Gerhard Eichberger
Ich habe dir bereits im anderen Thread geantwortet, da das Board aber grad von dir geflutet wird, tue ich es hier auch einmal....
"Geflutet" ist relativ. Eigentlich bin ich recht langsam mit dem Antworten und Posten, weil ich derzeit Theater spiele.
1. Vielleicht solltest du erstmal einen festen Proberaum suchen! Bei 16 Euro die Stunde zu vorab festgebuchten Termin hätte ich auch keine sonderliche Lust zur Probe.
Das kann man sich überlegen, wenn man wirklich eine Band ist, die regelmäßig probt. Jedoch kostet das alles ja dann auch wieder sehr viel Geld. Ein Berufsmusiker hat so einen Probekeller. Der zahlt monatlich 300 Euro Miete dafür. Außerdem mußte er dann aber natürlich die ganzen Monitore, ein Mischpult, eine Gesangsanlage und Mikrofone (da werden z. B. Shure SM81 und Shure Beta 87A verwendet) zulegen. Dann steht natürlich noch ein Schlagzeug in dessen Probekeller, damit der Schlagzeuger nicht immer sein eigenes mitbringen muß (was bei uns technisch schwierig wäre, denn unserer hat ja kein Auto). Aber jener Musiker ist eben ein Berufsmusiker, der bei nationalen Größen spielt und die Proben mit einiger dieser Bands in seinem eigenen Probekeller macht, da zahlt sich das aus. Wir sind aber eine Hobbyband, da schaut das alles ein bißchen anders aus.
Der Vorteil der stundenweise mietbaren Probekellerstudios ist der, daß sie vollständig eingerichtet sind: Ein Schlagzeug, die Amps und Mikrofone sind vohanden und vollständig verkabelt, teilweise gibt es dort sogar Keyboards zu mieten, sodaß man nicht sein eigenes hinschleppen muß, was natürlich ein ziemlicher Vorteil ist. (Die Musiker spielen ja auch in anderen Bands, und da die Trümmer immer von Probekeller zu Probekeller zu tragen, wäre recht umständlich - zudem werden die Amps ja auch nicht besser, wenn sie immer wieder an- und abgesteckt und herumgetragen werden, nur weil der Musiker in fünf verschiedenen Proberäumen probt.)
Der Nachteil dieser Probekellerstudios ist, daß es in Wien relativ wenige derartiger stundenweise mietbarer Probekeller gibt, daher man sich rechtzeitig vorher den Raum reservieren muß. Und der ist natürlich auch dann zu bezahlen, wenn er reserviert wurde und die Probe wegen Krankheit oder Verhinderung der Musiker abgesagt werden muß.
2. Vergiss endlich diese Profigeschichte und fang an, Musik endlich mal als Hobby zu machen und nicht mit der Intention, dass der große Durchbruch wartet.
Das strebe ich ja eh an. Mir ist klar, daß man zuerst mal was investieren muß (Fahrtkosten, Probekellermiete), damit überhaupt die Möglichkeit besteht, etwas erreichen zu können.
Erst heute hatte ich diesbezüglich wieder eine Diskussion mit meinem Schwager. Der meint, ich sollte gar nichts in Richtung Musik, Theater oder Kunst machen, weil ja nichtmal die Fahrtkosten hereinkommen. Meine Familie mokiert sich mit derselben Begründung auch darüber, daß ich in Wien Theater spiele - da kommt auch wenig bis nichts herein, und meine Fahrtkosten sind in Summe viel höher als die Gagen, schließlich waren dafür ja viele Proben nötig. Mein Argument, daß ich gerne Musik mache und gerne Theater spiele, zählt bei meiner Familie nicht.
Mir persönlich geht es dabei nicht ums Geld. Meine Familie sagt aber, daß das reingesteckte Geld unbedingt wieder herauskommen muß und meint, ich muß jetzt aufhören, Geld zu bezahlen, sondern die Früchte meiner bisherigen Investitionen ernten, und könne erst dann, wenn dieses Geld wieder herinnen ist, wieder etwas investieren. Dies gilt laut meiner Familie insbesondere auch für die Fahrtkosten. Ich habe versucht, mit meiner Familie darüber zu diskutieren. Jedoch geht deren Ansicht so weit, daß sie sagt, wenn es einen Veranstalter gibt, der mich mit meiner Band auftreten lassen will, dann muß ich von ihm einen Vorschuß verlangen, um die Proben dafür finanzieren zu können. Mein Argument, daß mir wohl kein Veranstalter einen derartigen Vorschuß zahlen wird, läßt sie nicht gelten. (Das erinnert mich an einen Mitmusiker, dessen Vater vor Jahren ähnlich argumentiert hat, wodurch dann Auftritte nicht zustandegekommen sind.)
