Warum ist eigentlich "Vintage" besser?

  • Ersteller blues62
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Mal eine gewagte These:

"Vintage" ist für mich nicht mehr als ein Marketing-Instrument. Mag sein dass die '57er Les Paul als Vintage Flagschiff super klingt und sich von selbst spielt. Aber das ist völlig irrelevant, weil 99% von uns so ein Ding nie in den Händen halten werden. Die ganze Sound/Handling Diskussion basiert also auf Gerüchten.
Andererseits besteht Einigkeit darüber, dass früher große Fertigungstoleranzen üblich waren. Wenn man jetzt doch mal eine nicht ganz so rare 70er Les Paul (+-10 Jahre) in die Finger kriegt kann man trotzdem keine allgemeine Aussage über "Vintage" Instrumente treffen: eben wegen der Fertigungstoleranzen.

Um die Aussage "Vintage ist besser" treffen zu können muss man also so manches alte Instrument gespielt haben. Das können 2 Gruppen von Leuten von sich behaupten: Sammler (eher selten) oder Händler! Und schon macht die Aussage "Vintage ist geil!" Sinn: das Interesse des Händlers ist natürlich das alte Gelumpe möglichst schnell mit möglichst großem Gewinn wieder los zu werden.

Der Markt bestätigt diese These: vor ein paar Jahren galt das Attribut "Vintage" (fast) ausschließlich für die großen amerikanischen Marken. Alles andere war entweder Japanschrott oder billige Hertie-Kopie. Mittlerweile schließt Vintage gefühlt alles ein was vor 1990 gebaut wurde (klar, die Kaufhausmarken sind immer noch(!) nicht drin). Und dank dieser Entwicklung kann man auch wieder einen höheren Preis an seine alte Starfield dranschreiben als noch vor 10 Jahren.

Das ist übrigens keine graue Theorie: Ich überlege immer wieder mal meine 90er Cheri Les Paul Custom zu verkaufen. Vor 10 Jahren sind die Dinger für 100€ als Japanschrott verkauft worden, mittlerweile kann man dafür >300€ aufrufen weil der Status von Cheri sich grade von Japanschrott zu Japanvintage wandelt. Und klingt die Cheri jetzt besser als vor 10 Jahren? Also meine nicht...

Vielleicht ist meine Sichtweise dem Einen oder Anderen zu negativ oder radikal, aber ich sehe in einem "Vintage Schmuckstück" erstmal eine alte, gebrauchte Gitarre, von der ich weder weiß wie sie klingt, noch wie sie sich spielt.
Wenn ich nämlich für altes Zeug ohne praktischen Nutzen viel zu viel Geld raushauen will, kann ich das auch hier tun.:evil:
 
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Diese Diskussionen führen in allen Gitarrenforen regelmässig ins Leere , bzw. ins Endlose und letztlich ins Sinnlose.

Zehntausende von Servern werden mit unnötigem Datenmüll zugespamt und hunderte Atomkraftwerke liefern dazu die nötige Energie.

Und am Ende kommt dabei nix produktives heraus. Aber sicher wird hier noch bis zum St. Nimmerleinstag heftig diskutiert.

Danke an den Thread-Opener für diese Katastrophe.
 
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Tja ... diskutables Thema ;-)

Da es hier weder den Beweis noch den Gegenbeweis gibt, wird man hierzu nie eine abschließende einstimmige Meinung bekommen.

Unstrittig ist aber folgendes: Vintage ist seltener. Da es immer Sammler gibt, auch für die obskuresten Dinge wie Ü-Eier, bestimmt die Rarität des Produktes.

Sind VanGogh Bilder besonders schön ? Alte Harleys besonders zuverlässig ? Ich würde sagen nein - aber sie sind selten - und es gibt genug Leute, die nicht wissen wohin mit dem Geld ....

Alte Instrumente - sofern gespielt - fühlen sich auch anders an. Wenn man allerdings neutralen Personen jeweils die Vintage- und die "ge-agede" Gitarre mit verbundenen Augen gibt, wird es wohl kaum ein einstimmiges Ergebnis geben. Dazu unterscheidet sich einfach der Geschmack.
 
