Warum sind Gitarren eigentlich so teuer?

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Ist ja nicht so viel dran, an einer Gitarre, oder? Im Prinzip sind Gitarren ja nur ein Kasten mit einem Stock dran. Was kann da schon so teuer sein?

Ist es das Holz? Immerhin werden oft edle Hölzer verarbeitet. Und „vollmassiv“ ist ja nun auch (viel) teurer als teilmassiv oder gar ganz Sperrholz?
Erstaunlicherweise sind die reinen Maerialkosten bei der Gitarre eher nachrangig. Ja, gutes Holz kostet, aber gutes Sperrholz in Flugzeug- oder Bootsbauerqualtät ist nicht billiger, sondern oft teurer als das „vollmasive“ edle Tonholz.

Ist es der Bling? Immerhin werden da oft edle Materialien wie Abalone verarbeitet?
Erstaunlicherweise ist selbst sehr gute Abalone nicht wirklich teuer, jedenfalls nicht so teuer, das der heftige Aufpreis für sowas (oder andere Einlegearbeiten) mit dem Materialpreis korellieren würde.

Ist es die Arbeitszeit?
Bei Meistergitarren, ja. Die Erfahrung des Instrumentenbauers mit den verschiedenen Materialien erlaubt es hier, viel näher am Material zu bauen un die Sicherheitsreserven, die bei Fabrikgitarren immer drin sind, auch mal für die Klangoptimierung kleiner zu machen. Das kostet Zeit, viel Zeit und die muß – und soll – auch bezahlt werden.
Nein, es ist das Risiko.

Gitarrenbau ist ein Bau „auf Messers Schneide“. Es darf nichts schiefgehen und je weiter fortgeschritten ein Bau ist, desdo gravierender sind selbst kleine Fehler. Wer aufmerksam die Bauberichte in den einschlägigen Foren verfolgt, wird feststellen daß bei so gut wie jedem Bau irgendetwas gravierendes schief läuft. Da bricht die Zarge beim Biegen... was übrigens bei Sperrholz seltener passiert als bei massiven Hölzern, da reißt die Fräse mal Holz (was auch hier bei Sperrholz seltener passiert), da verrutscht der Beitel, da verläuft der Bohrer ... die Möglichkeiten Mist zu bauen sind einfach Legion. Ja, viele Bauten werden noch kreativ gerettet. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist das, wo am Schalloch ein 2 Zoll großer Kolibri eingelegt werden sollte. Nach einem Oberfäsenunfall wurde da dann ein wunderschöner 3 Zoll Schmetterling daraus. Sah besser aus, als der geplante Kolibri, aber wenn der Kunde einen Kolibri bestellt hat, dann will der auch einen Kolibri und ggf. darf man dann neu anfangen. Oder wenn die Fräse beim fräsen der Kanäle fürs Binding und Purfling mal wieder reißt. Da wird halt statt 3-Schicht ein dickeres 5-Schicht verwendet. Wenn der Kunde aber 3-Schicht bestellt hat.....
Und natürlich wird das Risiko mit jedem erfolgreichen Bauabschnitt größer. Im Zweifelsfall kann ein hinreichend ungeschickter Arbeitsunfall beim Setup – wenn man mit der Bundfeile eine Macke in den Korpus haut – dann schon der Totalschaden einer Gitarre sein.
Bei Fabrikgitarren ist im Preis noch Luft. Bei Martin, wo noch sehr, sehr viel mit Handarbeit gemacht wird, war ich vor allem von dem Mitarbeiter begeistert, der die Kanäle für Binding und Purfling gefräst hat. Mir läuft der Angstschweiss in die Augen dabei, der junge Mann in Nazareth hat aber so ganz locker und sowas von flüssig die Kanäle gefräst... das war eine Offenbarung. Okay, der macht aber auch den ganzen Tag nichts anderes. Der Gitarrenbauer (oder gar der Amateur), für den ist das aber eine Arbeit von vielen und notwendigerweise kann der das dann auch nicht so gut und flüssig wie der Spezialist. Wenn man diesen Arbeitsschritt jetzt spezialisieren kann, oder wie das Fräsen der übrigen Einlagen sogar CNC automatisieren kann, dann sinkt das Risiko, dann sinkt der Preis (oder der Deckungsbeitrag steigt...)