Mein Schwager sagte mir heute mittag, daß ich ihm so vorkomme, wie einer, der 10.000 Euro Schulden hat und ins Casino geht und sagt: "Heute muß ich unbedingt gewinnen, damit ich meine Schulden zahlen kann." Ich sagte ihm, daß das nicht stimmt. Er aber sagt, daß ich es ganz genauso mache.
3. Es gibt tatsächlich Mitmusiker, sodass du von Band sprichst? Sind es nicht mehr diese bezahlten Musiker? Na, das wär ja schon mal was.
Es sind schon lange nicht mehr diese Berufsmusiker. Die waren zwar sehr gut (wir kamen tatsächlich mit sechs Proben, die teilweise 1,5 Monate weit auseinander lagen, aus), aber diese Musiker haben mich verlassen, da ich ihnen nach diesem Auftritt (der ein Mörderverlust für mich war) sagte, daß ich ihnen zwar schon eine Fixgage zahlen könnte, aber keine so hohe und auch kein Probengeld mehr.
Wenn deine "Band" aber noch immer aus dem Percussionisten, der das Keyboard des Keyborders spielt und dem Keyboarder, der das Keyboard des Percussionisten benutzt, besteht, solltest du dich 'vielleicht' mal fragen, warum niemand mit dir proben will.
Naja, der Percussionist ist ja aus Zeitmangel ausgestiegen.
Die Gründe, warum keine Proben zustandekommen, will ich ja eruieren:
Der Percussionist, die Cellistin und der Schlagzeuger sagten mir, daß sie zum Proben keine bzw. kaum Zeit haben und eher nur bei Auftritten mitmachen könnten. Der Bassist teilte mit, daß er keine verbindlichen Zusagen zu Proben oder Auftritten machen kann, weil er auch noch Schauspieler ist (da verdient er sein Geld), und da muß er flexibel bleiben - wenn er einen bezahlten Auftrag als Darsteller zu Dreharbeiten im Hamburg bekommt, dann nimmt er die wahr und kann nicht bei meiner Band mitmachen; er hat sich vor Jahren diesbezüglich verpflichtet und muß die dortigen Termine, die er kurzfristig bekommt, einhalten. Der Gitarrist hingegen sagte mir, daß er nur dann mitmacht, wenn ordentliche Proben zustandekommen, andernfalls das nicht gut werden kann, und er will seinen Ruf nicht verlieren; zusätzlich hat er mir kürzlich gemailt, daß er dann mitspielen würde, wenn auch der Bassist mitspielt, sonst eher nicht; weiters schrieb er, daß er es schlecht findet, wenn es keinen Gitarristen UND keinen Bassisten gibt, sondern die Baßline auf einem Keyboard gespielt wird. Und der kürzlich kennengelernte Tubaspieler hat mir jetzt gemailt, daß er derzeit zuviel um die Ohren hat. Dafür habe ich jetzt mit einem anderen Gitarristen geredet, der angeboten hat, mitzuspielen; der will allerdings, daß wir mit einer Probe auskommen und meint, wir müssen dafür Sorge tragen, daß genügend Zuschauer zu den Auftritten kommen. Der Keyboarder ist derjenige, der sich (neben mir) am meisten reinhängt.
Soweit die mir genannten Gründe, warum keine Proben zustandekamen.
Ist natürlich die Frage, ob man da zwischen den Zeilen lesen kann.
- nehmen sie dich/deine Ambitionen/deine Musik überhaupt ernst?
Das würde ich schon meinen.
Eine Bekannte hat wo für mich Inserate "Musiker gesucht" geschaltet, worauf sich der Gitarrist (derjenige, der will, daß ordentlich geprobt wird) und (viel später) auch der Schlagzeuger gemeldet haben. (Es meldete sich damals auch ein Bassist, der aber gleich wieder abgesprungen ist, als er erfuhr, daß keine Fixgagen gezahlt werden.) Die augenblicklichen Musiker meiner Band finden alle das, was ich mache, recht gut. (Der derzeitige Bassist, der bisher aufgrund seiner Schauspieltätigkeit keine Zeit zum Proben oder Auftreten hatte, hat eine Nummer für mich komponiert und ist auch bei zwei Nummern auf der CD vertreten.)
- haben sie Anteil/Mitspracherecht an Komposition/Texten?
Natürlich.
Ich schreibe ja Liedtexte, aber komponieren kann ich nicht, weil ich kein Instrument spiele. (Allerdings habe ich bei manchen meiner Texte konkrete Vorstellungen, wie das klingen soll.) Daher habe ich auch angeregt, daß weitere Lieder aus meinen Texten komponiert werden sollen. Nur sind die derzeitigen Musiker (mit Ausnahme des Bassisten) keine Komponisten.
- sind sie Bandmitglieder oder Angestellte der Band?
Sie sind keine Angestellten. Ich sage ja auch, sie können sich mit eigenen Ideen einbringen. Daß dies mit den derzeitigen Musikern noch nicht wirklich erfolgt ist, liegt daran, daß sie mir noch keine diesbezüglichen Vorschläge gemacht haben.
