GeiGit
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[WORKSHOP] Mikrofonabnahme einer akustischen Geige "von innen"
...was bisher geschah - Der bisherige Weg der Tonabnahme
Wie ihr wisst habe ich ja schon verschiedene Abnahmemöglichkeiten meiner akustischen Geige ausprobiert und hier auch vorgestellt:
K&K Twin Spot unter den Stegfüßen
K&K Big Twin und Big Shot unter den Stegfüßen
DIY-Geigenmikrofon(halter) zum Anklemmen
IMG Stage Line - TXS-631SET Multi-Frequenz-Mikrofonsystem an der Geige
Vorallem mit dem IMG-System habe ich in letzter Zeit öfters live gespielt wenn ich nicht nur den verstärkten Sound der E-Geige, sondern zusätzlich den Klangkörper und den akustischen Klang der Geige (z.B. auch als "Monitor am Ohr") benötigt habe.
Damit war ich aber noch nicht so wirklich glücklich, da es eben im Livebetrieb immer wieder zu Rückkopplungen kam wenn ich zu nah an die Hauptlautsprecher gekommen bin.
Die Experimente gehen weiter
Also experimentierte ich im Januar und Februar 2020 weiter und suchte eine bessere Abnahmetechnik für meine Geige die sie etwas natürlicher klingen lassen würde als der K&K Big Shot unter dem Stegfuß auf der E-Saiten-Seite.
Ich versuchte wirklich verschiedenste Dinge und ging sogar so weit ein Kehlkopf-Kontakt-Mikrofon zu testen,
aber leider war der Klang zu mittenbetont und verzerrte bei hoher Lautstärke.
Ich positionierte auch einen Shadow SH020, der sich bei meinem "Paulus"-Projekt gut bewärt hat, auf verschiedene Stellen der Geigendecke, klemmte ihn zwischen Decke und Griffbrett, oder unter den Saitenhalter - aber auch damit wurde ich nicht glücklich.
Also versuchte ich mehrere meiner Krawattenmikrofone die ja durchaus verschieden klingen, wie man bei meinem "Großen Mikrofonvergleich auf den DIY-Mikrofonhaltern an meiner Lowden S22" bereits hören konnte. Mein Beyerdynamic MCE5 positionierte ich über verschiedensten Positionen der Geige und stellte dann auch fest, dass es ohne Popschutz schlank genug war um es durch eines der F-Löcher in die Geige einzuführen. Mein Sennheiser ME2 passte leider ganz knapp nicht durch.
Erster Höreindruck aus dem Inneren der Geige
Im Innenraum der Geige herrschte ein ganz eigener Klang, der natürlich vor allem durch die Resonanzfrequenz der Geige bestimmt wurde. Sie liegt etwa zwischen dem B4 und C4 (zwischen zweitem und drittem Finger auf der G-Saite), also etwa bei 256 Hz (vergleiche hier). Sie führte durch die Überbetonung auch prompt zu einer kleinen Rückkopplung mit meinem Marshall AS50D, den ich für diesen Test verwendete. Hier entpuppte sich dessen Notch-Filter als geniale "Waffe" um diese Überbetonung und gleichzeitig die Rückkopplungen zu eliminieren.
Und das, was dann übrig blieb, war schön laut und klang richtig gut nach "Geige".
Ich versuchte verschiedene Eintauchwinkel, sowie das komplette Einführen in die Geige und schien in die richtige Richtung zu gehen.
Wo befindet sich die ideale Mikrofonposition?
Als nächstes galt es natürlich verschiedene Mikrofone zu testen die klein genug waren um durch das F-Loch zu passen und dann auch letztendlich um eine mögliche Befestigung in idealer Position.
Manches der Mikrofone wurde im Grenzbereich beim Eintauchen in das F-Loch sehr laut und bassreich. Wenn man also eine weniger basslastige Geige haben sollte, wäre das auch eine mögliche Mikrofonposition. in meinem Fall waren die Bässe an der Stelle jedoch total überbetont, da sie schon rein akustisch einfach eine Menge Wums im Bassbereich hat.
