Wir haben in unserem Kaff ein jährliches "Weinfest", auf dem diverse Sauf- und Fress- Buden in der Innenstadt aufgebaut werden und die Leute sich besinnungslos saufen. Dabei stehen natürlich diverse Bühnen für Live-Mucke in allen Formen.
Auf der "Hauptbühne" treten natürlich Profis auf, die richtig gute Gagen bekommen.
Es gibt aber auch immer eine Rock-Bühne für den "Nachwuchs" ( seit Jahren die gleichen zwanzig Mucker, die irgendwie vereinsmässig organisiert sind und sich regelmässig umbesetzen
)
Der von einer Versicherung gesponsorte "Rock-Förderverein" der Stadt brauchte einen vorzeigbaren "Hauptact" und hat uns als lokal bekannteste Band gebeten, umsonst zu spielen - weil: ist ja unheimlich viel Publikum da. Und die anderen Bands spielen auch umsonst.
Wir haben abgelehnt. Obwohl das unser bis dato "grösster" Gig gewesen wäre. Mit folgender Begründung: Das ist die kommerziellste Veranstaltung, die man sich denken kann. Die Caterer bekommen Geld, die Dj's bekommen Geld, die Sound- und lichtleute bekommen Geld, die Werbung einer Versicherung hängt über der Bühne, die Stadt verpachtet die Standplätze für horrende Kohle...und AUSGERECHNET die einheimischen Mucker sollen für den Rock - FÖRDER - Verein umsonst spielen ???? Wer fördert denn da wen??
Unsere Position war: unsere Mucke ist eine Dienstleistung und zwar eine gute, und deswegen kann sie nicht umsonst sein. Die Gage muss ja nicht hoch sein, aber es muss eine Gage geben. Das wurde abgelehnt: die anderen kriegen auch nix. Daraufhin haben wir gesagt: Kein Problem, dann SPENDET bitte einen Summe (so ca. 300 Euro) an einen gemeinnützigen Verein, Aidshilfe, Kinderschutzbund, Weisser Ring, whatever. WIR müssen das Geld nicht haben, aber es gibt keine Mucke umsonst. Auch das war nicht möglich.
Stattdessen bekam eine befreundete Band den Job. Wie wir 2 Wochen später erfuhren, bekamen sie dreihundert (!) Euro Gage, wurden auf dem Auftritt vom Veranstalter wie der letzte Dreck behandelt und wir wurden als "geldgeil" bezeichnet bei den "Nachbesprechungen" des Vereins.
So läuft's in der Provinz.
Meine Erfahrung nach 25 Jahren ist: Wenn man sich von Anfang an relativ teuer anbietet, werden die Gagen nach und nach höher, man kann mehr in die Mucke investieren und wird deswegen immer besser und professioneller. Damit steigen dann auch wieder die Gagen und die Auftrittsmöglichkeiten.
Wer billig anfängt, bleibt billig. Wer immer wieder für lau spielt, verschwindet bald wieder in der Versenkung.
Auch "Referenzen" oder "gute Stimmung" sind letztlich nur ein Mittel, um die Gagen hochzutreiben. "Folgegigs" als Argument? Wenn der erste für Mickergage ist, mit welchem Argument sollte der zweite teurer werden? Und davon, dass viele Leute meinen Auftritt sehen, krieg ich den Kühlschrank auch nicht voll. Nur wennn sie dafür bezahlen, dass sie mich sehen dürfen. So simpel ist das: Rock'n'Roll ist Business. Schon immer. Und überleben können da nur die, die sich verkaufen.
Übrigens: Gagen, und wenn sie noch so klein sind, müssen versteuert werden.
Es ist imo nur noch eine Frage der Zeit, wenn die Steuerprüfer auf Stadtfesten rumgehen und die Bands bitten, mal ihre Steuernummer anzugeben - das wird noch lustig........