Disillusion hat ja schon das wichtigste gesagt. Schön finden muss man das natürlich nicht. Aber schon eine verzerrte Gitarre könnten einige ja schon als unschön empfinden, weil es ja fast als eine Vergewaltigung oder kranke Verfremdung der Gitarre ansehen könnte. Growling ist natürlich sehr künstlich. Insbesondere eben tiefe Gutturalsounds, die ich persönlich auch oft monoton und wenig ausdrucksstark finde. Hardcore-Shouts sind da irgendwie natürlicher, emotionaler und aggressiver (ich empfinde manches, was als "Brutal Death Metal" läuft, gar nicht besonders aggressiv und brutal, sondern eher emotionslos). Metal an sich dagegen arbeitet in der Tat oft mit "künstlichem Gesang", ob es nun Operngesang, Death Metal Growls oder Black Metal Gekeife ist.
Kulturhistorisch könnte man auch die gewagte These aufstellen, dass die Zerstörung der Singstimme als Gegenbewegung zur Überbetonung der Rolle des Sängers entstanden ist
Interessante These, der ich zustimmen würde. Als Unterscheidungsmerkmal von Metal gegenüber Rock nenne ich auch meist, dass Metal eher Instrumentalmusik ist, während Rock eher song- (und damit auch gesangs-) orientierter ist (kommt jetzt nicht mit Post-Rock oder ähnlichem, Ihr wisst, was ich meine

. Beim Pop ist es noch krasser, da steht ja meist ausschließlich Sänger/Sängerin im Mittelpunkt. Die Platten werden unter dessen namen verkauft, Band/Produzenten/etc. stehen im Hintergrund und sind weniger relevant. Da ist es beim Metal dann wohl tatsächlich konsequent, wenn die Stimme auch nur zu einem Instrument wird. Und so sollte man es auch sehen.
Ich weiß nicht, ob es nur ein Gerücht ist, aber Obituary sollen am Anfang tatsächlich keine Texte gehabt haben, sondern nur irgendwas gegrunzt haben. Vielleciht lernt man aber acuh wie AX2Andi Growls zu verstehen? Hmm, kommt drauf an

Die Growls von Mikael Akerfeld verstehe man wirklich gut, die gefallen mir auch, weil sie rechts ausdruckstark sind. An Opeth sieht man ja eh, dass Growling bewusst eingesetztes Stilmittel ist - Herrn Akerfeld kann man nicht vorwerfen, dass er nicht singen kann, und angeblich deshalb brüllt....
anfangs hab ichs auch nicht verstanden, aber mit der Zeit klart das auf, vorallem wenn man sich die Lyrics dazu durchliest und dann weiß was die Leute growlen...
Per Suggestion kann hört man aber auch vieles was gar nicht da ist

Da kann man auch lustig mit spielen:
http://www.youtube.com/watch?v=r7h18c94C64
http://www.youtube.com/watch?v=feuqHglsTJM
http://www.youtube.com/watch?v=WyGGGPHFYOY
Auch in anderen Genres gibt es aber ja sowas. Sigur Ros haben (zumindest bei einem Albumn?) ihre Songs in einer Kunstsprache gesungen, also da geht es nur um die Stimme als Instrument und den Klang der Sprache. Oder halt irgendwelche Freakigen Sachen
http://www.youtube.com/watch?v=8KNx4UMDEPM
http://www.youtube.com/watch?v=lkJYVe1LNSM
Und Mike Patton kann man nun auch nicht vorwerfen, er hätte kein Talent und schreie deshalb nur rum ;-)
Gut, aber eigentlich hast du ja gar nicht gefragt, was daran so toll sein soll bzw. dass wir das hier irgendwie als Kunst rechtfertigen müssen, sondern einfach "was gefällt euch daran?". Naja, was gefällt Dir an den Dingen die du magst? Ist halt Geschmackssache und lässt sich nicht immer begründen. Wie schon gesagt finde ich tiefe Growls ala Chris Barnes, Nile (wobohl da die zwei stimmen manhcmal recht interessant sind) oder Necrophagist eher als langweilig, weil es so monton ist und da irgendwie kaum was rüberkommt.
allgemein kommt es mir beim metal manchmal wirklich nur noch so vor als wollen die leute zeigen wie gut und wie schnell sie sind. eine melodie ist oftmals nicht mehr zu erkennen. aber hauptsache ich bin der schnellste. quasi schwansvergleich...
Da hat Disillusion ja auch schon was zu gesagt. Ansonsten respektiere ich da deine Beobachtung, denn die ist zumindest vernünftiger als zu sagen "das ist doch alles nur Krach". Teilweise teile ich sogar deine Meinung - allerdings liegt das weniger an den wirklich guten Bands, sondern mehr an den "Fans" hier im Board: Da wird nämöich die tehnscihe Fertigkeit oft so hervorgehoben, und manche kommen sich recht toll vor, weil sie Metal hören, was ja viel anspruchsvollere Musik (= "bessere") sei als z.B. Nirvana.
EDIT: Als interessante Konsequenz aus der Tatsache, dass bei einiges Bands der "Gesang" eh nur wie sinnloses rumgrunzen/brüllen klingt, hat die Band Caninus einen Kampfhund als Sänger
http://myspace.com/caninus
Wobei ich sagen muss, dass die Idee zwar cool ist, aber die Umsetzung bringt es irgendwie nicht so (vielleicht weil es zu gesamplet klingt). Aber nochmal das Fazit: Gefallen muss dir nichts, aber Kunst darf und soll alles machen dürfen, experimentieren, und seine eigenen Grenzen (und die Grenzen von dem, was man gemeinhin als "schön" empfindet) ausreizen.