Worship - was ist das genau aus musikalischer Betrachtung?

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In letzter Zeit stolpere ich immer wieder über den Begriff 'Worship', gerade im musikalischen Zusammenhang. Vermutlich ist das schon länger ein gängiger Begriff in der Musik, wie ich bei einigen Google-Recherchen feststellen musste. Trotzdem erschließt sich mir nicht der ganze Umfang. Bislang wäre ich davon ausgegangen, dass Worship Bands vom Prinzip her Bands sind, die ihren Schwerpunkt in christlicher Musik haben, ggf. auch Gottesdienst musikalisch begleiten. Soweit so gut, aber warum gibt es denn speziell geeignete Keyboards für Worship-Musik oder auch Sounds, bzw. Soundsets?
Für mich hat diese Musik - mal abgesehen natürlich von den textlichen Inhalten - keine auffallenden abweichenden Merkmale oder Bestandteile zu 'normaler' Pop oder Rockmusik.
Vielleicht stehe ich auch nur auf dem Schlauch, und man kann mich mal abholen.
 
Eigenschaft
 
Lösung
Charvelniklas
Ich bin schon ein wenig amüsiert bei einigen Kommentaren. :D Muss ich echt sagen. Ich meine das keine Spur bösartig, aber die wenigsten hier scheinen zu wissen, was unter "Worship" wirklich zu verstehen ist, insbesondere unter aktueller Worshipmusik. Erstmal als grobe Abgrenzung: "Worship" (der Einfachheit halber nutze ich den Begriff, auch wenn ich den kritisch sehe) ist eindeutig in Freikirchen zu verorten und ist damit weit weg von der evangelischen und katholischen Landeskirche, die die meisten Leute in Deutschland im Kopf haben, wenn es um "Kirche" geht. An alle, die davon ausgegangen sind, dass diese Musik in traditionellen Kirchengebäuden (die es in den USA übrigens eh nicht oder fast nicht gibt) gespielt wird, schaut euch am...
Wie so oft sind solche Keyboards/Sounds alter Wein in neuen Schläuchen z.B. um Suchwörter abzudecken. Da ist in den Presets eventuell etwas mehr Hall oder die Soundauswahl etwas sakraler, aber ansonsten unterscheidet sich Worship Musik nicht von sonstigem Pop, was die Sounds angeht.
 
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Wie so oft sind solche Keyboards/Sounds alter Wein in neuen Schläuchen z.B. um Suchwörter abzudecken.

... und um Knete im speziellen Marktsegment zu machen. Feinster Hallelujah-Hall, wahlweise im schlichten Jutesack für Protestanten, oder in der limitierten Tebartz-van Elst-Luxusedition mit Goldkante für die Katholiken. Garantiert keine Obertöne im Bereich von 666 Hz, andere Religionen und Sekten auf Anfrage.
 
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Vielleicht mit integriertem Klingelbeutel und christlichem Chorus?
 
Seichter Pop, gefällig, 80er 90er Stil, aber oft auch sehr Singer Songwriter-abhängig. Das meine ich beschreibend, nicht wertend.

Den stärksten Einfluss hat vermutlich "Hillsong" (mal googlen bei Interesse).

Inhaltlich ist die geistliche Richtung meist charismatisch, Betonung des Heiligen Geistes bzw man probiert (meine Deutung) mit Hilfe von Gefühlen, die diese Musik vermittelt, den Heiligen Geist zu "erzeugen".

Ich mach ja modernen Gospel mit meinen Chören und probiere mich immer vom Worship abzugrenzen. Gelingt nicht immer, vieles mag ich auch und kommt gut an.

Moderner Gospel vor dem ich Respekt habe, wenn man so sagen will, kommt von Kirk Franklin und Fred Hammond.

Worship, wie gesagt, Hillsong als erstes zu nennen.

Christliche Bands die für mich "typisch Band" klingen (dass man nicht gleich einen "christlichen Stil" erahnt) sind für mich
Third day und Casting crowns.
 
