Aber beim Spiel in Höhe ... Katastrophe ! Als würde einer den Hahn ab dem E2 zu machen
"Das Mundstück gegen die Lippen drücken" und "Hals zu" sind klassische Fehler, die Du dir gerade antrainierst.
Bitte denke daran, dass
jedes Üben für dein Hirn und dein Muskelgedächtnis einen Lernprozess bedeutet. Nachlässigkeiten und Fehler bedeuten bei solchen "Kleinigkeiten" also, sich (bisweilen sehr) hartnäckige Probleme anzutrainieren.
Wenn Du in Zukunft auf gesunde Weise und mit schönem Klang hoch spielen willst, dann wäre es günstig, erst einmal langsam zu machen. Die genannten Videotips und YT-Lektionen wie die ersten beiden auf dem Kanal der
215th Army Band helfen dabei, einen brauchbaren Ansatz zu entwickeln.
Es ist viel besser, übermäßiges Andrücken des Mundstücks zu vermeiden, genauso wie ein tiefes Einsaugen der Luft oder derart kraftvolles Ausatmen, dass es in der Leiste zieht.
Die Entwicklung einer guten Ansatzmuskulatur dauert eine Weile und noch länger dauert es, ein Gespür für die Stellschrauben zu entwickeln, die in der feinen Koordination von Stütze und Ansatz liegen. Dafür braucht man eine vernünftige Anleitung und das tägliche geduldige und konzentrierte Ausführen scheinbar einfacher Übungen.
Ist so eine weite Kieferstellung die richtige Stellung zum Spielen oder sollte das Lippenrot noch an den Zähnen anliegen?
Auch die Zunge anspannen sei kontraproduktiv oder wie sieht es bei dir aus?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zu nichts Gutem führt, wen man jeden Parameter bewusst steuern will.
Mein Kiefer ist ganz leicht vorgeschoben, um meinen (normalen) Überbiss halbwegs auszugleichen, das hat sich irgendwie über die Jahre so eingeschliffen. Wäre das anders, würde die Trompete auf den Boden vor mir zeigen oder auf den Kopf der Posaunisten vor mir in der Big Band, das wäre ungünstig.
Soll etwas erreicht wie z.B. gute Höhe mit offenem Klang, dann übe ich das so, wie es am einfachsten fällt. Nämlich unter Beachtung der hier angesprochenen Grundlagen für Ansatz und Atmung, Buzzing-Übungen und Flow Studies.
Dazu kommen dann noch Tonleiter- und Arpeggiostudien für die Beweglichkeit in musikalischen Zusammenhängen.
Die Zunge macht bei mir die Artikulation (de-ge-de-ge bei DZ), den Rest beeinflusse ich nicht bewusst (z.B. die Wölbung beim Hochspielen), ein "Anspannen" kenne ich nicht.
Eigentlich erstmal nach der Brass Master Class...
Ich sehe Brass Master Class nicht als "Trompetenschule", denn im Buch wie auf der DVD fehlen die Struktur und Übungen sowie Etüden für eine musikalische Ausbildung auf dem Instrument.
Malte Burba macht in seiner Einleitung auch deutlich, dass eine musikalische Ausbildung in diesem Fall gar nicht sein Anliegen ist. Es geht ihm um die Erarbeitung guter Voraussetzungen beim Spieler bzw. die Behebung von Fehlentwicklungen.
Geboten wird deshalb ein umfassendes Angebot von Übungen, mit denen man spieltechnische Grundlagen von Atmung, Ansatz, Zunge und Klang erarbeiten sowie Fehlentwicklungen beheben kann. Von diesen beiden Funktionen verschiedener Übungen konnte ich selbst profitieren. Den Erklärungen von Malte Burba und seinem umfassenden Anspruch kann ich allerdings nicht mehr in allen Punkten folgen.
Für das tägliche Üben ist es imho sehr nützlich, ein gewisses Schema bzw. einen Übungsplan zu haben und das fällt mit dezidierter Ausbildungsliteratur am einfachsten.
Vorstellen kann ich mir z.B.
-
Edwards/Hovey, Method for Cornet or Trumpet (2 Bände)
Die beiden Bände enthalten grundlegende technische Übungen und einfache Spielstücke, sowohl eigene der Autoren sowie Stücke aus dem Arban (amerikanische Ausgabe von Goldman/Smith).
