Zwischen Verständnis und Ehrgeiz - depressives Bandmitglied zieht alles runter

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Rebellica
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Liebe Musikerinnen und Musiker,

ich hab das Bedürfnis die Situation in meiner Band zu teilen. Kurz paar Rahmeninfos: Wir sind eine Metal-Band mit eigenen Songs, bestehend aus 5 Personen. Das erste mal geprobt haben wir vor ca. 10 Monaten. Die Initiative zur Gründung der Band kam von mir. Alle Bandmitglieder kannten sich davor nicht, die Truppe ist, bis auf unsere Sängerin, von mir zusammengefwürfelt worden. In einer Woche haben wir unseren ersten Gig und fiebern da schon seit Monaten drauf. 3 von 5 Bandmitgliedern haben übrigens Family.

Unsere Ambitionen sind eher so mittel: Wir wollen qualitativ gute Musik abliefern, irgendwann vielleicht aufnehmen. Paar Konzerte außerhalb unserer Stadt, möglichst viel hier in der Region. Aber krass professionell schließen wir alle aus, dafür sind unsere Families und Jobs viel zu wichtig. Sprich: Hobby-Niveau, mit etwas Engagement.

So, nun zu dem worum es eigentlich geht: Als ich unseren Schlagzeuger kenngelernt habe, habe ich ihm schon angesehen, dass er kaum belastbar ist. Zuvor hatte er auch jahrelang nicht gespielt und wollte wieder Musik machen. Vom Skillset her ging es einigermaßen, ein klassischer Metal-Drummer mit brutalen Double-Bass Einlagen ist er nicht. Dennoch war er mir sympathisch und er hat sein Herz am richtigen Fleck, das war für mich ein Grund, weshalb ich mich für ihn als Schlagzeuger entschieden habe.

Mit der Zeit zeigte er sich bei manchen Situationen überfordert: Er vergisst bei manchen Songs, wie das Ende geht. Wenn wir Details in Songs abändern wollen, sträubt er sich erstmal dagegen, bzw. es dauert lange, bis er die Änderung akzeptiert hat. Grundsätzlich reagiert er immer harsch und motzt immer rum, wenn irgendjemand mit neuen Songs kommt oder sowas wie Aufnehmen ansprechen. Am Ende kriegt er es dann doch irgendwie hin. Mein Songwriting habe ich tatsächlich an seine Skills angepasst und mittlerweile drücke ich ihm nichts mehr auf, was er nicht spielen könnte. Mit mir hat er über seine Depressionen gesprochen und sagte mir, das diese situativ stärker oder schwächer ausgeprägt sind. Ahja, er hat schon sehr viele Proben kurzfristig abgesagt, das wird später noch wichtig.

Er bringt natürlich auch andere Aspekte in die Band mit ein: Außer ihm sind wir alle in die Region neu hinzugezogen, er ist aber hier geboren und ist sehr gut verwurzelt und vernetzt. Den ersten Gig hat er bspw. klar gemacht. Von Soundtechnik hat er auch ziemlich viel Ahnung. Und wenn er mal nicht in seinen Depri's hängt macht er auch seine Witze und es fühlt sich für mich gut an, ihm zum Lachen zu bringen.

Die letzten Proben vor dem Gig sind natürlich bei jeder Band die wichtigsten. Diese waren, was ihn angeht, ein auf und ab. An einem Tag war er einigermaßen besser drauf und konnte sein Zeug ziemlich tight. An einem anderen Tag wiederum war es sehr instabil und er hat z.b. wieder die Enden verbockt. Das war für uns auch mit ein Grund, weshalb wir extra Proben ansetzen wollten vor dem Gig, 4 von 5 Bandmitgliedern haben das auch explizit als Wunsch geäußert. Er jedoch sah das leider anders.

