DIY-Projekt Stage Guitar

toni12345
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Wir haben in der Akustikecke ja kein eigenes Bastel-UFO, deshalb möchte ich hier mal mein Bastelprojekt vorstellen, dass ich gerade neu in Angriff genommen habe. Erstmal ein bisschen zur Vorgeschichte:
Meine erste "selbstgebaute" Gitarre war ein Bausatz, Bilder gibt es hier: https://www.musiker-board.de/acoust...der-euren-akustikgitarren-21.html#post6039285 . Da ging es im wesentlichen darum, den fertigen Korpus und den fertigen Hals etwas zu verschönern, zu ölen und dann zusammen zu leimen. Nicht allzu anspruchsvoll, aber ich habe doch einiges dabei gelernt.

Das nächste Projekt war bzw. ist ein Shortscale-(E-)Bass für meinen Sohn, der kurz vor der Fertigstellung steht. Da habe ich jetzt alles selbst gemacht, also Korpus ausgesägt bzw. gefräst, Griffbrett geschlitzt und bundiert etc.. Dem Bass fehlt jetzt wortwörtlich noch die letzte Ölung, und dann kann ich mich wieder auf ein Projekt für mich stürzen, nämlich die im Titel erwähnte "Stage Guitar". Dabie habe ich folgenden Plan:

Der Korpus wird aus massivem Buchenholz sozusagen schichtweise aufgebaut:
Body.jpg
Hier seht ihr die Unterseite, die mit der Fräse noch etwas ausgehöhlt wurde, und eine weitere Schicht der Zarge. Da soll noch eine Lage drauf, und dann kommt die Decke, eine Fichtendecke vom Tonholzhändler.
Decke.jpg
Der Hals ist als Rohling auch schon fertig, den habe ich am Stück aus einer alten Eichenbohle gesägt
Hals+Griffbrett.jpg
Die Idee dahinter ist, dass ich mit relativ geringem Aufwand eine Gitarre bekomme, die mit eingebautem Tonabnehmer einen einigermaßen schönen Sound produziert, der nach Akustikgitarre klingt. Unverstärkt wird das eher dünn klingen, dass ist klar. Wenn alles gut läuft, könnte aber ein Instrument dabei heraus kommen, dass live auf der Bühne mit E-Gitarren-Größe für einen ordentlichen akustischen Sound sorgen kann. Es ist mir klar, dass das Ganze auch total in die Hose gehen kann und am Ende nach gar nichts klingt, aber den Versuch ist es mir wert.

Falls Interesse besteht, kann ich den Bau hier nach und nach dokumentieren, auch wenn sich das sicher über einige Zeit hinziehen wird. Außerdem fände ich es aber auch toll, wenn ihr Tipps, Anregungen und Ideen dazu habt, was man bei diesem Projekt noch besonders beachten sollte und wo evtl. Fallstricke verborgen sind. Vielleicht gibt es ja auch jemanden, der so was schon mal gemacht hat oder zumindest ein ähnlich aufgebautes Instrument besitzt.

Ich freue mich also über jede Rückmeldung, und seien es nur ein paar aufmunternde Worte ;):D.

Gruß

Toni
 
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Dort im boden auf dem ersten bild; wird das eine serviceklappe?

So könnte man es nennen. Da das Schalloch vermutlich eher klein wird (das endgültige Design steht noch nicht ganz fest), habe ich hinten diese Öffnung vorgesehen, die dann von außen mit einem Holzdeckel verschlossen wird.

Eins Sache habe ich noch vergessen zu erwähnen: Die Gitarre soll sieben Saiten bekommen, aber nicht nach Art der bösen Metalbuben, sondern á la Roger McGuinn, also mit oktavierter G-Saite wie bei einer Twelvestring. Das Konzept hat mich schon seit längerem fasziniert, und wenn ich nun schon mal was selbst baue, dann soll das auch mit ausprobiert werden.

Gruß

Toni
 
.. abonniert ;)
 
Die Idee gefällt mir. Bin eh ein Fan der Kramer Ferington und wollte soetwas immer besitzen. Wenns bei dir gut geht, schau ich mal, ob ich mich auch daran wage.
 
