@jesses: genau das Gleiche habe ich auch gemacht, ich habe mich immer wieder vor und nach einem Auftritt mit den Technikern besprochen, was man ihrer Meinung nach an dem Sound noch besser machen könnte, was aus ihrer Sicht gut und schlecht war. Leider erlebt man sowas aber viel zu selten, den Meisten ist es schlichtweg egal, Hauptsache sie können ihren Kram durchziehen.
ACHTUNG: es wird jetzt etwas polemisch und nicht ganz sachlich, teilweise ironisch und nicht so ernst gemeint. (ich sags besser dazu)
Aus Technikersicht:
Ich werfe mal einen ganz anderen Punkt in den Raum, der nicht ganz unerheblich ist. In den letzten Jahren sind immer strengere Auflagen in Kraft getreten was die Lautstärke bei Konzerten angeht. Als Techniker muss ich mittlerweile bei 4 von 5 Konzerten Lautstärkemessungen mit einem geeichten Messgerät durchführen und diese auch hinterher, oder auf Verlangen, dem Ordnungsamt vorlegen. Es gibt auch mittlerweile Konzerte die vom Ordnungsamt abgebrochen wurden und die Tendenz ist nicht unbedingt so, dass es wieder lauter werden darf. "Ist doch Problem des Technikers" hör ich da schon den einen oder anderen denken... Nein, ist es nicht, denn je lauter die Bühne ist, desto schwieriger wird es, bei geringen PA - Lautstärken noch ein ausgewogenes Soundbild in der Front zu erstellen. Ich habe schon Gitarristen von der Front nehmen müssen, weil die einfach so laut waren, dass sie unabgenommen den Grenzwert überschritten haben und das Ordnungsamt uns nebenbei auf die Finger geschaut hat. Und wenn man dann auch noch so einen vollkommen bornierten Blödspaten da stehen hat, der meint, sein "Sweet Spot" sei wichtiger als das er auf der Front ist, dann kann ich echt nur müde drüber lächeln. Das sind meist die gleichen Leute, die hinterher über "Technikerärsche" schimpfen, aber nicht eine Minute darüber nachdenken, dass die Anweisungen, die sie beim Soundcheck bekommen haben durchaus Sinn machen und man sich das nicht ausdenkt um den armen, missverstandenen Musiker zu ärgern.
Ich finde es manchmal schon sehr amüsant, wie arrogant so mancher Standardmusiker daherkommt. Sieht den Techniker als Dienstleister, der genau das zu tun hat was der Herr Künstler möchte, aber wehe jemand sagt, dass ein Musiker auf der Bühne auch nur seinen Job macht und eigentlich nur die Aufgabe hat, dem Publikum Spaß zu bereiten. Daraus resultiert leider zu oft die fehlende Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Es meint aber auch grundsätzlich jeder mehr Ahnung zu haben, als der Mann hinterm Mischpult, der vielleicht zufällig versucht für ALLE Beteiligten ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen und dabei auch Faktoren wie die Räumlichkeiten im Ohr zu behalten. (ja, nicht jeder Raum ist dafür ausgelegt mit lauten Gitarrenamps klarzukommen) Dass dabei meist nur eine Schnittmenge aus allen Anforderungen möglich ist, wird gerne übersehen. Den gleichen Mist erlebt man auch ständig mit Sängern, bevorzugt aus der Gröhl - Ecke, die immer noch meinen es ist eine tolle Idee die Mikrofonkapsel richtig fest zu umklammern und am besten damit noch vor dem Monitor rumkrabbeln. Meist kommt dann das Argument "buhäää, aber ich will so klingen" ... yop... und du glaubst nicht, dass ich dir das nicht in einer Minute hingebastelt habe und als Bonus gibt es sogar noch Monitorsound obendrauf?!
Aus Musikersicht:
- Zuerst kommt das Publikum, dann kommt der Musiker, die bezahlen schließlich Geld dafür, wir bekommen Geld. Es ist natürlich schon so, dass man auch dem Publikum mehr Spaß bereitet, wenn die Musik Spaß macht.
- Ich persönlich finde Gitarrenboxen nur in naher Entfernung als Monitor angenehm. Auf Bühnen über 20-30 Quadratmeter ist eh ein gutes Monitoring notwending, deswegen kann ich auch jedem nur InEar empfehlen. Ein laut aufgerissener Amp ist da vor allem laut, schön find ich das nicht mehr, besonders wenn noch der Rest vom Soundmüll dazu kommt.
- Ich hab das Glück, dass ich Endstufenzerre in 90% zum Kotzen finde, wenn ich einen undefinierten Sound haben will, dann spiele ich halt unpräzise.
- Man sollte in der Lage sein auch einen guten Auftritt hinzulegen, wenn man mal nicht so optimal hört.
- Deswegen fahre ich 3 Sound Setups, Live, Proberaum und Studio...
Wie ich es als Live - Techniker tatsächlich handhabe?
Ich sage dem Musiker er soll den Amp so einstellen wie es für ihn angenehm ist. Dann einmal so wie ich ihn gerne hätte und dann schauen wir gemeinsam, womit wir arbeiten können. Ist ein Musiker nicht bereit dazu hat er Pech gehabt.