Wie Stimme ich mein Schlagzeug?

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Präambel
@alle, die dieses Thema nicht interessiert: dies ist ein Internet-Forum, niemand wird gezwungen das alles zu lesen, geschweige denn, darüber nachzudenken.

Unabhängig davon finde ich Diskussionen, in denen begründete Zweifel und unterschiedliche Meinungen geäussert werden ausgesprochen fruchtbar, solange, wie hier, gegenseitiger Respekt der Diskutanten voreinander erkennbar ist.


@nils1:
Ich bin ob Deiner Aussagen schwerstens irritiert, aber ich bleibe dabei, gemäß der Einordnung der "Orff´schen Instrumente" lassen sich Trommeln mit Schlag- und Resofell zwar stimmen, jedoch nicht nach einem definierten Ton (wie zum Beispiel eine Gitarrensaite). Bedeutet, es gibt keinen Grundton mit harmonischen Vielfachen.

Diesen gibt es auch bei einer Pauke nicht. Ich habe in folgendem Zitat die Schwingungsgleichung der Kreismembran bereits erläutert. Diese gilt natürlich auch für das Fell der Pauke.

Zitat aus mehreren Posts, die ich in einem anderen Fred mal geschrieben habe

Schwingungen am Instrument (am Beispiel Gitarre)

Jedes akustische Instrument erzeugt Töne durch einen Schwinger (Oszillator) und einen Resonanzkörper (Resonator). Beispielsweise sind bei einer Gitarre die Saiten die Oszillatoren und der Korpus der Resonanzkörper, der durch die schwingenden Saiten seinerseits zu Schwingungen angeregt wird. Im einfachen Fall einer Saite sind diese Schwingungen harmonisch. Das bedeutet, dass die Obertöne der Saite ganzzahlige Vielfache der Grundschwingung (=Grundton) sind. Die Gleichung für die Frequenz der n-ten Schwingung lautet fn=c/L*n , wobei c eine Konstante ist, die von Dichte und Festigkeit der Saite abhängt, L ist die Länge und n ist eine ganze Zahl größer oder gleich 1. Bei n=1 ergibt sich der Grundton.

Die schwingende Membran (Ausriß)

In der Physik und der Technik ist eine Membran eine dünne Haut. Das beschreibt ein handelsübliches Trommelfell schon recht gut.
Die Membran erzeugt ebenso wie die Saite einer Gitarre einen Grundton und Obertöne, nur sind diese nicht harmonisch. Anders gesagt: sie lassen sich nicht mit der für die Gitarrensaite gültigen Formel berechnen.
Die Formel zur Berechnung der Obertonfrequenzen ist wesentlich komplizierter, und ihre Herleitung passt eher in eine Physikvorlesung als in dieses Forum. Daher soll hier nur ein kleiner Ausriß aus den möglichen Schwingungsmoden einer Membran mit den zugehörigen Multiplikatoren des Grundtons angegeben werden.

Die tatsächliche Frequenz der jeweiligen Oberschwingung unterschiedlicher Ordnung wird so berechnet:
index.php

Dabei ist r=Radius der Membran; T=Oberflächenspannung der Membran; sigma=Massendichte der Membran; F(m,n)=Multiplikationsfaktor zur Grundschwingung (sh. Bild) und (Pi) , die sog. Kreiszahl Pi. Ich habe hier in HTML ein paar Probleme, die griechischen Buchstaben richtig darzustellen

Hinweis für Physikbegeisterte:
Tatsächlich handelt es sich bei dem Wert des Multiplikationsfaktor=2,405*F(m,n) um die n-te Nullstelle der Besselfunktion m-ter Ordnung Jm. Dies ist die graphische Darstellung der ersten paar Schwingungsmoden mit zugehörigen Multiplikationsfaktoren zur Grundschwingung.

Bild: Schwingungsmoden der idealen Membran
index.php

In der Darstellung des jeweiligen Schwingungsmodus sind die Linien die Stellen des Fells, die sich nicht bewegen. Man kann erkennen, dass die Obertonreihe jedes beliebigen Fells nicht harmonisch ist.