Zur vorletzten Bandprobe ist er nicht erschienen. Als Grund gab er an, dass er bei seinem Zahnarzttermin nicht früh genug rausgekommen ist, überfordert war und nicht mehr kommen kann. Das hat mich irre angefressen, ich war da schon stinkewütend. Als ich dann eine Ersatzprobe vorgeschlagen habe, haben alle zugestimmt bis auf ihn. Er hat allen potentiellen Terminen eine Abfuhr erteilt, ohne eine Begründung abzuliefern. Das hat mich noch ärgerlicher gemacht, zumal ich keine Erklärung für seine Absagen habe, also habe ich ihn angerufen und ihn gebeten seine Situation zu erläutern. Das tat er auch, und motzte mich am Telefon an: Er sei grad wieder in seinen Depri's, auf der Arbeit läuft es schlecht, seine Kinder machen Stress, etc. Deswegen wird er keine Extra Probe machen. Und überhaupt hat er keine guten Erfahrungen mit zuviel Proben vor Konzerten gemacht. Als ich ihn fragte, ob er denn Freude empfindet, wenn er mit uns probt, sagt er: Nein, er hat keine Freude dabei, alles mit uns sei zu anstrengend und die Proben fühlen sich wie Arbeit an

Unseren Gig wird er aber machen, die nächste Probe auch. Ich muss mich sehr anstrengen, um ihm das abzunehmen.

Ich bin jetzt irgendwie in dieser Situation und denke an die Zeit nach unserem Gig (wenn er denn stattfindet): Was kann ich von ihm noch an Zuverlässigkeit erwarten? Bis wohin kann ich Verständnis für seine Krankheit zeigen? Ab wann hört mein Verständnis auf? Soll ich meinen Ehrgeiz, meine Erwartungen, Ambitionen, Wünsche und Träume für die Band ihm zuliebe runterschrauben? Bin ich bei dem Ganzen zu egoistisch und sollte trotz allem Verständnis für seine Krankheit haben?

Ich tue mich da irre schwer und schwanke, wie der Thread-Titel schon sagt, zwischen Ehrgeiz und Verständnis. Ich mag ihn sehr und er passt mit seinem Charakter super in unser Bandgefüge ein, ich weiß aber auch, dass es da draußen zuverlässigere und stabilere Schlagzeuger gäbe, die unsere Entwicklung stärker mittragen würden als er. Von meinen Bandkollegen weiß ich, dass sie zwar auch Verständnis für seine Depressionen haben, jedoch sich stark wünschen, das Niveau unserer Band zu heben und die nächsten Schritte anzugehen (aufnehmen, mehr Auftritte klar machen, etc.). Und diese nächsten Schritte sehe ich irgendwie nicht mit ihm, wenn seine Situation weiter so bleibt wie bisher.

Sorry für den langen Text, ich wollte das einfach mal loswerden und freue mich über eure Gedanken zu dem Ganzen. Eine Lösung oder so brauche ich nicht zwangsweise aber vielleicht ein Blick von außen auf das Ganze.
 
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Ich würde mich von ihm trennen, da ich keine Veränderung erkennen kann und das Projekt gefährdet ist.
 
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- (hatte die letzten drei Sätze nicht gelesen)
 
Den kommenden Gig durchziehen, und sich dann vom Drummer trennen.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, meine persönliche Meinung.
 
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Meine Gedanken dazu:
  • Sachlich betrachtet ist dem Schlagzeuger seine einzige Stärke, von der Gegend zu sein, Bekanntschaften zu haben und Gigs klarmachen zu können. Wie schwer würde es dich/euch treffen das zu verlieren bzw. würdet ihr auch ohne ihn Gigs klarmachen können?

