecken und Enden (zwischen großer Terz und Quarte, zwischen Quarte und großer Septime), wohingegen mit lydisch für meine Ohren alles ziemlich im Lot ist.

Fazit:
Für mich ist ionisch irgendwie die bessere Lösung, wenn es um "sangliche" und harmonisch eingebundene Linien geht. Es klingt sehr nach "hier fühl ich mich vertraut und heimisch" oder so.
Lydisch hingegen ist nach meinem Dafürhalten eine sehr brauchbare Lösung, wenn man einzeln stehende Maj7-Akkorde vorfindet und keine größeren Zugeständnisse hinsichtlich der Zielltöne machen möchte. Es klingt aber melodisch eher "offen" und vielleicht nicht so "konkret" wie ionisch.

Ich hoffe, dass ich später noch zu den Moll-Vergleichen komme, der Upload kriecht hier und außerdem muss ich bald zum Soundcheck.

Gruß
Sascha
 
Hey, Sascha ;)

Ich hab grad mal diese Modes über die entsprechenden Akkorde gespielt zbsp. Amin7b5 und drüber A-Lokrisch, und ich muss sagen das macht echt laune, is ein völlig neues Klangbild und wirklich, eine tolle Erfahrung ;)
Ich möchte dir herzlichst für diesen Tollen Beitrag danken :great:

Ich glaube ich muss ihn ausdrucken und übers Bett hängen :D

Grosses Lob! :)
 
Es gibt ja durchaus die Möglichkeit, auch nur eine Tonart benutzende Akkordfolgen modal aufzufassen bzw. zumindest zu analysieren.
Bsp.: Dm7, G7, Cmaj7. Alles Akkorde aus C-Dur, also spielt man C-Dur darüber. Man könnte das auch eine ziemlich typische ionische Akkordverbindung nennen. Modal analysiert würde man D-dorisch, G-mixolydisch, C-ionisch erhalten. Macht eigentlich aber keinen Sinn, weil's ja eben alles Ableitungen von C-Dur sind.

Kommt drauf an, wie schnell die Akkorde wechseln. Bei schnellen Wechseln (1/2, 1- oder 2-taktig) wird im Ohr immer die zugrunde liegende Tonart haften, man wird also keine Modes "hören". Wechseln diese Akkorde in längerem Abstand (> 4-taktig oder >8-taktig bei schnelleren Tempi) sieht es anders aus. Das Ohr/Empfinden stellt sich dann um und nimmt z.B. das G dann nicht mehr als Dominante von C wahr - denn je länger das C zurückliegt, desto weniger wird es noch als Basis empfunden. Das Empfinden möchte jedoch einen Halt und deutet nun das G zur Grundtontonart um, sodass der hierüber klingende mixolydische Modus dann auch deutlich als solcher wahrgenommen wird.

Als Regel ausgedrückt:

Modes werden nur "hörbar",

- wenn der ionische Grundakkord/Tonart längere Zeit nicht erklingt und längere Zeit auch nicht zu diesem zurückgekehrt wird. Beispiel (Taktweisee): C C C C Dm Dm Dm Dm G G G G Dm Dm Dm Dm G G G G ....

- wenn der ionische Grundakkord/Tonart in der Chordfolge überhaupt nicht auftritt. Beispiel 1: phrygisch über lange Folge Em Em Em Em Em Em usw. Beispiel 2: Akkordfolge aus der G-Dur-Reihe: Am D7 Am D7 Am D7 Am D7 Am D7 Am D7 Am D7 ... Es Etablieren sich auf Basis der Töne von G-ionisch die Modes: II A-Dorisch und V: D7-mixolydisch im Ohr.

Die freieste Auswahl erhält man folglich, wenn einer Solopassage nur 1 einziger Grundton (ohne Akkord) zugrunde liegt. spielt z.B. der Bass dauerhaft E E E E E, stehen einem nicht nur die insgesamt 21 Modes von Durleiter, harmonisch Moll, melodisch Moll zur Verfügung, sondern auch noch die ganze Palette weiterer Leitern (vermindert, Halbton-Ganzton, Ganzton sowie dem dutzendfachen Rest aller Leitern der Welt) zur Verfügung. Nur halt nicht bunt durcheinander - zumal das Verwenden von Leitern grundsätzlich nicht mit dem Entwerfen schlüssiger Melodien im Sinne einer durchdachten Komposition zu verwechseln ist. Nur die geniale Auswahl bringt auch das geniale Ergebnis ;).
 
Zuletzt bearbeitet:
Daumen hoch, Hans_3, *exakt* so sehe ich das auch.
Ich denke übrigens, dass es sich um eine Mischung aus "absolutem Tempo" (sprich: wieviele Noten schaffe ich über den Akkord) und "relativem Tempo" (sprich: wie lange dauert der ein oder andere Akkord metrisch an) handelt. Und eben darum, dort eine Balance zu finden.
Bsp.: Wenn meine technischen Fähigkeiten es nicht zulassen, mehr als 4 Noten über ein halbtaktiges G7 bei 120 BPM zu spielen, dann werde ich vielleicht in dem Fall auch nicht den Mode "etablieren" können. Gehen 8 Noten (ob ich jetzt schneller bin oder das Tempo langsamer, das ist mehr oder minder egal), mag das ganz anders aussehen.
Anm. und Edit: Ich bitte übrigens, davon abzusehen, mich darauf hinzuweisen, dass man einen Mode u.U. auch nur mit 4 Noten hinreichend darstellen kann, das ist mir durchaus bekannt.
Gibt halt dennoch ein Verhältnis von Noten und Zeit.

Gruß
Sascha
 
Sehr, sehr Interessant. Das erklärt für mich einiges :great:
Da ich im Moment verstärkt Akkordbrechngen übe, werde ich dann erst mal die Tabelle auswendig lernen, welche Optionstöne ich für welchen Akkord in einer bestimmten Stufe zur verfügung habe, die ich dann ja variabel dazunehmen kann um irgendein Modes darzustellen. b.z.w. welche Töne sind die "Avoids notes". Wenn ich vor mich hinjamme, dann schummelt sich öfter mal eine zwischen, die sofort die Melodie kaputt macht. Dann ärgere ich mich immer . Aber es wird schon besser :)
An der stelle kann ich ja auch mal nen Tip abgeben. Spielt man versehens einen Ton der nicht reinpasst in den Melodie lauf, dann ganz schnell ein Bending hinterherspielen, bis es wieder passt. So klingt´s wenigstens wie gewollt :rolleyes:
Ich lese eifrig weiter und bin gespannt.
Gruß
fusi
 
An der stelle kann ich ja auch mal nen Tip abgeben. Spielt man versehens einen Ton der nicht reinpasst in den Melodie lauf, dann ganz schnell ein Bending hinterherspielen, bis es wieder passt. So klingt´s wenigstens wie gewollt :rolleyes:
Ich lese eifrig weiter und bin gespannt.
Gruß
fusi

ich wiederhole den falschen Ton damit er gewollt klingt und zu etwas besonderem wird :)
 

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