Warum sind Gitarren eigentlich so teuer?

  • Ersteller Corkonian
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An einer Seriengitarre gibt es doch kein Bauteil mehr was eine Maschine/Automat nicht genauer und besser hinbekommt als ein Mitarbeiter. Bei entsprechendem Output kann diese Gitarre natürlich sehr günstig auf den Markt kommen - die Fertigungsgrenzkosten lassen dies halt zu. Die Qualität ist dann nur noch vom Zusammenbau abhängig.
Die bekannten, angesagten Namen können über ihr Image am Markt sicherlich noch andere Preise durchdrücken.

(Dem „kleinen“ Gitarrenbauer bleiben dann die Einzelanfertigungen...noch...)
 
Wenn das ernsthaft deine kaufmännische Kalkulation, bzw. die einzigsten Faktoren für den Endpreis wäre(n), dann bist du nach einem Monat pleite !
Der Titel des Fadens fragt, warum Gitarren so teuer sind.
Meine beiden Punkte sind nicht die Kalkulationsgrundlage für Gitarren,
aber die Punkte, die "teuer" machen.
 
vieles zum hohen Preis ist ja schon erwähnt worden. Es gibt- wie bei anderen Produkten auch- halt billig/mittel/teuer. Der Sprung von mittel zu teuer ist extrem- geradezu logarythmisch ;-) will sagen: um ein Quentchen mehr Qualität und Klang zu bekommen, muss überproportional mehr ausgegeben werden.
Aber ist ein für das Gefühl von " teuer " nicht auch ein anderer Aspekt zu beachten: nämlich, dass Musiker durchschnittlich immer noch wenig verdienen und kaum Gagensteigerungen erwarten können im Gegensatz zu den Preissteigerungen in anderen Bereichen?
just my 2cents
 
Ich kann die Frage schon verstehen. Nehmen wir mal die Martin hier
https://www.session.de/MARTIN-OM-28-Authentic-1931.htmlKnapp 10k€ sind UVP. Für was? Klar, limitierte Sondergitarre was weiß ich nicht, aber dafür kriegt man schon einen Gebrauchtwagen.Das führt mich zu der Frage ob bei Akustik Gitarren auch so Vintage beliebt ist? Mir dreht sich im Bass und E-Gitarren Bereich regelmäßig der Magen um wenn ich sehe was da an neuen Instrumenten auf alt gemacht wird.

Der Vintage-Hype/(Wahn) ist imho auch bei den A-Gitarren mittlerweile überdimensional vertreten, weil die "großen Namen" dafür einen Markt entdeckt haben, wenn ich nur sehe und lese, was für eine Selbstbeweihräucherung bei romantischen Liebhabern der Nostalgie nach dem Motto "ja die guten alten Zeiten,früher war alles besser" in diversen anderen Foren z.B. facebook (Gruppen) stattfindet, insbesondere in den USA, da dreht sich mir auch oft der Magen, wie weit "Normalverdiener" gehen, um sich einen gewissen Status zu erringen. Der "Name" ist hier Programm.

Mein persönliches Fazit, ja "manche" Gitarren, vor allem Industrie-Gitarren mit "großen Namen auf der Kopfplatte" sind wirklich teuer, aber das liegt wohl daran, das ich schlicht und einfach zu wenig Geld verdiene. :rolleyes::D
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Der Sprung von mittel zu teuer ist extrem- geradezu logarythmisch ;-) will sagen: um ein Quentchen mehr Qualität und Klang zu bekommen, muss überproportional mehr ausgegeben werden.

Da stimme ich Dir absolut zu !, bei den besonders bekannten Herstellern klafft bei der Auswahl im Preisbereich zwischen 1000-1500 Euro eine große Lücke, das ist meine Erfahrung, besonders bei Kaufberatungen hier im MB, wenn der TE als Schmerzgrenze z.B. 1000 Euro angibt, dann jedoch etwas darüber hinaus schielt und feststellen muss, da geht es allermeist erst in 500 Euro-Schritten weiter.
 
Ist eine Martin OM28 ihre 3-3,5k wert?  

Klanglich => nein und optisch => nein. Wieso kauft man sie trotzdem?
 