Außerdem suchte ich ja eine Position zur dauerhaften Befestigung des Mikrofons und fand dazu die F-Löcher nicht so ideal.
Aber wie bekommt man ein Mikrofon in das Innere der Geige ohne das Kabel so störend durch das F-Loch zu führen und wie bekommt man das Mikrofon in der gewünschten Position befestigt?
Hier mal einer der Tests, den ich im Bild festgehalten hatte:
Wie bekommt man ein Mikrofon im Inneren der Geige befestigt?
Da ich erst vor kurzem vor dem Problem stand, dass ich die Endknopfbuchse meiner Lowden S22 tauschen musste und leider zu dicke Unterarme habe um durchs Schalloch bist zum Endklotz zu kommen, musste ich eine Methode entwickeln wie ich die Buchse trotzdem in die gewünschte Position bugsieren und befestigen konnte. (klick)
Mit diesen aktuellen Erfahrungen im Hinterkopf kam mir natürlich auch bei meiner Geige der vorhandene Endknopf, an dem der Saitenhalter hängt, als möglicher Zugangspunkt ins Innere der Geige, in den Sinn.
Da ein neuer Endknopf für die Geige relativ billig ist (klick) und man somit bei einem Test "nicht viel Geld kaputt macht" überlegte ich, ob ich vielleicht das MC5 durch die Öffnung der Endknopfbohrung in die Geige einführen und vielleicht ein Kabel durch den Endknopf zur Buchse am Kinnhalter führen könnte?
Allerdings hätte ich dazu alle Saiten abspannen, den Saitenhalter aushängen und den Endknopf rausziehen müssen...
Geniale Eingebung
Und da war sie mit einem Schlag - die Kombination der Erfahrung und die Inspiration durch Gott, kombiniert in einem Blitzgedanken:
Es wäre ja möglich ein dünnes Metallrohr durch ein passendes Loch im Endknopf in die Geige einzuführen mit dem ich dann ein Mikrofon in verschiedener Tiefe mit verschiedenen Ausrichtungen testen könnte ohne die Saiten dazu abspannen zu müssen!
Dazu braucht man natürlich ein passendes Metallrohr, ein geschirmtes Kabel welches durch das Röhrchen passt und ein Mikrofon, welches durch das F-Loch passt.
Dann kann man:
- ein passendes Loch durch den Endkopf bohren
- das Röhrchen durch das Loch in die Geige einschieben
- das Kabel durch das Röhrchen in die Geige schieben und die Geige so lange drehen, biss man es durch eines der F-Löcher greifen und durchziehen kann
- Das Mikrofon außerhalb der Geige an das Kabel löten
- Das Mikrofon durch das F-Loch in die Geige einführen und dann das Kabel durch das Röhrchen zurückziehen bis das Mikrofon am Ende des Röhrchens angekommen ist und durch das Röhrchen stabilisiert wird.
- Nun kann man das Röhrchen in verschiedene Tiefen und Drehungsstellungen bringen und der Klang zentral an der Mittellinie der Geige innen im Korpus einfangen.
Also ans Werk!
Das "Lanzenmikro" in der Geige
Ich fand ein passendes Edelstahl-Röhrchen mit Außendurchmesser 4mm und Innendurchmesser 3mm und entgratete es sorgfältig an beiden Enden innen und außen. (Mögliche Bezugsquelle: klick)
Ein passendes Stück abgeschirmtes Kabel mit fast 3mm-Außendurchmesser fand ich ebenfalls.
Vom Umbau der beiden Sennheiser ME3-Headsets hatte ich ja noch die beiden Kapseln in der Schublade deren Frequenzgang vielleicht etwas bassärmer sein könnte (klick) und somit im Resonanzbereich der Geige schon etwas abgeschwächt wäre. Außerdem müssten sie mit dem hohen Lautstärkepegel in der Geige auch bei Doppelgriffen und vollem "Fortissimo" verzerrungsfrei zurecht kommen.
Bedienungsanleitung ME3
Ich ging natürlich davon aus, dass sich der Frequenzgang durch den Ausbau aus dem Headsetgehäuse und damit auch die Richtcharakteristik und der zugehörige Nahbesprechungseffekt ändern würde und war gespannt wie der Klang unter all diesen speziellen Bedingungen sein könnte.
