Wie läßt sich beim Klavier die Dauer eines Tones genau bestimmen?

  • Ersteller Telkowiak
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Das reale Tempo steht vermutlich im Titel des Videos
"Most piano key hits in 30 seconds - 500" - also 1000 Noten pro Minute.
Du musst natürlich noch definieren, ob die Töne Halbe (--> 2000 bpm), Viertel (--> 1000 bpm) oder Vierundsechzigstel (--> 62) sein sollen ;)
 
Ob das Töne-Zählen immer der Weg zum Genuss ist? Für mich eher nicht. Mitunter gleitet das Virtuose in reinen "Zirkus" ab. Womit ich auf keinen Fall schlecht über Zirkus denke und reden will - ich habe tolle Zirkusaufführen erlebt. Aber das empfinde ich als eine andere Welt als die Welt der Musik. Wenn in letzterer der "Zirkus" zu stark nach vorne kommt, leidet meiner Empfindung nach die Tiefe des Ausdrucks.
Als anschauliches Beispiel möchte ich hier eine Aufführung der Paraphrase von Franz Liszt über das Lied "Ständchen" von Franz Schubert zitieren, in der Lang-Lang spielt:

View: https://www.youtube.com/watch?v=gUgz7thWVVY
Das Werk ist auf eine subtile Weise durchaus virtuos, jedenfalls in dem Sinne "technisch anspruchsvoll".
Aber Lang-Lang macht daraus ein oberflächliches Spektakel, eine psudo-Wohlfühl-Oase. Mir allerdings graut es.
Dabei kann der Kerl sauschnell spielen, höchst virtuos. Aber gefallen tut mir kaum eine Note von ihm.

Zum Ausgleich möchte ich noch eine, wie ich finde traumhaft schöne Fassung dieser Paraphrase anfügen, diesmal gespielt von Horowitz:

View: https://www.youtube.com/watch?v=EVnkriyGKXk

Wenn es wirklich in Regionen gehen soll, wo die Tastatur eines Klaviers an ihre Grenzen kommt (aber ebenso die rhythmische Komplexheit, die mit Absicht und Bedacht die Grenzen überschreitet, die Menschen darstellen können), schaue ich bei Conlon Nancarrow nach. Der hat mit seinen Kompositionen für das "Self-Players-Piano" mit großer Konsequenz alle Möglichkeiten ausgenutzt, die ihm diese Instrumente bieten konnten (das waren beeindruckend viele), und rhythmische und Timing-Strukturen geschaffen, die für mich eine regelrecht eigene Welt eröffnen. Ich finde seine Sachen faszinierend, mir gefällts, und spaßig finde ich sie auch.
Hier seine "Study Nr. 41 a-b" (Noten zum Mitlesen, man beachte, dass die Skalen-"Wischer" auch schwarze Tasten anspielen, so also von einem menschlichen Spieler gar nicht reproduzierbar wären):

View: https://www.youtube.com/watch?v=9CIRdyEwmvw
 
Grund: Typo
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Lang-Lang ... Horowitz
Genau diese Beispiele hätte ich auch herausgesucht.

Als ich das Stück das erste Mal im Radio von Horowitz hörte, machte ich das Fenster zu und setzte mich vors Radio. Unglaublich vielschichtig, wunderschön.

Lang Lang ... naja, das sagen ja viele. Er kann natürlich Klavier spielen und vor allem sich verkaufen. Ich muss es mir ja nicht anhören.

Nancarrow ist cool! Kannte ich noch nicht. Klingt bisschen wie gezupft .. wie ist das eingespielt?
 
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Nancarrow hat seine Stücke in Papierrollen gestochen. Seine selbstspielenden Klaviere waren die klassischen Modelle, wo die Löcher in den Rollen eine Pneumatik steuerten, die die Tasten antrieb.
Es gibt auch Videos im Netz, wo man die Klaviere in Aktion sieht.
 
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Lang-Lang macht daraus
Ja, wo der "hin-langt" bleibt musikalisch leider nicht viel übrig. Und dann diese Schauspielerei. Ich habe das Stück erst bei Horowitz erkannt. Beim LL Holzhacker dachte ich zuerst, das wäre ein Contemporary-Dance-Song...
 
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Lang Lang soll auch Summertime nach Noten in einer unwürdigen Form gespielt haben.
 