Es gehört bei Instrumenten mehr dazu als nur Holz und Saiten. Das spielt sich auch auf einer psychischen Ebene ab und bei mir war es so: Ich will eine OM28, dann muss ich mir auch das Original kaufen. Ich habe oft genug Lehrgeld gezahlt und bin letztendlich doch immer bei genau dem gelandet, was ich usrprünlich wollte. Sei es eine alte Strat, ein alter Marshall, ein alter Fender Amp....etc.....und eben eine OM Martin. 

Selbstverständlich hätte mir klanglich auch eine Sigma gereicht. Diese Limited Sigma Dingenskirchen-OM fand ich spitze, aber es fehlt einfach der Aspekt des "Originals". Egal, wie geil ein Instrument auch ist: für mich wäre die Sigma doch nur eine Kopie gewesen.  


EDIT: Es ist der besser dran, der keine Markenhure ist wie ich :D
 
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Wie gut das ich schon "(m)eine" Martin habe :), die noch fehlende "Schwester" wird aller Voraussicht jetzt eine "Halbschwester" baugleiche OM von Larrivee, und die ist knapp 1000 Euro günstiger. ;)
 
Ist eine Martin OM28 ihre 3-3,5k wert?  

Klanglich => nein und optisch => nein. Wieso kauft man sie trotzdem?
 
Es gehört bei Instrumenten mehr dazu als nur Holz und Saiten. Das spielt sich auch auf einer psychischen Ebene ab und bei mir war es so: Ich will eine OM28, dann muss ich mir auch das Original kaufen. Ich habe oft genug Lehrgeld gezahlt und bin letztendlich doch immer bei genau dem gelandet, was ich usrprünlich wollte. Sei es eine alte Strat, ein alter Marshall, ein alter Fender Amp....etc.....und eben eine OM Martin. 

Selbstverständlich hätte mir klanglich auch eine Sigma gereicht. Diese Limited Sigma Dingenskirchen-OM fand ich spitze, aber es fehlt einfach der Aspekt des "Originals". Egal, wie geil ein Instrument auch ist: für mich wäre die Sigma doch nur eine Kopie gewesen.  


Jaaa, und weil das auch die Hersteller wissen, nehmen die halt den Preis, den wir bereit sind, auf den Tisch zu legen. :D
 
Der Titel des Fadens fragt, warum Gitarren so teuer sind.
Meine beiden Punkte sind nicht die Kalkulationsgrundlage für Gitarren,
aber die Punkte, die "teuer" machen.

So stimmt es, Einspruch statt gegeben, Euer Ehren. :)
 
So sieht´s aus. Angebot und Nachfrage. Wie immer halt :)

@Maijunge : Das lustige ist, dass seit ich meine OM habe, ich gar kein Bedürfnis nach was anderem habe :)
 
@frama78 , bin eigentlich auch zufrieden mit meinem Mini-Zoo, aber ich will noch eine richtig gute OM...danach kommen nur noch Lagerfeuer-Gitarren in Betracht.:D

seltsam nur, das momentan in Berlin keine Larrivee zu finden ist...:gruebel:
 
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bei mir wars anders rum. Ich habe das meiste Lagerfeuer-Gerödel verkauft und dafür EINE gute akustische und EINE gute Elektrische gekauft. Anstatt über 30 Gitarren habe ich jetzt nur noch die Hälfte, aber die ist qualtitativ einfach besser und ich fühle mich damit wohler :)
 
War von mir etwas ironisch gemeint, ich bin auch ein Freund von "weniger ist mehr" Qualität statt Quantität. Lagerfeuer-Gitarre brauche ich auch keine mehr, wenn dann nur im Austausch.
 
Gitarren sind ja nicht per se so teuer.
Ich finde es eher erstaunlich, dass die Preispanne so groß wie bei fast keinem anderen Instrument ist.

Ich hab bei meinen Eltern eine Nylon Gitarre stehen (damit ich meine bei Besuchen nicht immer mitschleppen muss), die mein Vater mal auf'm Sperrmüll gefunden hat -> hat also quasi gar keinen Wert, obwohl das Teil echt nicht schlecht ist. Bisschen hohe Saitenlage, aber klanglich schön.
Und auch bei Ebay-Kleinanzeigen sieht man solche Gitarre öfter mal als Zu Verschenken drin.

Dann wiederum gibt es E-Gitarren (die ja wohl um einiges weniger an Kunstfertigkeit zur Herstellung benötigt als bei akustischen), für Preise über 10k€ aufgerufen werden.