Durchgangsbohrung durch den Endknopf
Also spannte ich einen 4mm-Holzbohrer in den Akkuschrauber, klemmte die Geige kopfüber zwischen die Knie und setzte mittig auf dem "Pariser Auge" meines Endknopfes an. Das Perlmut war hart und das Ebenholz ebenfalls, ließ sich aber trotzdem gut durchbohren.
Auch wenn ein Endknopf nicht viel kostet: Es war ein total komisches Gefühl auf diese Art uns Weise ein Loch in die Geige zu bohren!
Vor allem bei vollem Saitenzug auf dem Endpin durch den Saitenhalter!
Aber es ging Gott sei Dank alles gut und hat geklappt!
Das Loch war dann etwas zu eng für das Röhrchen, deshalb bohrte ich noch mit einem Stahlbohrer etwas nach bis der Bohrer leicht im Loch zu bewegen war.
Nun ließ sich das Röhrchen mit etwas Druck in das Loch im Endknopf einführen und ich schob es ein Stück in die Geige ein.
Dann schob ich das Kabel durch das Röhrchen und ein Stück weiter, bis ich es so in die Position gedreht hatte, dass es aus dem F-Loch herauskam.
Ich zog es noch weiter raus, isolierte es dann außerhalb der Geige ab und lötete es an eine der beiden Sennheiser-Mikrofonkapseln.
Dann klebte ich auf die Rückseite der Kapsel ein Stückchen Spiegelklebeband um die Lötstelle zu isolieren und wickelte ein Stück Alufolie über die Kapsel um das Mikro abzuschirmen. Natürlich ließ ich dabei das kleine Loch auf der Rückseite der Mikrofonkapsel frei. Dann schnitt ich einen schmalen Streifen Schrumpfschlauch ab und fixierte mit ihm die Alufolie, damit sie nicht durch die Vibrationen in der Geige "rascheln" kann.
Dann zog ich die Kapsel durch das F-Loch in die Geige und in Position auf mein "Lanzenröhrchen".
An das andere Ende des Kabels lötete ich provisorisch einen 3,5mm-Miniklinkenstecker und nun kam der große Moment um die ersten Töne per Lanzenmikro in der Geige einzufangen.
Kleiner Rückschlag
Ich schloss an den 3,5mm-Klinkenstecker meinen Phantomspeiseadapter an, steckte ihn in den Marshall, drehte vorsichtig auf und...... ...es passierte gar nichts! Kein Ton, das Mikro war einfach tot
Ich war echt enttäuscht! Aber es half ja nichts... Ich prüfte mit meinem Multimeter auf Durchgang - Und es war tatsächlich ein Kurzschluss auf der Mikrofonleitung! Echt doof!
Also schob ich das Kabel wieder durch das Röhrchen in den Korpus bis ich die Mikrofonkapsel nach langer Fummelei im F-Loch greifen und durch dieses dann auch hindurchmanövrieren konnte.
Ich entfernte den Schrumpfschlauch, die Alufolie, den Kleber und entdeckte das Problem: Die Isolation des einen Drähtchens war tatsächlich einen Hauch zu kurz und die Litze berührte den Rand der Mikrofonkapsel. Somit hatte sie Kontakt zur Masse und der Kurzschluß war das Ergebnis.
Ich lötete die Litze also nochmal ab, kürzte sie noch etwas und lötete sie dann so an, dass dieser Fehler nicht wieder vorkommen kann. Dann klebte ich wieder ein Stück Spiegelklebeband als Isolation auf die Lötstelle, nahm aber jetzt ein Stück 3M-Aluminium-Klebeband, schnitt das Loch passend aus, klebte es auf die Kapselkante und schnitt den Überstand ab. Den Schrumpfschlauch konnte ich mir dadurch sparen, da das Alu-Klebeband um Längen besser geeignet war! Durch das Aufkleben des Bandes auf das Kapselgehäuse gab es auch eine saubere Masseverbindung und das Alu fungierte damit als gute Abschirmung.
