Viel Richtiges wurde schon gesagt, dennoch zusammenfassend, aber auch ergänzend ein Überlick aus professioneller Sicht als selbständiger Webworker seit 2005. Mit ein paar Tipps am Ende.
Einsatzgebiete/Zielgruppen
Letztendlich ist für eine ambitionierte Band eine Kombi aus beidem der Königsweg, da beides unteschiedlichen Zwecken dient. Das eine ersetzt nicht das andere.
Für die Pflege und für den Aufbau der Fanbase ist Social Media (künftig SM genannt) natürlich essentiell. Es erlaubt einen direkten, aktuellen Kontakt und sorgt für Vernetzung. Sofern das Profil gut gepflegt wird. Ein verwaistes SM-Profil ist sinnloser als eine überwiegend statische Band-Website.
Da Inhalte in den SM aber flüchtig und nicht für jeden zugänglich sind und sich auch nicht jeder dafür interessiert, was ihr zum Frühstück hattet, bietet die eigene Band-Website – wie bereits erwähnt – besonders für Unternehmen, Veranstalter und Booking-Agenturen einen größeren Mehrwert. Für jene können allgemeine Infos schnell und einfach verfügbar gemacht werden: Stage-Rider, Bandhistory, Pressematerial und aussgakräftige Audo-Video-Files. Zudem hat eine Website auch die Aufgabe einer Visitenkarte und erlaubt ein deutlich höhere Individualisierung als die gleichförmigen SM-Profile. "Erwachsene" Geschäftspartner – und mit denen wird man es früher oder später zu tun bekommen – legen immer noch wert darauf.
Für die "Kunden- bzw Fangewinnung" ist der Stellenwert einer eigenen Band-Website geringer. Grund: Um eine bestimmte Band-Website im WWW überhaupt zu finden, muss man den Namen der Band bereits kennen. Das Interesse ist also schon vorher da gewesen und wurde nicht erst durch die Website geweckt.
Ausnahmen sind natürlich seltene Genres oder spezialisierte Dienstleistungs-Angebote wie "Hochzeits-Band" oder bestimmte Motto-Tribute-Bands, besonders auf lokaler Ebene ("Hochzeitsband Köln"). Hier bietet die eigene Website einen Vorteil gegenüber SM, weil sich mit Suchmaschinenoptimierungen gezielt potentielle Auftraggeber auf die Website lenken lassen. Ist aber eine Wissenschaft für sich und kann bei einem größeren Einzugsgebiet viel Zeit und Mühe kosten. Auf SM sollte man wenn möglich aber auch dann nicht komplett verzichten, weil SM auch einen Einfluss auf die Suchergebnisse hat.
Aktualität
Wer gar kein SM benutzt, tut natürlich gut daran, die eigene Website mit Gigs, Tourdates und News frisch zu halten. Wer beides verwendet, kann sich diesen Zusatzaufwand aber zur Not auch sparen und die Besucher ermuntern, ihren SM-Profilen zu folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Bands, die nicht (mehr) ganz so viel beschäftigt sind, sollten nicht unbedingt die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass ihr letzter Gig schon acht Monate zurückliegt und könnten daher auf den News-Blog verzichten. Das Design sollte natürlich aktuelle Anforderungen erfüllen. Vielen Websites sieht man ihr Alter auf den ersten Blick an. A propos: Den obligatorischen Copyright-Hinwies mit Jahreszahl am Seitenende am besten mit einem Code automatisieren oder ganz weglassen. ©2017 lässt eine vergreiste Website vermuten.
Profi oder DIY?
Einen Profi zu beauftragen ist für eine Hobby-Band im Normalfall nicht nötig. Falls also jemand denkt, ich würde hier einen kleinen Akquiseversuch probieren wollen: Fehlanzeige. Band-Websites gehören kaum zu meinem Portfolio.