Ich erkläre mir das durch die große Nachfrage. Ich schätze einfach mal, dass die Gitarre in unseren Breitengraden das meist gespielte Instrument ist und es deshalb eine so große Nachfrage sowohl an günstigen als auch an wertigen Instrumenten besteht.
 
Hallo Leute,

Das schein mir doch ein recht interessantes Thema zu sein - ich klinke mich hier mal ein:)
Also... bei dem Bau einer Gitarre kann man als Produzent zwischen zwei Wegen wählen:

1. AUF NUMMER SICHER: STABIL UND EINFACH
Dieses Gitarren werden mit dicken Decken, robusten Hölzern, dicken Lacken und modernen Leimen gebaut. Als Resultat bekommt man ein Instrument das stabil ist, schön glänzt, und mit etwas Glück auch passabel klingt. Dafür ist das Preis-Leistungsverhältnis im Regelfall recht gut.

2. SO GUT WIE MÖGLICH: DAS MAXIMUM AN KLANGQUALITÄT
Hier kommt Fingerspitzengefühl ins Spiel. Die Hölzer sind teuer (z.B. eine gut schwingende Alpenfichtendecke) und werden so dünn wie möglich ausgehobelt. Auch der Lack wird so dünn wie möglich aufgetragen (Nitro oder noch besser Schellack). Vielleicht wird sogar Hautleim verwendet, der sehr viel schwingungsfreudiger ist als alle neumodischen Kunststoff-Weißleime. All das benötigt natürlich extrem viel Zeit und Hingabe.


Im Vergleich:
Eine industriell gefertigte Gitarre hat einen Zeitaufwand (je nach Qualität und Herstellungsland) von 5-20 Stunden.
Eine Gitarre aus Einzelfertigung benötig je nach verwendeten Materialien etwa 50-100 Stunden.
Man multipliziere die Stunden mit den Landesüblichen Löhnen und erhält ein Ergebnis, das von 100.- bis 10.000.- EUR alles hergibt.

Klar - dabei ist das Preis-Leistungsverhältnis bestimmt nicht linear, aber wer ein gutes Instrument haben möchte muss "gut" zahlen... und wer ein hervorragendes Instrument haben möchte muss "hervorragend" zahlen ;-)
Wer schon mal eine "richtig gute Gitarre" von einem Gitarrenbauer gespielt hat weiß mit Sicherheit was ich meine.



Grüße, Martin


PS: Ich habe letzte Woche eine Pro7-Doku über Turnschuhe gesehen. Addidas & Co verkaufen bei uns tatsächlich billigst hergestellte Asia-Turnschuhe für 180.- EUR. das ist mal wirklich teuer... und den Krebs gibts gratis dazu :-(
 
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Eine industriell gefertigte Gitarre hat einen Zeitaufwand (je nach Qualität und Herstellungsland) von 5-20 Stunden.
Eine Gitarre aus Einzelfertigung benötig je nach verwendeten Materialien etwa 50-100 Stunden.

Genau das würde mich interessieren: Martin, Gibson, Taylor etc. sind doch auch alles Industiegitarren. Oder werden die tatsächlich von Hand gebaut (vielleicht abgesehen von Custom-Shop Modellen oder Limited Editions)?
 
Bei Martin ist ein nicht unbeträchtlicher Teil der Produktion immer noch Handarbeit. Teilweise, weil es Menschen immer noch besser können als Roboter, teilweise weil Menschen bei komplexen Aufgaben flexibler (und damit preisgünstiger) sind als Roboter. Allerdings sind auch diese Arbeiten durch Jigs und Vorlagen sehr weit standardisiert. Das Bracing wird nicht freihändig geklebt, dafür gibt es spezielle Rahmen, in die man die Braces einlegt. Profiliert werden die Braces auch nicht individuell nach dem Tap-Tone der Decke sondern "nach Standard" auf einer Vorlage. Der Vorteil des Menschen ist halt, daß ich dem Menschen eine bunte Mischung aus 0, 00, 000, 0000, OM, Dread, Dread Jr. und Jumbo Modellen zuwerfen kann und der Mensch das halt dann "selbständig" abarbeitet, wohingegen ein Roboter oft entweder überkomplexe Programmierungen oder lange Rüstzeiten (oder beides) braucht.
Lackierung, polieren, Fräsen der Hälse, Herstellung der Griffbretter ... sind bei Martin aber auch schon 100% automatisiert. Genau wie das Setup - dafür hat Martin eine Reihe von PLEK Maschinen.
 
