Also, ich habe mich mal mit der Materie beschäftigt, und bin bislang trotzdem dabei geblieben "vor Ort" mit den guten alten Ohrwascheln zu arbeiten. Wenn man in die Materie einsteigen möchte, siehts wie folgt aus:
Das Maß aller Dinge wäre Software wie SMAART (kostenlose Alternative OSM) und ein Messmikrofon und ein Calibrator. Ein günstiges Mikrofon, selbst die Preisklasse Superlux/Behringer, reicht tatsächlich aus, wenn man die Beschränkungen kennt und berücksichtigt: Zu geringer SPL-Maximalpegel, um damit LCpeak nach gängigen Normen verlässlich messen zu können, und Frequenzgang obenrum ist nicht kerzengerade. Für amtliche Messprotokolle also nichts, aber für vergleichende Aussagen, finden von Problemfrequenzen, und das Einhalten von Lautstärkebegrenzung sehr gut brauchbar.
Der Witz bei Software wie SMAART/OSM ist , daß sie dual-channel FFT macht, und vergleicht.
Im Gegensatz: Auf der einkanaligen FFT-Analyzer-Ansicht oder in REW sieht man nur ein "Ergebnis". Wenn man nicht genau weiss, wie der Input in das System aussieht, kann man also eigentlich nur extreme Anomalien (Resonanzen, Feedback) damit optisch erkennen. Man ist gezwungen, für darübergehende Aussagen zum "Einmessen" ein wohlbekanntes Signal (rosa Rauschen) durch das System jagen, damit man es wagen kann, nach der FFT-Ansicht den Frequenzgang gerade zu ziehen. Und selbst dann kann man der gelackmeierte sein, wenn der Mikrofonstandort ungünstig gewählt ist. Naja, und dann ändert sich die Akustik eines Raumes durch das Publikum erheblich. Wer hätte es gedacht, hunderte von Hautsäcken mit jeweils 70% Wasser und ein paar Kilo Kalk drin absorbieren Schall
Und dann reagieren die auch noch genervt, wenn Testsignale statt ihrer Lieblingsband aus den Boxen ertönt...
Was bringt nun diese dual-channel-Geschichte? SMAART/OSM wird mit zwei Signalen gefüttert.
- Einmal ein Signal direkt aus dem Main-Output des Pultes - also was in die PA oder in den Systemprozessor geht.
- Und zum anderen mit dem Messmikrofon
SMAART vergleicht nun das Originalsignal, mit dem, was nach Durchlauf von Systemprozessor, Frequenzweichen, Verstärkung, Boxen, Luft und Raum daraus geworden ist. Und zeigt im
"
Magnitude Trace" die Differenz an. Es zeigt also verlässlich den Frequenzgang des Gesamtsystems an, obwohl kein rosa Rauschen durchläuft, sondern die Band gerade live spielt und dynamische Musik durchläuft. Man wird also z.B. sehen, wie die Bässe der unter der Bühne versteckten Subs mit zunehmendem Publikum weggeschluckt werden.
Im Vergleich mit einer einfachen FFT-Analyse (die man sich natürlich auch anzeigen lassen kann) zappelt die Linie also nicht, sondern bleibt ziemlich stabil stehen, und man kann gut sehen, ob und wie sich der Frequenzgang ändert, wenn man am Systemprozessor was anhebt oder absenkt.
Man darf nur nicht vergessen, daß die Mikrofonposition immens wichtig ist. z.B überall da, wo das Messmikro z.B. von beiden Speaker-Stacks L und R erfasst wird, misst man IMMER IMMER IMMER einen ordentlichen Kammfilter mit. Wer also in Versuchung gerät, die ganzen kleinen Hubbelchen im Frequenzgang wegzuregeln...hihi, wie so ein Hund der seinen eigenen Schwanz jagt. Man sollte also im Zweifel mehrere Positionen mit Mikrofonen hängen haben, und vergleichen, und generell in "breiten Pinselstrichen" denken, statt einen Frequenzgang zu bügeln, der für EINE Stelle im Raum gerade AUSSIEHT, es aber nicht ist, dafür aber viel Leben in den "Phase Trace" bringt (perfekte Überleitung
)
Die Phasenlage - SMAART zeigt im
Phase Trace über den Frequengang hinweg an, wie sich frequenzabhängig die Phasenlage ändert. Man sieht deutlich die Übergabepunkte zwischen den Treibern der Speaker, wie die Linie dann gerne biegt/knickt. Am Übergabepunkt zwischen Woofer und Horn eines normalen Tops kann man zwar nicht viel machen - das ist halt so wie es vom Hersteller gebaut wurde.. Aber man sieht sehr gut, wenn die Subwoofer den Tops voraus- oder nacheilen, und kann das am Systemprozessor nachbessern.
Im meinem normalen Leben ist das allerdings alles graue Theorie. Systemprozessoren kommen in meinem Leben nicht oft vor, und wenn dann, darf man oft nicht ran, weil "ein Profi" das mal richtig eingestellt hatte. Ohne Zugang zum Prozessor machts aber keinen Spass: Am Main L+R EQ des Mischpults braucht man nicht drehen, weil man damit zwar hörbar was ändert, aber leider auch das Vergleichssignal in Richtung Software verfälscht - der Magnitude Trace ändert sich dann kein Stück... (Wenn das Pult Matrix-Funktionen hat, kann man damit was machen, das geht)
Ja nee, ehrlich gesagt, ich habe mich mit dem Thema ne Zeitlang eingehend befasst, zuhause zum Leidwesen meiner Familienangehörigen die Anlage im Wohnzimmer gequält und Messmikros platziert und auch das Gerödel (Mikro, Calibrator, extra Laptop mit OSM, USB-Interface) zu Konzerten mitgeschleppt - ABER:
In meinem Kleinkonzert-Leben ist da oft eh nur eine PA die ohnehin underpowered ist, die vllt. fest installiert ist und nicht bewegt/neuausgerichtet werden darf, wo man außer Top-Level, Sub-Level, -Crossover-Freq. und Phase-Regler (wenn überhaupt) eh nichts machen kann (und auch das nur, wenn der Wirt gerade nicht guckt).
Es läuft also darauf hinaus, wie bei einigen meiner Vorposter: Lieblings-Musikstücke, mein paar Ohren, eine Handy-App mit einem FFT-Analyzer, der FFT in meinem Pult. Und der Rest bleibt im Rucksack.
Am ehesten hänge ich noch das eine Messmikrofon auf, und hänge es an einen freien Mischpultkanal, um den FFT-Analyzer im Pult zu nutzen, und in einer Multitrackaufnahme (mitsamt Calibrator-Ton vorweg) mit aufzunehmen. Dann kann ich NACH dem Konzert nochmal in Ruhe hören, wie schlimm der Gesang diesmal wieder im Gitarrengewitter untergegangen ist. (Und ob ich WIEDER DIESES GESPRÄCH mit dem Gitarristen führen muss). Und ich kann in Software (REW z.B.) anhand der Aufnahme mitsamt Calibrator-Ton im Nachhinein noch eine Analyse der tatsächlichen Lautstärkedosis des Abends machen (LAeq) und danach entscheiden, ob ich WIEDER DIES.. (ihr wisst schon)