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Damit das hier nicht in Lang-Lang-Bashing ausartet: Ich glaube, über fehlende Musikalität von Interpreten kann man sich viel aufregen.
Es ist ja an sich völlig unerheblich ob ein Herr Mi Yong oder Frau Kschmi Prrr oder Mr. John Bingbong musikalisch oder unmusikalisch spielt.
Meine Vermutung (aufgrund eigener Emotionsanalyse) ist, dass uns da eher der Erfolg dieser Leute stört. Wir hätten halt gern, dass "gute" - also unsere gute - Musik erfolgreich ist.
LL ist sozusagen das Musikantenstadl der Klassik. So wie schöne Volkslieder dort mit künstlichem Hall und Schweineterzen in die Gosse gezogen werden, werden bei ihm herzensgute Stücke für Geld verramscht. (Man verzeihe mir die deftige Sprache)

Aber es trifft leider leider den Geschmack vieler Leute. Uns bleibt wenn man es mal positiv betrachtet nichts übrig als selbst mit gutem Beispiel unser Publikum musikalisch zu bilden.

Ich kenne eine sehr gute Sängerin, die in jungen Jahren von einem Profi-Manager das Angebot bekam, er würde sie in der volkstümlichen Musik groß machen - und das hätte sehr wahrscheinlich gestimmt, da sie auch eine unglaubliche Bühnenpräsenz hat. Sie hätte wahrscheinlich sehr viel Geld verdienen können - aber hat es abgelehnt. Ich ziehe da den Hut. Andere haben die Silberlinge genommen, aber ich kann ihnen das auch nicht übelnehmen. Die Leute kaufen es, und der Schaden ist überschaubar (im Gegensatz zu anderen Branchen, wo auch Ramsch hergestellt und/oder verkauft wird, ohne sich um Kollateralschäden zu kümmern).

:censored:

Habe grade überlegt, wie man zur Eingangsfrage zurückfindet und gemerkt, dass es ja ursprünglich gar nicht um möglichst kurze Töne ging, sondern
wie sich beim Klavier beim Klavier die Dauer eines Tones genau bestimmen läßt?

Eigentlich ist mir immer noch nicht klar, was er damit meinte.
Aber eine interessante Diskussion ist trotzdem wieder herausgekommen. ;)
 
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Meine Vermutung (aufgrund eigener Emotionsanalyse) ist, dass uns da eher der Erfolg dieser Leute stört.

Der stört mich nicht. Kenny G. (Rieu, Lang Lang oder, oder, oder ...) kann gerne viele, viele Millionen verdienen. Hauptsache, ich werde von seiner Musik verschont. Warum soll ich Kenny G. oder Lang Lang nicht gönnen, was ich jedem NFL- oder Fußballprofi gönne? Dabei interessiert mich weder das eine noch das andere.

Grüße
Omega Minus
 
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@Omega Minus
Das hatte ich fast 1:1 auch so getippt, aber wieder gelöscht, nur mit Rieu als Vergleich (Kenny G. passt aber auch)...
 
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Warum soll ich Kenny G. oder Lang Lang nicht gönnen, was ich jedem NFL- oder Fußballprofi gönne?
Hab mich falsch ausgedrückt, soll keine Neiddebatte werden. Was er verdient, ist mir wurscht. Ich finde es halt nicht so schön, wenn die Leute, die richtig gut und mit Herz Klavier (Fußball, ...) spielen, weniger verdienen als diejenigen, die sinnentleert und nur auf oberflächlichen Showeffekt spielen. Also im Endeffekt, dass es nur in zweiter Linie um gute Musik, in erster Linie auf oberflächliche Gesten ankommt. Ich würde den Bescheideneren und Introvertierteren gern mehr gönnen.

Edit:
kannte ich noch gar nicht. Ignorance is Bliss.
Habe einen recht deutlichen Artikel zu ihm gefunden, den ich Euch nicht vorenthalten möchte. Aber vielleicht kennt Ihr das auch schon lange.
 
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Hut ab vor André Rieu. Im Interview sagt er, dass er zur Coronazeit 120 Angestellte weiterbezahlt hat.

Er hat auch Humor und Selbstironie. Ihn hat immer gestört, wenn klassische Musiker so ernst sind. Auch für mich schwingt dann da im Subtext sowas elitäres mit.

Er möchte Menschen erfreuen und einfach leicht unterhalten. Sie können ja sogar Walzer auf seinen Veranstaltungen tanzen. Werde dagegen nichts mehr sagen. Im Wort Show-Business steckt eben auch das Wort Business drin.

Für Roland Kaiser einfach sein Interview bei dlf hören, nicht minder beeindruckend.

Die Gegenrede musste sein trotz OT.