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Genau das würde mich interessieren: Martin, Gibson, Taylor etc. sind doch auch alles Industiegitarren. Oder werden die tatsächlich von Hand gebaut (vielleicht abgesehen von Custom-Shop Modellen oder Limited Editions)?
Und auch wo die hergestellt wurden.

Lässt eine Markenfirma die günstigen Modelle in Asien herstellen, dann kann davon ausgegenen werden, dass die Arbeiter auch nicht besser bezahlt werden als die von einer Billigfirma.
Da wird vermutlich einiges nur wegen auf dem Markennamen drauf geschlagen.

Wer will, dass viel Geld direkt beim Arbeiter ankommt, muss er sich einen Gitarrenbauer in vorort aussuchen.
Das wird zwar teuer, aber es bleibt auch nichts bei Versand, Zwischenhandel, Vertrieb etc. hängen ...
 
Genau das würde mich interessieren: Martin,

Dann schau doch mal hier rein: https://www.musiker-board.de/thread...a-richtung-ny-und-dann-immer-gradeaus.500228/
Das Musiker-Board hat seine Spione überall hingeschickt (irgendwo gibt es auch noch nen Bericht über Gibson, aber ich meine das war mehr auf die E-Gitarren fokussiert).
Aber da findest du Fotos aus erster Hand.

Ganz generell: Teils-Teils. Klar wird vieles was gut geht, oder wo eben Präzision gefragt ist (Griffbrettkerben etc) per Maschine gemacht. Aber viele Schritte sind eben auch so, dass das ein echter Mensch per Hand machen muss.

Oftmals wird viel Voodoo aus solchen Dingen gemacht, die im Grunde ganz einfach sind.
Mal ein Beispiel: Gibt ja verschiedene Leute, die auf verschiedene Fichten-Arten schwören. Seit es Sitka-Fichte, Alpen-Fichte oder sonstwas.
Gestern hat auf dem Lakewood Workshop Markus Hoppe (stellvertretend für Martin Seeliger, der sich nen Bein gebrochen hat) erzählt, wieso Lakewood nur Alpenfichte verbaut:
Die Antwort ist ganz simpel: "Da kann man hinfahren und sich die Teile vor Ort aussuchen". Da sind überhaupt keine klanglichen Gründe im Spiel, sondern simple praktische Faktoren.
Statt mit dem Flugzeug durch die Welt zu jetten und das Holz zu importieren, fahren sie mitm großen Auto in die Alpen und kaufen da direkt vor Ort die Scheiben, die sie für vernünftig empfinden.
 
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Wer will, dass viel Geld direkt beim Arbeiter ankommt, muss er sich einen Gitarrenbauer in vorort aussuchen.
Das wird zwar teuer, aber es bleibt auch nichts bei Versand, Zwischenhandel, Vertrieb etc. hängen ...

Deswegen ordere ich bei Meister Binh in Saigon. Erstmal ist das preiswerter als der Kram, den ich hier kaufen kann, zweitens bekomme ich das, was ich will und keine Kompromisslösung und drittens hat Binh auch weitaus mehr davon, als wenn er seine Gitarren für Nominalbeträge an einen lokalen Einkäufer verkaufen würde, der die dann mit Aufschlag an einen Exporteur verkauft, der die an einen Importeur verkauft, der die an einen Vetrieb verkauft und der die dann an einen Händler verkauft - und alle wollen leben.

Da kaufe ich lieber direkt beim Bauer(n)....
 
Ich habe gelesen, dass bei Gibson Modellen mit der Unterschrift von Ren Fergusson persönlich von ihm die Tops getapped und gehobelt wurden und ebenfalls die Bracings von ihm gescalloped wurden, mittles Tap Tuning, bzw. Ren Fergusson hat es in einer Doku auch selbst bestätigt.
Ich habe auch eine Doku über Yairi gesehn, da werden bei den teuren Modellen die Decken auch "getapped" und die Bracings dementsprechend abgehobelt.
In einer Doku über den ehemaligen Guild Customshop wurden die Decken ebenfalls getapped, ich denke, dass die Bracings auch dementsprechend bearbeitet sind.
 
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