Etwas Anderes als Transistortechnik habe ich nie besessen. Wir schauten als junge Männer voller Neid auf die Vollröhren-Besitzer und waren schon froh, wenn auf unseren Transistor-Kisten wenigstens ein Dynacord- oder H//H-Logo prangte. Einige von uns spielten sogar irgendwelche peinlichen No-name-Flohkisten mit Knöpfen in allen Regenbogenfarben.
Da ich als Hauptinstrument Bass spielte, legte ich mir erst einmal eine passable Bassanlage zu und kaufte später einen gebrauchten Gitarrencombo der Peinlichflohkistenkategorie von einem befreundeten Musiker. Zumindest in klanglicher Hinsicht konnte man aber nicht von Peinlichkeit sprechen. Zum Beispiel klang der Distortion-Effekt für meine Begriffe wirklich überzeugend, im Vergleich zu jenem Anfänger-Amp, über den ich vor Jahren eine Gitarre angetestet habe (und dessen gesofteter Distortion-Effekt ziemlich gesucht klang), sogar um Welten besser. Was aber nur von untergeordneter Bedeutung war, da ich mir schon längst ein gutes Overdrive als Bodentreter zugelegt hatte.
Inzwischen bin ich auch gitarrentechnisch zu den Topteil-Besitzern aufgestiegen, was aber nur daran liegt, dass mein alter HiFi-Verstärker nicht ganz so unrettbar defekt ist wie mein alter Gitarrenverstärker. Die Kette sieht also so aus: Gitarre -> Overdrive ohne true bypass (also wahlweise als Verzerrer und reiner Impedanzwandler verwendbar) -> HiFi-Verstärker mit Mikrofoneingang, einem defekten Vorstufenkanal und defektem Tape out -> Gitarrenlautsprecher.
Inzwischen denke ich über ein Zwei-Verstärker-Setup aus einem Vollröhrencombo und einem Transistorcombo nach, wobei letzterer sogar zwei phasengleiche Kanäle bekommen soll, die sich problemlos mischen lassen, damit er in sich schon ein Setup aus zwei baugleichen Verstärkern ersetzen kann. Im Grunde ist das also schon ein Drei-Verstärker-Setup. Beim Röhrenverstärker schwanke ich noch zwischen einem Fender Champion 600 und einem Gretsch Electromatic G5222. Der andere Verstärker soll die Größe eines 1957er Champion haben, mit dem Fender beim Lautsprecher zum 8"-Format zurückkehrte. Allerdings hätte ich gern einen Lautsprecher, der
noch eine Nummer größer ist, ansonsten aber den Lautsprechern der kleinen K&F-Modelle und des Champion 600 ähnelt, die eben nicht aus der schwarzen Jensen-Serie stammten. Das Gehäuse kommt dazu passend in TV-Front-Optik, jedoch aus blonder Furnierspanplatte. Eventuell bekommt der Verstärker zwei Clean-Kanäle, von denen einer mit einem Einschleifweg ausgestattet wird, um das vorhandene Overdrive oder einen verbesserten Nachbau desselben einschleifen zu können. Vielleicht bekomme ich aber auch alles im Verstärkerchassis unter. Es darf nur nicht zu tief werden, um nicht mit dem größeren Lautsprecher zu kollidieren.