Hallo SomethingWild,
willkommen beim Blech!
...Könnt ihr mir vielleicht noch andere Übungen zum Thema Ansatz trainieren/festigen empfehlen?
Meine Richtschnur an Erkenntnissen und bei Profis gelernten Weisheiten für's Blechblasen sind:
1. Üben nutzt nur dann, wenn man mehr richtig als falsch macht.
2. Es geht um die Balance der Kräfte von Luft und Lippe.
3. Das Geheimnis liegt nicht in den Noten.
zu 1: die Meisten haben irgendwann einmal die Erfahrung gemacht, dass sich trotz Übens nichts tut, obwohl spieltechnisch "Luft nach oben" ist.
Ich selbst hatte schon deprimierende Phasen, in denen ich sogar schlechter wurde, trotz laufenden Unterrichts bei "guten Lehrern".
Die ergänzende Erfahrung dazu ist, wenn man nach ein paar Tagen Spielpause ein überraschend gutes Spielgefühl hat und sich leichter tut, also "besser" geworden ist. in diesem Fall hat man zuvor eingeübte Fehler offenbar (vorerst) vergessen. Am besten macht man sich dann sich die vielleicht auch kleinen Unterschiede zum vorigen Verhalten möglichst genau klar und bleibt beim neuen Weg.
Beide Erfahrungen sind m.E. Leitsymptome dafür, dass eine Fehlerdiagnose und entsprechende Korrektur an Ansatz und/oder Atmung naheliegt.
zu 2: Zitat Malte Burba aus der Einführung seiner Brass Master Class DVD: "...die Schwierigkeiten, die Blechbläser haben, das sind ja gar nicht viele Schwierigkeiten. Wir haben keine Ausdauer, der Tonumfang ist zu klein, es klingt nicht gut und wir haben keine Kontrolle. Kontrolle bedeutet Treffsicherheit oder Intonation.
All diese Schwierigkeiten haben mit dem Instrument oder mit der Musik überhaupt nichts zu tun, sondern haben nur etwas damit zu tun, wie unser Körper arbeitet und funktioniert."
Anmerkung: ein korrekt gebautes Instrument wird dabei offensichtlich vorausgesetzt.
zu 3: Selbst die bekanntesten und bewährtesten Übungen können von sich aus gar nichts ausrichten, sondern nur durch ihre "richtige Anwendung".
Ob man seine Übungen aus guten Trompetenschulen wie z.B. Edwards-Hovey, Varasdy oder für den Rock/Pop/-Bereich Spielmannleitner hat und nach Bedarf noch Übungen aus Arban, Clarke, Schlossberg, Colin, Cichowicz, Stamp oder Thompson usw. dazu nimmt, sehe ich im Amateurbereich hauptsächlich als eine Frage der Abstimmung auf den Übe-Fleiß, Ausbildungsstand und die musikalischen Ziele.
Im Prinzip ist das Mundstück-Buzzing von Glissandi, Dreiklangsbrechungen und Ausschnitten aus Etüden ein sehr geeignetes Mittel, um einen effektiven Ansatz und gute Luftführung zu entwickeln. Es nutzt aber viel weniger, wenn man das Mundstück einsetzt, zu fest aufdrückt oder kein natürliches Atemmuster besitzt. Dann wäre die Korrektur der Fehler und eine entsprechend sorgfältige Kontrolle des Übens die sinnvollste Voraussetzung, dass schlechte Blasgewohnheiten durch bessere ersetzt werden.
Das gleiche gilt für Breath Attack und Zungenstoß, Naturtonbindungen und Lip Trills.
Grundsätzlich hat man damit seine Methoden für die Basics auch schon beieinander.
Je nach persönlichen Voraussetzungen sind weitere Übungen ohne Instrument sinnvoll, z.B. zur Atmung das bekannte Zettel durch Blasen an der Wand halten.
Oder die Stärkung der Ansatzmuskulatur durch Smileys Lip Clamp bzw. Burbas Lippenübung.
Ich selbst habe nach diversen Diskussionen kein Lip Buzzing geübt, das aber vor Kurzem wieder ins Üben einbezogen, mit deutlichem Gewinn für die Sicherheit im oberen Range.
...beschäftige mich... mit Burbas und Smileys Methode. Bisher allerdings mit wenig Erfolg...
...Eine Zeit lang auch regelmäßig Bindeübungen und manchmal ein bisschen Buzzing.
Es ist bestimmt klar, dass nur durch beständiges und engmaschig regelmäßiges Üben die instrumentalen Fertigkeiten wie "Reflexe" ausgebildet werden können, wodurch sie mit der Zeit immer zuverlässiger abrufbar werden.
