Also muss ich erst die Rhythmusgitarre so verändern, dass sie nichts von der Leadgitarre wegnimmt, sondern nur begleitet. Und was genau soll sie begleiten, wenn die Melodie noch nicht ganz feststeht? Der Hund beißt sich in den eigenen Schwanz.....
Das ist grundsätzlich so, wenn man alleine homerecording macht. Egal, womit man anfängt: man schränkt das Nachfolgende ein, aber oft macht man bei den ersten tracks zu viel, weil es sich sonst nach zu wenig anhört ... Grundherausforderung bleibt, dass man mit etwas anfängt, das sich noch nicht in den Kontext einfügen kann, weil es den noch nicht gibt. Das heißt, man startet einen Prozess, in dem man nur Schicht für Schicht vorankommt und einige Versuche macht, die im Nichts enden ...
Außerdem sehe ich ein, dass wenn man nicht gerade Vai oder Satriani heißt, es schwer ist, den Gesang durch eine Leadgitarre zu ersetzen....
Die Leadgitarre ersetzt keinen Gesang. Der Ersatz für Gesang ist eine Gitarre (oder ein anderes Instrument), das die Melodielinie des Gesangs spielt, überall da, wo der Text kommt. Nicht mehr und nicht weniger. (Natürlich schränkt man dadurch den vielleicht später dazukommenden Sänger/die Sängerin ein - und man hat noch keinen Text: aber so ist es nun mal). Die Lead- oder Sologitarre kann bei einem song mit Gesang einen Teil der Melodie als Grundlage aufnehmen und diese dann weiter führen - aber sie ersetzt keinen Gesang.
Ein instrumenteller song ist anders aufgebaut - da kommt sozusagen viel mehr Solo drin vor, weil es sonst zu langweilig wird.
Kleiner Trost: man wird im Laufe der Zeit immer versierter darin, "Schicht für Schicht" zu arbeiten. Ich arbeite mittlerweile nach den Prinzip "quick and dirty" - das heißt, ich mache nur einen groben, simplen Entwurf der einzelnen parts und spiele diese bewußt sehr einfach und reduziert ein (obwohl oder gerade weil es mir so viel Spaß macht, an einzelnen Sachen zu feilen - meiner Erfahrung nach, baue ich das alles im Laufe der weiteren Entwicklung von dem song wieder zurück, weil es einfach viel zu viel ist). Schnell in eine Art DAW, dann mit copy und paiste eine Struktur der einzelnen parts. Dann kommen erst die Feinheiten, Schicht für Schicht und jeweils da, wo es "mehr" braucht. Die Fundamente: beat (drumloop), Riff (Grundakkorde mit Rhythmus), Gesangsmelodie und Ablauf (wann kommen die einzelnen parts, wie sind die Übergänge) haue ich sehr schnell und quick&dirty rein. Dann höre ich mir das Ganze an und überlege, was noch fehlt und was wo optimiert und ausgebaut werden kann. Diese Vorgehensweise hat auch den Vorteil, dass ich in einer DAW schnell den Ablauf ändern kann, ohne alles neu einspielen zu müssen. Feinheiten, Ausschmückungen, Übergänge etc. mache ich dann oft als "punch in" in eine Kopie der vorhandenen Spur. Das geht schnell und ich kann immer wieder auf die "Ursprungsspur" zurück.
Die andere Vorgehensweise: Gitarre und Gesang als Ausgangsbasis kommt für Dich ja nicht in Frage, weil Du nicht singst - wenn ich das richtig verstanden habe.
x-Riff