Mein HCA bezieht sich NICHT auf Gitarren-Amps ...
Aber erstmal ist DER Marshall Amp nichts anderes als der Nachbau eines Fender Bassman 1959.
Ich habe gelesen, dass Jim Marshall EL34 Röhren nahm, da die amerikanischen Röhren kaum zu bekommen und teuer waren.[
Das ist so nicht ganz richtig. Der Ur-JTM-45 ist sicherlich ein Abkömmling des Fender Bassman, hatte aber ursprünglich 5881er Röhren drinnen. Später dann mal, wegen der Knappheit dieser auch 6L6er.
Erst 1963 kamen dann die britischen KT-66er zum Zuge.
Die EL-34-Ära begann erst um 1966 rum.
Der JTM-45 ist eher ein untypischer Marshall-Amp, der mehr in die süßlich-singende Richtung geht und nicht rotzig ist.
Erst ab den späteren Plexi-Modellen, sicherlich geprägt durch die EL-34 und die Drake-Ausgangsübertrager, wurde der Sound der Marshalls rockiger, rotziger und entspricht dem heutigen Denken von britischem Sound.
Im übrigen hat "British / American Sound" mMn nichts mit "heutigen Amps" zu tun.
Es bezieht sich auf die Sounds der Amps zwischen 1950 und 1970/80
Das trifft es durchaus. Heutige Amps sind meistens ziemlich weichgespült und bewegen sich direkt in der Mitte. Ein jetziger Marshall ist ein Allrounder und nicht mehr so ungestüm abgestimmt, wie damalige alte Plexis, die einen heiser-kehligen, bissigen Klang hatten, der für sich alleine meistens ziemlich in den Ohren sägte.
Fender Amps sind berühmt für ihren schönen "runden" (und trotzdem definierten) Clean Sound. Ende der 1970er Jahre brachte MESA BOOGIE dann Amps, die ebenfalls berühmt waren für eine sahnig runde Verzerrung (Carlos Santana).
Britische Amps (wie VOX, Laney, Marshall Combos) klingen dagegen relativ "kantig" / "hohl". Allerdings bewirkt eine 412er Box, dass auch britische Amps relativ rund klingen können!
Der klassisch amerikanische Ton war mehr ein singender, glockiger Ton mit wesentlich mehr Schmatz und Kompression als die Marshalls. Alleine im Kämmerlein gespielt klang er wesentlich angenehmer - selbst, wenn aufgedreht - als ein Marshall der Plexi-Epoche.
Die Amerikaner haben sich ihren Sound mehr bewahrt wie die Briten. Während neue Marshalls, wie oben schon angesprochen, heutzutage auch mit dicken Cleansounds und runden Overdrive-Sounds aufwarten, klingen die meisten Fender-Amps wie anno 1965.