Zwar lässt sich mit einigem Geschick ein Klang erzeugen, der innerhalb eines Frequenzspektrums einen diffusen A, C, G,... - ähnlichen Ton erzeugt, mehr aber auch ganz sicher nicht!
Dies bedeutet natürlich nicht, daß man mehrere Toms nicht nach Klang-Intervallen einstimmen kann, aber ich habe noch niemals eine Tom gehört, die auf einen Ton gestimmt war. Und das geht auch nicht, egal, was einige schlaue Herrschaften da behaupten.
Wenn ich keinen bestimmten Ton stimmen kann, so wäre auch ein bestimmtes Intervall nicht möglich, denn ein Intervall ist als Differenz zwischen zwei Tönen definiert.
Die Felle einer Trommel mit zwei Fellen führen gekoppelte Schwingungen aus, es gibt also nicht einfach zwei interferierende Grundtöne, sondern durch die Kopplung entsteht ein dominanter Grundton. Dieser kann im Verlauf des Sustain veränderlich sein, je nachdem, wie groß das Intervall zwischen den beiden Fellen ist.

Also, sobald Du mein Buch hast, bist Du auch im Besitz der zugehörigen Klang-CD. Dort ist ein Klangbeispiel mit Toms, die in verschiedenen Intervallen gestimmt sind zu hören. Die Trommeln wurden im Vergleich mit einer Gitarre auf konkrete Töne hingestimmt, um sicherzustellen, dass die Intervalle auch exakt sind. Das ich sowas für den alltäglichen Betrieb von Schlagzeugen für überflüssig halte, habe ich ja schon zum Ausdruck gebracht.

Du hast es selber bereits physikalisch richtig dargestellt, Physik läßt sich nicht überlisten, nur weil jemand glaubt, seine Tom funkt auf dem Ton X,Y,Z.
Die klassischen Instrumente, z. B. eine Pauke, lassen sich aufgrund des fehlenden Resonanzfells dagegen sehr wohl tonal stimmen.

Daher - sorry - widerspreche ich (erstmalig) einer Deiner Aussagen, was nichts daran ändert, daß ich mich sehr auf die Lektüre Deines Buches freue :great:

Wenn ich Deiner Aussage folge, wäre also ein Concert-Tom (Phil-Collins-Style) auf einen konkreten Ton stimmbar, weil kein Reso da ist, ein zweifelliges Standardtom aber nicht.
Mir erscheint es nicht logisch, warum ich nicht zwei Felle so stimmen kann, dass es nur einen dominanten Grundton gibt.

Viele Grüße,
Nils
 
@ nils ...

ja also das ist sooo ... selbst als ehemaliger physik-leistungskursler verstehe ich da nur noch bahnhof und bratkartoffeln ...:confused::confused::eek::D

ich kann die herren peinkofer und tannigel insofern verstehen, als ich vor etlichen jahren mal ein experiment veranstaltet habe ... ich hatte gelesen, dass john good seine dw-toms bzw. deren "nackte" kessel abklopft um so den grundton dieses kessels herauszufinden und er diesen tonnamen auf die innenseite des jeweiligen toms schreibt ... daraus sollte dann bei stimmung auf genau diesen ton der optimale sound erzielt werden ... was die amis können kann ich auch dachte sich der da der frosch ... bei der nächsten generalüberholung meiner schiessbude habe ich zwei toms von allem blech befreit und versucht, eben diese grundtöne zu erhören und die toms nacher darauf zu stimmen ... da ich weder gitare noch kla4 zur kontrolle zur verfügung hatte, habe ich probiert, die stimmung der toms mit einem (hochwertigen) stimmgerät zu überprüfen ... bei keinem der beiden toms konnte das gerät eine bestimmte tonhöhe erkennen, und hat mir - wenn überhaupt - ständig wechselnde tonhöhen angezeigt ... das selbe stimmgerät hat an verschiedensten pauken allerdings völlig probemlos funktioniert ...

einen deutlichen unterschied in der "beschaffenheit" der töne von tom toms und pauken muss es also schon geben ... möglicherweise hat auch die form der paukenkessel sowie das verhältnis felldurchmesser zu fellstärke einen einfluss auf die beschaffenheit ihrer töne ... physikalisch beweisen kann ich das alles nicht, es sind nur erfahrungswerte

grüssle, jochen
 
... Die Felle einer Trommel mit zwei Fellen führen gekoppelte Schwingungen aus, es gibt also nicht einfach zwei interferierende Grundtöne, sondern durch die Kopplung entsteht ein dominanter Grundton. Dieser kann im Verlauf des Sustain veränderlich sein, je nachdem, wie groß das Intervall zwischen den beiden Fellen ist...

