@ DJ Buschmensch: Wenn du nur ein, zwei Subs hast und diese in der Nähe vom Laptop stehen, wunderts mich nicht. Dann bist du der, der am meisten Bass abbekommt.
Zur Diskussion: Mich kotzt es direkt an, mit was die Leute heute zufrieden sind. Kiddies hören Musik aus dem Handylautsprecher, da kommt unter 400Hz überhaupt nichts raus. Das ist für mich kein Musikhören mehr. Und dann sinds auch noch Sachen wie HipHop, Drum'n'Bass und Dubstep, die ohne Bass nicht mal funktionieren. Und auf der nächsten Party habe ich 20kW Ton stehen, das Ganze auf ein lineares Klangbild getrimmt, plus 6dB Spaß im Bassbereich, aber musikalisch. Da kommen die gleichen Kiddies und beschweren sich, dass zu wenig Bass da ist. Paradox! Dann sind sie ja nur Missklang und Klirr gewöhnt. Schießt man ihnen eine voll ausgefahrene, aber immer noch gut klingende PA entgegen, beschweren sie sich, es sei zu leise. Das Lustige dabei ist, dass sie es aufschreiben müssen, weil es so laut ist, dass man sich nicht sprechen hört. Nur tut nichts weh in den Ohren und man geht auch ohne Tinitus nachhause, muss also zu leise gewesen sein.
Mir persönlich nimmt schlechter Klang den Spaß an der Musik. Ich habe ein paar Alben, die ich immer wieder sehr gerne höre. Höre ich sie bei jemand anderem auf der Billiganlage oder auf einer Fremdveranstaltung auf einer schlechten PA, mag ich sie gar nicht hören. Das ärgert mich direkt. Genauso gibts einige Lieder oder Alben, die ich musikalisch gut finde, aber es scheitert an der Aufnahmequalität. Teilweise versuche ich dann selbst noch nachzuarbeiten, aber das hat bekanntlich seine Grenzen.
Ich habe zuhause im Wohnzimmer Studiomonitore für die Surroundanlage, dazu einen URPS als Subwoofer, bin ganz zufrieden, aber noch nicht endgültig. Ich hab da was in Planung... Selbst im Schlafzimmer habe ich zwei Tannoy Reveal der alten Serie. Die sind nicht super, aber besser als das, was man zu Microanlagen etc. bekommt. Im Auto sind (noch) die Werksboxen verbaut, aber das "Radio" hat einen 8band-EQ und Laufzeitanpassung, das ist akzeptabel. Ich habe andere, höherwertige Lautsprecher bereits rumliegen, nebst DSP und Endstufen. Warum das alles? Weil das Gehör einerseits trainiert wird und es sich andererseits an Klang gewöhnt. Ich merke das selbst: Habe ich eine Woche in einer Disco an einer Installation gearbeitet, wo der Besitzer den ganzen Tag eine billige Kofferheule laufen hat, mische ich am nächsten Tag genau solchen Klang zusammen. Daher muss der Sound einfach passen, wenn ich Musik höre, gerade wenns länger ist, eine Autofahrt oder zuhause zur Entspannung. Ich kann das auch nicht, mich einfach berieseln lassen, ich höre immer hin. Bin ich auf Veranstaltungen, wo ich auf den Ton keinen Einfluss nehmen kann und der Klang passt mir nicht, kommen die Ohrstöpsel zum Einsatz, da können die Leute gaffen wie sie wollen. Selbst wenn im kleinen Club die Band der Meinung ist, dass die Backline schon 110dB am FOH erreichen müsse, kommen sie irgendwann rein. Da braucht sich auch keiner zu beschweren, denn meine Ohren sind mein Kapital und meine Arbeitsgrundlage, die lasse ich mir nicht versauen! Ich benutze hauptsächlich Beyerdynamic Kopfhörer, ich habe auch einen Sennheiser HD25, aber der kommt klanglich nicht an die Beyer heran. Den benutze ich, wenn ich mal den DJ spiele, er setzt sich etwas besser durch, ist dafür entsprechend unnatürlicher. Ja, ich sitze auch mit den großen Beyerdynamics im Zug oder Flugzeug, sollen die anderen doch denken, was sie wollen.