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Nicht zu vergessen die entsprechend angepassten Begleitautomatiken im Stile von Schütz, Schein, Praetorius, Eccard, Franck, Bach etc. für kleine Gemeinden, die sich keinen Kantor leisten können.... ;)
 
Ein interessantes Thema, hatte ich gedacht, weil mir der für mich neue Begriff in letzter Zeit auch öfter aufgefallen ist.
Hätte aber doch eher auf Informationen gehofft, statt etwas ins Lächerliche zu ziehen weil man selbst nichts damit anfangen kann ...
(Dass damit - natürlich - auch Geschäfte gemacht werden, wie bei allem, ist eh klar).
 
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Ein interessantes Thema, hatte ich gedacht, weil mir der für mich neue Begriff in letzter Zeit auch öfter aufgefallen ist.
Hätte aber doch eher auf Informationen gehofft, statt etwas ins Lächerliche zu ziehen weil man selbst nichts damit anfangen kann ...
(Dass damit - natürlich - auch Geschäfte gemacht werden, wie bei allem, ist eh klar).
Was für Informationen brauchst du? Der einzige Unterschied zu sonstiger Popmusik sind Texte der Songs, Musikalisch ist das sonst nicht mehr oder weniger.
In den USA ist das ein Markt mit riesigem Umsatz. Auf ARTE gab es da mal eine interessante Doku.
 
... und extrem schnelle Tempi und vertrackte Rhythmen wird man seltener finden, findet die Gemeinde meist nicht so cool. Und kommt in halligen Kirchen auch nicht so gut.
Nicht zu vergessen die entsprechend angepassten Begleitautomatiken im Stile von Schütz, Schein, Praetorius, Eccard, Franck, Bach etc. für kleine Gemeinden, die sich keinen Kantor leisten können.... ;)
Nee, das sehe nicht unbedingt in dem Kontext, das ist zu wenig Pop. (Auch wenn die Keyboards dies dann vielleicht AUCH können.)
 
Ich habe in meiner Jugend (1980er/90er) viel mit NGL, dem Neuen Geistlichen Lied zu tun gehabt. Das war eine der ersten Popmusikwellen in der Kirchenmusik und basierte auf dem Pop der 60/70er, i.d.R. mit deutschen Texten und tendenziell nahe dran am Choral.

Dann kam in den 90ern der Gospel auf, gerade hier im Ruhrgebiet sehr präsent. Riesenveranstaltungen, 1000 Sänger, Solisten eingekauft, etc. .

Dann kam ab den 2010er Jahren langsam, aber spürbar Worship auf. Ich wurde durch Jan Primke verstärkt darauf aufmerksam, mit dem ich in Musical-Zusammenhängen zu tun hatte. Er hat mich auch mal zum Worship Café in Witten eingeladen, wo mir langsam klar wurde, dass das eher die Zukunft christlicher Popmusik ist, anstatt NGL/Gospel ist.

Um mehr zu erfahren, habe ich 2018 einen Songwriting-Kurs bei Arne Kopfermann, ehemals A&R-Manager und Songwriter für Gerth Medien (einem der führenden Verlage in der Szene ) besucht, wo mir klar wurde, dass NGL/Gospel kaum noch eine Rolle spielen, wenn wir von Neuproduktionen reden. Worship hat seine eigenen Gesetzmäßigkeiten, ist viel mehr an aktuellen Sounds und Produktionsmechanismen dran, hat aber niemals die textliche Tiefe, durch die sich z.B. NGL bei Gregor Linssen auszeichnet. Das soll es auch nicht, weil der Kerngedanke eben die Anbetung ist, aber nicht Textauslegung (wie ich es bei mehreren anspruchsvollen NGL erfahren habe).

Das nur mal zu (meinem) Hintergrund mit Worship. Aber um zumindest minimal on topic zu bleiben: die Keyboardsounds sind überhaupt nicht speziell. Ich habe mit meinem Fantom G7 bei NGL, Gospel und Worship nie Probleme gehabt, geht alles darauf ;)
 
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Worship ist heute meist relativ softe (80er) Mainstream-musik für (moderne) Gottesdienste. Mainstream, weil es halt einem gemischten Publikum gefallen und mitsingkompatibel sein soll. Ich spiele das auch ab und zu in meiner Kirchengemeinde, textlich ist das halt sehr spezifisch christlich und mit Bildern, Metaphern und Themen, die für NichtKirchliche oft eher fremd sind. Musikalisch könnte das auch in manchen Normalo-Oldie-Radioformaten laufen und tut es in USA tw. auch. Da ist die Szene so groß, daß davon auch was in den säkularen Markt rüberschwappt. Ich meine z,. Bsp. daß diese gigantischen Hallprogramme mit Schimmer, wie z Bsp. Neunaber mit groß gemacht hat, hier ein weites Anwendungsfeld haben und hatten und Stil mitgeprägt hatten.
Daß ein eigentlich spiritueller Begriff wie "Worship" dann mit einem Musikstil identifiziert wird, ist eine andere -merkwürdige- Sache.
Gruß
M
 