  • Menschlich betrachtet gäbe es einen Kniff den ich gerne bei Mitarbeiter verwende deren Leben etwas aus den Fugen geraten ist: Ich mache ihnen klar, dass es im Leben ein paar wichtige Hauptsäulen gibt (Arbeit, Beziehung, Freundschaften, Familie, Gesundheit, Wohnen...) und es im Leben sehr schwierig wird, wenn alle Säulen gleichzeitig ins wanken kommen. D.h. wenn in wichtigen Lebensbereichen Probleme entstehen, ist es umso wichtiger andere Bereiche stabil zu halten denn es sind dies die Bereiche in denen man sich ausruhen kann, neue Kraft schöpfen kann um dann die Probleme der anderen Bereiche anzugehen. D.h. du könntest ihn nahelegen, euren "Bandbereich" als Ruhepool zu betrachten und so für sich zu nutzen. Das wird allerdings sehr schwer, wenn er sich auch in diesem Bereich - für sich gesehen - aufgrund von z.B. mangelnden Skills überfordert fühlt. Einen Versuch ist es vielleicht dennoch wert.

  • Ansonsten würde ich ihn anbieten, die Proberaumtür für ihn immer offen zu halten und dennoch das Fortkommen der Band durch einen zweiten Schlagzeuger abzusichern um ihn somit den Druck komplett zu nehmen und dennoch als "Gast(Spieler)" jederzeit willkommen zu sein. Das könnte er auch in den falschen Hals bekommen aber das ist dann sein Problem.
Ich finde es gerade in schweren persönlichen Zeiten wichtig, nicht ausgegrenzt zu werden. Das macht für mich auch eine gute Freundschaft aus. Gleichzeitig muss man aber auch demjenigen klar machen können, welche Folgen dieses Verhalten für andere haben kann und dabei darf man auch ruhig die eigenen Grenzen ziehen um sich eben nicht mitrunterziehen zu lassen.
 
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Als ich ihn fragte, ob er denn Freude empfindet, wenn er mit uns probt, sagt er: Nein, er hat keine Freude dabei, alles mit uns sei zu anstrengend und die Proben fühlen sich wie Arbeit an

Ist doch alles mit gesagt. Wenn ihm die Band keine Freude mehr bereitet, kann es ja nicht klappen. Schlechte Tage gibts immer, aber das scheint ja nachhaltig freudlos zu sein.

Soll ich meinen Ehrgeiz, meine Erwartungen, Ambitionen, Wünsche und Träume für die Band ihm zuliebe runterschrauben?

Na wenn du Ambitionen, Träume und Wünsche runterschraubst, wird es auch mit dir langfristig nicht klappen, zumal das Runterschrauben sowieso nicht funktioniert (keiner kommt aus seiner Haut raus).

Mag ja hart klingen, aber es funktioniert nun mal nicht richtig. Passieren kann immer was und gute Freunde (die es sowieso kaum noch gibt) helfen auch.
Hilfe muss aber leistbar sein und das kann ich mir in dem geschilderten Fall schlecht vorstellen.
 
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Ich würde versuchen, ihm ohne Schuldzuweisung klar zu machen, dass er in seiner jetzigen Situation der Band nicht die Unterstützung geben kann, die die Band für ihr eigenes Weiterbestehen benötigt und dass er die Mitarbeit beenden soll.
 
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Kein halbwegs empathischer Charakter kann einen solchen Konflikt komplett übergehen und einfach die pragmatische Lösung wählen. Insofern nur allzu verständlich, dass du Rat suchst, ich denke auch, als Betroffene ginge es manchem von uns ähnlich.

Als Außenstehender plädiere ich genau für diesen Pragmatismus. Es ist nicht eure Aufgabe, sein Leiden zu lindern, das muss er wirklich selbst wollen und auch aktiv angehen. Andersrum ist es euer Recht als Band, die Spielregeln festzulegen und von ihm zu verlangen, diese einzuhalten. Wenn er das nicht schafft, kann er jederzeit aussteigen, wenn er dabei bleiben will, muss er diese aber einhalten.