Ich schob die Kapsel wieder vorsichtig durchs F-Loch und zog sie in das Röhrchen in Position. Die selbstklebende Alufolie trug kaum auf dem Kabel auf und war nun viel besser geeignet, denn so konnte sie ein Stück in das Ende des Röhrchens gezogen werden und stellte dadurch eine saubere Masseverbindung zum Röhrchen her. Außerdem war die Kapselposition dadurch stabiler und zeigte sauber nach oben.
Ich war viel zufriedener und fiberte wieder auf den nächsten Moment zu: Ich steckte alles ein, drehte den Verstärker langsam auf und prüfte durch Zupfen die Soundübertragung der Mikrofonkapsel.
Ein Hammer Sound
Und was soll ich sagen: Ich war echt total von den Socken, denn die Mikrofonkapsel des Sennheiser ME-3 übertrug die Resonanzfrequenz des Geigenkorpusses viel schwächer. Ich konnte den Notchfilter ausschalten und das Mikrofon deutlich höher aufdrehen, da es ja auch unempfindlicher war. Auf den ersten Blick war das die ideale Mikrofonkapsel!
Ich drehte den Verstärker laut auf damit ich den Klang trotz der akustischen Lautstärke der Geige gut hören konnte und testete verschiedene Tiefen des Röhrchens in der Geige, sowie verschiedene Drehungen.
Als ich zufrieden mit der Position war, nahm ich das Signal des Piezos und des ME-3-Mikrofons über mein Roland UA-25 EX auf. Ohne den Originalklang konnte ich den Sound nochmal besser beurteilen und fand den Mikrofonklang sehr, sehr gut! Er war deutlich besser als bei der Mikro-Abnahme von außen und war schöner und natürlicher als der Klang des Piezos! Vor allem auch ohne die Bogengeräusche die eben beim Lastwechsel und Aufsetzen auf die Saiten (und damit den Steg und den Piezo) entstehen. Sie sind durch die Entkopplung und Mikroabnahme überhaupt nicht vorhanden!
Trotzdem liegt der Reiz tatsächlich am meisten in einer Mischung aus beiden Signalen. Das macht die Geige vielschichtig, interessant und sehr ausdrucksstark!
Kürzen des Röhrchens und der Anschluß an den "Ring" der vorhandenen 6,3mm-Stereo-Buchse
Noch war das Spielen kein Genuß, da das Röhrchen ja noch viel zu lang war und irgendwie an meinem Hals vorbei musste
Ich markierte das gewünschte Ende bündig mit dem Endpin, lötete den provisorischen Stecker ab und zog das Röhrchen aus dem Endpin, ließ aber natürlich das Kabel mit der Mikrofonkapsel in der Geige. Als das Röhrchen aus dem Endpin draußen war, zog ich noch das Kabel aus dem Röhrchen, trennte das Röhrchen ab, schliff das Ende, entgratete die Innenkante, rundete die Außenkante leicht und schob es anschließen wieder über das Kabel und durch das Loch im Endpin in die Geige. Dabei achtete ich natürlich auf die korrekte Drehungsstellung und schob es bündig in den Endpin.
Dann schob ich das Kabel zwischen Zarge und Saitenhaltersaite durch, legte es einmal um den Endpin und ließ es dann nach oben parallel zum vorhandenen Kabel des Piezos unter die Kinstütze zur Buchse laufen.
Dann demontierte ich die Kinnstütze, löste das Kabel des Piezos unter der Kinnstütze, lötete es von der Buchse ab und änderte dann die Masse-Brücke an der Buchse um den Anschluß vom "Ring" des Steckers von der Masse zu nehmen und für das Mikrofon bereit zu machen.
Dann schob ich beide Kabel durch einen Schrumpfschlauch, schrumpfte ihn so, dass die Kabelführung unter der Kinnstütze wie gewünscht verlief und lötete beide Kabel an.
Dann klebte ich den Schrumpfschlauch mit den Kabeln mit Sekundenkleber-Gel in die gewünschte Position unter die Kinnstütze und montierte sie wieder.
Unsichtbare Montage und flexibler Anschluss
Der Piezo war ja schon ziemlich unsichtbar montiert, aber das Mikro ist noch um einiges unauffälliger.
