Ich ging mal alle relevanten/aussagekräftigen Angaben der User hier durch und fasste sie in einer
Tabelle zusammen und wertete sie aus.
Demnach sind die Durchschnittslängen [cm] errechnet anhand aller Angaben wie folgt:
DA: 6,7
ZF: 8,0
MF: 8,8
RF: 8,0
KF: 6,5
Die Verteilungskurve sieht im folgenden Diagramm (Grafik A) so aus (dünne Linien exakte Verteilung; dicke Linien vage gausche Kurve):
Da die reinen Längenangaben aber aufgrund diverser Messfehler (unterschiedliche Messkriterien und Messungenauigkeiten) nicht wirklich aussagekräftig sind, ermittelte ich im folgenden die Längenverhältnisse zwischen relevanten Fingern jeweiliger User. Die Längenverhältnisse von bestimmten Fingern sind unabhängig der Messkritieren in aller Regel sehr gut zwischen jeweiligen Usern vergleichbar. Die Auswertung (Verteilungskurve) sieht man im folgenden Diagramm (Grafik B):
Die Durchschnittswerte der Längenverhältnisse zwischen den jeweiligen Fingern folgen hier:
KF / RF: 0,810
ZF / MF: 0,905
ZF / RF: 0,996
Nun zu mir:
Ich bemerkte schon mit etwa 10 Jahren - als ich Klavier zu spielen lernte, dass ich große Probleme damit hatte, die Klaviertasten mit dem kleinen Finger erreichen zu können, wenn die anderen Finger ihre Position auf den jeweiligen Tasten nicht verändern dürfen. Daher neigte ich entgegen dem Willen des Lehrers dazu, den kleinen Finger entweder so selten wie möglich einzusetzen und dafür eben alle anderen Finger häufiger stattdessen zu verwenden, oder eben mit den Händen häufiger zu springen, sprich die im Spiel eigentlich fixen Positionen der anderen Finger zu Gunsten des kleinen Fingers aufzugeben/zu verlassen. Da dies aber nicht immer möglich ist, lernte ich im Laufe der Jahre eben am Klavier mehr und mehr, meine Finger deutlich weiter spreizen zu können (von einer Septe ausgehend schaffe ich heute eine None anzuschlagen.) Der einzige Nachteil davon ist, dass ich für eine None die Klaviertasten an der äußersten Kante anschlagen muss und somit unmöglich mit den anderen Fingern noch die schwarzen Tasten erreichen kann. Ansonsten kann ich heute am Klavier große Sprünge auch vollkommen blind vollziehen, so dass ich solche Fixpunkte bestimmter Finger auf der Tastatur des Klaviers nicht mehr zwangsläufig brauche. Meine Hand schwebt sozusagen über der Tastatur, so dass der kleine Finger seine Taste auch erreichen kann, und wenige ms später der Daumen oder Zeigefinger trotzdem wieder auf dem imaginären Fixpunkt der Melodie (gemäß des Lehrers) liegt.
Mein Problem ist von Anfang an letztendlich nicht wirklich, dass meine Finger zu kurz wären, sondern mein Problem ist, dass mein kleiner Finger proportional zu allen anderen äußerst kurz ist. Dies hat eben zur Folge, dass, selbst wenn ich meine Finger sehr weit auseinander speizen kann, der kleine Finger nicht mehr an die Greiflinie der anderen gut herankommt.
Das wurde auch bei der Gitarre und dem Bass zu einem Problem. Alle Finger können alle Saiten/Bünde problemlos greifen, außer der kleine Finger. Möchte ich aber mit dem kleinen Finger einen Bund greifen, muss ich meine ganze Hand ungesund schief stellen - was auf Dauer zu Schmerzen und Verkrampfungen führt -, damit die anderen proportional deutlich längeren Finger ebenso noch sicher und sauber entsprechende Bünde greifen können.
Damit will ich einfach sagen, dass ich selbst weniger ein Problem mit Instrumenten hätte, wären alle meine Finger kleiner, dafür aber proportional zum kleinen Finger im Durchschnitt, als wenn eben die Finger zueinander im Verhältnis nicht stimmig sind. Übertrieben gesagt, könnte wohl niemand vernünftig Gitarre spielen, wenn sein Mittelfinger doppelt so lang wäre wie der Zeigefinger. Es kommt seltenst auf die Länge der Finger an, sondern meist auf die Proportionen zueinander, also auf die Längenverhältnisse zwischen den einzelnen Fingern.
Aber wie ich am Beispiel des Klaviers verdeutlichte, kann man lernen, trotzdem gut spielen zu können. Es dauert eben nur etwas länger und man braucht einen Lehrer, der das auch erkennt und einen nicht dazu zwingt, "normale" Spieltechniken anwenden und beherrschen zu müssen, sondern ermöglicht, eigene individuelle Spieltechniken entwickeln zu können.
Mein Längenverhältnis zwischen den Fingern (in Klammer der o.g. Durchschnitt):
KF / RF: 0,759 (0,810
ZF / MF: 0,913 (0,905
ZF / RF: 1,000 (0,996
Wie man obiger Grafik (B) zu den Längenverhältnissen entnehmen kann, liege ich in allen Bereichen sehr nahe dem Durchschnitt, aber das KF/RF-Verhältniss ist bei mir äußerst unterdurchschnittlich. Optisch sieht man das auch daran, dass die Fingerkuppe des kleinen Fingers bei mir etwa einen halben Zentimeter unter dem Endgelenk (letztes Gelenk im Finger) des Ringfingers endet.