Man könnte es auch abkürzen und sagen:
Vintage sind die Sachen ohne Garantie :D
 
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Hallo,
ich habe mal allgemein ne frage zu Gitarren oder Amps oder anderem zubehör. Wieso wird eigentlich immer alles was als "vintage" - sprich alt - bezeichnet werden kann besser bewertet als neuwertigere Sachen? Wieso sollte eine 1960 gebaute Les paul Besser sein als eine die Heute mit modernen technologien gebaut wird? Das gleich frage ich mich bei den amps... :confused:
technisch betrachtet, kann man heutzutage bessere Tonabnehmer, Pedale, und Amps bauen, als früher. Und zwar deshalb, weil wir wesentlich mehr von Materialkunde und Elektrotechnik verstehen, als damals in den 50ern-70ern, und wir auch über weitaus bessere Fertigungstechnologien verfügen. So behaupte ich einmal, dass bspw. Marshall und Seymour Duncan fast jeden gewünschten Sound reproduzieren können, definiert der Kunde ihn eindeutig, während die damaligen Kenntnisse eher bescheiden und die Resultate eher Zufall waren.

Bei Holz&Co sieht das in unteren und mittleren Preissegmenten etwas anders aus, da die Preise für gute Tonhölzer beträchtlich gestiegen sind und die Tonhölzer heutzutage künstlich getrocknet werden, was einen Unterschied zur langwierigen, mit einigen chemischen Prozessen verbundenem, natürlichen Trocknen ausmacht. Allerdings wurden bei den historischen Fender keine knappen, exotischen Hölzer verbaut. Betroffen sind also eher Les Pauls mit rarem Mahoganie, Palisander/Ebenholz. Für viel Geld kann man selbstverständlich auch heute Instrumente mit gleichwertigen Tonhölzern erwerben.

Ein Unterschied zw. Vintage-Amps und - Gitarren liegt daran, dass man früher einen möglichst schönen 'sweet' Ton erreichen wollte, während bei Modern Produkten eher brachiale Distortion bezweckt wird. So liegt die Ausgangsleistung von Vintage-Gitarrenpickups zumeist deutlich unter der moderner und stilechte Vintage-Amps kennen auch keinen Distortion-Kanal. Hat man genügend Geld in der Tasche kann man heutzutage Gitarrenpickups und Amps kaufen, die genauso oder noch 'sweeter' klingen.

Bei Fernost stellt sich Vintage bisweilen dadurch ein, dass bspw. Epiphone bis in die 90er bei Samick(Korea) einkaufte und danach in China, Indonesien usw.. Samick gelten als von Material- und Fertigung die besseren Instrumente. Ähnliches ließe sich auch über Ibanez&Co und eigentlich fast allen Herstellern sagen. Mit Vintage im engeren Sinn hat dies jedoch nichts zu tun.

Vintage ist Hype, seit mehr als 40 Jahren. Aber es gibt Unterschiede, so galten früher nur Pre-CBS(vor 1965) Fenders und Gibsons in der gleichen Altersklasse als vintage, und -wie ich oben lesen konnte- heute werden der Japanschrott von einst und alles, was vor 1990 gebaut wurde, als Vintage eingestuft. Auch 1990 ist keine absolute Grenze und wird garantiert noch deutlich nach oben verschoben werden. Früher oder später werden 2017er Amps, Pedale und Gitarren ebenfalls horrende Marktpreise erwirtschaften.

Für ältere Semester ist es schon erstaunlich, dass der Japan- und deutsche Framus-, Höfner&Co. -schrott von einst heutzutage derart astronomische Preise erwirtschaften kann, vom Wahnsinn um alte Sears Silvertone Presspappegitarren(~$125, inkl. Amp) gar nicht zu reden. Darüber hinaus bewirkt der Vintage-Hype, dass es kaum noch echte Innovationen gibt. Siehe Klusonmechaniken, offene 50er Mechaniken, und die Wiedergeburt der anachronistischen Fenderstrat- und Bigsby-'tremolos', die eigentlich seit dem legendären Rockinger True Tone (~1978) obsolet sind.

