Bebob99, ich bin jetzt dabei mir ein Tenor Saxophon von Corton Foreign zu holen. Es ist zwar gebraucht, aber soll generalüberholt sein. In der Anzeige stand jetzt allerdings wenig Mundstücken oder Blättern.
Laut: xxx soll Vintage gar nicht unbedingt schlecht sein. Weil Asterixa ja schrieb, dass sie Nicht Vintage nehmen würde. Aber Ältere? Ich dachte, das wäre einfach nur eine Definitionssache?
Ja, es ist mehr oder weniger Definitionssache. Wie bei Autos. Alles was älter als 30 Jahre ist gilt als Oldtimer.
100 Jahre Saxophon Geschichte waren aber nicht ganz umsonst. Die modernen Instrumente sind an vielen Stellen einfacher zu spielen. Wo früher komplizierte Hilfsgriffe nötig waren, gibt es jetzt eigene Klappen (hoch Fis). Es sind neue Kopplungen erfunden worden, die das Umgreifen bei bestimmten Tonfolgen erleichtern, es wurden am Tisch für den linken kleinen Finger ergonomische Verbesserungen gemacht, ....
Änderungen am Rohr und den Bohrungen der Löcher produzieren eine durchgängigere Klangfarbe über den ganzen Tonumfang.
All das hat dazu geführt, dass moderne Instrumente fast immer einfacher zu spielen sind und meist auch besser stimmen. Ganz billige Massenware natürlich ausgenommen.
Der Klang ist dadurch über die Jahrzehnte aber auch "glatter" geworden. Man sagt den modernen Instrumenten nach, dass sie weniger "Seele" haben, und vielleicht generell leiser sind. Das kann aber auch eine akustische Täuschung sein, wenn das Oberwellen Spektrum des Vintage Instruments im Ohr einfach voller und lebhafter klingt.
Als Klassiker würde ich nichts anderes spielen wollen als so ein modernes Instrument. Viele mögen aber das rustikalere Klangbild eines alten Saxophons und nehmen auch Einschränkungen in der Ergonomie in Kauf. Immerhin haben die Jazz Größen der 1920er und 30er Jahre auch auf so alten Kannen Höchstleistungen vollbracht. Wenn man DAS Klangbild im Ohr hat, muss man fast auch ein altes Instrument spielen.
Selmer hat mit dem "Reference 54" ein modernes Saxophon im Vintage-Klang Stil neu aufgelegt, um den Markt zu bedienen. Das soll wohl die Ergonomie des 21. Jahrhunderts mit dem Klang des frühen 20. Jahrhunderts vereinen. Der Markt für echte Antiquitäten wird ja naturgemäß durch Schwund jährlich kleiner. Ich habe nie eins gespielt, kann es also nicht beurteilen. Es wird zumindest gekauft, auch wenn es kein echtes Billig Schnäppchen ist.
Mindestens 2/3 des Klangs macht aber der Spieler und das Mundstück/Blatt und es setzt auch voraus, dass man mit dem Instrument wirklich gut umgehen kann um die entsprechenden Nuancen auch heraus zu arbeiten. Pauschalisierungen sind also mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten.
Meine Instrumenten Empfehlung war natürlich ein Schuss ins Blaue. Knappe, undifferenzierte Frage, knappe, undifferenzierte Antwort. Aber trotzdem könnte das Deinen Vorstellungen schon entgegen kommen. Das Hohner President ist (wenn gut gepflegt) viel besser als der vergleichsweise günstige Preis am Gebrauchtmarkt vermuten lässt. Es ist eben kein gehyptes Produkt. Aber es hat einen kräftigen, vollen Grundklang, der mit einem offenen Mundstück auch zur Geltung kommt. Altersbedingt natürlich mit ergonomischen Abstrichen und für Klassik nur bedingt tauglich. Da gäbe es andere Empfehlungen.
Bei älteren Instrumenten wäre auch Keilwerth einen Test wert oder ein Conn. Wenn das aber nicht Dein künftiges Hauptinstrument wird und Du nur gelegentlich was kurzes drauf spielen sollst, würde ich gar nicht kompliziert bei Vintage Instrumenten suchen, sondern ein günstiges Modernes nehmen. Mit wenig Übezeit wird sich das nicht viel anders anhören als ein handselektiertes Optimal Modell. Je nach zu spielender Musikrichtung und Publikum kann der Klang eines - ich sag mal "Hochleistungs Saxophons" - am Ende gar nicht gewürdigt werden.
Vielleicht nicht ganz aus der billigsten Serie, aber in der Kategorie oder besser:
Aber auch da würde ich wenn irgend möglich hin fahren und selber probieren. Bei dem Preis ist die Endkontrolle manchmal nicht inbegriffen.
Das angesprochene "Corton Foreign" ist vermutlich ein altes Sax aus der Amati Werkstatt. Die haben ihre Instrumente je nach Vertriebskanal unter verschiedenen Namen auf den Markt gebracht. Ich habe auf einem änlichen Alt-Sax (unter dem Namen 'Lafleur') zu lernen begonnen. Der Klang war gut, die Griffe für die tiefen Töne wegen des alten Tisch Layouts für meine Finger aber damals schwer zu spielen.
Es war kein Knaller, aber es war OK. Die waren seinerzeit auch keine Oberliga, sondern bezahlbare Gebrauchsinstrumente.