Du weißt nicht zufällig, wie der Korpus der Ferrington genau aufgebaut ist? Wäre interessant zu wissen, ob es sich um die traditionelle Akustikbauweise mit gebogenen Zargen handelt oder ob da auch mehr Vollholz im Spiel ist.

Heute habe ich übrigens die beiden Deckenteile gefügt, war für einen eher ungeübten Holzwerker wie mich ne ganz schöne Arbeit, bis das genau aneinander passt. Fotos davon gibt es dann, wenn die Deckenform mal grob ausgesägt ist.

Gruß

Toni
 
Sehr cooles Projekt!!

Was mich wundert (aber ich hab auch wenig Plan), dass die Zargen so breit sind. Also dick..
Wenn du da jetzt die Decke drüber leimst, dürfte die doch kaum schwingen.. oder?
Machst du dann noch ne Bebalkung an die Decke?

Und kannst du noch was zu den geplanten Tonabnehmern sagen? Piezo, magnetisch oder sogar nen Mikro?
 
Die Zargen sind tatsächlich ziemlich breit, weil sie eben "aus dem Vollen" gesägt und nicht aus dünnen Brettchen gebogen sind. Es ist für mich auch noch die größte Unbekannte, wie stark die Decke dann tatsächlich schwingt und wie "akustisch" der Klang wird. Aber das Ganze soll ja auch ein Versuchsprojekt werden, da lass ich mich einfach mal überraschen.
Bebalkung wird die Decke schon brauchen, ich haben an ein herkömmliches X-Bracing gedacht, das eben in allem Dimensionen maßstäblich verkleinert wird. Das hängt aber auch noch von Lage und Form des Schalllochs ab.

An Tonabnehmern wird auf jeden Fall ein Piezo unterm Steg verbaut, der auch noch ein anständiges Signal liefern sollte, wenn die Decke nicht so sehr schwingt. Das funktioniert schließlich auch bei Piezobrücken für E-Gitarren oder bei "Silent Guitars". Denkbar wäre ein Kombilösung z.B. mit einem magnetischen Pickup wie beim Sonic Doubleplay von Shadow, auch wenn ich mit dem Klang dieses Systems bei meiner Lakewood nicht hundertprozentig zufrieden bin. Da muss ich mal noch ein bisschen in mich gehen. Ich vermute allerdings auch, dass ich noch ein bisschen brauche, bis der Einbau des Pickups ansteht...;).

Gruß

Toni
 
Heute habe ich einige Zeit mit Hobeln verbracht. Die Decke, die aus zwei "bookmatched"-Teilen zusammen geleimt wurde, musste abgerichtet und auf eine Stärke von ca. 3mm gebracht werden. Mit meinem kleinen Handhobel ein ganzes Stück Arbeit, aber es hat ganz gut geklappt:

Decke gesägt.jpg

Für das Schallloch habe ich im Moment zwei Ideen, vielleicht könnt ihr mich bei der Entscheidungsfindung unterstützen:

1. Herkömmliches Schallloch in leicht dreieckiger Form:

Schallloch01.jpg

2. F-Loch-artige Anordnung, wobei die Löcher als Fledermäuse gestaltet sind. Ich hab das beim Stöbern im Netz in ähnlicher Form bei einem Kontrabass gesehen und fand es ziemlich cool. Allerdings wäre dann z-B. ein Preamp im Schallloch nicht mehr möglich, und auch den Zugang zum Trussrod müsste ich anders planen als bis jetzt.

Schallloch02.jpg

Ich muss mich dann mal bald entscheiden, was gefällt euch besser?

Gruß

Toni
 
Beim F-Loch wirst Du herbe auf die Bracings aufpassen müssen. Ich würde das Gretsch-Schalloch nehmen.
 
Hier habe ich ein Foto vom Innenleben einer Taylor T5 gefunden. Ich würde mal sagen, von der Statik her macht es durchaus Sinn, die Decke durch zwei parallele Streben zu stabilisieren, wenn kein störendes Schallloch im Weg ist ;) . Das müsste also irgendwie zu schaffen sein, denke ich.