Natürlich hat aber Sachkritik nichts mit Neid zu tun (auch immer Totschlagargument wenn man sich bessere Besteuerung von Hyper-Reichen wünscht.
 
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Viele scheinen zu vergessen, dass Musik noch weitreichendere Bedeutung hat. Mein Klavierlehrer formuliert es auf seiner Homepage so:

"Musik ist für mich Begegnung zwischen Menschen - ohne musikalische und soziale Grenzen."​

Beitrag automatisch zusammengefügt:

Einfügung des Gedankenstrichs durch mich :)
 
Was hat das alles eigentlich noch mit der Fragestellung des Threads bzw. der Threadüberschrift zu tun?
 
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Lang Lang ... naja, das sagen ja viele. Er kann natürlich Klavier spielen und vor allem sich verkaufen. Ich muss es mir ja nicht anhören.
@opa_albin Dein Posting nur als Zitat, nicht als Vorwurf.
Wenn man Interpretationen ohne, dass man weiß wer sie spielt hört, gibt es manchmal Überraschungen. Da gibt es ein paar Radioformate "Blindverkostung vom RBB" z.B..
Eine Interpretation oder auch ein Künstler wird oft nicht nur nach der Musik beurteilt, sondern nach dem Drumherum. Blaues glänzendes Kleid auf dem Cover bei Anne Sophie Mutter führte dazu, dass die Interpretation oft als kalt empfunden wurde, Lang Lang hat sehr jugendliche unbedarfte (man könnte es auch affektiert empfinden) zu spielen, diese junge russische halbnackte Pianistin kann ich irgendwie garnicht ernst nehmen.
Vor solchen Vorverurteilungen kann sich kaum einer befreien. Eventuell tut man den Leuten damit unrecht.
 
Eventuell tut man den Leuten damit unrecht.
Über ihn persönlich möchte ich auch gar nicht urteilen.
Mir gefällt halt nicht wie er spielt. Dass er damit sein Geld verdient, ist OK - es ist nichts ehrenrühriges dabei. Wer weiß, was er über meine Musik sagen würde ;)

Deshalb versuchte ich ja auch auszudrücken, dass es mich eigentlich stört, wie ungleich das Einkommen verteilt ist und bei "den Leuten" (ich weiß, auch das ist eine Pauschalisierung) große Gesten und Glitzerklamotten teilweise mehr Eindruck machen als manche gute Musik. Du hast natürlich recht.

Blindverkostung können wir gern mal machen, das wäre sicher interessant. Neuer Thread?
 
Ich fände das auch spannend, aber leider keine Zeit das zu organisieren.
 
Die Ursprungsfrage ist doch schon längst geklärt ...
... nachdem sie weiter präzisiert wurde und klar war, dass mit "bestimmen" das Festlegen des Tons durch Spiel und nicht etwa das Ausmessen gemeint war.
Selbiges hatte ich nämlich erst im Sinn und auch bereits gemacht:

Man legt eine asymtotische Kurve an die ersten Zehntelsekunden und schätzt dann die wahrscheinliche Ausklingzeit. Braucht man z.B. für die Vorausberechnung der Belegung eines Stimmkanals im Synthesizer, wenn man den Notenklau optimieren will. Viele Programmierer hauen ja einfallslos einfach die aktuell leiseste oder noch schlimmer die älteste Note raus.

Wo ich es auch nutze ist der Audio-MIDI-Converter für die Gitarre: Da ist das noch ein wenig deterministischer, als bei Dreiklanggruppen im Klavier.



Zu dem OT-Thema "Ernsthaftigkeit in der Klassik" das hier mit erklingt, juckt es mich in den Fingern - aber ich belasse es mal bei dem Kommentar, dass jede Form von Musik ein Produkt für Konsumenten ist, welche die gesamte Bandbreite abdeckt, weil es Bezieher mit allenmöglichen Ansprüchen gibt, sow wie das auch bei Nahrung der Fall ist. Und dass man mit billigen Hamburgen mehr Kunden erreicht und mehr Kohle macht, als mit qualitativ hochwertigem Essen, ist hinlänglich bekannt. Also serviert man als Klassiker eben einfach dahingegeigtes Einlei und begeistert die Massen. Im Zweifel spielt man einfach bekannte Rocktitel ein.

Falls die Herren Garret, Rieu, Kennedy und wie sie alle heißen aber je auf die Idee kommen, Trance nachzumachen, komme ich persönlich vorbei und nehmen ihnen die Stradis weg! :devilish:
 
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