Es bleibt aber dabei, die preisbestimmenden Komponenten sind der Gewinn im Vertrieb, das Risiko und der Lohn in der Produktion und nur ganz am Rand das Material. Holz ist nur ganz am Rand ein Faktor. Und vollmassiv muß nicht unbedingt teurer sein als teilmassiv, aber der Vetrieb und der Hersteller nehmen gern mehr Geld ein....
 
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...interessantes Thema!

Ein logischer Faktor ist natürlich noch der, dass Menschen die Gitarren bauen dies ja nicht als Hobby betreiben sondern allermeist als Beruf.
Wenn der Joe Striebel z.B. seine 20 Klampfen im Jahr baut muss er davon leben!

Bernie
 
@OldRocker eben. Und dann greift der Deckungsbeitrag und ds Risiko. Je mehr beim Bau schiefgehen kann, desdo teurer wird es.
 
Ist es die Arbeitszeit?
Was du nicht erwahnt hast und gerade beim maschinellen Bau nicht weniger wichtig ist, ist eine saubere, ordentliche Endkontrolle.
Ist das Instrument OK, wird nachgebessert oder nicht mehr vertretbar ...

Ich denke wir sehen bei den Krabbelkisteninstrumenten wie Ukulele für 40€ was herauskommt, wenn vermutlich gar keine Endkontrolle gemacht wird.
Da musst du alle durchgucken und wenn du Glück hast, ist ein passables Exemplar dabei, das dann vorzusgweise schweinchenrosa ist. :tongue:

Bei einem Godin-Instrument war bei mir mal der Kontrollzettel mit drin. Das waren mind. 5 Personen, die diverse Sachen abgehakt haben.
Klar, die brauchen dafür auch keine lange Zeit, aber dem Instrument war anzusehen, dass es nicht ungeprüft in den Handel ging.

Die Frage wäre, ab welchem Preis der Kunde eine vernüftige Endkontrolle erwarten darf?
 
QC ist eine Funktion des Risikos. Geht was kaputt ist das Risiko.
 
QC ist eine Funktion des Risikos. Geht was kaputt ist das Risiko.
Hmm ... QC ist Risikominimierung - würde ich sagen.
Risiko ist, wenn etwas beim Tranport kaputt geht (vorausgesetzt es wurde ausreichend gut verpackt).
Risiko ist auch, dass bei der Produktion etwas schief geht.
Letzteres kannst du aber durch Qualitätskontrolle versuchen zu minimieren.
 
QC ist produktionsbegleitende Kontrolle/Messungen/ggf. Endabnahme. Je nach Produkt. So kenne ich das aus'm beruflichen Umfeld. Hatte übrigens am Wochenende ne HB-Acoustic zu Gast, bei der war alles richtig gemacht. Für kleines Geld. Ich war verdammt überrascht.
 
Tja, wenn man bedenkt, dass man ein ausgewachsenes Klavier auch schon für 3,5 k€ bekommt - und das brennt viel länger...
 
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Es gibt genau 2 Faktoren, die den Preis bestimmen:
1. Handarbeit ja/nein, womöglich noch in einem Hochpreisland wie Deutschland und
2. der Name der oben auf der Kopfplatte steht

zu 1: Handarbeit kostet, besonders in unseren Breiten und ganz besonders, wenn sie richtig gut ist

zu 2: Wenn bei Huschibuschi in Saionaraland der Klampfenbauroboter eine NoName ausspuckt,
liegt deren Preis schon mal locker weit über 50% unter dem direkt danach ausgepuckten
Teil auf den dann ein schickes Markenloge gepappt wird.

...und schon der Titel des Fadens ist irreführend, da Gitarren unfassbar günstig (nicht billig)
zu haben sind. Eine NoName in einer Qualität und Serienkonstanz, die vor 30 Jahren noch jeden Tester verzückt hätte,
gibt es z.B. bei unserem Sponsor für ganz kleine Mark.
 
QC ist eine Funktion des Risikos. Geht was kaputt ist das Risiko.

Verstehe ich jetzt nicht so ganz. Heißt das, solange man nicht kontrolliert ist alles ok? Das ist ja wie Schrödingers Katze :D
 
Die Kontrolle an und für sich kostet wenig. Bei Martin z.B. prüft jeder Mitarbeiter vor der Weitergabe an die nächste Position seine eigene Arbeit. Die Folgen einer fehlenden Kotrolle hingegen, kosten viel....
 
