OneStone
HCA Röhrenamps
Hallo Leute,
ich habe heute ein bisschen Schrott im Keller gefunden und mir gedacht, ich baue mal einen Kennlinienschreiber. Das ist ein Gerät, mit dem man Kennlinien von Röhren darstellen kann.
So weit, so gut, aber da fragt man sich sofort...Was bringt das? Ganz einfach: Ich wollte mal schauen, ob diese tollen "matched pairs" wirklich so "matched" sind, wie die Verkäufer angeben und wie es um die Symmetrie innerhalb der bekannten Doppeltrioden ala ECC83, ECC82 usw. bestellt ist.
All die Leute, die die Technik dahinter nicht verstehen oder die die Technik nicht interessiert, können viele meiner Zeilen einfach überlesen, nur ich schreibe für all die, die die Sache wirklich interessiert, dennoch alles ausführlich auf. Man möge mir verzeihen, ich bin nunmal ein Labersack und kann gerade nicht schlafen
Ich habe mal eine alte ECC82 (alias 12AU7) gemessen, die in vielen unterschiedlchen Geräten drinnen war und bei der die beiden Systeme lange Zeit unterschiedlich beschaltet waren und somit auch unterschiedlich belastet wurden.
Außerdem habe ich eine relativ neue ECC83S von JJ gemessen.
Erstmal ein paar Erklärungen zum Aufbau:
Man braucht für solche Versuche einige Spannungsquellen.
Zuerst einmal muss/müssen die Röhre(n) beheizt werden, dazu benutze ich ein Labornetzteil (0-24V 4A, reicht auch für 2x KT88).
Die Anode und das Schirmgitter wollen auch mit Spannung versorgt werden. Da ich nur Ug/Ia-Diagramme machen will, stelle ich die Anodenspannung direkt mittels Gleichrichtung aus einem Regeltrenntransformator bereit. Die Schirmgitterspannung entspricht der Anodenspannung.
Dann muss man einen groben Gitterspannungsbereich (BIAS) einstellen, in dem man messen will. Hierzu benutze ich ein weiteres Labornetzteil (-30V - 0V).
Außerdem muss man die Gitterspannung noch irgendwie modulieren, da man ja eine Kennlinie haben will und keinen Kennpunkt. Dazu benutze ich einen handelsüblichen Funktionsgenerator (Amplitude 20Vss, Frequenz relativ egal).
Zur Anzeige der Messwerte verwende ich ein handelsübliches Zweikanal-Oszilloskop.
Die ganzen genannten Geräte sind mit meiner kleinen Kiste verbunden, in der ich die nötigen Fassungen und die Messschaltung eingebaut habe (Das Anzeigeinstrument ist nur zum Einstellen der Heizspannung da, da der Spannugnsabfall in den Leitungen zum Netzteil relevant ist und ich keine Lust habe, noch zwei Leitungen für Sense zu ziehen...):
Hat man die ganze Sache verkabelt, dann sieht das so aus:
Ich kann mit dieser Kiste momentan folgende Röhren messen:
ECC81, ECC82, ECC83, ECC84 (?) ECC85, E88CC (6922), E188CC usw
12AX7, 12AT7, 12AX7 usw.
6V6, 6L6 (alle Typen, also GC, GB....5881 usw)
KT66, KT77, KT88, KT90, KT100, 6550 usw
EL34, 6CA7 usw
EL509-2 (JJ usw)
EL84, EL86 usw.
und alles, was von der Sockelbeschaltung her sonst noch so passt.
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So, kommen wir mal zu den Messwerten:
Die X-Achse zeigt die Gitterspannung, die Y-Achse den Anodenstrom. Den Maßstab gebe ich bei jeder Messung extra an, da er sich teils unterscheidet.
ECC82 (alt, Hersteller unbekannt)
Ug/Ia-Diagramm
Y=5mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Man sieht hier schon, dass die Systeme nicht gleich sind, weil man da eigentlich nur einen Strahl sehen sollte. Die beiden Triodensysteme der Röhre weisen aber besonders im rechten Bereich eine nennenswerten Unterschied im Anodenstrom auf. Aber man sieht auch, dass schon links unten nichts passt, die sind schon da gegeneinander verschoben. Der Abstand beträgt rechts immerhin 2,5mA, das ist bei einer Vorstufentriode nicht zu unterschätzen!
Da mein Oszilloskop die Kanäle auch addieren und invertieren kann, ist auch noch etwas anderes darstellbar, und zwar die Differenzfunktion zwischen den beiden Systemen. Wären die Systeme gleich, müsste sie unabhängig von der Gitterspannung Null sein, also eine gerade Linie. Nunja, das sieht bei der Röhre aber ein bisschen anders aus:
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Da sieht man ziemlich schön, dass da was nicht passt...also diese Röhre kann man nicht mehr als "balanced" verkaufen
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Okay, nun zur neuen ECC83S (JJ) (nix mit balanced):
Gleiche Bilder wie oben, aber anderer Y-Maßstab, da die ECC83 hochohmiger ist.
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Man sieht, dass diese Röhre im Bereich um Ug=-2V eine Abweichung der beiden Systeme zueinander hat, das sind ca. 0,2mA. Wenn man sich überlegt, dass die Röhre normalerweise bei ca. 1mA Ruhestrom betrieben wird, dann ist das schon eine ganze Menge...dennoch sieht die ECC82 von vorher schlimmer aus.
So, soviel von mir für heute, mal schauen, was ich demnächst noch so in die Finger bekomme...ich werde das morgen mal mit zwei 5881 ausprobieren, die angeblich ein "matched pair" sind.