Man erkennt eigentlich nur am eingesteckten Kabel dass da eine Abnahme der Geige stattfindet.
Ich kann nun wahlweise ein normales Gitarrenkabel einstecken und nur den Piezo damit abnehmen,
oder ein spezielles Stereokabel verwenden welches am Ende in einen 6,3mm-Mono-Klinkenstecker für den Piezo und einen 3,5mm-Klinkenstecker für den Phantomspeiseadapter des Kondensatormikrofons auffächert.
Oder ich kann mit einem der beiden Signale meinen Line 6 Relay G30-, oder IMG-Sender füttern,
oder mit beiden Signalen zwei Sender.
Wenn ich jedenfalls beide Signale in getrennte Eingänge des Mischpults einspeise, kann der Tontechniker beide Signale getrennt bearbeiten und in passendem Maße verstärken.
Man kann auch dann zu einer eventuellen Rückkopplungsvermeidung auf den Bodenmonitor beispielsweise nur das rückkopplungsfestere Piezosignal legen, oder beide auch stereo in ein In-Ear-Monitoring füttern.
Man hat tatsächlich die volle Flexibilität und spart sich batteriehungrige und/oder rauschanfällige Vorverstärker im/am Instrument oder Gürtel.
Da ziehe ich persönlich auch jederzeit einen Sender vor.
Ein passender Winkelstecker für den Line 6 Relay G30-Sender
Das Relay G30 kann ja durch den hochohmigen Instrumenteneingang den Piezo direkt übertragen. Die 1,3 Megaohm reichen und bringen einen ziemlich ausgewogenen Klang.
Es hat aber auch den Eingang für Elektret-Mikrofone und kann somit beide Abnehmer meiner Geige übertragen (siehe hier).
Da der Klinkenstecker in der Buchse sehr gut hält und man den Sender problemlos am Stecker halten kann, überlegte ich, ob ich ihn nicht mit einem passenden Winkelstecker "einfach so" in die Buchse am Kinnhalter meiner Geige einstecken, ohne ihn zusätzlich zu befestigen? Und vielleicht könnte ich in diesen Winkelstecker gleich noch einen Umschalter integrieren mit dem ich wahlweise den Piezo, oder das Lanzenmikrofon dann senden könnte?
Die Idee war geboren und der Forscherdrang geweckt und so machte ich mich an's Werk und lötete zwei 6,3mm-Stereoklinken und einen Kippschalter so zu einem Winkelstecker zusammen, dass der Sender links neben dem Kinnhalter senkrecht nach unten auf Höhe der gummierten Füße des Kinnhalters hing und durch dieses Gummi nicht gegen den Geigenkorpus schlagen oder reiben, aber auch nicht zu weit nach vorne schwenken konnte. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich simpel:
Ich fand die Lösung echt schön und konnte bei ausgeschaltetem Sender auch zwischen den Eingängen hin und her schalten.
Der Nachteil war aber, dass das Mikrofon im Vergleich zum Piezo viel leiser war und ich echt schon daran zweifelte ob ich das richtige Mikrofon eingebaut hatte oder ob ich nicht lieber doch ein ausgangsstärkeres Mikrofon einbauen sollte?
Der zweite Nachteil des Winkelstecker war, dass man ihn auch umgekehrt einstecken konnte, dann aber nur noch eine der beiden Schaltungen korrekt funktioniert.
...und dann kam meine Israelreise, eine Grippe und dann der Covid 19-Lockdown
Ich hatte den Umbau gerade fertig gestellt, als ich Mitte Februar 2020 mit einer Reisegruppe unserer Gemeinde für 14 Tage nach Israel ging und meine Geige auch mitnahm. Man darf sie übrigens trotz Überlänge tatsächlich als Handgepäck im Flieger mitnehmen und auch in eines der Gepäckfächer oben verstauen. Da ist die Geige absolut im Vorteil gegenüber der Gitarre. Die beiden Gitarristen der Reisegruppe mussten sich vor Ort eine Gitarre ausleihen. Ich konnte auf meinem eigenen Instrument spielen
Das Bild hier entstand übrigens an der Taufstelle von Johannes am Jordan:
Nach der Israelreise hatte ich leider 14 Tage eine Grippe und beim Familiengottesdienst am 8. März 2020 war ich zwar wieder fit, spielte aber wegen benötigten Effekten meine E-Geige.