...laß es uns etwas populärer ausdrücken...
Die Schwingungen der beiden Felle addieren sich (positiv oder negativ), die daraus resultierende Schwingung bestimmt den Grundton, der durchaus exakter ist als viele seltsam gestimmte Gitarrensaiten.
Dadurch, daß sich die Höhe der Auslenkung der Schwingung über der Zeit verändert, verändert sich (im Sustain) auch der Grundton, dummerweise verändert sich minimal auch die Länge der Schwingung (durch Reibung und durch den Kessel), was zu einer gewissen "Verwässerung" des Grundtones führt. Aber in Prinzip und Praxis kann man ein zwei-felliges Tom genau genug auf einen bestimmten Ton stimmen.

Es gibt aber noch ein ganz anderes Problem, durch den Einfluß vom Kessel, vorallem, weil der durch die asymetische Anordnung der Hardware ein anderes Schwinungsverhalten hat, werden manche Töne sehr rein zu stimmen sein, andere weniger (was nicht sehr viel mit dem Eigenton des Kessels zu tun hat), sondern einfach mit einer "Störung" der überlagerten Frequenzen der Felle.
 
Ich werde es mir morgen bestellen, aber ich hab bislang nur Gutes darüber gehört.

Hat etwas gedauert, aber heute hab ich es mir dann gekauft. Meine rster Eindruck ist echt klasse. Ihr habt nicht zu viel versprochen!
Mal sehen, ich werd es mir in den nächsten Tagen genauer ansehen.
 
darf ich nochmal zu dem drehmomentstimmschlüssel zurückkommen
ich hab auch daran gedacht aber der is einfach selbst zu bauen
man braucht nur einen handelsüblichen stimmschlüssel und einen akkuschruber mit einstellbarem drehmoment
stimmschlüssel die griffe für die finger ab
in den akkuschrauber eingespannt drehmoment eingestellt und los gehts
 
darf ich nochmal zu dem drehmomentstimmschlüssel zurückkommen
ich hab auch daran gedacht aber der is einfach selbst zu bauen
man braucht nur einen handelsüblichen stimmschlüssel und einen akkuschruber mit einstellbarem drehmoment
stimmschlüssel die griffe für die finger ab
in den akkuschrauber eingespannt drehmoment eingestellt und los gehts

Aber ein Akkuschrauber nimmt viel Platz weg und nimmt man nicht immer mit zu Auftritten mit. Er ist teuer, wenn man sich extra deswegen anschaffen sollte. Außerdem denke ich nicht, dass deine Akkuschrauber so ein feines Drehmoment hat. Ich lasse mich gerne eines Anderen belehren, aber unsere Akkuschrauben sollten nicht so wenig Drehmoment aufbringen. Wenn du es wirtschaftlich betrachtest zwar eine alternativ, aber keine günstigere. Denn der Akku muss geladen werden, d.h. auch Stromverbrauch im Gegensatz zum Drehmomentschlüssel.

Da könnte man eher einen kleinen, normalen Drehmomentschlüssel in Form einer Knarre holen und dazu eine 4 Kantnuss. Das ist günstiger, braucht kein Storm und kleine Drehmomentschlüssen, haben auch ein kleiens Drehmoment.

Dennoch eine gute Idee und gut für diesen Thread. ;)
https://www.musiker-board.de/vb/fel...-helferlein-alternativen-zur-stangenware.html
 
Außerdem denke ich nicht, dass deine Akkuschrauber so ein feines Drehmoment hat.

