Zu wenig Kraft in Ringfinger und kleinem Finger

Die wichtigste Angabe bei dieser Übung ist meines Erachtens das "Lento" oben drüber. Ganz generell gilt für solche Übungen: Wenn es anfängt zu ziehen, sofort aufhören. Lieber kürzer und häufiger als länger und weniger, dann kann es etwas nützen.
 
Hab wegen der "Fingerkraft bei Jazz-Impro"-Geschichte mal versucht, Profis über die Schulter zu schauen. Z.B. dem hier:

http://www.youtube.com/watch?v=LZWrtZIGHd4 (Piano Solo ist bei 1:xx und 2:xx)

Er hält ja auch, wie ich gelernt hab, das Handgelenk weitgehend ruhig. Ferner hebt und senkt er anscheinend auch die Finger nicht übermäßig. Scheinbar nimmt er den Hauptteil der Kraft tatsächlich aus den Fingern.

Ich hab das auch mal versucht, so auszuführen, aber bei mir führt das schon nach kurzer Zeit zum Ziehen im Unterarm und Ermüden der Finger - schnelle Läufe gehen irgendwann gar nicht mehr.

Irgendwas mache ich wohl noch falsch. Die Frage ist, was? Gut, Ferndiagnose ist schwierig, allerdings nehme ich im Moment keinen Unterricht und habe keinen Lehrer, den ich fragen kann.

Wenn ihr euch das Video anguckt, wo steckt denn da wohl in der Technik das Geheimnis drin? Oder ist es wirklich eine Sache des reinen Krafttrainings, bis die Finger auch irgendwann so eine Power aus der Lage haben?
 
Für mich sieht das so aus, als würde er auch viel aus dem Arm spielen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Aus dem Arm spielen heißt nicht zwangsläufig, dass sich der Arm groß bewegen muss, es heißt nur, dass man die Spannung aus dem Arm zu Hilfe nimmt. Wenn das effektiv gemacht wird, kann es sogar tatsächlich so aussehen, als würde in Rücken und Armen nichts passieren, tatsächlich passiert aber eine ganze Menge. Es fließt halt alles in den Ton. Ich glaube, ein Bewegungswissenschaftler oder Physiotherapeut hätte seine helle Freude daran, wenn er bei einem Pianisten mit gesunder Technik die Muskeln in Aktion beobachten könnte.
Nur aus den Fingern wird es nicht funktionieren. Dass es bei Dir dann im Unterarm anfängt zu ziehen, ist ganz logisch: Dort sitzen die Muskeln, die die Finger bewegen. Die Hand selbst besteht hauptsächlich aus Sehnen und Knochen. Aber nur diese Muskeln allein reichen nicht für einen guten Klavierton. Der kommt aus dem gesamten Spielapparat, vom Kreuz über die Schultern und Ellenbogen bis zur Taste.
 
Okay, ich versteh was du meinst, aber nicht wie man das umsetzt. Was heißt das, die Spannung aus dem Arm in den Ton zu leiten? Ich kann meine Armmuskeln anspannen und entspannen. Aber was genau muß ich machen, wenn die Kraft in die Tasten fließen soll?
 
Betrachte die Finger als eine Art Feder, deren Steifigkeit du regulieren kannst. Diese Federn übertragen den Impuls aus dem Arm auf die Taste. Es ist schwer, das mit Worten zu erklären, aber versuch mal, einen deiner Finger auf einen Tisch zu stellen, so als würde er eine Taste drücken wollen. Und dann versuche, den Tisch mit diesem Finger von dir weg zu "schieben". Achte dabei einmal auf das Gefühl im Oberarm und in den Schultern.
Wenn man gewohnt ist, dass alles aus den Fingern kommen soll, ist das natürlich zuerst ungewohnt. Aber wenn man das zu einem gewissen Grad verinnerlicht hat, ist das für die Dynamik und eine gesunde Spielhaltung enorm hilfreich.
 
Ich hab dein Beispiel mal ausprobiert. Ich weiß jetzt nicht, ob ich das richtig gemacht habe, aber wenn ich versuche, den Tisch mit dem Finger "wegzuschieben", muß ich in Arm und Schulter einen gewissen Gegendruck aufbauen, damit ich (da ja actio = reactio) nicht nach hinten vom Stuhl kippe. ;) Meinst du das?
 
Das kommt dem schon ziemlich nahe. Diese Spannung kannst Du jetzt versuchen zu regulieren (also: verschiedene Intensitäten zu erzeugen) und damit musikalische Bögen zu gestalten. Außerdem kann man, wenn man diese Spannug sehr schnell und impulshaft einsetzt, ein Fortissimo erreichen, das sich gewaschen hat und trotzdem noch kontrollierbar ist. Probier einfach ein bisschen herum.
 
Interessant, probier ich mal aus. Danke für deinen Tip! :)
 
Ich muß doch noch mal das Thema aufrollen, denn irgendwie krieg ich's einfach nicht gebacken. :rolleyes:

Mir ist übrigens aufgefallen, daß ich auch beim Improvisieren mit minimaler Kraft (so viel um gerade die Tasten runterzudrücken, die bei meinem Upright allerdings recht schwergängig sind) schon relativ schnell ermüde. Irgendwas an meiner Technik muß grundlegend falsch sein.

Ich hab deinen Tip mal ausprobiert, Colorido, aber ich tu mich irgendwie schwer damit es umzusetzen. Schließlich drücke ich ja nicht die Tasten von mir weg, sondern drücke drauf. ;) Letztlich bleibt's dabei, das einzige was ich mit dem Oberarm hinkriege, ist ihn anzuspannen und dadurch spiele ich dann auch nicht besser (eher sogar schlechter).

Ich hab ansonsten noch mehrere Ideen ausprobiert, wie z.B. die Finger ganz entspannt zu halten und das Gewicht der Hand auszunutzen oder verschiede Arm- und Körperhaltungen. Der Effekt ist fast überall wenn überhaupt nur kurzfristig und wenn ich währenddessen an meinen Oberarm fühle, tut sich da auch nix.

Ich tu mich bei solchen Muskel-Technik-Geschichten immer wahnsinnig schwer, nicht umsonst hatte ich zu Schulzeiten in Sport eine Beton-4. :D
 
@ Dana: der von dir zitierte Cortot – meinst du damit die "Grundbegriffe der Klaviertechnik" von Alfred Cortot? Wenn nein, klär mich doch bitte auf. Wenn ja: wo bekommt man denn das Buch(?) noch?
merci beaucoup!
 

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