DIY hat aber auch einige Tücken, auf die ich nochmal kurz eingehen möchte:
Datenschutz
Datenschutzhinweise/Datenschutzerklärung: Fast alle der von mir gesichteten Datenschutzhinweise sind nicht nur fehlerhaft, sondern totale Grütze. Ist ja auch klar: Wer als Laie eine Website mit Wordpress, Jimdo und Co. erstellt, weiß nicht unbedingt, was auf der Website an datenschutzrelevanten Dingen passiert. Wird ein CDN mit Servern in Drittländern verwendet? Ist ein Google-Font eingebettet? Kommt ein Tracker zum Einsatz? Also kopiert man sich eine Vorlage aus irgendeiner E-Recht-Website. Die weiß aber genauso wenig über eure Website. Zudem sind die meisten Vorlagen für den juristischen Laien kaum nachvollziehbar, was sie aber laut DSGVO sein sollten.
Letzter Ausweg: Ein Cookie-Banner? Damit müsste man doch auf der sicheren Seite sein?
Cookiebanner/Cookie-Alert: Die Dinger nerven auf fast jeder Website und sind doch in vielen Fällen nutzlos, weil der Website-Content gern mal auch ohne Einwilligung geladen wird. Besipiel: Ihr habt auf der Startseite ein YT-Video. Sofern ihr zum Einbetten nicht den (bei YT sehr versteckten) embed-Link "mit erweitertem Datenschutz" verwendet habt, wird beim Öffnen eurer Seite die Verbindung zu Google und all seinen Werbenetzwerken unmittelbar und ohne Einwilligung hergestellt. Der Cookie-Alert kommt also zu spät und verfehlt damit seinen Zweck. Das gleiche gilt für jeden andere externen Dienst: Maps, Fonts und so weiter. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass der Cookie-Alert nicht den Link zum Impressum verdeckt.
Wer die Möglichkeit hat, sollte also Videos, Schriften, externe JS-Libraries selbst auf dem angemieteten Server hosten. Dann kann man auf den Cookie-Alert verzichten und die Datenschutzerklärung bleibt sympathisch schlank. Session-Cookies benötigen übrigens keine Einwilligung.
Aber ich will hier keine Panik machen: Es gibt bislang nur wenige Präzedenzfälle. In einem Fall wurde ein Websitebreiber zu 100 Euro verdonnert, weil er ohne Einwilligung des Nutzers Google-Fonts geladen hatte. Der darauf folgende Versuch einiger Winkeladvokaten, diesen Fall für automatisierte Massen-Abmahnungen zu nutzen, wurde dann zwar abgeschmettert. Unsichere Websitebetreiber hatten den eingeforderten Betrag aber bereits bezahlt. Pech. Daher ist es ratsam, das Thema nicht dauerhaft zu ignorieren.
Sicherheit/Wartung
Über die Aktualität beim Frontend wurde ja schon gesprochen. Mindestens genauso wichtig ist aber das Backend, also das CMS. Das gilt besonders für Wordpress und noch mehr für die beliebten WP-Plugins von Drittanbietern, die für ein hohes Sicherheitsrisiko berüchtigt sind. Der Core, also das System selbst hat zwar eine Update-Automatik, die Plugins aber nicht. WP ist wegen seiner enormen Verbreitung mit Abstand das beliebteste Ziel für Hacker. Haltet daher unbedingt alles frisch und macht regelmäßig Updates.
Updates haben noch einen weiteren Vorteil, der sich auch monetär auswirken kann: Bekannt sein dürfte, dass fast alle CSM in PHP programmiert werden. PHP wird ebenfalls ständig weiterentwickelt. Wer sein CMS also aktuell hält und Updates durchführt, sorgt für zuverlässige Kompatibiltät zu aktuellen PHP-Versionen und damit auch für den Betrieb der Website. Wer das vernachlässigt, wird mitunter zur Kasse gebeten: IONOS und Strato berechnen zum Beispiel einen "Extended Support für veraltete PHP-Version". Andere Provider stellen die veraltete Version irgendwann einfach ab.
Viel Spaß!