Wie bezeichnet man Orgelpfeifen richtig

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saibon
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Hallo,

neulich hab ich etwas über die größten Orgelpfeifen der Welt gelesen. Als ich einem Bekannten davon erzählen wollte viel mir auf, dass ich garnicht weiß wie man solche Pfeifen in der Organisten-Szene bezeichnet.
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'64 inch Orgelpfeife, 3 Oktaven unterm großen C' klingt so unelegant.
Wie würde ein Fachmann dazu sagen?
 
Eigenschaft
 
Erklärend anfügen kann man, dass sich die Fuß-Bezeichnung nur auf die Tonhöhe der tiefsten Pfeife einer Pfeifenreihe gleicher Klangfarbe (und bmeist auch Bauart), man nennt das Register, bezeichnet, also (in der Regel) nur für die Taste C, 2 Oktaven unter dem eingestrichenen c'.

Der eigentliche Sinn ist, dass Organist sofort sieht, welche Tonhöhe er zu erwarten hat, also in welchem Fuß das Register steht und ob es zur Normallage (Äquallage) analog klingt oder oktavversetzt (4' hat rechnerisch halbe Baulänge für die Taste C, klingt aber im Ton c, 16', 32' entsprechend tiefer).

Wohlgemerkt: ein sehr tief klingendes 64'- Register muss in der tiefsten Pfeife auf Taste C nicht 64' hoch sein (bauartbedingt geht das), von Zungenstimmen mal ganz abgesehen, aber das führt zu weit.

Hieraus ergeben sich auch die Fußlagen als Brüche: Quinte 2 2/3' = Quinte 8/3' = der dritte Teilton des C 8' = Ton g

Bei weiteren Fragen führe ich gerne aus.

Steve
 
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Manned
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Vielen Dank für die Antworten!

Das heißt also wenn ich das so sage ist es richtig:
Die Orgel der Atlantic City Convention Hall besitzt ein 64'-Register dessen größte Pfeife etwa 19,5 meter hoch ist.
 
Die Feststellung ist korrekt, allerdings handelt es sich beim 64' dieser Orgel um einen Diaphone-Dulcian.

Ohne ins Detail zu gehen: Ein Diaphone kommt aus dem Kinoorgelbau (er wurde, glaub ich, wie so vieles für diese Orgeln von dem Mitarbeiter der Kinoorgelbaufirma Wurlitzer Robert Hope-Johnes entrwickelt). Diaphon-Pfeifen sind zweigeteilt, sie haben einen Teil, welcher eine Luftsäule in Schwingung erregt (wie bei einer Zungenpfeife) und einen Resonatorteil, welcher in voller Länge gebaut werden kann (aber nicht muss). Letzter bestimmt die KLangfarbe von dunkel grummelnd (bei klassischen Orgeln würde man Subbass oder Bourdon sagen) bis knarrend druckvoll (Bombarde). So gesehen ist dieses Register ein Zwitter aus Lippen- (Labial-) und Zungen- (Lingual-) Pfeife, welche aber ca. 20 m lang sein wird.

Letztendlich ist an der Orgel interessant, dass ein akustischer 128' gebildet wird aus 64' + 42 2/3'. Akustisch deswegen, weil dem Hörer bei dem Ton C 64' plus dem Ton G 64' (das sind eben diese 42 2/3') der Ton C 128' vorgegaukelt wird (Stichwort: Differenzton, Bsp.: 10 Hz + 15 Hz: Ergebnis ist ein Ton von 5 Hz).

Der Hörer denkt, er "hört" also einen 128', wobei - selbst einen 64' spürt man mehr als dass man hört...

Zu guter letzt: von der Convention Hall Organ in Atlantic City sind nur wenige Teilwerke spielbar, insofern ist z. B. die Wanamaker Store aus Philadelphia deutlich reizvoller, zumal hier sehr viele Teile klingen und es genügend schöne Aufnahmen gibt, wichtig ist inj diesem Zusammenhang der frühere Hausorganist von Wanamaker, Keith Chapman, der "seine Orgel" wirklich beherrschte.

Zur Lektüre:

http://www.die-orgelseite.de/kurioses.htm

und gerne nachfragen, gerne auh via PN!

Steve
 
Das klingt alles sehr interessant :)
Vielen Dank für die Informationen!
 
Die "Rekord-Orgeln" sind m.E. vor allem ein Beispiel für das technisch Machbare. Musikalisch gesehen sind viele der sehr lauten oder sehr tiefen Register eher weniger interessant.

Ein Nebelhorn ist auch laut, aber man braucht es normalerweise in keiner Orgel (außer vielleicht einer Kinoorgel).
Manche der oben genannten Register klingen allerdings wie ein Nebelhorn. - Schön geht anders.
 

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