Meines Erachtens kann man aber die Methoden von Burba und Smiley zumindest in Reinform nicht gut nebeneinander verfolgen.
Burba fordert de facto einen "Farkas-Ansatz" mit austrainierten Mundwinkeln, "py"-Pucker, nach unten gespanntem Kinn sowie eine fixierte Zunge, große Lippenöffnung auch in der Höhe (der Kiefer soll nach seiner Meinung dabei öffnen), seine Mundstückserie bei Bruno Tilz sind die unter Klassikern beliebten 17mm und sogar 17,50mm-Pötte.
http://www.trumpetthink.com/embouch.htm
Smiley will dagegen einen individuellen, ausbalancierten Ansatz mit "Roll out, Roll In" der Lippen und kleiner Öffnung in der Höhe (Stevens), lockere Mundwinkel mit entspanntem Kinn und erachtet ausdrücklich kleinere Standardgrößen wie z.B. das Bach 7C für sinnvoll.
Es wäre deshalb gut zu wissen, mit welchem Ziel welche Übungen aus derart verschiedenen Methoden eingesetzt werden sollen, wenn man sich etwas Eigenes zusammenstellen will.
Das erspart Aufwand und man übt in eine Richtung anstatt an widerstreitenden Ansatzformen.
Neben dem methodischen Einwand finde ich es auch zu anstrengend, falls wirklich nach den Vorgaben von Burba und Smiley geübt wird und außerdem noch instrumentale Tonleitern, Flexibility-, Zungenstoß- & Klangübungen sowie Repertoire-Stücke auf dem Plan stehen.
...jeder würde die für sich für ihn am besten geeignetste Ansatzposition wählen...
Das ist unter der Voraussetzung richtig, dass der Ansatz grundsätzlich funktioniert.
Liegen dagegen Fehler vor, würde ich sie lieber berichtigen statt zu verfestigen.
Das "Einsetzen" oder "Platzieren" des Mundstücks ins Lippenrot der Oberlippe wird allgemein als korrekturbedürftiger Fehler gesehen. Die Folgen davon sind mangelnde Ausdauer und unnötige Schwierigkeiten samt Begrenzung in der Höhenentwicklung.
Ändern würde ich auch zu festen Mundstückdruck gegen die Lippen, weil sich dann trotz allem Üben keine Ansatzmuskulatur aufbauen kann. Ich musste dabei erfahren, dass "zu fest" weniger Druck beeuten kann, als ich lange gedacht habe. Erst als ich das ändern konnte, hat sich Höhe über dem C3 aufbaunen lassen. Auf Lippenvernarbungen würde ich ebenfalls gerne verzichten.
...das war ja alles eher im Hinblick auf die Höhe. Oder hängt das etwa zusammen?
Ich hoffe, man kann aus meinen Beiträgen auch herauslesen, dass es vor allem um die Entwicklung eines schönen, musikalischen Klanges geht. Das ist der eigentliche Sinn aller Gedanken und Vorschläge zur Arbeit an Ansatz, Atmung und der Orientierung an Klangvorbildern.
Zum Zusammenhang: Höhe ist für sehr viele Trompeter ein großes Thema, das spiegelt sich auch in Forenbeiträgen wieder. Tatsächlich haben die meisten Spitzentrompeter eine sehr beeindruckende
musikalisch abrufbare Höhe (Maurice André, Reinhold Friedrich, Allen Vizzutti, Jens Lindemann usw., vermutlich alle "jungen" Trompetenstars, unzählige Jazzprofis).
Benutzt Du ausschließlich das Flügelhorn oder übst Du auf der Trompete und spielst das FH im Verein?
Die zweite Variante würde ich empfehlen, ganz besonders bei deiner Übungsmethode. Smiley ist auf dem FH aufgrund von dessen Bauweise m.E. nicht effektiv anwendbar.
Immer im Vergleich zur Trompete: die Pedaltöne fallen auf dem Flügelhorn zu leicht und der "dunkel-wolkige" Klang des FH verdeckt Fehler zu sehr.
Pedaltöne und Orientierung am (Trompeten-)Klang sind für Smiley aber die Richtschnur, um den Ansatz in Balance zu bringen.
Der Zusammenhang eines effektives System von Ansatz/Atemtechnik und Höhe wird von Burba und auch bei Smiley mehrfach angesprochen. Burba in der Einleitung und den Ausführungen zur Zunge sowie in seinen Workshops. Smiley diskutiert das in seinem Buch bereits in der Einleitung, in mehreren Anekdoten und seine Übungen sind bis zum dreigestrichenen G ausnotiert.