Dana.
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Hallo zusammen,
immer sachlich bleiben.
1. Schaun wir uns mal kurz die Muskelfasern an:
Weiße Muskelfasern: Zuständig für Geschwindigkeit sowie statisches Halten (Maximalkraft). Schnell.
Rote Muskelfasern: Zuständig für kräftige Bewegung (langsam).
Was benötigen wir für den flotten Anschlag einer Taste? Weiße Muskulatur. Denn es kommt auf Geschwindigkeit (=Schnellkraft) an. Man kann sie (zu einem gewissen Teil) auch über starke Belastung bei statischem Halten üben. Also hilft es ein Stück weit, in der Liegestützhaltung auf den Fingern zu verweilen, um die weiße Muskulatur des Unterarms ein wenig zu kitzeln.
Was hingegen so gut wie gar nix hilft, ist die Liegestützen auch tatsächlich durchzuführen, denn das Halten auf den Fingern ist das, was eigentlich die relevanten Muskelfasern stimuliert.
Nicht nötig, oder sogar kontraproduktiv ist es, den Unterarm mit roten Muskelfasern zu überfluten. Sie werden beim Bodybuilding trainiert, sind schwer, wasserreich, träge, und ermüden schneller. Daher sollte beim Üben auch darauf geachtet werden, dass zu keiner Zeit eine Muskelermüdung sich einstellt (sie ist im Allgemeinen eine Folge der Überlastung der roten Muskelfasern, dann läuft was falsch, und der vermeintliche Trainingseffekt "bringt nix").
Also kann man getrost alle Unterarm-Trainer und sonstige Fingerverzwirbler in den Müll werfen.
2. Der Impuls aus der Ruhelage
Ein Impuls beim Drücken einer Taste ist in etwa vergleichbar mit einem Schlag bei einer Kampfsportart. Er muss aus quasi "Ruhelage" abgefeuert werden, ohne dabei "auszuholen". Das muss so sein, da für das Ausholen einfach keine Zeit bleibt (und es ganz nebenbei bei richtiger Technik auch nicht notwendig ist). Damit man aus der Ruhelage einen Impuls erzeugen kann ist es notwendig, dass alle beteiligten, stabilisierenden Muskeln, schon im Status der Bewegung sind, bevor die Bewegung eigentlich ausgeführt wird. Man nennt das Körperspannung. Diese Körperspannung betrifft alle dabei stützenden Teile des Körpers, die ihn um seinen aktuellen Schwerpunkt (in unserem Fall also wohl in den meisten Fällen das Hinterteil auf der Piano-Bank) stabilisieren. Also der ausgleichende Halt der Beine (da hilft uns die Schwerkraft), die Bauchmuskulatur Schultermuskulatur, Brustmuskulatur, der Trizeps, die Unterarmmuskeln, die Rotatoren, müssen alle auf die nun folgende Bewegung "eingestellt" sein.
Passt diese Einstellung, dann ist es eine Leichtigkeit, eine Bewegung "abzufeuern", innerhalb deren Ausführung mehrere Finger durch die Unterstützung dieser Haltung auf die Tasten einprasseln können. Ist die Bewegung ausgeführt, darf die Hand sich wieder ein klein wenig heben, und die nächste Salve wird abgefeuert. Hat man mehrere dieser Salven aneinandergereiht, dann ertönt eine ganze Phrase.
Ab einer gewissen Geschwindigkeit, nämlich der, in der sich die Finger nicht mehr selbst stabilisieren können, bzw. ihre Lastwechsel bzw. die der Hand einfach zu träge sind (die brauchen nämlich Zeit), funktioniert das "reine" Spielen aus den Fingern nicht mehr, sondern der ganze Körper muss abgestimmt sein. Ein Überstrapazieren dieser Lastwechsel kann man erkennen: Es führt zu Ermüdungserscheinungen, da zu ihrem Überwinden die roten Muskelfasern konsultiert werden müssen, die zu Ermüdungserscheinungen neigen. Ein Effekt schlechter Technik, denn es geht auch ohne.