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Im Grunde könnte der Titel auch "Warum sind Gitarren eigentlich so billig?" lauten. :nix:

Es gibt bei Thomann eine HB-Konzert für 40€ und eine Hannika für 9000€

Die Kontrolle an und für sich kostet wenig. Bei Martin z.B. prüft jeder Mitarbeiter vor der Weitergabe an die nächste Position seine eigene Arbeit. Die Folgen einer fehlenden Kotrolle hingegen, kosten viel....
Schön, aber dann frage ich mich, warum es durchaus Instrumente in der 1500€ Klasse gibt, bei der die Besitzer (oder Rücksender) über Verarbeitungsmängel klagen.
Jeder wird zustimmen, dass jemand bei einer 40€ Gitarre keine großen Erwartungen haben darf - wobei mache sogar überrascht werden.
Hersteller die bei Preisen über 1000€ das Risiko von Verarbeitungsretouren eingehen, sind eigentlich ziemlich doof, wenn die Kontrollen tatsächlich so wenig kosten und treure Folgekosten in Bezug auf Ruf der Firma haben.
 
Ja, aber ... steckt in der 1.500,- Klampfe trotzdem noch ne Menge Kohle des Herstellers. Wenn es nichts lebenswichtiges ist, läßt man Exemplare mit kleineren Mängel halt rausgehen und tauscht ggf. Es gibt genug Käufer die sich an kleinen Dellen oder Lackunsauberkeiten nicht stören, ja, die nicht einmal danach suchen und sie nicht bemerken ;) Edit: oder sogar als individualisierendes Merkmal ihrer Klampfe schätzen (lernen).
Auch denkt nicht jeder über einen möglichen Wiederverkaufswert nach.
 
Wenn es nichts lebenswichtiges ist, läßt man Exemplare mit kleineren Mängel halt rausgehen und tauscht ggf. Es gibt genug Käufer die sich an kleinen Dellen oder Lackunsauberkeiten nicht stören, ja, die nicht einmal danach suchen und sie nicht bemerken
Es ging mit jetzt schon eher um Sachen, die klang- und spieltechnisch relevant sind. ;)

Wenn die 1500€ Gitarre spitzenmäßig klingt, dann ist dies sicher ein Grund, sie trotz optischer Fehlerchen zu nehmen.
Eine gut klingende 150€ Gitarre solltest du schon gar nicht wegen optischer Mängel zurückgeben und erwarten, dass du ein gleich gut klingende ganz ohne Mängel bekommst.
 
Dann lies mal im E-Gitten-Forum mit was da an Fehlern und Fehlerchen bemängelt wird :D winzigste Farbfransen am Binding unter dem Hals und dergleichen. Und da ist das System ein Stück weniger einzelfallkritisch als bei akustischen Instrumenten.
Gerade da - aber selbst bei den E-Gitten- kommt es auf das einzelne Exemplar an wie wir alle wissen. Größere Dongs ab Ausstellung würde aber selbst ich nicht akzeptieren obwohl mir der Klang und Bespielbarkeit deutlich wichtiger ist als das fabrikneue Aussehen.
 
Hersteller die bei Preisen über 1000€ das Risiko von Verarbeitungsretouren eingehen, sind eigentlich ziemlich doof, wenn die Kontrollen tatsächlich so wenig kosten und treure Folgekosten in Bezug auf Ruf der Firma haben.

Nö , die sind nicht doof, denn dieses "Rest-Risiko" ist bereits im Verkaufspreis mit einkalkuliert.

Und zum Beispiel bei C. F. Martin finden sogenannte QS-Zwischenkontrollen bei jedem Produktionsabschnitt statt, bei jeder Umprogrammierung der CNC-Maschinen auf ein anderes Modell wird mit 2-3 Probestücken ein "Anlaufen" gestartet, dann Sichtprüfung und Messprüfung. Während der laufenden Produktion werden immer wieder Stichproben genommen und wieder geprüft. Immer vor Ort in dieser Maschinen bzw. Produktionstraße ist der QS-Prüfer, der auch am Ende der Produktionskette für die QS-Endkontrolle zuständig ist.

