Zur Grundsatzdiskussion sollte man dann aber auch den gesamten Artikel anschauen:
http://musicmachinery.com/2009/03/02/in-search-of-the-click-track/
Ich finde ja den hier super - zeigt schoen, wie das Stueck quasi konstant (!) immer schneller wird (die MINUS-Werte zeigen die Verkuerzung der Zeit zwischen den Beats).
Sowas geht natuerlich nur mit viel Feeling, nicht mit Klicktrack. Aber wer zeigt mir einen normalen Drummer in einer Rockband, der das macht?
Interessant fand ich dabei auch den Text hier:
http://dataconomy.com/back-in-black-analyzing-the-loudness-tempo-of-the-rolling-stone-top-500-songs/
Der Mensch hat die beruehmt-beruechtigte Top500 Song Liste vom Rolling Stone Magazine rauf-und runter-analyisiert.
Spannend fand ich da das hier - die "most static songs", also die mit der geringsten Tempoabweichung ueber die Spielzeit (die Werte sind die Standardabweichung, die die Software berechnet hat):
- Bizarre Love Triangle by New Order (0.048)
- I Want You Back by The Jackson 5 (0.035)
- Stand By Me by Ben E. King (0.027)
- I Heard It Through the Grapevine by Marvin Gaye (0.0075)
- Walk This Way by Run-DMC (0.0035)
Interessant ist, wie hier Elektro-Sounds (New Order) und Sampler-Lastige Beats (Run-DMC) eine Gruppe von ganz klassischen (und garantiert ohne Klicktracks eingespielten...) souligen Nummern flankieren.
Was will ich damit sagen? Klick im Ohr ist nicht "besser". Es gibt viele tolle Stuecke in der Musikgeschichte, deren Tempo "all over the place" ist. Es gibt Stuecke, die Temposchwankungen gezielt nutzen und vielleicht sogar ein Stueck weit "brauchen". Es gibt aber genau so Stuecke, die tempotechnisch "wie eine 1" durchtuckern, und trotzdem grooven/bewegen/rocken.
Was bleibt, ist doch Folgendes: Wer ehrlich ist, mal eigene Aufnahmen macht und hoert, der wird als Band merken, wie das mit dem Tempo so ist. Dinge wie "live spielen wir immer schneller als in der Probe" und "wenn es im Refrain richtig abgeht, werden wir immer schneller" sind keine Ammenmaerchen, sondern Realitaet. Dazu kommt noch die Frage, wer eigentlich das Tempo "bestimmt" - wenn der Drummer nicht DAS Zentrum der (Rock)band ist, und der Basser und Rhythmusgitarrist sich da kompromisslos "reinsetzen", dann fasert das sehr gerne auseinander. Kann man in jedem beliebigen Jugendzentrum jedes Wochenende hoeren.
Kurzum: Ein Klicktrack im Ohr kann helfen, (1) den Song im richtigen Tempo zu starten (ein riesiger Gewinn, gerade in Live-Situationen), (2) im richtigen Tempo konstanter zu bleiben (und wenn ihn halt nur der Drummer im Ohr hat), (3) fuer Sondersituationen wie Studio-Aufnahmen und Sampler-Einsatz das Leben deutlich vereinfachen. All dies kann helfen, dass die Band beim Publikum ankommt.
Meine Meinung ist und bleibt dabei: Es wuerde der durchschnittlichen "Hobby"band (alles von "Anfaenger" ueber "ambitionierte Newcomer" bis hin zu "wir nennen uns semiprofessionell, weil wir mit Hochzeit- und Stadtfest-Gigs was dazu verdienen") eher gut tun als schlecht, wenn sie konstanter im Tempo bleiben wuerden, ein Klick im Ohr wuerde also helfen, dass die Musik besser rueberkommt.
Genau so bewusst kann man das alles ueber den Haufen werfen. Wir haben auch mal eine "magische" Session mit der Band gehabt, tolles Stueck, toll gejammt, Publikum war begeistert, beste Live-Atmo ever... auf der Aufnahme hinterher kommt aber auch klar raus, wie wir mit dem Tempo alles moegliche gemacht haben. Wir haben es aber eben ZUSAMMEN gemacht, nicht jeder fuer sich. Das eine Mal haben wir es geschafft, wir waren "in the Zone", das war toll. Aber eben auch die Ausnahme, normalerweise klappt das nicht.
Also - seid ehrlich mit Euch selbst, denkt mal ueber Eure Temposchwankungen nach und ueberlegt euch, ob ihr damit zufrieden seid oder ob es "besser" geht. Im Zweifel ist ein Klick im Ohr vielleicht die bessere Anschaffung als ein neuer Amp oder ein neues Keyboard oder ein neues Mikro.