Am 13. März war dann klar, dass am 15. März kein Präsenzgottesdienst mehr stattfinden durfte und wir stemmten unseren ersten Streaming-Gottesdienst aus der Hüfte. Ich bin ja Diakon für Musik und Technik in unserer Gemeinde und war ab diesem Zeitpunkt sowohl in der Vorproduktion der Musik unter der Woche, als auch in der Technik für die Übertragung am Sonntag sehr stark eingebunden, so dass irgendwelche Tests mit meiner A-Geige erstmal komplett zurückgestellt werden mussten.
Erster Praxiseinsatz auf der Bühne
Nach einigen Gottesdiensten war es dann irgendwann im Juni soweit, dass ich auch meine A-Geige mit diesem Winkelstecker bei einem Online-Gottesdienst spielte. Ich stellte aber nach einigen Liedern fest, dass ich sie Anfangs irrtümlich auf den Piezo geschaltet hatte und sie darauf dann am Mischpult eingestellt wurde. Das klang zwar viel besser als ich erwartet hätte, nahm mir aber die Möglichkeit auf das Lanzenmikrofon umzuschalten, da dieses einfach zu wenig Ausgangspegel brachte. Mangels Markierung wäre es jedoch ebenfalls möglich, dass ich den Winkelstecker falsch herum verwendet hatte.
Ich merkte auf jeden Fall, dass es da noch Nachbesserungsbedarf gab.
Nachbesserungs-Überlegungen
Mitte August war einen Hochzeit geplant auf der ich die A-Geige spielen wollte. Bis dahin wollte ich eine bessere Lösung haben, allerdings hatte ich wenig Zeit und entschied mich erstmal das Mikrofon vorerst verbaut zu lassen und statt dem Line 6 Relay G30 meine IMG-Sendeanlage zu verwenden.
Sie war zwar ausschließlich auf Mikrofonbetrieb ausgelegt, war aber da auch empfindlicher als die G30-Sender und hatte einen Gain-Regler zur Anpassung. Außerdem hatte sie als Eingang eine 3,5mm-Buchse mit Schraubanschluß. Dadurch wäre es möglich einen passenden Adapter zu bauen und ihn am Sender durch den Schraubanschluß zu fixieren. Das wäre sicherer als das reine Einstecken des Steckers und ein Absturz des Senders wäre auch unter hektischen Umständen nahezu umöglich.
Außerdem war die IMG-Sendeanlage auch kaum im Einsatz während meine beiden Line 6 Relay G30-Anlagen doch viel häufiger (Fir Gitarren und E-Geige) zum Zuge kamen.
Hmm...
All diese Vorteile veranlassten mich zum nächsten Schritt:
Ein schraubbarer Winkelstecker für meine IMG-StageLine-Sendeanlage
Mein IMG StageLine TXS-631 SET wurde von mir in letzter Vergangenheit fast ausschließlich für meine A-Geige mit meinem selbstgebauten Halter auf diese Weise verwendet. Der Halter war praktisch, denn an ihn konnte ich dann auch den Sender per Klettband festbinden.
Das Lanzenmikrofon brauchte diesen Halter ja nicht mehr. Deshalb kam ja auch die Idee auf, den Sender einfach als "Einstecksender" zu verwenden und ihn dadurch mit dem Stecker zu "montieren".
Vor langer Zeit hatte das Kabel des SET-Mikrofons einen Wackelkontakt im Stecker und ich hatte ihn durch einen neuen Stecker ersetzt (klick). Der defekte Stecker lag aber immer noch in meiner "Gruschtelkiste" und wurde nun wieder herausgekramt, "nackig gemacht" und mit einem alten 6,3mm-Stereo-Stecker zu einem passenden Winkelstecker verbaut:
(weitere Bilder muss ich mal machen und nachliefern )
Die diagonalen, verzinnten Massekabel brachten zwar schon ziemlich Stabilität in den Winkel, ich verwendete aber trotzdem zusätzlich mein UV-härtendes BONDIC um den Stecker "zu vergießen" und "richtig stabil" zu machen!
