Naja, es gibt genug Leute die zu Hause vor sich hinklimpern und sind völlig überrascht wenn sie laut spielen müssen (Proberaum).
Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, wenn ich mal zwischendurch eine Bandpause hatte ... Man muss sich da erstmal akklimatisieren, muss raus aus der "Komfortzone", in der man sich zu Hause bewegt.
Für meinen Geschmack jedenfalls klingt E-Gitarren-Equipment dann am besten, wenn es in der Lautstärke betrieben wird, für die es vorgesehen ist... Bei bandtauglichem Equipment ist das nunmal ein gewisser Arbeitsbereich. Und dann macht mir das Spielen auch (mit Abstand) am meisten Spaß - und ich bin am kreativsten.
Zu Hause in Zimmerlautstärke geht, klar, macht auch Spaß. Sonst würde ich es drangeben ... Aber die "Erfüllung des eigentlichen Zwecks" ist es für mich, mit einer Band in der dazu nötigen Lautstärke zu spielen - und die hängt von der akustischen Lautstärke des Drumers/Drumsets ab, natürlich auch der Proberaum-Akustik. Alles andere ist halt lediglich Trockenübung.
Jeder Jeck ist anders und - wie eigentlich immer bei solch subjektiven Themen - lässt sich schwer etwas verallgemeinern. Es kommt halt drauf an ...
Wenn es weniger um den kreativen Prozess geht sondern lediglich um Verbesserung der Technik/Üben, finde ich Lautstärke nicht so entscheidend: Man kann an manchen Nuancen durchaus - oder sogar besser - arbeiten, wenn man ganz ohne Amp spielt: Wenn ich es schaffe, rein akustisch saubere Funk-Akkorde zu spielen, funktionieren die am Amp (mit ein wenig Kompression ...) erst recht.
Wenn ich aber z.B. an Metal-Riffs feile, brauche ich dazu zwingend die "Response" des Amps im Zerr-Modus, um zu hören (und zu fühlen ...) ob das so funktioniert, wie erhofft. Also mich kickt.
Mir jedenfalls war (und ist) Lautstärke schon wichtig: Krach machen, Luft bewegen, Hosenbeine flattern lassen ... Deswegen befremdet mich auch immer dieser "InEar-/NoAmp"-Ansatz. Aber gut, ich bin Mitte 40 - vielleicht werde ich ja irgendwann erwachsen und hab dann mit 65 auch einen Knopf im Ohr.
OT? Nö, bei der Erfindung der E-Gitarre ging es ja um nichts anderes, als "Lautstärke" generieren. Die Entwicklung der Rockmusik in den 60ern/70ern/80ern hätte wohl eine komplett andere Wendung genommen, wenn damals schon InEar-Systeme verfügbar gewesen wären. Hendrix hätte seine Strat dann vermutlich aus Verzweiflung verbrannt, nicht in Ekstase ;-)