Es gibt aber nur sehr wenig Text, vermutlich weil bei einer Trompetenausbildung mit klassischer Spieltechnik die Anleitung und Kontrolle des Lehrers sowieso unverzichtbar ist.
Texte zur Spieltechnik sind grundsätzlich, aber besonders bei älteren Quellen mit Vorsicht zu genießen.
Will man mehr Hilfestellung als bei Edwards/Hovey durch erläuternde Texte auf dem heutigen Stand, gibt es z.B.
-
Robert Schweizer, Trompete lernen
-
Martin Reuthner, Das Trompetenbuch
-
O'Neill/Waterman - Jazzmethode für Trompete
Das zuletzt genannte Heft folgt in Aufbau und den wichtigsten Inhalten einer gut gemachten Trompetenschule und geht auch auf Grundlagen der Spieltechnik ein.
Die Anforderungen sind daher deutlich niedriger als beim nachfolgend vorgestellten Weston/Armstrong.
Der bietet dafür eine Menge zur Vertiefung:
-
Oliver Weston/Mark Armstrong, Exploring Jazz Trumpet
Das Heft hat den Aufbau vieler Improvisationsmethoden (Blues, Akkordfamilien und Skalen, Akkordverbindungen und musikalische Konzepte).
Es bindet die Basics der Jazztheorie (Akkordskalentheorie) sehr gut mit ein. Die Kapitel enthalten überwiegend Text, Notenbeispiele, Übungen und Spielstücke im ausgewogenen Verhältnis und ist gut geschrieben. Die Demonstrations- und Play-Along Tracks auf der Begleit-CD erleichtern das Erarbeiten des Stoffes.
Es liegt nahe, beim täglichen Üben passende Teile aus diesem Heft einzubeziehen. Das erste Kapitel zum Blues setzt voraus, dass G- und F-Dur vertraut sind sowie die G-Moll Pentatonik, die hier mit der Erweiterung b5 als Blues Scale benutzt wird.
Bei Lücken im Umgang mit Skalen, Akkordbrechungen und überhaupt zum Ausbau der Spieltechnik würde ich zusätzlich eines der oben genannten allgemein ausbildenden Hefte zur Hand zu nehmen.
Üben bis zur Erschöpfung wie Burbas maximale Kontraktion oder Lip und Mouthpiece Buzzing oberen Grenzbereich finde ich mit zeitlichem Abstand zur täglichen Übungsroutine besser aufgehoben als innerhalb der "Übungsstunde".
Ein möglicher Übungsablauf für die Grundlagen kann z.B. wie folgt aussehen, die Zeitangaben sind natürlich alle "circa". Statt starrer Regeln wie "soviel Pause wie Spielen" finde ich Aufmerksamkeit wichtiger, ob man auf gutem Kurs ist (konzentriertes Üben, Atmung, Ansatz, musikalische Vorstellung, Klangergebnis). Die vorgeschlagenen kleinen Pausen zwischendurch unterstützen die Ansatzentwicklung, sind also keine "verschwendete Zeit".
Wenn der Ansatz beim Üben doch einmal schlapp macht, hilft nach Rat aller erfahrenen inklusive der berühmten Trompeter nur: Stop!
Man kann dann etwas anderes tun, z.B. Noten heraussuchen, Intervalle und Skalenübungen singen, ein Lick nach Gehör aufschreiben usw.
Ein möglicher Übungsablauf:
- Lip Buzzing 3 Min + 2 Min Pause = 5 Min
z.B. wie im Lehrvideo Reinhold Friedrich Solo Warm Up
- Mouthpiece Buzzing 4 bis 8 Min + 5 Min Pause = max. 13 Min
z.B. wie in den Lehrvideos David Bilger Warm Up (zuerst) und R. Friedrich Solo Warm Up (soweit bei korrekter Ausführung möglich)
- technische Übungen zur Chromatik, Bindeübungen, Artikulation und Skalen
- auf dem Instrument nach und nach Edwards/Hovey und Weston/Armstrong erarbeiten, technische Übungen daraus in den eigenen Ablauf integrieren