MfG OneStone
ich habe heute ein bisschen Schrott im Keller gefunden und mir gedacht, ich baue mal einen Kennlinienschreiber. Das ist ein Gerät, mit dem man Kennlinien von Röhren darstellen kann.
So weit, so gut, aber da fragt man sich sofort...Was bringt das? Ganz einfach: Ich wollte mal schauen, ob diese tollen "matched pairs" wirklich so "matched" sind, wie die Verkäufer angeben und wie es um die Symmetrie innerhalb der bekannten Doppeltrioden ala ECC83, ECC82 usw. bestellt ist.
All die Leute, die die Technik dahinter nicht verstehen oder die die Technik nicht interessiert, können viele meiner Zeilen einfach überlesen, nur ich schreibe für all die, die die Sache wirklich interessiert, dennoch alles ausführlich auf. Man möge mir verzeihen, ich bin nunmal ein Labersack und kann gerade nicht schlafen
Ich habe mal eine alte ECC82 (alias 12AU7) gemessen, die in vielen unterschiedlchen Geräten drinnen war und bei der die beiden Systeme lange Zeit unterschiedlich beschaltet waren und somit auch unterschiedlich belastet wurden.
Außerdem habe ich eine relativ neue ECC83S von JJ gemessen.
Erstmal ein paar Erklärungen zum Aufbau:
Man braucht für solche Versuche einige Spannungsquellen.
Zuerst einmal muss/müssen die Röhre(n) beheizt werden, dazu benutze ich ein Labornetzteil (0-24V 4A, reicht auch für 2x KT88).
Die Anode und das Schirmgitter wollen auch mit Spannung versorgt werden. Da ich nur Ug/Ia-Diagramme machen will, stelle ich die Anodenspannung direkt mittels Gleichrichtung aus einem Regeltrenntransformator bereit. Die Schirmgitterspannung entspricht der Anodenspannung.
Dann muss man einen groben Gitterspannungsbereich (BIAS) einstellen, in dem man messen will. Hierzu benutze ich ein weiteres Labornetzteil (-30V - 0V).
Außerdem muss man die Gitterspannung noch irgendwie modulieren, da man ja eine Kennlinie haben will und keinen Kennpunkt. Dazu benutze ich einen handelsüblichen Funktionsgenerator (Amplitude 20Vss, Frequenz relativ egal).
Zur Anzeige der Messwerte verwende ich ein handelsübliches Zweikanal-Oszilloskop.
Die ganzen genannten Geräte sind mit meiner kleinen Kiste verbunden, in der ich die nötigen Fassungen und die Messschaltung eingebaut habe (Das Anzeigeinstrument ist nur zum Einstellen der Heizspannung da, da der Spannugnsabfall in den Leitungen zum Netzteil relevant ist und ich keine Lust habe, noch zwei Leitungen für Sense zu ziehen...):
Hat man die ganze Sache verkabelt, dann sieht das so aus:
Ich kann mit dieser Kiste momentan folgende Röhren messen:
ECC81, ECC82, ECC83, ECC84 (?) ECC85, E88CC (6922), E188CC usw
12AX7, 12AT7, 12AX7 usw.
6V6, 6L6 (alle Typen, also GC, GB....5881 usw)
KT66, KT77, KT88, KT90, KT100, 6550 usw
EL34, 6CA7 usw
EL509-2 (JJ usw)
EL84, EL86 usw.
und alles, was von der Sockelbeschaltung her sonst noch so passt.
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So, kommen wir mal zu den Messwerten:
Die X-Achse zeigt die Gitterspannung, die Y-Achse den Anodenstrom. Den Maßstab gebe ich bei jeder Messung extra an, da er sich teils unterscheidet.
ECC82 (alt, Hersteller unbekannt)
Ug/Ia-Diagramm
Y=5mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Man sieht hier schon, dass die Systeme nicht gleich sind, weil man da eigentlich nur einen Strahl sehen sollte. Die beiden Triodensysteme der Röhre weisen aber besonders im rechten Bereich eine nennenswerten Unterschied im Anodenstrom auf. Aber man sieht auch, dass schon links unten nichts passt, die sind schon da gegeneinander verschoben. Der Abstand beträgt rechts immerhin 2,5mA, das ist bei einer Vorstufentriode nicht zu unterschätzen!
Da mein Oszilloskop die Kanäle auch addieren und invertieren kann, ist auch noch etwas anderes darstellbar, und zwar die Differenzfunktion zwischen den beiden Systemen. Wären die Systeme gleich, müsste sie unabhängig von der Gitterspannung Null sein, also eine gerade Linie. Nunja, das sieht bei der Röhre aber ein bisschen anders aus:
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Da sieht man ziemlich schön, dass da was nicht passt...also diese Röhre kann man nicht mehr als "balanced" verkaufen
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Okay, nun zur neuen ECC83S (JJ) (nix mit balanced):
Gleiche Bilder wie oben, aber anderer Y-Maßstab, da die ECC83 hochohmiger ist.
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Y=1mA/cm, X=2V/cm (-20V bis 0V) Ua = ca 250V
Man sieht, dass diese Röhre im Bereich um Ug=-2V eine Abweichung der beiden Systeme zueinander hat, das sind ca. 0,2mA. Wenn man sich überlegt, dass die Röhre normalerweise bei ca. 1mA Ruhestrom betrieben wird, dann ist das schon eine ganze Menge...dennoch sieht die ECC82 von vorher schlimmer aus.
So, soviel von mir für heute, mal schauen, was ich demnächst noch so in die Finger bekomme...ich werde das morgen mal mit zwei 5881 ausprobieren, die angeblich ein "matched pair" sind.
MfG OneStone
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