Langsames Legatospiel ist mit großen Fingerfuchteleien möglich. Der häufigste Grund, warum man ein Stück aber nicht fehlerfrei "auf Geschwindigkeit" bringt, ist der, dass man einen Fingersatz, bzw. eine Spielweise gewählt hat, die bei höherer Geschwindigkeit so nicht mehr einfach ausführbar ist (vergleiche das bekannte Fingerwinken mit dem kleinen Finger als Ausgleichsbewegung, das schnelle Tonleitern verhindert, da der kleine Finger so schnell nicht ausgleichwinken kann).
Dafür muss man andere Techniken wählen. Dummerweise ist es bei diesen Techniken (das oben erwähnte Aneinanderreihen von Salven) oft so, dass sie schwierig langsam und legato zu spielen sind, da eine kleine Lücke im Legato entstehen kann (die beim schnelleren Spiel dann außer Gewicht fällt). Deshalb wird oft beim "langsamen" üben eine ungünstige Technik gewählt, die später noch einmal völlig überdacht werden muss (wenn man nicht sich beim ersten Üben schon die Frage stellt, wie man diese Stelle wohl denn flott spielen könnte). Denn genau letzteres muss geübt werden. Es ist ein Irrglaube, zu denken, wenn man das Stück erst mal "irgendwie" in die Finger kriegt, dann wird's schon weitergehen. Das Ergebnis ist oft, dass man etwas noch einmal umlernen muss (und das ist viele Male schwieriger).
3. Prog Metal
Wenn man die Musik einmal analysiert, dann gibt es große Parallelen zwischen "moderner Klassik" und Prog Metal. Man findet im Prog Metal häufig eine eher sinfonisch gestaltete Aneinanderreihung von Phrasen, die über eine bestimmte Taktanzahl in einer bestimmten Rhythmik ein Thema darbieten. Danach ändert sich Rhythmik und Thema, wobei sich häufig in der einen oder anderen Form Variationen finden. Man würde ein Prog-Metal Stück wenig ärgern, wenn man es als Themae con Variationi bezeichnet, wenn man die Rhythmik dabei in die Variationi mit einbezieht.
Die typischen Ostinato-Figuren, die sich schon in Bach-Toccatas finden, oder schnelle Läufe, wie sie in klassischen Stücken vorkommen, sind ebenfalls fester Bestandteil der Prog-Metal-Musik.
Da ist es nur normal, dass sich die Technik ziemlich ähnelt. Findet sich im übrigen auch bei Jon Lord Soli. Nur wurde die Hammond-Orgel aufgrund der Beschaffenheit ihrer Tastatur gelegentlich auch ganz anders "gespielt".
4. Jordan Rudess
Wenn wir uns die Übungen, die Jordan Rudes in Total Keyboard Wizardry niederschreibt, einmal genau ansehen, dann finden sich dort einige Übungen, wie sie sich auch im Cortot finden. Das Hauptaugenmerkt ist aber auch bei Rudess die Geschwindigkeit. Und das heißt ganz gewiss nicht "aus dem Finger" spielen, sondern eine Gleichmäßigkeit der Finger entwickeln, damit das Spielen von Parallel Sets (s.o. erwähnte Salven) überhaupt möglich ist.
Es gibt dort viele Übungen, die gerade darauf abzielen, darauf vorzubereiten, viele Dinge einfach parallel versetzt zu spielen. Man nehme einfach einmal die Art und Weise, wie er empfiehlt, Dur-Arpeggien (I-II-III-V, II-III-V-VIII usw.) zu spielen, bei der es dem durchschnittlichen Klassiker den Magen umdreht (ungeachtet der Tonart und Lage der schwarzen Tasten immer das gleiche Pattern beizubehalten, damit immer dieselbe Bewegung abgefeuert werden kann).
Also bitte einfach die Themen nicht wild durcheinander werfen und genau nachsehen, um was es bei welchem Aspekt gerade geht.