Wer Proben dauerhaft als Belastung und nicht als Bereicherung empfindet, zieht alle mit und hat in ner Band nichts verloren, und vielleicht fehlt ihm aufgrund seiner Depressionen nur der Antrieb, die Konsequenzen zu ziehen. Wenn ihr das hinnehmt, helft ihr ihm nicht (Erinnert mich grad etwas an Co-Abhängigkeit im Suchtkontext), helft wenigstens euch!
 
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Ich bin jetzt irgendwie in dieser Situation und denke an die Zeit nach unserem Gig (wenn er denn stattfindet): Was kann ich von ihm noch an Zuverlässigkeit erwarten? Bis wohin kann ich Verständnis für seine Krankheit zeigen? Ab wann hört mein Verständnis auf? Soll ich meinen Ehrgeiz, meine Erwartungen, Ambitionen, Wünsche und Träume für die Band ihm zuliebe runterschrauben? Bin ich bei dem Ganzen zu egoistisch und sollte trotz allem Verständnis für seine Krankheit haben?

Das Doofe ist ja, dass es ein wichtiger Gig ist, weil ihr wahrscheinlich nicht so oft auftretet. Ich kann Dir da empfehlen, den Ehrgeiz zu behalten aber auch ein wenig durchzuatmen. Wird wahrscheinlich schon mit dem Drummer funktionieren, vielleicht halt nicht so wie Du denkst, aber das müsst ihr jetzt noch gemeinsam durchziehen. Ein Wort der Zuverlässigkeit von ihm wäre ja gut. Kannst ja sagen, dass Du ein wenig nervös bist, was seine Ausrichtung angeht. Eher Ich-Botschaft als Du "Anklagen".

Ansonsten kannst Du sowohl Verständnis für seine Situation haben als ihn mit der Verantwortung zu konfrontieren was es heißt, Teil einer Band zu sein.
 
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Mir kommt es zunächst nebensächlich vor, ob er ein Gipsbein hat, einen Wirbelsäulenschaden oder eine Depression. Es ist auch nicht die einzige Baustelle - du hättest dir anscheinend einen rockigeren Drummer gewünscht - hast aber Potenzial im Gefüge der Band und auch für eine Freundschaft gesehen, wenn ich das richtig interpretiere.

Und jetzt kommt noch das Thema Ambitionen und Engagement dazu, wo es auch knirscht. Womit auch immer das zu tun hat.

Bisher habt ihr aber anscheinend recht offen miteinander reden können. Vielleicht gelingt euch das nach dem Auftritt nochmal umfassender. Vorläufig geht es nicht um die Zukunft, sondern um den Gig.
 
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Gute Metal-Drummer spielen auch in guten, oder mehreren guten Metal-Bands oder sonst wo, will sagen der Markt ist da glaube recht dünn gesät, zumal regional begrenzt.
Vielleicht hilft ja vor oder nach der Bandprobe mal so etwas, will nicht sagen Therapie stunde, aber eine gegenseitige Verständnis- und Problemaussprache und Lösungsfindung.
Oder unternehmt mal was musikfremdes miteinander.
Ein neuer Drummer muss sich auch wieder in Repertoire einarbeiten, was dauert, und dann stellt es fest das es nichts für ihn ist. Nein, ist nicht einfach.
Ich glaube ja, Drummer ist die am schwierigst zu besetzende Position in einer Band.
 
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Ich stelle mir gerade vor der Drummer liest hier mit.
 
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Unser Schlagzeuger, ein sympathischer Kerl, stieß dazu, als sein Arm noch intakt war. Leider hat er sich kurz danach den Arm gebrochen, was seine Belastbarkeit stark beeinträchtigt. Er hat öfter wegen Schmerzen abgesagt. Nett ist er trotzdem und manchmal macht er sogar Witze, wenn er mal keine Schmerzen hat.

Vor dem Gig war sein Auftreten ein Wechselbad der Gefühle. Mal lief es, mal weniger. Bei einem Telefonat erklärte er, dass die Proben für ihn Arbeit sind und ihm keinen Spaß machen, besonders weil sein gebrochener Arm immer wieder Probleme macht.