Gruß

Toni
 
Dann beachte die riesige, doppelt ausgeführte Bridgeplate.
Die T5 hat auch keine "akustische" Decke, sondern eine dickere Decke, aehnlich der Epiphone Casino.
Bei 3 mm Deckendicke waere ich da schon vorsichtig...
 
Hey, meinen größten Respekt.
Auf so eine Idee muss man erstmal kommen und dann auch noch den Mut haben, Sie umzusetzen!

Sehe ich das richtig, dass dann also nur die Decke dünn ist?
Wie sind die Dicken von den Zargen / Boden?

Wenn du da jetzt die Decke drüber leimst, dürfte die doch kaum schwingen.. oder?

Ist doch optimal für Live-Geschichten: keine Feedbackprobleme!!!

Ich denke bei den für Pickups würde ich sicher irgendeine kombinierte Sache machen, aber es ist ja wohl erst einmal naheliegender, überhaupt zu hören, wie sie zusammengebaut akustisch klingt und dann über Tonabnehmer nachzudenken.
 
Servus!

Eine tolles Projekt, das Du da angehst! :)

Mir persönlich gefällt die Idee die F-Löcher als Fledermaus darzustellen sehr gut! Ich tät aber die unter Fledermaus umdrehen, also net im Rückenflug darstellen (vielleicht reichts schon, den Kopf zu horizontal zu spiegeln). Mich verwirrt das optisch.

Die erreichten 3mm deiner Decke weisen so schon drauf hin, dass Du eine schwingende Decke anstrebst, oder?

Ich hab den Thread gleich mal abonniert!
 
Erstmal vielen Dank für die moralische Unterstützung :). Zarge und Boden sind ca. 1 cm dick, also ziemlich solide. Die Decke sollte nach meinen Vorstellungen aber schon in etwa so schwingen wie bei einer herkömmlichen Akustik, deshalb habe ich sie ja ziemlich dünn gehobelt.
Bei der Wahl des Pickups könnte ich tatsächlich warten, bis ich alles andere zusammengebaut habe. Dann sehe ich auch, ob es sich lohnt, etwas mehr zu investieren, oder ob es eher ein Prototyp als Grundlage zum Weiterexperimentieren wird, wo auch ein billiger Piezo ausreicht. Nachteil: Um z.B. einen Nanomag direkt ins Griffbrett zu integrieren, ist es dann zu spät, da der Hals angeleimt werden soll.
Ich werde die Decke jetzt sowieso erstmal ne Weile ruhen lassen und mich um die Zargen, Hals und Griffbrett kümmern, wenn ich mal wieder Zeit zum Basteln finde. Auch die Entscheidung bezgl. Schallloch und Bracing werde ich einfach noch ein paar Mal überschlafen.

Gruß

Toni
 
Bei der von Dir gewählten Architektur kannst Du das mit "dünn" vergessen. Duenn geht nur mit gutem Bracing, aber dann wird Dir das Korpusvolumen einen Streich spielen, es wird duenn klingen, egal wie. Das Taylor-Bracing der T5 braucht eine relativ dicke Decke und eine riesige, gedoppelte Bridgeplate. Die Bridgeplate allein wird schon den akustischen Klang killen. Ent- oder Weder.
Bei 3 mm Deckendicke wuerde ICH ein X-Bracing bevorzugen und nicht das vereinfachte Leiterbracing der Taylor.
 
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Das Gitarre unplugged eher "dünn" klingen wird, muss ich bei der Korpuskonstruktion wohl in Kauf nehmen. Mir geht es wie erwähnt ja hauptsächlich um den verstärkten Klang.

Mit dem Bracing hast du wahrscheinlich recht, da ist es vielleicht wirklich am besten, auf was Bewährtes zurück zu greifen. Aber vielleicht kann man ja auch ein X-Bracing um die Fledermäuse drumrum schummeln...