Anschließend umschrumpfte ich den Winkel mehrteilig und war sehr zufrieden mit dem Endprodukt.
Der Sender saß gut an der Geige, konnte nicht abstürzen und sich auch nicht verdrehen, da die Gürtelklemme so zwischen den beiden gummierten Klammern der Schulterstütze saß, dass diese das verhinderten und ihn zusätzlich weit genug vom Geigenkorpus abhielten und abfederten und er somit keine Klopf- oder Schabgeräusche verursachen konnte.
Der erste "richtige" Einsatz auf einer Open-Air-Hochzeit
Am 14. August 2020 durfte und konnte ich endlich wieder mal vor Live-Publikum Geige spielen und war gespannt wie sich denn das Lanzenmikro mit dem IMG-Sender in Kombination schlagen würde.
Wir bauten die PA und Bühne unter einem Pavilion auf und ich genoß die Freiheit keinerlei Kabel, Monitoring oder ähnliches zu brauchen.
Ich hörte genug von den anderen durch deren Monitore und die Geige selbst war rein akustisch direkt am Ohr sowieso laut genug.
Der Sender war leicht und saß zudem auf der Schulterstütze. Somit machte er die Geige am Kopf nicht schwerer. Seine Antenne war zwar nahe meines Gesichtes, störte aber nicht und ich war erstaunt wie gut die Geige klanglich einzustellen war und wie gut sie dann auch klang und dabei sehr rückkopplungsfest war! Das war echt kein Vergleich zur Mikrofonabnahme von außen! Da waren Welten dazwischen! Die Gedanken an einen Mikrofontausch waren sehr schnell wieder verworfen und ich beschloss, dass die Geige nun einfach mit dieser Sendeanlage in Kombination zuküftig zum Einsatz kommen sollte!
Der Langzeittest - 5 Tage Fastenwoche - Jeden Abend eine Stunde Lobpreis
Ende September - Anfang Oktober war dann bei uns die Fastenwoche im CGS und wir trafen uns jeden Abend im großen Saal eine Stunde lang gemeinsam um zu singen, zu beten und auf Gott zu hören.
Wir spielten dazu in kleiner Bandbesetzung mit viel Improvisation und ich genoss es völlig frei und ungebunden spielen zu können! Ich nutze die A-Geige mit dem IMG-Funksystem und mein LD-InEar-System mit meinem Shure SE215.
Das ist die Klangkorrektur, die schließlich im GLD112 eingestellt wurde:
Ein Großteil der Korrektur im Bassbereich war eben notwendig um die Überbetonung der Resonanzfrequenz der Geige zu reduzieren.
Die Resonanzfrequenz liegt wie schon oben gesagt etwa zwischen dem B4 und C4 (zwischen zweitem und drittem Finger auf der G-Saite), also etwa bei 256 Hz (vergleiche hier).
Ich war echt glücklich wie natürlich meine Geige klang, egal ob gestrichen, oder gezupft!
Fazit
Ich bin Gott sehr dankbar nun einen konstanten, gut klingenden Mikrofon-Sound meiner akustischen Geige jederzeit zur Verfügung zu haben! Das macht sie extrem flexibel, da sie sehr schnell an eine Mischpult angeschlossen ist und der Tontechniker dabei die volle Soundkontrolle hat.
Es gibt keine Bogengeräusche wie beim Piezo, keine Rückkopplungen und Windgeräusche wie beim außen positionierten Mikro und ich habe weiterhin die volle Bewegungsfreiheit beim Spielen!
...wer noch mehr von mir lesen möchte, darf gerne durch meine Reviews und Workshops stöbern.
Vielen Dank für Euer Interesse! Seid gesegnet!
P.S.: Soundaufnahmen und weitere Bilder gibt es, falls ihr wirklich Interesse daran habt und das hier zeigt und kundtut
Ich freue mich auf eure Fragen!
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