Worship ist wie bereits beschrieben , Pop, Folk manchmal sogar Rock mit Chritslichen Texten.
Es gibt aber auch profesionelle Bands wie Narnia oder ganz besonders hervorheben möchte
ich Neal Morse, die spielen richtigen Progrock und geben in ihren Texten ihren Christlichen
Glauben wieder.
 
Ich glaube, der Kollege @GeiGit kann Euch da sachdienliche Hinweise geben.
 
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Das würde ich zur Abgrenzung als modern black gospel bezeichnen, da ist auch so'n bissl was vertracktes dabei, mag ich sehr.

Finde es weniger soft als worship.

Bei Kirk Franklin ist das auch so.

Bissl wie Nickelback klingt:

Casting crowns: praise you in the storms.
 
Wow, so schnell so viele Antworten! Also, wenn ich das alles richtig interpretiere - die Spaß-Beiträge mal außen vor gelassen - sind es eher weniger spezielle Sounds als eine Musik-Richtung, die nicht zu verwechseln ist mit Gospel!? Und der Begriff ist eher Marketing geschuldet?
 
Ich bin schon ein wenig amüsiert bei einigen Kommentaren. :D Muss ich echt sagen. Ich meine das keine Spur bösartig, aber die wenigsten hier scheinen zu wissen, was unter "Worship" wirklich zu verstehen ist, insbesondere unter aktueller Worshipmusik. Erstmal als grobe Abgrenzung: "Worship" (der Einfachheit halber nutze ich den Begriff, auch wenn ich den kritisch sehe) ist eindeutig in Freikirchen zu verorten und ist damit weit weg von der evangelischen und katholischen Landeskirche, die die meisten Leute in Deutschland im Kopf haben, wenn es um "Kirche" geht. An alle, die davon ausgegangen sind, dass diese Musik in traditionellen Kirchengebäuden (die es in den USA übrigens eh nicht oder fast nicht gibt) gespielt wird, schaut euch am besten mal ein Livevideo an. Das dürfte aufschlussreich sein, um den Kontext, in dem die Musik gespielt wird, zu verstehen.

Wenn man die letzten 10 Jahre betrachtet, gibt es in meinen Augen drei maßgebliche Bands:
1. Hillsong
2. Bethel
3. Elevation Worship

Dann gibt es Hunderte (ja, wirklich Hunderte), die praktisch genau so klingen. Und in meinen Augen ist das ganz eindeutig als eigenes Genre zu bezeichnen. Hillsong (genauer gesagt die Untersparte Hillsong United) hat Anfang der 2000er eindeutig Elemente von Coldplay und U2 genommen und damit die damalige Lobpreismusik revolutioniert. Seitdem hat sich einiges geändert, aber gleich geblieben ist, dass die Musik nach wie vor von Bands mit gleich gebliebener Besetzung gespielt wird. Verändert hat sich, dass aktuell Synthesizer sehr viel stärker im Vordergrund stehen als noch vor 10 Jahren. Es gibt auch noch andere Strömungen, die zwar wegen ihrer Funktion genau so als "Worship" gelten. Beispiele wären Housefires und United Pursuit (hauptsächlich akustisch), Kings Kaleidscope (krasses Indie-irgendwas, das keiner definieren kann) oder Planet Boom (elektronisch und ziemlich auf die Fresse). Trotzdem: Wenn keine weiteren Kriterien genannt werden, ist die Richtung der drei oben genannten auf jeden Fall das, was gemeint ist.