Da muss ich Mark wirklich Recht geben - so ein Akkuschrauber ist wahrlich nicht für so feine Dinge geeignet ;) Du kannst es gern ausprobieren...aber ich sage dir schon jetzt, dass das nix wird :D

Und allgemein sollte man sowieso die Hände von solchen Drehmomentschlüsseln lassen! Gleichmäßige Fellspannung hat wenig mit dem gleichmäßigen Widerstand der Schrauben zu tun.
Da kommt es auf viele Dinge an (je älter das Set umso stärker):

- Zustand der Gewinde an Schraube und Böckchen
- Grad der Schmierung (weniger Fett - schwergängigere Schraube)
- Ist der Spannreifen perfekt rund? (wenn die Schrauben nicht alle im gleichen Winkel laufen werden sie sich auch nicht genau gleich fest anfühlen)

Zudem sind bei vielen Herstellern serienmäßig nach einigen Umdrehungen "Widerstände" in den Böckchen, die die Schrauben schwergängiger machen; wohl um zu gewährleisten, dass man besser fühlt, wie weit man jedesmal anzieht.

Grüße :)
 
So ein kleiner Akkuschrauber (wie der Bosch Ixo) sind aber durchaus sehr nützlich, um schnell Felle zu wechseln. Sonst ist man schnell 20+ Minuten nur mit dem Ab- und Anschrauben beschäftigt. Bei einem normalen Set mit 3 Toms und 1 Snare sind das ja 6+6+8+10=30 Schrauben, die man lösen und wieder anschrauben muss.
 
Ja schon, aber nur soweit, bis Kontakt zum Spannreifen besteht. Weiter würd ichs auf jeden Fall per Hand machen ;)
 
Hallo verehrte Drummer-Kollegen!

Nachdem hier immer wieder die Rede von der legendären Drum Tuning Bible war, man diese aber nirgends mehr in deutsch als PDF finden kann, habe ich unter Rücksprache mit dem Übersetzer der deutschen Version eine eigene PDF erstellt, die für jedermann frei verfügbar sein soll. Einzige Auflage von Prof.Sound: keinen Profit, keine kommerziellen oder finanziellen Ziele mit dem Inhalt der DTB.

Hier also der Link:
http://net-disk.de/u/339a6d0f3b3cdabfc898b8eab4742ae0/18547_drum-tuning-bible.pdf

In Kürze folgt noch eine Version mit Bildern zu den einzelnen Punkten....bitte ein wenig Geduld.

Bei Fragen oder Anregungen (auch von den Moderatoren) reicht eine Mail.

Gruß
DeepDiveDrummer
 
Heyho,

Leider ist die pdf bei mir unvollständig :(
Aber ich gebe trotzdem gerne mal meine Meinung zu dem Thema,
da ich dieses Studiensemester den Einfall hatte im Rahmen meines technischen
Physik Studiums ein Programm zum Stimmen von trommeln zu schreiben.
Und ich merke dass ich mich im vohinein mit der Physik dafür auseinandersetzten hätte sollen, um überhaupt die Machbarkeit davon feststellen zu können.
Das Stimmen auf einen bestimmten Ton muss auch erst einmal definiert werden, da so eine Trommel
ja kein harmonisches Instrument ist.
Jedoch hat der Kessel sowie das Fell signifikante Schwingungsmoden mit definierter Frequenz.
Je nach Fellspannung (und Anschlagspunkt) schwingen manche Moden mehr bzw. weniger an, zusätzlich haben die Moden noch einen kleinen Toleranzbereich. Ist mir bei Tests jedenfalls aufgefallen, kann auch sein dass ich mich täusche.
Die Kessel selbst hat sehr definierte Schwingungsmoden (siehe. FFT)

http://img188.imageshack.us/img188/8484/tom10.png
http://img199.imageshack.us/img199/4118/tom14.png

Bei einem Bericht über die Untersuchung der Klangbildung von Trommeln usw.. habe ich gelesen: dass in diesen Versuchen die beste Stimmung erzielt wurden, inden auf die erste Fellmode gestimmt wurden. Der Kessel selbst soll aber nur zum entkoppeln der beiden Felle dienen und möglichst wenig Leistung absorbieren, darum wäre es ungünstig auf die Frequenz der ersten Mode des Kessels selbst zu stimmen.

