Bei I II III kommt die harmonische Spannung besser zum Tragen, wenn die I relativ zu II u. III hochoktaviert wird:
I' II III . Harmonisch ändert sich nichts, im Klang aber schon.
II kollidiert mit ihrer Durterz mit der Unterquinte der I' (d.h. Ton 4), ist ein #4 => Überraschungsklang, dieser sehr deutlich hörbar, weil im Tritonus zum Grundton der Harmonie.
III ist diatonisch eine b6b9-Dominante. b9 ist diatonisch Ton 4. b6 ist diatonisch Ton 1. III ist derart stark, dass sie mühelos für einen Halbschluss taugt: Stehenbleiben auf der Dominante in starker Zeit. III wendet sich dominantisch "gegen" die Mollterz 6 - 1, welche mit der doppeldom. Funktion der Tonika korreliert. (Die I selbst hat keine doppeldom. Terz, muss sich diese von ihrer Parallele leihen, z.B. auch als I6, und auch die II und die IV bringen den Ton 6 in die Diatonik ein). Wir hören die VIm beim Erklingen der III gleich mit - was wir schon hören, brauchen wir nicht mehr zu spielen. Deswegen taugt die III ja auch direkt als Halbschluss.
Mit I II III I haben wir also : I II III [VIm] I . [VIm] steht in Klammern, weil der Zielakkord klar ist, ohne dass er gespielt wird => wir haben eine Ellipse. Da die VIm als Tonikaparallele zur Tonika gehört, ist die III zugleich Stellvertreter der Dominante für die I.
Wir können aber auch mit I II III VIm auf der VIm bleiben - und wieder sorgt die b6(b9)-Dominante III dafür, dass wir sofort die Modulation hören und das Ohr auf der VIm einrastet.
| I | II III | I klingt ebenfalls gut, aber weil wir die Mollparallele erwarten und einen Trugschluss bekommen oder weil es tatsächlich schlüssiger klingt?
sagen wir es so: | I | II III | I klingt ebenfalls gut,
obwohl wir die Mollparallele erwarten. Es klingt gut, weil die Mollparallele elliptisch gegeben ist und über die Parallelfunktion zugleich die Dominante zur I gehört werden kann.
Abgesehen davon kann die II noch als "dorische" Subdominante rückwirkend zur (elliptischen) VIm gehört werden. Unterstützend wirkt, dass zwei Durakkorde im aufsteigenden Sekundabstand sowieso dominantisch wirken (darauf beruht ja auch
S - D ).