Nur den letzten Halbsatz verstehe ich nicht. Natürlich strebt man nach dem, was gefällt.
Warum sollte das eine Domäne der Jüngeren sein? Und vor allem: Warum höre ich da so ein leichtes "
Die wissen bzw. können es halt noch nicht besser..." raus?
Das ist auch anders gemeint, tut mir leid, wenn das missverständlich war.
Natürlich strebt jeder nach dem was ihm gefällt, ob jung oder alt! Mein Punkt ging eher auf diejenigen, die jetzt jung sind und die Musik, mit der sie wohl mehrheitlich groß geworden sind, wohl wie alle Generationen am meisten schätzen. Das war wie gesagt immer so, allerdings ist diese Musik halt für heutzutage junge Leute Musik, in der die Stratocaster eher nicht stilprägend war.
Und "Die wissen es noch nicht besser" mag man da reinlesen, es ist aber nicht wirklich so gemeint. Was eher gemeint war, dass meiner subjektiven Erfahrung nach viele Gitarristen eher später als früher Musikstile für sich entdecken, in denen die Strat eine größere Rolle spielt. Sprich oft kommen Fans heutiger Rockmusik erst nach einer Weile dazu, in der Rockgeschichte mal zurückzugehen und sich ältere Musik anzuhören. Das halte ich für ganz natürlich, weil man oft halt erstmal das anhört was verfügbar, cool und angepriesen ist. Ging mir - weitestgehend - auch nicht anders.
Der einzige Bereich, für den ich Deine Deutung ansatzweise übernehmen würde ist der auch von mir angesprochene Bereich von Spieltechnik, Feeling und Erfahrung mit dem Instrument. Das mag jetzt kontrovers sein, daher vorher ein kurzer Disclaimer: Natürlich kann man sich auch z.B. auf einer Les Paul ebenso gut mit spielerischen Nuancen ausdrücken und diese wirkungsvoll in das eigene Spiel einbeziehen, wie auf einer Stratocaster. Die Les Paul hat aber meiner Meinung nach noch eine andere Stärke, die der Stratocaster etwas abgeht: Gib mal jemandem, der gerade Powerchords gelernt hat und lass ihn mal einen E-Powerchord vor einem verzerrten Amp spielen.
Das hat sofort etwas Befriedigendes und entspricht auch in einem weiteren Sinne einem der gängigsten Soundideale von moderner Rockmusik. Mach das Gleiche mit einer Strat und es mag für diesen modernen Geschmack etwas unterwältigend klingen: Dünner, es rauscht, in der Regel weniger Sustain (im konkreten Beispiel typische Strat vs Les Paul).
Meiner Auffassung nach lebt das typisch gefällige Spiel auf einer Stratocaster stärker von differenzierterer Spielweise, also kleinen "Zieselierungen" im Spiel wie Akkorde mit Hammer-Ons, Slides, die dem glasigen Ton schmeicheln, raunende Akkordverschiebungen auf dem Halstonabnehmer in Crunchsettings, perlende Arpeggios, ... Denk mal an stilprägende Stratspieler wie Hendrix oder unter Frusciante. Jimmy Page, Ace Frehley, Paul Kossof, Zakk Wylde oder andere stilprägende Les Paul Spieler prägen dabei eher einen Riff und Solostil. Klar, die sind technisch nicht minder anspruchsvoll, aber man kann eher mal einfachere Parts rausgreifen und ein paar Akkorde raushämmern, die dann schon eher kurz mal so dem Vorbild ähnlich klingen.
Man mag nicht mit allem mitgehen, manches mag auch nicht ganz richtig sein/mag man anders sehen, aber ich hoffe Du verstehst, worauf ich hinaus möchte... ;-)
Edit: Habe gerade nochmal gesehen, dass Du eine Humbucker-Strat spielst. Ich beziehe mich hier und auch in meinem Ausgangspost aber ganz wesentlich auch die klassische SSS-Strat-Konfiguration. Ein Humbucker ändert da schon eine Menge in puncto Zugänglichkeit für viele "moderne" Spieler...