Naja, jedenfalls geht dieses Thema bei mir im Studium über meine Projektarbeit etwas hinaus :D und muss selbst sehen wie ich es am besten noch Regeln kann. Spiele immer noch lieber Drums als mich mit diesen Stimmungsmist zu beschäftigen :DDD

Wenn man es geschafft hat so eine Trommel zu "stimmen" dann bildet sich eine Frequenz signifikant heraus, man könnte diese Frequenz einem Ton zuordnen. Ist kein einfaches Thema, da dieses nur teilweise erforscht ist.

Vielleicht hat jemand von euch gute Ideen oder Berichtigungen ;)

greetz
 
Hallo,

also, es gibt sehr viel zu dem Thema zu sagen und damit ich nicht alles nochmal aufschreiben muss lies bitte zuerst mal diese Forenposts/Threads, in denen ich zu dem Schwingungsthema viel geschrieben habe.

http://www.drummerforum.de/forum/index.php?page=Thread&postID=514534#post514534

https://www.musiker-board.de/vb/fel...-sonstiges/263777-set-nach-noten-stimmen.html

http://www.drummerforum.de/forum/thread.php?threadid=17583

Meine grundsätzliche (vereinfachte) Betrachtung der Schwingungsverhältnisse an einer Trommel zitiere ich mal aus meinem Buch (Seiten 118/119)

"14.1.3 Schwingungen zweier Felle
Eine Trommel besteht nicht nur aus einer Membran (Fell), sondern auch aus einem
Resonator (Kessel) und oft noch einer zweiten Membran (Resonanzfell). Die ver*
schiedenen Komponenten dieses schwingenden Systems führen gekoppelte
Schwingungen aus. Die Kopplung ist sowohl durch den Kontakt der Felle mit den
Gratungen und den Spannreifen gegeben, als auch über die Luft in der Trommel.
Nach der ersten Anregung, also dem Schlag des Sticks auf das Schlagfell, verteilt
sich die Energie durch die Kopplung auf das gesamte System. Dabei kommt es zur
Verlagerung der Energie zwischen den verschiedenen Elementen des Systems.
Jede Komponente möchte in seiner Eigenfrequenz schwingen, und so kommt es
zur Interferenz (Überlagerung) der jeweiligen Eigenschwingungen.
Einfach dargestellt versucht jede Komponente, ihre Frequenz durchzusetzen, was
durch die Kopplung aber nicht möglich ist. Der befellte Kessel hat dabei einen
Eigenton, der sich mit der Fellspannung und der Festigkeit des Fells nur verhält*
nismäßig gering ändert, während sich die Eigenschwingungen der Felle durch die
Spannung der Stimmschrauben stark verändern lassen. Die Schwingungen kön*
nen sich gegenseitig verstärken oder abschwächen, je nach dem, wie die Verhält*
nisse der jeweiligen Eigenschwingungen sind. Physikalisch handelt es sich
beim Schwingungsverhalten einer Trommel näherungsweise um die Impuls-
antwort des schwingenden Systems auf den Schlag (Impuls). Dabei bewirkt
das Verdrehen einer Stimmschraube eine Änderung des Systems (siehe
Erläuterungen im Kapitel "Begriffe der physikalischen Grundlagen" beim Punkt
"Impulsantwort").
Die Gratung beeinfusst maßgeblich die Dämpfung des Fells, also auch die des
schwingenden Systems. Je runder die Gratung, desto größer ist die Kontaktfäche
zwischen Fell und Kessel und desto höher ist auch die Dämpfung. Je spitzer die
Gratung, desto höher ist das Potenzial der Trommel für ein langes Sustain (Nach*
klang) und für die im Fell erzeugten Obertöne. Auf die Phasenbeziehungen zwi*
schen den einzelnen Oszillatoren der Trommel hat die Dämpfung keinen maßgeb*
lichen Einfuss, es sei denn, man dämpft sehr stark. Die Kraftübertragung zwischen
Fell und Kessel, also der Kopplungsgrad, scheint nach den Untersuchungen von
Macaulay (Eric J. Macaulay "Properties of Drum Shells and Bearing Edges")
im wesentlichen eine Funktion von Form der Gratung, Lage der Gratung auf dem
Kessel und der Fellspannung zu sein. Dabei ist der Lage der Gratung vermutlich höhere Bedeutung beizumessen, als der Form. Je näher die Gratung zur Mitte der
Kesselwand platziert ist, desto höher ist die Kopplung. Die Form wirkt sich primär
auf die Dämpfung aus."
Zitat Ende.

