Tja PD, das ist das Los des Musikers als Dienstleister. Wenn es Dir was ausmacht, halt auch die Schlagerfraktion zu bedienen, ist das für Dich nicht der richtige Job. Als "Tanzmucker" muss man aus jeder Art von Musik seinen Teil lieben lernen - und wenn es nur, was oft der Fall ist - durch das Feedback vom Publikum entsteht. Ich würde die Musik, die ich dort live spiele, nie zu Hause oder im Auto hören, aber live hab ich überhaupt kein Problem, über den Dingen zu stehen. Helene Fischer oder Andrea Berg, ja auch DJ Ötzi haben auch eine Daseinsberechtigung. Und mal im Ernst, da ist vielleicht nicht der musikalische Anspruch im Vordergrund, was er aber auch bei diversen anderen Rock- und Pop-Songs nicht ist.
Unser Repertoire ist ziemlich breit gefächert, und da sind natürlich auch jede Menge Songs, die wir uns gezielt ausgesucht haben, weil wir sie besonders gerne mögen. Hier heißt es dann nur, sie entsprechend in die Setlist einfließen zu lassen und vor allem zu verkaufen.
Gerade bei ziemlich durchwachsenem Publikum mischen wir die Sets, mal eine Runde für die einen, dann eine andere Runde für die anderen, und dann vor allem so, dass man auch mal beide Fraktionen erwischt, was man gerne mit den Zugaben, die man kurzerhand noch hinten dran hängt, hinbekommen kann. z.B. fängt man eine Runde mit Andrea Berg und Tim Toupet an, und endet nach "Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz" mit "Walking by Myself" von Gary Moore. Wo ist das Problem? Auch ein Großteil der älteren, die sich vielleicht wegen Frau Berg auf die Tanzfläche begeben haben, sind am Schluss noch dabei. Entscheidend ist nur, dass Du sie bei den heftigeren Songs freundlich von der Bühne herab anlächelst, und sie evtl. sogar anfeuerst
Leute, mal im Ernst. Ich glaube, viele haben den Tanzmucker Job noch nicht begriffen. Den Anspruch kann man größtenteils selbst bestimmen. Wenn man natürlich die Schlager nur runtermuckt, und sich a. keine Mühe beim Umstzen und b. schon gar nicht bei der Performance gibt, kann einem das natürlich auch selbst keinen Spaß machen, und es kommt auch beim Publikum nicht ehrlich an. Wenn Ihr dann im Gegenzug "anspruchsvollere" Songs mit deutlich mehr Elan bringt, ist das natürlich dem Gesamteindruck nicht gerade zuträglich.
Ihr seid als Dienstleister auch gleichzeitig Entertainer, Unterhalter des Publikums. Dazu gehört, dass Ihr Euch glaubhaft den Wünschen des Publikums anpasst, auch mal mit Ihnen kommuniziert. Wenn jemand zur Bühne kommt (wer kennt es nicht): "Ey, spielt doch mal was von ABBA!" ist die Antwort: "Klar, machen wir. Das nächste Set starten wir gleich mit 'ABBA bitte mit Sahne'... " (kurze Pause) dann Grinsen zurück: "AH klar, auch ein geiler Song." Und schon ist er wieder weg, und hat was an der Theke zu erzählen.
Vielleicht merkt der eine ja, was ich eigentlich sagen will...