Neben den mechanischen Tätigkeiten, die ein gewisses handwerkliches Geschick voraussetzen, ist das größte Problem die richtige Positionierung der Bünde. Hier ein kleiner Ausschnitt aus einer meiner vielen Dokumentationen:
Temperatur Mein Gott, ist mir heiß!
Für das instrumentale Musizieren ist es notwendig, die Tonabstände genau festzulegen und zu fixieren. Die Erkenntnis, daß den verschiedenen Intervalle bestimmte, einfache Zahlenverhältnisse zugrunde liegen, wird dem griechischen Mathematiker und Philosophen Pythagoras zugeschrieben. Es gibt verschiedene Theorien, nach denen die exakten Frequenzverhältnisse der Töne einer Tonleiter ausgerechnet werden können. Diese nennt man Temperaturen oder Stimmungen. Hier sollen nur zwei kurz vorgestellt werden:
Die reine Stimmung
Grundlage des abendländischen Tonsystems ist der Tonvorrat, der sich aus Grundton und Obertönen eines unterschiedlich angeblasenen Rohres oder durch Teilung einer gespannten Saite in simple Verhältnisse ergibt.
Verwendet man die reinen Intervalle dieser Naturtonreihe, so erhält man die "reine Stimmung". Das Instrument klingt dadurch absolut sauber. Dieses gilt aber nur für exakt eine Tonart. Andere Tonarten sind folglich nicht mehr spielbar!
Schwierigkeiten ergaben sich jedoch aus den verschiedenen Frequenzverhältnissen des Ganztones (8:9 c - d und 9:10 d - e). Solange man nur in einer Tonart musizierte, störte dieses Mißverhältnis nicht. Doch die zunehmenden Tonartenwechsel und die Einbeziehung von Tonarten mit immer mehr Vorzeichen gaben den Anstoß zu einer Lösung, welche diese Differenzen beseitigte.
Die gleichtemperierte Stimmung
Bei der gleichtemperierten Stimmung ist die Oktave in 12 mathematisch exakt gleiche Halbtöne unterteilt. Das Frequenzverhältnis beträgt dann zwölfte Wurzel von 2 : 1. Die entstehende Stimmung enthält kein einziges ideales, das heißt rein gestimmtes Intervall mehr, die Abweichungen sind jedoch für sämtliche Tontarten kaum noch hörbar und werden nicht als störend empfunden.
Aufgrund der Unreinheit der Intervalle entstehen Schwebungen, die besonders bei den Quinten hörbar werden. Diese Art der Stimmung wird deshalb auch als "gleichschwebend" bezeichnet. J.S. Bach nützte die Vorteile dieser neuen Stimmung, um sein "Wohltemperiertes Klavier", eine Sammlung von Präludien und Fugen in allen Dur- und Molltonarten, zu schreiben.
Bundreinheit - Die Einteilung des Griffbrettes
Auch die Gitarre zählt zu den Instrumenten mit gleichtemperierter Stimmung. Der Abstand der Bünde auf dem Griffbrett ist keineswegs willkürlich gewählt, sondern folgt der Gesetzmäßigkeit dieser Temperatur.
Ausgehend von der Mensur der Gitarre (das ist die Länge der schwingenden Saiten oder der Abstand von Steg zum Sattel) kann der notwendige Abstand eines Bundes vom Sattel nach der folgenden Formel bestimmt werden:
x=Mensur*[1-2^-(Bund/12)]
Dabei setzt man für den ersten Bund 1, für den zweiten 2, usw.
Die Mensur der Gitarre läßt sich ganz einfach bestimmen: Man mißt den Abstand Sattel zwölfter Bund und verdoppelt das Ergebnis. An dieser Position sollte sich dann ungefähr der, hoffentlich einstellbare, Steg befinden.
Mit dieser Erkenntnis können wir schnell prüfen, ob die Verteilung der Bünde auf dem Hals unserer Gitarre richtig ist. Manchmal erlebt man da eine Überraschung. Stimmt diese Einteilung nicht, kann das Instrument grundsätzlich nicht bundrein sein! Ein eindeutiger Mangel, der die Gitarre unspielbar macht. Gleich wieder zurück zum Verkäufer damit!! Ach ja, Geld zurück nicht vergessen und den Laden in der Zukunft meiden!
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung kann man die Bundreinheit des Halses, oder besser gesagt, des Griffbrettes, nicht einstellen! Sie wird vom Hersteller bei der Produktion durch die Positionierung der Bünde festgelegt.
Die Verteilung der Bünde ist in der Praxis leider nur von theoretischem Wert. Teilt man die Saiten an diesen Positionen, so ist alles in Ordnung.
Tatsächlich drücken wir die Saite jedoch auf den Bund runter. Dadurch wird die Spannung der Saite erhöht und der Ton wird geringfügig höher. Dieser Fehler wird umso kleiner, je geringer der Abstand der Saiten vom Griffbrett ist. Daraus folgt also die Anforderung, die Saitenlage so tief wie möglich einzustellen.
Eine entsprechende Korrektur durch die Lage der Bünde vorzunehmen ist theoretisch denkbar, scheitert in der Praxis aber an den unterschiedlichen Seitendicken, Saitenlagen und der Krümmung des Halses. Hier besteht also schon die Notwendigkeit, einen Kompromiß einzugehen.
Soviel zu diesem Thema. Ich hoffe, es hilft.
Ulf