Im Endeffekt sind Vintage und Vintage verschiedene Dinge, dh. einmal geht es um den Ton moderat aufgedrehter Amps und Gitarren mit sehr dicken Flachdrahtsaiten von einst, und dann um die fantastisch ausgeschmückten Vorstellungen, die wir uns davon machen. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge und die Hersteller haben das Problem, ein Produkt auszuliefern, was weniger wie ein solches der 50er und 60er Jahre klingt, sondern so, wie es sich der Zeitgeschmack gerade vorstellt.
 
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kleines Beispiel:
ich hatte mal einen Original Ibanez Tubescreamer ( der grüne, noch aus Metall ). Irgendwann habe ich mir den Nachfolger gekauft, dessen Gehäuse aus Kunststoff war.
Leider habe ich den alten TS nicht mehr.
Leider nicht deswegen, weil er besser klang als der neuere - sondern weil er mir heute mehrere hundert Euro bringen würde ;-)
 
weil eine neue Tele aus meiner Sicht den Charme eines Möbelstückes hat ;)
So in etwa

Telecaster-table.jpg


:rofl::rofl::rofl:
 
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der Exakt gleiche Tisch steht hier bei mir ....so ein Zufall
 
Leider nicht deswegen, weil er besser klang als der neuere - sondern weil er mir heute mehrere hundert Euro bringen würde ;-)

Wenn ich mir die Preisentwicklung meiner alten Fender und Marshall Verstärker, oder oben genannter Gitarren so von Jahr zu Jahr betrachte, lacht mein Herz. Auch wenn eine Wertsteigerung nicht mal ansatzweise ein Kaufgrund war, ist es doch ganz nett mit anzusehen wie das Zeug, quasi beim Spielen, teurer wird.:D

Die ganzen Boutiquesachen tun sich da sicher schwerer zumindest ihren Einstandspreis zu halten. Möchte mal sehen was mir jemand in zwanzig Jahren noch für meinen Brunetti Singleman gibt.:redface:
Und um noch mal auf den Titel des Threads zurück zu kommen; hier ist Vintage deutlich besser.:hat:
 
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Möchte mal sehen was mir jemand in zwanzig Jahren noch für meinen Brunetti Singleman gibt.

Das wäre ja überhaupt einmal eine vielleicht interessante Variante des Themas "Vintage": Was wird in 20-30 Jahren vermutlich recht viel wert sein, was man heute neu kaufen kann?

Vermutlich müsste es eine Marke, ein Produkt sein, welches auch in den USA bekannt und begehrt ist. Zumindest gibt es kaum Internet-/Forenhype ohne die Amis, oder?
 
Wenn ich mir die Preisentwicklung meiner alten Fender und Marshall Verstärker, oder oben genannter Gitarren so von Jahr zu Jahr betrachte, lacht mein Herz. Auch wenn eine Wertsteigerung nicht mal ansatzweise ein Kaufgrund war, ist es doch ganz nett mit anzusehen wie das Zeug, quasi beim Spielen, teurer wird.:D

Die ganzen Boutiquesachen tun sich da sicher schwerer zumindest ihren Einstandspreis zu halten. Möchte mal sehen was mir jemand in zwanzig Jahren noch für meinen Brunetti Singleman gibt.:redface:
Da geht es dann in Sachen Wertsteigerung vielleicht eher Richtung Einzelperson oder Sammler, und das kann unter Umständen dann besser aussehen als bei der Masse mit den Fenders oder Marshalls. ;)
 
Boah, so viel Unsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen:

Münzen und Briefmarkensammler lachen nur über die Zukunftsprognosen der Gitarristengemeinde.

Die großen Hersteller incl. PRS , Ibanez, etc. haben mit ihrer Angebotsvielfalt dafür gesorgt, das genug Masse auf den Markt kommt und alle "Spekulanten" bekommen dies ja schon geraume Zeit zu spüren. In 100 Euro-Schritten kann man inzwischen bis weit über die 2000 Euro-Grenze fast jedes Modell in jeglicher Ausführung bekommen.

Im Gegenteil, große Hersteller haben mit dem Aufkauf kleiner Marken ( siehe Hamer, Charvel, Jackson, Carvin etc.) dazu beigetragen den Gebrauchtmarkt zu schädigen.
Wer einmal Münzen oder Briefmarken gesammelt hat, oder auch nur eine Sammlung geerbt hat, weiß wie der Verfall der Preise einhergeht. Auflagensteigerung und abnehmende Sammlerzahlen lassen Spekulationspreise verpuffen.