Liebe Grüße
Dana
immer sachlich bleiben.
1. Schaun wir uns mal kurz die Muskelfasern an:
Weiße Muskelfasern: Zuständig für Geschwindigkeit sowie statisches Halten (Maximalkraft). Schnell.
Rote Muskelfasern: Zuständig für kräftige Bewegung (langsam).
Was benötigen wir für den flotten Anschlag einer Taste? Weiße Muskulatur. Denn es kommt auf Geschwindigkeit (=Schnellkraft) an. Man kann sie (zu einem gewissen Teil) auch über starke Belastung bei statischem Halten üben. Also hilft es ein Stück weit, in der Liegestützhaltung auf den Fingern zu verweilen, um die weiße Muskulatur des Unterarms ein wenig zu kitzeln.
Was hingegen so gut wie gar nix hilft, ist die Liegestützen auch tatsächlich durchzuführen, denn das Halten auf den Fingern ist das, was eigentlich die relevanten Muskelfasern stimuliert.
Nicht nötig, oder sogar kontraproduktiv ist es, den Unterarm mit roten Muskelfasern zu überfluten. Sie werden beim Bodybuilding trainiert, sind schwer, wasserreich, träge, und ermüden schneller. Daher sollte beim Üben auch darauf geachtet werden, dass zu keiner Zeit eine Muskelermüdung sich einstellt (sie ist im Allgemeinen eine Folge der Überlastung der roten Muskelfasern, dann läuft was falsch, und der vermeintliche Trainingseffekt "bringt nix").
Also kann man getrost alle Unterarm-Trainer und sonstige Fingerverzwirbler in den Müll werfen.
2. Der Impuls aus der Ruhelage
Ein Impuls beim Drücken einer Taste ist in etwa vergleichbar mit einem Schlag bei einer Kampfsportart. Er muss aus quasi "Ruhelage" abgefeuert werden, ohne dabei "auszuholen". Das muss so sein, da für das Ausholen einfach keine Zeit bleibt (und es ganz nebenbei bei richtiger Technik auch nicht notwendig ist). Damit man aus der Ruhelage einen Impuls erzeugen kann ist es notwendig, dass alle beteiligten, stabilisierenden Muskeln, schon im Status der Bewegung sind, bevor die Bewegung eigentlich ausgeführt wird. Man nennt das Körperspannung. Diese Körperspannung betrifft alle dabei stützenden Teile des Körpers, die ihn um seinen aktuellen Schwerpunkt (in unserem Fall also wohl in den meisten Fällen das Hinterteil auf der Piano-Bank) stabilisieren. Also der ausgleichende Halt der Beine (da hilft uns die Schwerkraft), die Bauchmuskulatur Schultermuskulatur, Brustmuskulatur, der Trizeps, die Unterarmmuskeln, die Rotatoren, müssen alle auf die nun folgende Bewegung "eingestellt" sein.
Passt diese Einstellung, dann ist es eine Leichtigkeit, eine Bewegung "abzufeuern", innerhalb deren Ausführung mehrere Finger durch die Unterstützung dieser Haltung auf die Tasten einprasseln können. Ist die Bewegung ausgeführt, darf die Hand sich wieder ein klein wenig heben, und die nächste Salve wird abgefeuert. Hat man mehrere dieser Salven aneinandergereiht, dann ertönt eine ganze Phrase.
Ab einer gewissen Geschwindigkeit, nämlich der, in der sich die Finger nicht mehr selbst stabilisieren können, bzw. ihre Lastwechsel bzw. die der Hand einfach zu träge sind (die brauchen nämlich Zeit), funktioniert das "reine" Spielen aus den Fingern nicht mehr, sondern der ganze Körper muss abgestimmt sein. Ein Überstrapazieren dieser Lastwechsel kann man erkennen: Es führt zu Ermüdungserscheinungen, da zu ihrem Überwinden die roten Muskelfasern konsultiert werden müssen, die zu Ermüdungserscheinungen neigen. Ein Effekt schlechter Technik, denn es geht auch ohne.