Bezüglich der Fingerlängen allgemein ergeben sich folgende Werte:
1. Handinnenseite, von der (untersten) Falte beim Grundgelenk bis zur Fingerkuppe gemessen (entsprechend der meisten Angaben anderer hier):
Links [cm]:
KF: 5,6
RF: 7,3
MF: 8,0
ZF: 7,3
DA: 6,2
Rechts [cm]:
KF: 5,6
RF: 7,2
MF: 8,3
ZF: 7,1
DA: 6,2
2. Handrücken, von der Mitte des Grundgelenks bis zur Fingerkuppe gemessen (deutlich genauere Längenmessung):
Links [cm]:
KF: 7,2
RF: 9,3
MF: 10,1
ZF: 9,0
DA: 6,5
Rechts [cm]:
KF: 7,1
RF: 9,3
MF: 10,0
ZF: 9,3
DA: 6,6
Entsprechend der Durchschnittslängen der Finger aller hier, liege ich mit meinen Fingern etwa 0,8 cm und mit meinem Daumen 0,5 cm unter dem Durchschnitt. Ich habe also insgesamt kleinere Hände, wobei aber der deutlich kleinere kleine Finger von mir meinen persönlichen Durchschnitt aller Finger erheblich senkt. Letzteres führt meist dazu, dass man mir dennoch sehr lange Finger optisch gesehen zusagt.
Trotz allem weise ich absolut gesehen (zum Durchschnitt) durchschnittliche und relativ gesehen (zu meinen persönlichen Fingerproportionen) gute bis sehr gute Fingerspann- bzw. -spreizweiten auf:
1. Maximale Spannweite, ohne äußere Hilfsmittel, sondern nur durch reine Muskelkraft der jeweiligen Hand, von...
KF zu DA: 21,0 cm (trotz meines proportional gesehen sehr kleinen kleinen Fingers.)
DA zu ZF: 17,4 cm
ZF zu MF: 11,6 cm
MF zu RF: 8,6 cm
RF zu KF: 9,1 cm
2. Maximale Spannweite, mit äußeren Hilfsmittel, von...
KF zu DA: 21,5 cm
DA zu ZF: 18,4 cm
ZF zu MF: 14,3 cm
MF zu RF: 14,1 cm
RF zu KF: 11,8 cm
(Die letzteren drei Spannweiten erhöhten sich durch äußere Hilfsmittel nur so enorm aufgrund der Tatsache, dass die (Spreiz-)Muskeln zwischen Zeigefinger und kleinem Finger alleine ohne äußere Hilfe zu schwach sind, um die maximale Dehnungsfähigkeit der Fingergelenke ausreizen zu können. Einfach gesagt, meine Fingergelenke sind gelenkiger als es die entsprechenden Muskeln alleine ohne Hilfe verdeutlichen könnten.)
Generell ist mein Fazit: Es kommt nicht zwangsläufig auf die Fingerlängen an, sondern auf die Fähigkeit, wie weit man die Finger spreizen kann. Auch kurze Finger kann man mit ausreichender Übung sehr weit auseinander spreizen; Stichwort 'Beweglichkeitstraining'. Dennoch machen es ungünstige Fingerproportionen (-längenverhältnisse) äußerst schwierig, bestimmte Instrumente erlernen zu können. Es hilft also kaum etwas, die Finger sehr weit auseinanderspreizen zu können, wenn z.B. der kleine Finger im Verhältnis zu den restlichen deutlich kleiner ist, da jedes Instrument auf einheitliche Fingerproportionen konstruiert wurde.
Wer also kleine Hände hat, kann sich Instrumente für kleinere Hände anschaffen und darauf problemlos spielen; wer große Hände hat, kann sich analog dazu ebenso passende Instrumente anschaffen. Wer aber nicht durchschnittlich proportionierte Finger hat, hat ein Problem mit der Anschaffung eines passenden Instruments für sich. Aber trotzdem ist jeder dazu in der Lage, sich selbst eine Technik anzueignen, mit welcher man trotzdem gut auf jedem Instrument spielen lernen kann. Bei letzterem sollte man nur nicht so auf den Lehrer hören, denn ein 0815-Lehrer kann meist nicht nachvollziehen, dass man anatomisch gesehen eben nicht so spielen kann, wie man es normalerweise können sollte und der Durchschnitt auch könnte. So zupfe ich anatomisch bedingt auf der Gitarre oder spiele auf dem Klavier sehr oft ohne dem kleinen Finger, wenn ich diesen eigentlich verwenden sollte, und nutze dafür eben den Ringfinger als Ersatz. Ein Nachteil ist das aber nicht wirklich, im Gegenteil, im Laufe der Jahre lernte ich eben, genauso gut mit 3 Fingern + Daumen spielen zu können, wie jemand mit 4 Fingern + Daumen. Am Klavier kann z.B. die rechte Hand Teile der linken Hand übernehmen oder umgekehrt, und auf der Gitarre können auch zwei Finger anstatt von Dreien die (hohen) g,h,e Saiten anzupfen. Auf dem Bass kann man durch die Fähigkeit sehr schnelle Sprünge mit der linken Hand zu machen, auch einen fehlenden Finger gut kompensieren. Das ist nicht anders, als wie beim Klavier, wo man eben auch durch schnelle Sprünge selbst mit nur einem einzigen Finger schöne klare Melodien herbei zaubern kann... wenn man eben übt, übt und nochmal übt.
Gruß
Mortifer