Von vorneherein abwertende Kommentare (...) sehe ich nicht als Start einer fruchtbaren Diskussion. Deshalb gehe ich darauf nicht ein.
Um es mal klarzustellen: Fruchtbar kann eine Diskussion bestenfalls im Vorfeld einer Veröffentlichung sein, nicht aber, wenn die Frucht bereits abgeerntet und verpackt im Regal liegt. Dann steht nur noch das Endergebnis zur Diskussion, und dieses war im vorliegenden Fall offenkundig wenig schmackhaft.
Wenn der arg plumpe Versuch, über das Hintertürchen einer "Diskussion" ein Produkt zu bewerben, zum Schuss ins eigene Knie wird, dann muss man für sich gegebenenfalls auch die Erkenntnis zulassen, dass die eigene Sicht auf ein Thema sich als Tunnelblick herausgestellt hat.
Selbstorganisiertes und auf die gesamte Lebensspanne bezogenes Lernen und die Vermittlung musikalischer Kompetenzen mit dem Ziel der Befähigung zur musikalischen Teilhabe sind nicht erst seit gestern zu zentralen Inhalten kompetenten Musikunterrichts geworden. Einen solchen Unterricht hast du offensichtlich nicht erfahren dürfen, was bedauerlich ist, aber nicht ausschließt, dass Lehrer bei dir sehr schnell frustriert auf "Dienst nach Vorschrift" umgestiegen sind, weil du schlichtweg der Meinung warst, sowieso alles besser zu wissen und sich die Funktion von Unterrichtenden auf die schnelle Befriedigung deiner Bedürfnisse zu beschränken habe.
Ich bewerte Sachverhalte grundsätzlich nicht auf der Grundlage von Mutmaßungen, daher habe ich es mir angetan, dein Buch komplett zu lesen - was angesichts des dürftigen Umfangs von weniger als 60 Normseiten relativ schnell zu bewerkstelligen war. Ich habe nichts entdecken können, was nicht bereits in anderen Veröffentlichungen von weitaus kompetenteren Autoren weitaus fundierter, strukturierter und nachvollziehbarer abgehandelt worden wäre.
Fazit: Dein Text ist schlichtweg eine überflüssige Publikation, ein anmaßender und daher zum Scheitern verurteilter Versuch, die unzulänglich reflektierte und vorurteilbelastete Lernbiographie eines fachlichen Laien zur Richtschnur für andere Laien aufzublasen. Abgesehen davon, dass du dich z.B. mit deinen unqualifizierten Äußerungen zur Neuen Musik und zu anderen, dir nicht genehmen Genres als intoleranter Reaktionär outest: Hier will sich ein Blinder zum König der Einäugigen aufschwingen.
Im Kontext mit einer anderen deiner Veröffentlichungen, in der du die Chuzpe hast, "Dozenten und anderen Lehrkräften" erklären zu wollen, wie Forschung und Lehre an Hochschulen aus deiner Perspektive gefälligst zu gestalten seien, entsteht der Eindruck, dass es dir primär um Selbstbespiegelung geht. Dass dabei durchaus berechtigte Kritikpunkte, wie die bildungspolitisch fatale "Bologniasierung" der europäischen Hochschulen oder die nach wie vor unzulängliche Qualitätskontrolle von Musikschulen und Musiklehrern von dir überhaupt nicht thematisiert werden, läßt für mich nur den Schluss zu, dass du die gesellschaftliche Relevanz deiner Themen überhaupt nicht reflektierst.
Die Kriegskochbücher aus den Zeiten der Weltkriege waren Ratgeber zum Umgang mit Mangelsituationen, aber keines dieser Bücher hat den Mut gehabt, das schlichte Wort "Frieden" als grundlegende Rezeptzutat für eine gesunde Ernährung anzuführen. Hättest du ein Buch geschrieben, das Lernendenn einen verständnisvolleren Blick auf die teilweise gesellschaftlich bedingten Unzulänglichkeiten ihrer Unterrichtenden ermöglichen würde, was reflektiert, wie Subventionstreichungen, der Abbau langfristiger Anstellungsverhältnisse, Verödung der Provinz und allgemeines kulturpolitisches Versagen den Unterricht negativ beeinflussen, dann hättest du ein mutiges Buch geschrieben, dass ich wahrscheinlich mit Begeisterung gelesen hätte.