Zur Gewöhnung Converter/Vorgelagert habe ich bisher nur erlebt, dass wer das eine spielen kann, auf dem anderen immer begründete Probleme hat.
Auf meiner VIM hat bei einer Gelegenheit mal ein Spitzenspieler eine Weile (aus Spaß) gespielt. Spontan konnte er M2 Stücke virtuos runterspielen. M3 hat er probiert und musste abbrechen, da er keine Töne fand.
Alle meine Dozenten, die Vorgelagert gelernt haben, sagen, dass sie sie derart daran gewöhnt sind, dass Converter für sie nicht infrage kommt, sie aber neue Spieler aus praktikablen Gründen (nicht zuletzt Verfügbarkeit von Instrumenten und converterbezogene Literatur) zum Converterspielen anregen, bzw. junge Spieler haben ohnehin normalerweise Converterinstrumente, also wird das auch genutzt. Hier muss man auch unterscheiden zwischen theoretisch können und durchaus auch unterrichten können und selbst rein praktisch einsetzen. Denn richtig musikalisch spielt es sich am besten, wenn das Instrument möglichst intuitiv beherrscht wird.
Wenn man nun natürlich die Wahl hat und noch kein System bisher beherrscht, ist das nicht sooo einfach. Man versucht zu erwägen, was das "bessere" System ist.
Es gibt allerdings auch Spieler, die tatsächlich "umlernen" (wie z.B. der mexikanische Spieler, der seine Morino vor Jahren verkauft hat und nun eine Converter-Pigini spielt)
Ich denke, man darf da nicht so sehr in "besser/schlechter" denken, sondern eher auf das gesamte Instrument und sein Spielgefühl schauen. Das ist ja auch ähnlich mit Taste/Knopf. Oder ob man überhaupt M3 spielen möchte...
Es wird immer Stücke geben, die man auf dem einen oder anderen System angenehmer, unangenehmer oder überhaupt nicht spielen kann.
Und man bedenke auch das Niveau, über das gesprochen wird. Warum soll man sich Gedanken über Stücke oder Passagen/ Spielweisen machen, die möglicherweise auf einem bestimmten System besser oder generell überhaupt machbar sind, wenn einen solche oft extremen Fälle im Grunde gar nicht betreffen?...
Ich sehe es so: Ich sehe (dank YT auch großteils) dass "man" auf jedem erdenklichen System wunderschöne Musik machen kann. Vor allem Musik, die einen auch selbst anspricht und motiviert. Nun brauch ich eigentlich nur noch Instrumente, die mich persönlich/emotional/vielleicht nicht rational begründbar ansprechen, zu denen ich eine Art "Beziehung" aufbaue. Alles andere ist eine Frage der Übung, der Zeit, die man investieren kann/will und auch manchmal eine Frage des Arrangements.
Ich hab mir gestern mal ein für M3 gedachtes Spielheft genau angesehen, das sehr gemischte Stücke enthält mit steigender Schwierigkeit, inklusive Höreindruck.
Da habe ich richtig gemerkt, für welche Art von Musik ich M3 schön finde, welche ich gar nicht so interessant finde musikalisch und aber auch bei welchen Stücken ich lieber sogar auf M2 spiele mit minimalen Änderungen der Bassstimme, weil das besser zum Style passt. So einen Einstieg finde ich völlig ausreichend. Ich würde jetzt nicht hingehen und sagen: Oh für diese Passage wäre doch Converter besser, weil der 5. Finger da komfortabler liegt, weil ich den Daumen hier nutzen könnte oder weil ich mit der 4. Reihe viel weniger springen muss.
Da ja jedes Stück auch eine gewisse Kunst des Arrangierens/Setzens darstellt und der Autor eindeutig Converter im Sinn hatte, stelle ich mir die Frage: Wie würde ein vorgelagerter das spielen bzw. bin ich noch zu sehr Noob (das Wahrscheinlichste) um gewisse Bewegungen als machbar zu empfinden? Und schon gibts Lösungen.
Diese Lösungen müssen ja auf einem vermeindlich "optimalen" System genau so gefunden werden. Was, wenn man das auf Bandoneon spielen möchte? Der muss doch auch Wege finden, die passen.
Ich freue mich jedenfalls auf das Abenteuer und bin jetzt schon fasziniert darüber, dass mein anfängliches Gefühl der Fingerknoterei stark abgenommen hat, sobald ich mich auf Möglichkeiten an Bewegungen eingelassen habe. Und da liegt mir persönlich Vorgelagert gut genug, um als Nostalgiker bedenkenlos die dicke VIM in die Schlacht zu schicken
Wenn ich Zeit finde und die Muße habe, werd ich (einfach aus Spaß und aus purer Neugier auf Austausch) meinen YT Kanal mit Akkordeonthemen aller Art (also auch z.B. wie bringe ich mir M3 - vorgelagert bei) aber auch musikalischen Fragen bunt gemischt auffüllen. Also weder Videos "ich spiele was Tolles vor" und auch nicht "ich bringe wem was bei" - sondern wirklich rein experimentell, offen und austauschend, der Sache dienlich.
Grüßle