Trotz akribischer QS-Prüfungen bleibt immer ein "Restrisiko" für eventuell später auftretende Mängel, weil trotz modernster Technik immer noch Menschen am Werk sind, niemand ist (immer) ganz fehlerfrei. Egal in welcher produzierenden Branche, von 100 % Produktion gehen letztendlich nicht 100 % in den Verkauf und das ist bei kaufmännisch gut strukturierten Unternehmen einkalkuliert. Das bedeutet, jede Gitarre, die Martin "in die Tonne kloppt" zahlen die Kunden mit.

Die Zwischen-QS ist kein hoher Kostenaufwand, weil während der Produktion geprüft wird, die QS-Endkontrolle dagegen ist eine für sich stehende Kostenstelle und somit ein höherer Kostenaufwand.
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Es gibt genau 2 Faktoren, die den Preis bestimmen:
1. Handarbeit ja/nein, womöglich noch in einem Hochpreisland wie Deutschland und
2. der Name der oben auf der Kopfplatte steht

Wenn das ernsthaft deine kaufmännische Kalkulation, bzw. die einzigsten Faktoren für den Endpreis wäre(n), dann bist du nach einem Monat pleite ! :D
 
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Ich finde gar nicht, dass Gitarren teuer sind. Der Harddiscounter meines Vertrauens hat immer mal welche zum Preis von etwa 5 Kinokarten. Wenn ich mir überlege, dass bei 5 Kinokarten der Spaß nach max. 10 Stunden vorbei ist...
 
Ich kann die Frage schon verstehen. Nehmen wir mal die Martin hier
https://www.session.de/MARTIN-OM-28-Authentic-1931.html
Knapp 10k€ sind UVP. Für was? Klar, limitierte Sondergitarre was weiß ich nicht, aber dafür kriegt man schon einen Gebrauchtwagen.
Dann lies mal im E-Gitten-Forum mit was da an Fehlern und Fehlerchen bemängelt wird :D winzigste Farbfransen am Binding unter dem Hals und dergleichen. Und da ist das System ein Stück weniger einzelfallkritisch als bei akustischen Instrumenten.
Gerade da - aber selbst bei den E-Gitten- kommt es auf das einzelne Exemplar an wie wir alle wissen. Größere Dongs ab Ausstellung würde aber selbst ich nicht akzeptieren obwohl mir der Klang und Bespielbarkeit deutlich wichtiger ist als das fabrikneue Aussehen.
Das führt mich zu der Frage ob bei Akustik Gitarren auch so Vintage beliebt ist? Mir dreht sich im Bass und E-Gitarren Bereich regelmäßig der Magen um wenn ich sehe was da an neuen Instrumenten auf alt gemacht wird.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich finde gar nicht, dass Gitarren teuer sind. Der Harddiscounter meines Vertrauens hat immer mal welche zum Preis von etwa 5 Kinokarten. Wenn ich mir überlege, dass bei 5 Kinokarten der Spaß nach max. 10 Stunden vorbei ist...
Das sind Vergleiche wie ich sie hasse. Hier https://www.amazon.de/George-Martin...598596&sr=8-1&keywords=a+song+of+ice+and+fire 5000 Seiten voller Spannung und Spaß. Und man muss die Bücher mehr als einmal lesen. Da sind 25€ ja geschenkt (ok, ist es wirklich bei dem Preis), was will man da mit ner 15€ CD?
Man kann zwei verschiedene Hobbys nicht vergleichen. ;)
 
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Man kann zwei verschiedene Hobbys nicht vergleichen.
Unsere Wirtschaftsform beruht nun mal darauf, dass (tendenziell) alles - sogar Äpfel und Birnen - vergleichbar ist bzw. gemacht wird; das Mittel dazu heisst Geld ;) Und "teuer" geht nun mal in Richtung Geld (sonst wäre die Frage wohl, warum mir manche Gitarren lieb und teuer(!) sind...).

Dafür, dass im Threadtitel möglicherweise "manche" vor "Gitarren" fehlt, kann ich ja nun mal gar nichts :nix:
 
Unsere Wirtschaftsform beruht gerade darauf, dass (tendenziell) alles vergleichbar ist bzw. wird; das Mittel dazu heisst Geld ;)

Dafür, dass im Threadtitel möglicherweise "manche" vor "Gitarren" fehlt, kann ich nun mal nichts :nix:
Ich warte ja nur noch darauf das wir irgendwann die Star Trek Wirtschaftsform annehmen... :engel:
 

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