Ich habe mir den Tascam DP-24 inkl. passenden Transportcase beim großen T zugelegt - als "kleine Ausrüstung" für eine schnelle unkomplizierte Mehrspur-Konzertaufnahme von Laien-Ensembles (Chor, Bläser, Orchester). Dafür hatte ich bis jetzt immer meine "große Ausrüstung", bestehend aus RME Fireface, Focusrite Octropre MK II, Behringer BCF-2000 und Laptop, eingesetzt. Der Aufbau war immer sehr zeitraubend: Das Überprüfen der Kabelverbindungen zwischen Interface, Preamp und Laptop, dann Windows starten, Audiosoftware starten... Diese Zeit wollte ich verkürzen, weil ich auch oft selbst als Musiker bei den Aufnahmen mitwirke.
Leider hatte ich nur sehr wenig Zeit, um mich vor der ersten Aufnahme am vergangenen Wochenende in die Bedienung des DP-24 einzuarbeiten und so sind meine ersten Eindrücke nur ein flüchtiger "Kurztest" und deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Positiv:
- unkomplizierter schneller Aufbau: Einfach Mikrofone an den DP-24 anschließen, Gerät einschalten, Neuen Song erstellen, Spuren einpegeln und es kann los gehen.
- mit einem Tastendruck kann man jederzeit zwischen der Anzeige der Timeline und der Spurenpegelanzeige umschalten (die aktuelle Zeitposition und der Songname werden immer dargestellt)
- Spuren werden als einzelne WAV-Dateien auf der Karte gespeichert (dazu später mehr)
- das Verteilen der Spuren im Stereopanorama ist unkompiliziert (Select-Taste der entsprechenden Spur drücken und Pan-Regler drehen, danach schaltet der DP-24 von selbst zur letzten Ansicht zurück)
Negativ:
- Am Kopfhörerausgang leichtes Rauschen hörbar, selbst wenn alle Preamps und Regler auf 0 stehen
- (Geschmackssache) die Plastikoberfläche wirkt nicht sehr hochwertig, das Gerät sieht ein bisschen wie Spielzeug aus (dafür sehen die zahlreichen beleuchteten Tasten richtig cool aus, wenn das Gerät in Betrieb ist)
- wenn man eine neue Speicherkarte einlegt, kommt eine Fehlermeldung, dass das Format der Speicherkarte fehlerhaft ist. An dieser Stelle hätte ich eine Möglichkeit erwartet, um die Karte gleich zu formatieren. Nach dem ich im Menü die entprechende Funktion zum Formatieren der Speicherkarte ausgeführt habe, lief die Karte dann problemlos.
- etwas verwirrend finde ich die getrennte Einstellmöglichkeit für das Panorama des Eingangs und der zugehörigen Spur. Zuerst hatte ich den Fehler gemacht, die Mikrofoneingänge im Panorama zu verteilen (so steht es auch im Schnelleinstiegskapitel der Bedienungsanleitung) und mich gewundert, warum die Summe trotzdem mono ist. Dann bin ich drauf gekommen, die SPUREN im Panorama einzustellen, das hat dann geklappt (Bei einer Mono-Spur bringt es nix, das Pan des Mikrofoneingangs zu verändern, wenn die Spur selber im Center ist).
- Beim ersten oberflächlichen Abhören der Aufnahme über die Stereoanlage hatte ich den Eindruck, dass die Aufnahme im Vergleich mit den vorgherigen Aufnahmen von RME und Octopre etwas "dumpfer" ist, aber den Klang werde ich heute Abend an den Abhörmonitoren nochmal genau überprüfen.
- Die Record und Play-Tasten sind sehr groß und leicht zu finden, während sich die Stop-Taste bei den Tasten für das Vor- und Zurückspulen versteckt. Das muss man halt wissen, wenn man eine Aufnahme schnell beenden will.
- Die Tastenkombination Stop+Rewind springt an den Anfang der allerersten Aufnahme (Zero). Das ist gut. Aber Stop+FForward springt an den Anfang der letzten Aufnahme und nicht ans Ende. Möchte man nach dem Anhören einer vorherigen Aufnahme die Aufnahme am Ende fortführen, muss man erst mit dem Scrollrad manuell ans Ende "kurbeln". Aber zum Glück geht das Spulen relaitiv fix wenn man das Scrollrad schnell dreht.
Export und Weiterbearbeitung mit dem Computer:
Da ich momentan keine Zeit habe, mich tiefgehend in den DP-24 einzuarbeiten und auch die Flexibilität bei der Audiobearbeitung mit dem Computer schätze, möchte ich das Gerät vorerst nur für die reine Aufnahme nutzen und die Bearbeitung der Aufnahme wie gewohnt hinterher am Computer erledigen. Allerdings reizt mich auch die Möglichkeit, die Bearbeitung mit dem DP-24 zu machen und gleich mit dem integrierten Brenner auf CD zu brennen. Das wäre bestimmt interessant, um dem Dirigent nach dem Konzert mal schnell eine Rohfassung zu geben...
Nun also die Frage, wie kommen die Spuren aus dem Gerät zur Weiterbearbeitung auf den Computer? Irgendwo hatte ich gelesen, dass ein eigenes Speicherformat verwendet wird und man die Aufnahme erst als WAV exportieren muss, um sie auf den Computer zu übertragen - aber vielleicht galt das auch für ein anderes Produkt, das weiss ich nicht mehr so genau. Im Handbuch steht sinngemäß, dass das Übertragen des Projektordners von der Speicherkarte auf den Computer nur der Sicherung des Projekts dient. Möchte man die Aufnahme als WAV-Datei haben, muss man die Spuren erst in WAV-Dateien konvertieren, sie stehen dann im Ordner AudioDepot auf der Speicherkarte zur Verfügung. Also habe ich brav nach Anleitung versucht, die Spuren als WAV-Dateien zu exportieren. Doch es kam immer die Fehlermeldung "Export File too big". Okay, dachte ich, die Gesamt-Aufnahme (als Summe aus mehreren Teilaufnahmen) ging über zwei Stunden, irgendwo hat ja das WAV-Format einme Größenbeschränkung. Mist. Was mache ich jetzt? Glücklicherweise bin ich auf die Idee gekommen, die Speicherkarte mal in den Computer zu stecken, um zu schauen, was drauf ist. Vielleicht kann ich da trotzdem die Dateien des DP-24 irgendwie ins Audioprogramm kriegen. Und siehe da: Im Ordner der Aufnahme gibt es fein säuberlich pro Take für jede Spur eine WAV-Datei. Bravo Tascam, so muss das sein!
Nach der Aufnahme also einfach die Speicherkarte in den Computer stecken, den Song-Ordner kopieren und man hat die Rohaufnahme als WAV-Dateien auf dem Computer (Logisch, dass man natürlich im Audioprogramm auf dem PC dann Panorama, EQ etc. alles neu machen muss).
Soweit mein erster Kurzeindruck. Der DP-24 erfüllt voll und ganz meine Ansprüche: schnelle unkomplizierte Mehrspuraufnahmen ohne Computer anfertigen. Da ich im Klassikbereich arbeite, benutze ich die eingebauten Kompressoren und Effekte nicht und kann daher keine Angaben zu deren Güte machen. Für professionelle CD-Aufnahmen werde ich weiterhin mein RME Fireface benutzen, aber für die schnelle Aufnahme im Amateurbereich ist der Tascam DP-24 super!