Um zu verstehen, warum "Worship" so oft zur Beschreibung von technischem Equipment, Instrumenten, Soundpresets und Samples verwendet wird, muss man bedenken, dass es sich dabei nicht nur um ein Genre handelt, sondern um eins, das in einem ganz spezifischen Kontext auftritt. Sonntag für Sonntag spielen Musiker diese Musik. Die meisten Freikirchen (sowohl hier als auch in Übersee) haben unter 100 Mitglieder und dementsprechend klein ist der Pool an Leuten, aus denen im Durchschnitt Musiker rekrutiert werden können. Die Entwicklung ist in den letzten 10 Jahren stark dahin gegangen, die Originale relativ ähnlich nachzuspielen, oft auch mit Unterstützung durch Backing Tracks. Viele dieser Musiker haben nicht den größten Anspruch, eigene Kreativität auszuleben, sondern arbeiten ein Stück effizienzorientiert. Daraus ergibt sich, dass eben ständig nach so was gesucht wird wie "best guitar for worship", "best keyboard for worship", "drum samples for worship", und ja, auch "best mixing console for worship". Ja, teilweise sind die Leute leider wirklich so blöd, sich nur in unnötig kleinen Blasen zu bewegen und verpassen deswegen Gelegenheiten, Expertise von Leuten einzuholen, die nicht zu dieser Blase gehören. Aber der amerikanische Markt hat das schon lange erkannt und deswegen hat der Begriff "Worship" im Marketing Einzug gehalten. Im Grunde genommen ist das also eine Reaktion darauf, wie und von wem "Worship" typischerweise gespielt wird.


Also, wenn ich das alles richtig interpretiere - die Spaß-Beiträge mal außen vor gelassen - sind es eher weniger spezielle Sounds als eine Musik-Richtung, die nicht zu verwechseln ist mit Gospel!? Und der Begriff ist eher Marketing geschuldet?
Teils teils, würde ich sagen. Um mal Keyboardsounds als Beispiel zu nennen: Natürlich kann man mit allen möglichen Keyboards Pads spielen. Aber die, die man in üblichen Digitalpianos findet, die zusätzlich zu Flügeln und E-Pianos ein paar weitere Sounds haben, sind ALLE UNGEEIGNET. Ich kenn jedenfalls kein Gegenbeispiel. Die typischen Shimmer-Pads kann halt nicht jedes Keyboard. Omnisphere ist ziemlich beliebt, aber es gibt auch ne Menge Leute, die mit Mainstage glücklich sind. Du findest nur herstellerseitig praktisch nie Presets, die schon das machen, was man sich unter "Worship-Pad" vorstellt. Bzw. vielleicht hat sich das inzwischen geändert, aber mir ist das das noch nicht über den Weg gelaufen.

Ich bin ohnehin kein Keyboarder, sondern Schlagzeuger und Gitarrist. Bei E-Gitarrensounds gilt aber genau das Gleiche. Das verwendete Equipment ist alles andere als außergewöhnlich, aber der Sound schon.

Über die Abgrenzung zu Gospel hab ich übrigens neulich nachgedacht. :) Die gibt es definitiv. Aber typische "Worship"-Elemente haben auch den Weg in Gospel geschafft. Spontan fällt mir dazu "You Waited" von Travis Greene ein. Diese Musik groovt immer noch (und ich finde, sie macht - im Gegensatz zu Hillsong und Konsorten - Spaß zu hören), aber soundmäßig hat sie sich zum Teil angepasst.

Edit:
Vielleicht noch ein Nachtrag. Ich hab mir vor einiger Zeit mal den Spaß gemacht, bei einem Album von Bethel das Tempo jedes einzelnen Liedes zu ermitteln. Das Ergebnis war glaub ich in etwa, dass 10 von 12 Liedern zwischen 60 und 80 bpm lagen. Zusammen mit dem Sound dient die Musik dazu, ein Gefühl von Tiefe, Schwere und Größe zu erzeugen. Damit beschreibt sie bestimmte Aspekte von Gott ganz gut. Aber inzwischen hat dieser Trend ein wenig nachgelassen, weil man nicht fast 15 Jahre lang die gleichen 4 Akkorde (I, IV, V, VI) im gleichen Tempo mit dem gleichen Sound spielen kann... naja. Manche haben trotzdem genau das gemacht. ;)
 
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Danke für die Aufklärung. Und ich hatte immer gedacht, dass Worship bedeutet, dass Gitarristen dem Effekt-Konsum huldigen und vor allem Modulations-, Hall- und Echo-Effekte auf einem riesigen Pedal-Board-Altar dem Herrn als Opfer darbieten…
 
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