Das hat am Ende auch sein Gutes: Weniger Fälschungen, Marktpreise und Instrumente die des Spielens wegen gekauft werden. Und die Neuen sind nicht die Schlechtesten.

Wer im Billig- und Mittelpreissegement auf kräftige Preissteigerungen in der Zukunft hofft, der braucht einen langen Atem. Es wird wenige Serien geben die dem Hype tatsächlich gerecht werden, aber sicher gibt es das ein oder andere Modell, das man im Auge behalten sollte.

Mein letzter Post zu diesem Thema :rolleyes:
 
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Mein letzter Post zu diesem Thema :rolleyes:

Endlich kommt da mal Stimmung in die Bude, und dann verdrückst du dich. Das kanns ja wohl nicht sein. :( (an der Stelle fehlt mir der Smiley der mit der Faust auf den Tisch haut)
 
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Ich habe bei Vintage Gitarren so meine eigenen Erfahrungen und auch eine Theorie. Grundsätzlich haben mich die alten Hobel die ich in die Finger bekommen habe und die bezahlbar waren nicht vom Hocker gehauen. Nichtsdestotrotz glaube ich schon, das eine 59er LP oder 63er Strat aussergewöhnlich gut klingen. Warum? Wenn ein Instrument so viele Jahre überlebt hat, dann kann es gut sein, dass es schon von Anfang an richtig gut war. Eine natürliche Selektion sozusagen ...
Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass moderne/neue Instrumente gut klingen können, man muss sie nur finden.
 
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Wenn das Alter von Instrumenten keine Rolle spielen würde, dann glaub ich nicht, dass viele Musiker sie benutzen würden und horrende Summen dafür ausgeben würden. Klar viele kaufen solche als Geldanlage, aber ich sag mal z.B. David Garrett oder wie man den schreibt, der spielt auf ner alten Stradivari die jede Menge kostet.

Der könnte ja auch auf eine moderne Violine spielen. Soll jetzt nicht heißen dass alle Vintage Gitarren gut sind. Auch damals waren nicht alle Gitarren gut.
 
Es gibt genügend Blindtests von Instrumenten ( Gitarren, Geigen etc.) wo die Experten oft genug danebenlagen was die Identifikation von Vintage gegen neue Instrumente anbelangt. Glenn Tipton von Judas Priest hat in einem Interview auch mal gesagt, dass es ihm überhaupt nichts nützt auf Tour eine alte, anfällige Gitarre oder Amp mitzunehmen. Neues Equipment ist da viel zuverlässiger.
 
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Wenn das Alter von Instrumenten keine Rolle spielen würde
Rolle worauf? Auf unsere Wahrnehmung vom Instrument auf jeden Fall, unabhängig vom Klang.
Und ne Geige kann man schlecht mit ner E-Gitarre vergleichen, die bildet den Klang ganz anders.
Ich würd behaupten, da macht Klangholz noch etwas mehr aus.

Und trotzdem, wenn Dus Dir leisten könntest, würds lieber auf der Squier spielen die Du zufällig gefunden hast und wie die Faust aufs Auge auf Dich passt, oder die supercoole Vintätsch Fender?
Kommen wir zur alten Frage, sind die Stradivaris alle so gut gewesen, oder nur die, die es bis heute geschafft haben? ;)
Es gibt genügend Blindtests von Instrumenten ( Gitarren, Geigen etc.) wo die Experten oft genug danebenlagen
Nicht nur das, selbst bei Weinen versagen doch alle.
Das Supermarktprodukt wird kaum vom Topshelf-Produkt unterschieden, und rot gefärbte Weißweine schmecken auf einmal ganz anders und so...
 
aber ich sag mal z.B. David Garrett oder wie man den schreibt, der spielt auf ner alten Stradivari die jede Menge kostet.
Eine Stradivari ist aber auch eine ganz besonders gut klingende Geige. Das kannst du nicht mit einer E-Gitarre vergleichen, schon gar nicht Solidbody.

Ich glaub auch nicht, dass Vintage unbedingt besser klingt. Da gibt es sicher Instrumente, aber genauso gibt es morderne Instrumente die super klingen und sich da in keiner Weise verstecken müssen.
 

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