Viel ist schon gesagt.
Philosophisch betrachtet ist ein Solospiel eine Lebenssituation, in der es genau einen einzigen Versuch gibt. Solche Siruationen sind überaus zahlreich und alltäglich.
Im Rock-Pop-Jazzkann man mit kleineren Fehlern natürlich leben. Trotzdem willst Du ja perfekt spielen und zumindest keine größeren Fehler machen oder "rausfliegen".
Als jemand, der aus der Klassik kommt, hab ich da auch viel drüber nachgedacht.
Wie machen es die Profis? Also nicht nur Musiker, sondern Turner, (Solo-)Kletterer und ähnliches?
Klar, sie trainieren/üben viel. Die Zeit muss man reinstecken. Aber wie und was übt man? Ich glaube, man muss am Ende nicht an der Leistungsgrenze spielen, sondern drüberstehen. Und das heißt, ich muss im Training schwerer üben als es dann auf der Bühne ist.
Natürlich musst Du erstmal Dein Zeug können. Technisch musst Du es drauf haben, wenn da noch Unsicherheiten sind, musst Du Dich drum kümmern. Woran liegt es, diese Feinheiten üben, Stück für Stück aufbauen. Wer sich hier um unklare Dinge drückt, baut sich Risiken ein.
Nun mal angenommen, Du kannst dein Solo. Nun kann man natürlich das ganze x mal durchspielen, und versuchen, 10 von 10 mal durchzukommen. Aber x Wiederholungen machen es nicht unbedingt besser.
Mein einer Lehrer sagte aber immer: Die Schwimmer trainieren mit Gewichten an den Füßen. Ob das stimmt, keine Ahnung. Also Dinge einbauen, die es Dir schwerer machen. Ablenkungen, Schwierigkeiten.
- Schneller üben kennen wir sicher alle.
- Udo Jürgens hat zB den Fernseher laufen lassen, hingesehen und dabei sein Zeugs gespielt, hab ich mal gehört, um das Publikum zu "simulieren". Manche Athleten kriegen vom Trainier Buh-Rufe eingespielt, um sie auf sowas vorzubereiten.
- Mit geschlossenen Augen spielen.
- Rhythmus dazu machen, Beatbox, oder mit dem Fuß, irgendwas.
- Wenn es melodisch ist.;: Zweite Stimme mitsingen, oder den Bass.
- Mein LIeblingstrick fürs Klavier: schwere Stellen einen halben Ton höher und einen halben Ton tiefer üben. Mit dem gleichen Fingersatz, auch wenn der komisch sein sollte. Ist vielleicht auf der Gitarre nicht so sinnvoll, weiß nicht, ob man da was anderes machen könnte. Die Saiten verstimmen vielleicht
- Schwere Einzelstellen in Technik-Übungen umsetzen und speziell trainieren. Kraft, Lockerheit, Sprünge, was halt technisch auf Deinem Instrument schwer ist.
- Man kann sich noch viel einfallen lassen, nebenbei ein Gedicht aufsagen, Matheaufgaben rechnen (leichte ). Sich einen unbequemen Stuhl nehmen oder so.
- Am Klavier geht z.B. sich ne Münze auf den Handrücken zu legen. Bläser können vielleicht rumlaufen dabei, Kniebeugen machen, was weiß ich, einfach kreativ sein.
- Vorausdenken üben, also nicht das Solo durchspielen und nur abspulen, sondern beim Spielen immer schon an die nächste Harmonie, den nächsten Takt denken.
- Kontrolle, ob es gut klingt, indem Du Dich aufnimmst. (Tempo, Dynamik usw.) Ist ja heutzutage sowas von easy. Unbedingt mal machen.
Ob man am Ende die absolute Perfektion erreicht, weiß ich nicht. Ich verspiele mich trotzdem manchmal bei Dingen, die ich eigentlich kann. Ich glaube, manche Profis sind da einfach anders gestrickt, da sitzt das irgendwie im Kleinhirn oder so.
Perfektion ist aber für die meisten nicht nötig, um gute Musik zu machen. Trotzdem erreicht man mit diesem Üben ein Mehr an Sicherheit und damit Freiheit im Kopf fürs Musizieren.
Und noch letzter Tip: Wenn Du beim Improvisieren einen "falschen" Ton spielst - spiel ihn gleich nochmal und mach was draus. Die Zuhörer werden denken, dass es etwas schräg klingt und vielleicht über Deinen musikalischen Stil diskutieren, aber nicht über Fehler