Dann will ich noch zu einzelnen Sätzen in deinem Post Stellung beziehen.

Der Kessel selbst soll aber nur zum entkoppeln der beiden Felle dienen und möglichst wenig Leistung absorbieren, darum wäre es ungünstig auf die Frequenz der ersten Mode des Kessels selbst zu stimmen.

Das kann und darf so nicht stehenbleiben. Wenn ein Schlagzeuger nach "resonantem Klang" sucht, dann sucht er nach Kesselschwingungen im Klangbild, was bedeutet, dass der Kessel Energie aus den Fellen aufnehmen muss, um sie anschliessend als Schall wieder abzugeben. (=> sh. auch Zitat oben)
Abgesehen davon kann der Kessel die Felle nicht entkoppeln, weil ein wesentlicher Teil der Kopplung zwischen den Fellen über die eingeschlossene Luftsäule erfolgt.

Bei einem Bericht über die Untersuchung der Klangbildung von Trommeln usw.. habe ich gelesen: dass in diesen Versuchen die beste Stimmung erzielt wurden, inden auf die erste Fellmode gestimmt wurden
Die Beste Stimmung ist immer abhängig von:
- Raum
- Musikstil
- Situation (Bühne, Studio, Ü-Raum)
- Geschmack
(To be continued)

Die Sache mit der ersten Fellmode ist die, dass der dominante Ton von Kesselpauken die erste Schwingungsmode ist. Das kommt daher, dass die eingeschlossene Luft primär für den Grundton (0,1 Mode) wie eine Feder wirkt und so die Rückstellkraft erhöht. Der Grundton wird dadurch erhöht und gleichzeitig gedämpft, weswegen die erste Schwingungsmode dominant wird. Insgesamt sortiert sich so die Obertonreihe in einigermassen harmonische Verhältnisse.
Etwas ganz ähnliches kann man bei einer zylindrischen Trommel erreichen, indem man das Resonanzfell deutlich höher stimmt als das Schlagfell.


Mir würde noch viel mehr einfallen, aber ich hab jetzt gerade keine Zeit mehr.

Viele Grüße,
Nils
 
Hallo,

danke für deine Antwort :)
Ich bin eigentlich von der Fraktion die behauptet das die Trommel sehr gut klingt wenn das Fell auf die
stärkste Mode des Kessels gestimmt ist :D Habs sogar einmal hinbekommen und das Ergebnis war gut :)
Das mit dem entkoppeln der Felle usw. habe ich nur woanders gelesen und wollte Meinungen dazu hören.
Ich frage mich immer noch wie Sonor Ihre Snaredrums ab Werk stimmt. Das Video bzw. das Oszilloskopbild im Video ist sehr Zweifelhaft:

http://www.youtube.com/watch?v=xjOYYyY71xM

In dem Zusammenhang habe ich noch einen Bericht gelesen indem es um die Untersuchung der Klangbildung von Snare Drums geht. Hier ein Auszug:

http://www.ifm-zwota.de/snare09.pdf

Hier wurde gezielt auf die Mode 0,1 mit 180Hz gestimmt, um messtechnisch reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Diese Frequenz ergab sich nach "Bork" bei dieser Mode und zum anderen wurden diverse Schlagzeuger zum stimmen der Snare Drums eingeladen welche nach stimmen der Snare drums wiederum häufig auf diese Frequenz stießen.

Ich werde mein Programm zum Gitarrenstimmgerät umschreiben, da das mit dem Toms stimmen uferlos ist. Irgendwie muss ich ja noch meine Note bekommen ;)
Vor allem wie du schon gemeint hast hängt die Stimmung von Raum, Musikstil, Situation..... ab.