Jetzt frage ich mich: Was soll ich von ihm noch erwarten? Muss ich meine Band-Träume ihm zuliebe runterschrauben? Bin ich egoistisch, weil ich einfach nur Musik machen will?
 
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Danke für eure Antworten und eure Gedanken dazu. Das hilft mir schon etwas weiter. Kurzfristig ist das nächste natürlich der Gig und da sollte der ganze Fokus aktuell hingehen.

Ich stelle mir gerade vor der Drummer liest hier mit.

Wenn dem so wäre, dann wäre es so. Er bekommt dann meine Gedanken dazu mit, liest aber hoffentlich auch, dass ich bzw. wir nicht auf ihn schei*** möchten. Hoffentlich kann er dann auch rauslesen, dass das Ganze hier ein Versuch ist, ein gemeinsames Miteinander zu finden, so gut es eben geht.


Unser Schlagzeuger, ein sympathischer Kerl, stieß dazu, als sein Arm noch intakt war. Leider hat er sich kurz danach den Arm gebrochen, was seine Belastbarkeit stark beeinträchtigt. Er hat öfter wegen Schmerzen abgesagt. Nett ist er trotzdem und manchmal macht er sogar Witze, wenn er mal keine Schmerzen hat.

Vor dem Gig war sein Auftreten ein Wechselbad der Gefühle. Mal lief es, mal weniger. Bei einem Telefonat erklärte er, dass die Proben für ihn Arbeit sind und ihm keinen Spaß machen, besonders weil sein gebrochener Arm immer wieder Probleme macht.

Jetzt frage ich mich: Was soll ich von ihm noch erwarten? Muss ich meine Band-Träume ihm zuliebe runterschrauben? Bin ich egoistisch, weil ich einfach nur Musik machen will?

Ich verstehe, worauf du hinaus willst, sehr hilfreich ist die Ironie dennoch nicht. Jemand der sich das Bein gebrochen hat, kann wesentlich besser einschätzen, was er/sie machen kann.


Kein halbwegs empathischer Charakter kann einen solchen Konflikt komplett übergehen und einfach die pragmatische Lösung wählen. Insofern nur allzu verständlich, dass du Rat suchst, ich denke auch, als Betroffene ginge es manchem von uns ähnlich.

Als Außenstehender plädiere ich genau für diesen Pragmatismus. Es ist nicht eure Aufgabe, sein Leiden zu lindern, das muss er wirklich selbst wollen und auch aktiv angehen. Andersrum ist es euer Recht als Band, die Spielregeln festzulegen und von ihm zu verlangen, diese einzuhalten. Wenn er das nicht schafft, kann er jederzeit aussteigen, wenn er dabei bleiben will, muss er diese aber einhalten.

Wer Proben dauerhaft als Belastung und nicht als Bereicherung empfindet, zieht alle mit und hat in ner Band nichts verloren, und vielleicht fehlt ihm aufgrund seiner Depressionen nur der Antrieb, die Konsequenzen zu ziehen. Wenn ihr das hinnehmt, helft ihr ihm nicht (Erinnert mich grad etwas an Co-Abhängigkeit im Suchtkontext), helft wenigstens euch!

Ich finde jeden Beitrag hier toll und dankenswert. Deiner spricht mich besonders an. Ich kenne Co-Abhängigkeit aus meinem Beruf und weiß, welche Mechanismen Abhängigkeiten verstärken, obwohl sie lindernd gemeint sind.
 
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. Als ich ihn fragte, ob er denn Freude empfindet, wenn er mit uns probt, sagt er: Nein, er hat keine Freude dabei, alles mit uns sei zu anstrengend und die Proben fühlen sich wie Arbeit an
Also erstens: Mit dem hier oben hat er schon euch die Antwort gegeben - bzw. Dir vielleicht sogar (un)bewusst die Tür geöffnet, dass ihr es beenden könnt, aber trotzdem noch Freunde bleiben könnt.