Langsames Legatospiel ist mit großen Fingerfuchteleien möglich. Der häufigste Grund, warum man ein Stück aber nicht fehlerfrei "auf Geschwindigkeit" bringt, ist der, dass man einen Fingersatz, bzw. eine Spielweise gewählt hat, die bei höherer Geschwindigkeit so nicht mehr einfach ausführbar ist (vergleiche das bekannte Fingerwinken mit dem kleinen Finger als Ausgleichsbewegung, das schnelle Tonleitern verhindert, da der kleine Finger so schnell nicht ausgleichwinken kann).
Dafür muss man andere Techniken wählen. Dummerweise ist es bei diesen Techniken (das oben erwähnte Aneinanderreihen von Salven) oft so, dass sie schwierig langsam und legato zu spielen sind, da eine kleine Lücke im Legato entstehen kann (die beim schnelleren Spiel dann außer Gewicht fällt). Deshalb wird oft beim "langsamen" üben eine ungünstige Technik gewählt, die später noch einmal völlig überdacht werden muss (wenn man nicht sich beim ersten Üben schon die Frage stellt, wie man diese Stelle wohl denn flott spielen könnte). Denn genau letzteres muss geübt werden. Es ist ein Irrglaube, zu denken, wenn man das Stück erst mal "irgendwie" in die Finger kriegt, dann wird's schon weitergehen. Das Ergebnis ist oft, dass man etwas noch einmal umlernen muss (und das ist viele Male schwieriger).
3. Prog Metal
Wenn man die Musik einmal analysiert, dann gibt es große Parallelen zwischen "moderner Klassik" und Prog Metal. Man findet im Prog Metal häufig eine eher sinfonisch gestaltete Aneinanderreihung von Phrasen, die über eine bestimmte Taktanzahl in einer bestimmten Rhythmik ein Thema darbieten. Danach ändert sich Rhythmik und Thema, wobei sich häufig in der einen oder anderen Form Variationen finden. Man würde ein Prog-Metal Stück wenig ärgern, wenn man es als Themae con Variationi bezeichnet, wenn man die Rhythmik dabei in die Variationi mit einbezieht.
Die typischen Ostinato-Figuren, die sich schon in Bach-Toccatas finden, oder schnelle Läufe, wie sie in klassischen Stücken vorkommen, sind ebenfalls fester Bestandteil der Prog-Metal-Musik.
Da ist es nur normal, dass sich die Technik ziemlich ähnelt. Findet sich im übrigen auch bei Jon Lord Soli. Nur wurde die Hammond-Orgel aufgrund der Beschaffenheit ihrer Tastatur gelegentlich auch ganz anders "gespielt".
4. Jordan Rudess
Wenn wir uns die Übungen, die Jordan Rudes in Total Keyboard Wizardry niederschreibt, einmal genau ansehen, dann finden sich dort einige Übungen, wie sie sich auch im Cortot finden. Das Hauptaugenmerkt ist aber auch bei Rudess die Geschwindigkeit. Und das heißt ganz gewiss nicht "aus dem Finger" spielen, sondern eine Gleichmäßigkeit der Finger entwickeln, damit das Spielen von Parallel Sets (s.o. erwähnte Salven) überhaupt möglich ist.
Es gibt dort viele Übungen, die gerade darauf abzielen, darauf vorzubereiten, viele Dinge einfach parallel versetzt zu spielen. Man nehme einfach einmal die Art und Weise, wie er empfiehlt, Dur-Arpeggien (I-II-III-V, II-III-V-VIII usw.) zu spielen, bei der es dem durchschnittlichen Klassiker den Magen umdreht (ungeachtet der Tonart und Lage der schwarzen Tasten immer das gleiche Pattern beizubehalten, damit immer dieselbe Bewegung abgefeuert werden kann).
Also bitte einfach die Themen nicht wild durcheinander werfen und genau nachsehen, um was es bei welchem Aspekt gerade geht.
Liebe Grüße
Dana