Also abwarten, Tee trinken und erst mal an einer anderen Baustelle weitermachen.

Gruß

Toni
 
So, am Wochenende war die nächste Schicht der Zargen dran. Das war doch ein bisschen Aufwand, da ich als Ausgangsmaterial uralte Buchenbretter genommen habe, die noch auf dem Dachboden unseres Hauses rumliegen. Da muss man erst mal ein ganzes Stück schleifen und hobeln, bis man auf ein sauberes Brett kommt, das man dann zusägen kann. Vorteil an der Sache ist aber zum einen, dass es nix kostet, und zweitens, dass die Bretter schon einige Jahrzehnte abgelagert und getrocknet sind und sich da nix mehr verzieht.

Zargen roh.jpg
Auf demBild sieht man übrigens auch meine kleine Klappwerkbank mit Spannvorrichtung, die sich bei den verschiedensten Arbeitsgängen als überaus praktisch erweist.

Danach wurden die Zargen mit der Stichsäge grob ausgesägt, verleimt und dann mit einem Kopierfräser mit Kugellager unten bündig zur Außenseite gefräst:

geleimte Zarge.jpg Zarge gefräst.jpg

Wenn man genau hinschaut, sieht man auf dem letzten Bild schon, dass dabei ein kleines Malheur passiert ist: Kurz vor Schluss hat der Fräser sein Kugellager "verloren". Ich habe das zwar relativ schnell gemerkt, aber ein unschönes Loch in der Zarge hat es doch gegeben:

Ausriss.jpg

Keine Ahnung, warum sich so ein Kugellager mir nichts dir nichts löst. Ich hab die Einzelteile tatsächlich in den Hobelspänen wiedergefunden und dran geschraubt, aber ich muss erst mal schauen, ob das jetzt wieder mit der gleichen Präzision läuft. Was macht man da jetzt? :gruebel:
Mein Lösungsansatz sieht im Moment so aus, dass ich ein Stück Rundstab in das große Loch eingeleimt habe und hoffe, dass ich jetzt mit viel Schleifen wieder eine runde, glatte Form herstellen kann. Von der Optik der Oberfläche wird man dann sehen, ob man es so lassen kann, da der Body wohl sowieso gebeizt wird, oder ob da noch ein kreative Lösung her muss.

eingeleimter Stab.jpg

Wenn die Zargen dann einigermaßen glatt sind, werde ich mich wohl an das Griffbrett machen und dann wieder berichten.

Gruß

Toni
 
Das is natürlich ärgerlich!

Wenn Du beizt, wird der ausgebesserte Teil wohl sichtbar bleiben. Außerdem werden eventuelle Leimrückstände die Beize nicht aufnehmen. Unsichtbar wird die Sache wohl nur bei deckender Lackierung.
Wenn Dir die "Optik" der Reparatur wichtig ist, dann könntest Du das ganze misslungene Stück herausschneiden und durch ein passendes Reststück ersetzen. Das wäre eventuell für das "Unsichtbarmachen" der Reparaturstelle die Lösung.
Bei deiner jetzigen Lösung laufen die Fasern des Holzes unterschiedlich zueinander. Entsprechend sichtbar wird das dann auch beim Beizen!

Du könntest natürlich auch die Zargen außen furnieren.

Auf jeden Fall wünsch ich Dir gutes Gelingen!
 
Meine Idee zum "Unsichtbarmachen" wäre die, das geplante Furnierinlay am Gurtpin, dass die untere Zargenfuge abdecken soll, an dieser und der symmetrisch gegenüberliegenden Stelle noch mal verkleinert aufzunehmen und damit die Reparatur als Topdesign zu verkaufen :cool: (siehe Skizze).

Skizze Body.jpg

Den ganzen Korpus mit irgend einem wild aussehenden Furnier zu verkleiden klingt aber durchaus auch interessant, optisch ist die Buche doch ein bisschen langweilig. Da müsste ich mich mal schlau machen, was auf dem Markt ist und wie man das verarbeitungstechnisch am besten löst. Danke für den Tipp!

Gruß

Toni
 

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