Viele Grüße

Sebastian
 
Hallo Sebastian,

eines vorweg: ich habe großen Respekt vor den Arbeiten der in dem Dokument genannten Quellen Fleischer, Rossing, Fletcher, Bork und weiteren. Ich finde es faszinierend, was diese Menschen alles herausgefunden haben und deren Beitrag zum systematischen Verständnis der Klangenstehung an Trommeln und anderen Instrumenten ist hoch zu schätzen.

Aber nach nach meiner Überzeugung ist das menschliche Gehör feiner als die Messmethoden, die derzeit verfügbar sind. Ein bekannter Blasinstrumentenbauer aus Bremen mit internationaler Reputation, hat mir erzählt, dass er seit vielen Jahren im Dialog mit dem Fraunhofer Institut ist. Die Forscher haben früher aufgrund ihrer Messungen gefolgert, dass Stützen und andere Anbauteile an einem Blasinstrument keinen Einfluss auf den Klang haben. Musiker und Instrumentenbauer haben immer gegenteiliges behauptet. Mittlerweile scheint festzustehen, dass die Instrumente einfach nicht fein genug sind, zuverlässige Vorhersagen über das Klangergebnis zu ermöglichen. Eine mit mir befreundete Trommelbauerin hat sinngemäß gesagt, es gibt vieles beim Bau eines Instruments, was man erklären kann, aber die letzen 20-30% sind Kunst, genau wie in der Musik. Man kann Töne, Tempi und Harmonien erklären, aber warum Musik gut ist oder nicht, kann man wissenschaftlich nicht fassen.

Ich selbst habe einen physikalisch/elektrotechnischen Background vor dem ich meine Hörerfahrung interpretiere, denn erstens ist die systematische Messung sehr aufwendig und zweitens hat sie ihre Grenzen. Wie oben schon erwähnt halte ich viel von der wissenschaftlichen Herangehensweise, aber man muss auch erkennen, was relevant ist und wo die Grenzen liegen. Relevant ist das, was hinten rauskommt, also was man hört.

Ich kenne einige Arbeiten von Ingolf Bork (u.a. die mit den Kessel/Stativ-Untersuchungen), die auch sehr interessant und lehrreich sind. Allerdings sind seine Schlussfolgerungen zum Abstrahlverhalten und Dämpfungsverhalten von Kesseln und der Zusammenhang mit dem Stativ vor der Verbreitung von Freischwingaufhängungen entstanden. Es ist sicher so, dass Kesselschwingungen bedeutet, dass die Energie den Fellen entzogen wird, denn der Schlag hat eben dem Impuls X und damit eine begrenzte Energie, die sich dann auf die Komponenten des Systems verteilt. Aber ob Kesselschwingung erwünscht ist oder nicht hängt von vielen Parametern ab. Mit anderen Worten: ich empfinde die zu Grunde gelegt Zielvorgabe, die Vorstellung von dem, was guter Klang ist, zu eng gefasst oder voreingenommen.

Zudem gibt es ein Problem mit der Messmethode für die Fellspannung. Sie basiert auf der Idee, dass man mit eine definierten Messkraft eine definierte Durchbiegung des Fells erhält, was in erster Nährung auch stimmt. Das Problem ist die Messung, denn sie kann nur dann exakt sein, wenn das Fell in unbelastetem Zustand absolut eben wäre. Durch kleinste Unebenheiten der Kunststoffolie, Schwankungen der Folienstärke, vor allem aber durch Unebenheiten der Gratung und der Beschichtung ist dies oftmals nicht gegeben. Deshalb ist der Wert einer Messung mit einem sog. Drum Dial in meinen Augen fehlerbehaftet.