Zweitens: Das was du hier schilderst hat nichts mehr mit Musik zu tun. Da geht es um eine Krankheit. In wie weit dir hier ein Musikforum mit anonymen Usern helfen kann? Wenn dann können wir dir nur eigene Erlebnisse schildern.


Drittens: Ich hatte bis Februar zwei Personen mit 1 bzw. 2 Selbstmordversuchen in der Band (also insgesamt DREI!!!!). Die mit einem ist in Therapie und stabil und mit dieser Person macht das Musik machen sehr viel Spass. Da nimmt man auch gerne Rücksicht drauf, wenns mal nicht so läuft und die Probe kurzfristig abgesagt wird.

Die mit zwei hingegen sch... auf Therapien. Die Zusammenarbeit mit ihr war dann entsprechend mühsam (aus verschiedensten Gründen). Hier habe ich sogar Rat bei zwei befreundeten Psychologen gesucht! Letztendlich haben die mir gesagt, "dass ich a. Solchen Personen klar ihre Grenzen aufzeigen muss und auch klar kommunizieren muss, was die Konsequenzen sind. Und b. Ich diese Leute nicht ändern kann. Bei diesen Leuten bekomme ich nur das ganze Paket, ich bekomme also nicht nur den tollen Musiker sondern auch die Krankheit. Und ob meine Resilienz ausreicht, kann ich nur selber wissen." ....
Wie ist es bei uns ausgegangen? Wir als Band können zwar für eine gute Zeit sorgen, zuvor hat jemand hier im Thread das Wort "Ruhepol" verwendet. Aber wir können nicht die Probleme aus dem restlichen Leben lösen. Vor allem wenn sie derart groß sind, dass sie schon zu zwei Versuchen geführt haben. Die zweite Person ist jetzt nicht mehr in der Band (ist von sich aus ausgestiegen) und uns anderen geht es jetzt mental wieder gut.
Was ich daraus gelernt habe? Man muss diese Probleme, so sie auftauchen, viel früher angehen - Aussitzen im Sinne von "wird schon wieder besser werden" funktioniert wohl eher nicht.
 
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Mir wäre es wohl nicht Recht, wenn im öffentlichen Forum meine Depressionen und anderes diskutiert würde, die ich im Vertrauen mit Kollegen besprochen habe.
 
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Mir wäre es wohl nicht Recht, wenn im öffentlichen Forum meine Depressionen und anderes diskutiert würde, die ich im Vertrauen mit Kollegen besprochen habe.
Ich finde, das Problem ist hier sehr respektvoll behandelt worden, noch dazu anonymisiert. Und ich finde es auch ok., wenn Bezugspersonen von Depressiven ihren Leidens- und Entscheidungsdruck ansprechen können. Das kann auch ein Depressiver ruhig wissen, der sich ja auch irgendwo Hilfe suchen kann, bzw. sollte.
 
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Mir wäre es wohl nicht Recht, wenn im öffentlichen Forum meine Depressionen und anderes diskutiert würde, die ich im Vertrauen mit Kollegen besprochen habe.


Ich habe hier nirgendswo stehen, wo ich wohne, welcher Band ich angehöre, wie er heißt und es dürfte nicht einfach sein herauszufinden wie ich heiße. Ich schreibe hier im Anonymen und das haben Zigtausende vor mir mit ihren Bandangelegenheiten auch gemacht. Bin da sehr sorgfältig und möchte anonym bleiben und ihn natürlich noch mehr anonymisieren, ich hoffe das gelingt mir auch. Bis gestern stand z.B. noch drin, wo ich früher gewohnt habe. Selbst das habe ich gelöscht, damit es keine Rückschlüsse auf mich geben kann.
 
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