Das, was du so in anderen Themen von dir gegeben hast, lässt mich nämlich vermuten, dass deine Mitmusiker dich nur begleiten, wenn Kohle bei Gigs rausspringt. Ist auch legitim, wenn man Angestellter der Band ist. Nur irgendwie wird doch zumeist mal eine Person angestellt, bei dir ist es umgekehrt, DU bist die Band und hast deine Angestellten... ich meine... was willst du erwarten? Bei dieser Professionalität, die du an den Tag zu legen meinst, gepaart mit den bisherigen Erfolgen - mal ehrlich, wer will denn da mitmachen? Und dann ists doch verständlich, dass niemand zu deinen Proben erscheint, oder?
Wie schon geschrieben: Die jetzigen Musiker sind nicht scharf aufs Geld, denen reicht eine Verteilung der Auftrittseinnahmen. Persönlich glaube ich aber, daß es etwas frustrierend für die Musiker war, daß wir im Tunnel nur 8 Gäste hatten (wir spielten auf Hut); außerdem ist der Tunnel ein Jazzkeller. Wir waren ja auch die einzige Band, und der Tunnel ist keine Location, wo die Leute "einfach so" hingehen, das heißt, man muß sich sein Publikum schon mitbringen. Meiner Ansicht nach dürfte dies (und auch der Umstand, daß im Tunnel aufgrund der sehr kleinen Bühne keine Bühnenshow möglich war) der Grund dafür sein, daß die Musiker wenig motiviert sind.
Deshalb habe ich mir überlegt, mal im Café Carina zu spielen, denn dort ist es fast immer voll. Nur spielt man dort auch auf Hut, und man kann dort nicht unbedingt mit großen Geldeinnahmen rechnen, weil das dortige Publikum eher aus der finanziellen Unterschicht (Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger) besteht. Allerdings will ich erst dann vor einem größeren Publikum spielen, wenn meine Band derart gefestigt und musikalisch soweit sattelfest ist, daß ich mich das traue - ich will mir's ja nicht mit dem Publikum verscherzen. (Genau dasselbe sage ich in Bezug auf das Angebot, im September und im Dezember bei einer bekannten nationalen Band Support zu spielen.)
Ich probe mit meiner Band, weil ich Bock drauf hab! Weil meine Band im Laufe der Zeit zu meinen Freunden wurde. Jeder hat mal 'ne Phase, da läufts nicht so rund und Probe ist dann bloß Mittel zum Zweck. Aber hey... DAS SOLLTE DIE AUSNAHME SEIN, NICHT DIE REGEL!! Wenns zur Regel wird, ists keine Band, sondern 'ne Zweckgemeinschaft. Und ob das in einer künstlerischen Aktitvität wie dem Musikmachen auf Dauer Früchte trägt, wage ich zu bezweifeln...
Das strebe ich auch so an. Leider läuft es noch nicht so recht in diese Richtung.
Bei den meisten Musikern in meiner Gegend war es überhaupt andersherum: Die waren zuerst Freunde, die miteinander saufen gegangen sind, und die haben dan irgendwann mal angefangen, im Wohnzimmer (Probekeller gab es nicht) Musik zu machen, woraus dann langsam eine Band wurde. Das waren übrigens die ersten Musiker, die ich gefragt habe, aber die hatten an mir kein Interesse, schon mal, weil sie mich nicht kannten.
Danke für die Links, das schau' ich mir auch noch durch.
Am Schluß noch ein kleiner Liedtext von mir (einer der kürzesten, geschrieben 1980). Ist noch nicht komponiert, aber ich habe eine Vorstellung, wie das werden soll.
Der Text diene mal zum besseren Verständnis, in welche Richtung meine Band textlich in etwa gehen soll.
Gerhard
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Ich sah einst ein Mädchen
im Walde, an einem Baum.
Sie war so schön -
ein Girl wie im Traum.
Zwei blaue Augen, ein rosa Mund
die Liebe mit ihr wäre sicher gesund.
Ach, so gern hätt' ich sie geküßt,
doch sie war leider auf dem Baum aufgespießt.
Und weiter ging ich durch den Wald,
Abend war's, es dämmerte schon bald.
Da fand ich im Dickicht drüben
einen Eremiten liegen.
Groß die Gestalt und grau der Bart,
nur auf dem Brett, da liegt er hart.
Nein, ich hab' ihn nicht gegrüßt,
er war ja auf seinem Brett aufgespießt.
Gefunden wurden alle zwei
am Morgen von der Polizei.
Wer war der Täter? Kein Problem,
nur einen sah' man spazieren geh'n!
Für die Leute war es sofort klar,
wer für die Armen verantwortlich war.
Und dort, an der Kirche, am Baugerüst
fand man mich heute aufgespießt.
(© 1980 by Gerhard Eichberger)