Das Problem ist nicht die Qualität des Quellmaterials, auch MP3s können sehr gut klingen, gerade wenn sie in der korrekten Lautstärke und über klanglich korrekte Systeme angehört werden. Das Problem ist auch nicht die verfügbare Technik, denn diese ist besser als je zuvor. Was heute alles beachtet werden kann, linearisiert werden kann, korrigiert werden kann, ist schon beeindruckend. Das Problem steckt in den Köpfen der Leute! Früher hat man einen Ghettoblaster und drei Kassetten mitgeschleift, wenn man unterwegs Musik hören wollte, heute ein Handy. Früher hat eine gute Hifianlage 1500DM aufwärts gekostet, heute kaufen die Leute Surroundkomplettsets für 250 Euro, mit 5 Miniboxen und einem viel zu hoch getrennten Bandpasssubwoofer. Früher wurde für 400 Leute Rock'n'Roll eine halbe Tonne nur an Boxen transportiert, heute möchte man das unter 200kg machen. Das alles fordert seinen Tribut, aber die Leute wollen es nicht anders, gewöhnen sich daran und sehen es als Standard, mehr ist unnötig. Schön, wenn man ihnen mal zeigt, was denn Tiefmitten überhaupt sind bei einer Rockshow, ganz toll, aber wenn mans wieder selber macht, gehts weiter wie zuvor. Man könnte jetzt sagen, dass man früher auch immer "billig billig billig" (oder bezogen auf unsere Branche "leicht kompakt laut") wollte, das ist wahrscheinlich richtig. Es liegt also nicht an einer stark veränderten Mentalität bei den Leuten, die waren schon immer so. Es liegt daran, dass früher diese Mentalität nicht bedient wurde. Die Sachen haben gekostet, was sie gekostet haben (bzw. hatten die Größe, die physikalisch einfach nötig ist). Wer das Geld dafür nicht hatte, hatte die Sachen eben nicht. Heute findet sich immer wer, der was "in der Art" noch billiger anbietet.
In unserer Branche kommt aber auch noch hinzu, dass viele ihren Job als Job betrachten, zum Geld verdienen. Kaum einer, der die Möglichkeiten hätte, feinstes Equipment hinzustellen, macht das noch aus Überzeugung. Und die, die es aus Überzeugung tun, haben entweder finanziell nicht die Möglichkeiten, oder aber sind nebenbei auch davon überzeugt, dass ihr Günstigequipment genauso gut ist wie teures bzw. ihre Fähigkeiten "optimal" sind. Das Gegenteil wird oft genug bewiesen.
Nicht dass jetzt jemand denkt, ich stecke in der Vergangenheit. Auch da gabs genug Müll, von namhaften Herstellern wie auch namhaften ünstlern. Ich errinnere mich da an einen CD-Release eines älteren Albums von Kate Bush, das war klanglich furchtbar. Genauso gibts heute noch hervorragende Aufnahmen, nicht nur von "Edelkünstlern", sondern auch von Mainstreamkünstlern. Ich höre auch Dubstep und House, aber eben nur wenns gut produziert ist, und dazu gehört neben Klang auch gute Dynamik, also Druck. Daft Punk, Justice, die können das sehr gut. Und das zu hören macht dementsprechend nur dann Spaß, wenn diese Produktionswerte auch rübergebracht werden können. Dann gibts auch Künstler aus den 60er und 70er Jahren, wo man fast nicht glauben kann, wie gut die Lieder klingen. Man höre sich z.B. die Vocals auf Matt Monroes "From Russia with Love" (Soundtrack zum gleichnamigen Bond-Film) an, oder die ersten beiden Alben von Klaatu, da gibts Dynamik und Tiefbass, dass es mir beim ersten Hören die Sprache verschlagen hat. Ja, das ist nicht perfekt, aber für die Zeit unglaublich gut, gerade wenn man weiß, dass der klangliche Mainstream damals die Beatles waren.
@ Threadstarter: Es spricht nichts dagegen, eine Surroundanlage zum Musikhören zu nutzen, vorausgesetzt, sie hat dafür entsprechende "Programme" und man hat kein Set aus 5 Brüllwürfeln und einem Kotzwoofer gekauft. Niemand sagt, dass man an einen ordentlichen Dolby Digital-Receiver nicht auch ordentliche Hifi-Boxen oder hochwertige Surroundlautsprecher anschließen kann. Fernhalten sollte man sich von Boxen, die einen "speziellen Kinosound" bringen sollen. In allen Fällen sollten die Boxen linear spielen, einen "speziellen Sound" sollte der Receiver erzeugen, und zwar nur in den dafür vorgesehenen Programmen.