Das Verhältnis von schwingender Masse der Felle incl. Luftsäule zur Kesselmasse ist von Bedeutung für das Klangergebnis. Ich kenne einen Trommelbauer, der sehr dünne Kessel verwendet, was dazu führt, dass seine Schlagzeuge als verhältnismäßig leise empfunden werden. In bestimmten Situationen ist das sehr vorteilhaft und passt zu seiner Aussage, dass Kesselschwingungen der Schallabstrahlung Energie entziehen. Die von Bork postulierte Entkopplung der Felle ist also von den Masseverhältnissen in der Trommel abhängig, denn wenn der Kessel schwingt, dann schwingt er primär in der selben Achse wie die Felle und damit wirkt er auch als Kopplungsglied zwischen den Fellen. Die Schwingungen des Kessels nehmen also auch dann an der Klangenstehung teil, wenn sie nicht signifikant an der Abstrahlung beteiligt sein sollten. Einfach ausgedrückt: je leichter der Kessel, desto mehr schwingt er und desto mehr Kopplung über den Kessel.
In dem Dokument wird die Kopplung über die umgebende Luft genannt. Der entscheidende Punkt dabei ist, dass es eigentlich weniger um die direkte Kopplung durch diese geht als viel mehr um die akustischen Eigenschaften des umgebenden Raums, denn die reflektieren Schallwellen koppeln akustisch auf die Felle zurück und es kommt zu Interferenzen zwischen direkt abgestrahltem Schall und dem reflektierten.

Die Verteilung der Energie im System schwingende Trommel ist zusätzlich zeitabhängig. Die drei gekoppelten Oszillatoren enthalten zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich viel Energie, und dies nicht unbedingt in stetig abnehmender Weise, sondern es kann vorkommen, dass Energie von einem Oszillator zum anderen und wieder zurück übertragen wird. Dieses Phänomen lässt leicht mit zwei Panden und einer koppelnden Feder zeigen. Nur bei sehr hoher Dämpfung würde dies nicht auftreten. Ich kann aber mit gezielter Stimmung an einer Trommel genau dieses hörbar machen.

Die klanglichen Möglichkeiten und der Geschmack der Musiker hat sich seit der 80ern gewandelt und letzlich geht es immer darum, was am Edne zu hören ist. Das heisst das subjektive Erleben des objektiven Schallereignisses ist das eigentliche und das ist nur eingeschränkt messbar.


Viele Grüße,
Nils
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Nils,

nochmal Danke für deine hifreichen Beiträge. Schön, Fakten und Meinungen von jemanden zu hören
der sich damit intensiv beschäftigt hat
Ich denke auch dass es nahezu unmöglich ist alle subjektiven Eindrücke eines Instruments
in Messwerten auszudrücken.
Hier ist noch ein interessanter Link für dich (falls du ihn schon nicht kennst):

http://www.schleske.de/

Ist ein sehr angesehener Geigenbauer, der den Geigenbau physikalisch betrachte.
Bin auf ihn aufmerksam geworden als ein Prof. von ihm sehr geschwärmt hat :D

Viele Grüße

Sebastian
 
Ich bin nicht mal Drummer, aber da unser Drummer was Stimmen angeht auch nicht so fit ist, hab ich mich mal ein bicßhen umgeschaut und diverse Onlinequellen (die auch hier teilweise im Forum genannt werden) durchstöbert...

was ich ziemlich hilfreich fand, waren ein paar kurze, wie ich fand sehr anschauliche Videos, die ich auf youtube gefunden hab...

kurze Introduction (weniger hilfreich...aber von wegen vollständigkeit):
http://www.youtube.com/watch?v=H0ZzyAQ37og

Toms:
http://www.youtube.com/watch?v=uJ9Unab1OzU
Snare:
http://www.youtube.com/watch?v=Qxm3QunDjUs
BassDrum:
http://www.youtube.com/watch?v=Ga8Q12mKYxI

vielleicht können die Jungs mit Ahnung hier was zu den Videos sagen...ich finds für nen Anfänger ne ganz gute Kurzeinführung, was haltet ihr davon?
 
Bob Gatzen ist schon ziemlich gut und was er vertritt hat Hand und Fuss.
Aber ich finde seine Ausführungen recht einseitig auf einen bestimmten Soundgeschmack hin ausgerichtet. Es gibt mehr zu finden als als das, was in den Videos zu sehen ist.

Nils
 

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