@Stephan: Ich habe und kenne das Stetina-Werk auch.. diese Übung, die Du ansprichst, ist vor allem auf die Anschlagshand gemünzt...
Ja, das ist mir bewusst! Die Übung soll mehr oder weniger NUR für die Anschlagshand sein. Bei mir war sie halt gerade dafür aber nicht geeignet. Mir ist der Sinn dahinter schon klar. Die linke Hand soll möglichst wenig gefordert werden, damit man sich auf die rechte Hand konzentrieren kann.
und sie baut zudem darauf, dass durch die gegriffenen Noten jeweils die vollen Zählzeiten besonders betont werden.
Yup, und das halte ich auch für sehr gut und wichtig. Da bekommt man schon auf niedrigen bpm Zahlen das Gefühl, wie es ist, 16tel Grupen quasi mit dem Klick abzufeuern. Also von dem Denken "note note note note note note note note note note note note note note note note" wegzukommen, hin zu "sechzehntelgrupe, sechzehntelgruppe, sechzehntelgruppe, sechzehntelgruppe". Oder noch bildlicher gesprochen, weg von "finger finger finger finger" zu "Hand".
Ich finde die Übung auch sehr gut für viele Dinge, allerdings nicht für das vom Buch offensichtlich gedachte Aufbauen eines sauberen Tremolopickings.
Mit anderen Worten: Da sind Timing- und Synchronisations-Aspekte behandelt, Stetina will 16tel erzwingen. Es gibt die gleiche Übung auch noch in Sextolen, wenn ich mich recht erinnere (kann erst heute abend nachschlagen...).
Brauchst nicht nachzuschlagen, Du hast natürlich vollkommen rechts. Die Übung kommt schon auf der nächsten Seite unten als Sechzehnteltriolen.
Bei der Ausführung gibt es eine Falle: Und zwar die unbewusste Überbetonung der vollen Zählzeiten per Anschlagshand. Dadurch kann der Anschlag unregelmäßig werden und das erschwert die Ausführung, weil man sich verhakt. Ist das vielleicht das Problem bei Dir?
Interessanter Aspekt. Hm, wenn ich so zurückdenke, glaube ich nicht, dass das damals mein Problem war, warum ich mit der Anschlagshand bei schnellem Picking immer wieder "hängengeblieben bin".
Ich hab auch, ausgefuchst wie ich damals rangegangen bin, diverse Variationen gemacht, um mehr Kontrolle über das 16tel- Raster zu bekommen. Das sah dann in vier Variationen so aus.
a) 15-0-0-0, 14-0-0-0
b) 0-15-0-0, 0-14-0-0
c) 0-0-15-0, 0-0-14-0
d) 0-0-0-15, 0-0-0-14
In ähnlicher Manier habe ich auch die 1,2,3,4 Übungen gemacht (wobei ich immer 1,3,2,4 spiele, weil ich das einfach geiler finde). Und zwar hab ich das mit nem Clean Sound gespielt und dann nach jedem Durchgang die Anschlags- Akzente auf eine andere Sechzehntel gelegt. Das ist schon krass, wie schwierig das anfangs ist. Wenn man locker bei 120bpm normal die Übung spielen kann, kann es sein, dass man, wenn man den Akzent auf die zweite Sechzehntel legt, vielleicht sogar bis 60bpm runtergehen muss.
Das passt vlt auch wieder ganz gut zum Thema "stumpfe Übungen". Ich glaub einfach immer noch, eine Übung ist so stumpf oder nicht stumpf, wie das, was man daraus macht.
Also nochmal zurück zu der Speed Mechanics Übung:
Sie hat mir schon viel gebracht, gerade was das "Fühlen" des 16tel Rasters ausmacht. Allerdings hat sich mein Anschlag auf Bpm Zahlen über 120 wirklich gar nicht verbessert. Und ich habs wirklich lange damit versucht und für diese Übungen auch andere hintenan gestellt.
Ich muss dazu aber auch sagen, dass die rechte Hand sowieso immer ein ziemliches Problem für mich war. Von der klassischen Gitarre umgestiegen zur E-Gitarre, das war echt frustrierend, wenn man mit der linken Hand schon relativ fit ist und dann die rechte Hand mit Plektrum absolutes Neuland. Noch dazu hat mir ein Lehrer eine total komische Plektrumhaltung gezeigt, und die musste ich dann irgendwann komplett umstellen.
Von demher hatte ich sowieso schonmal schlechtere Voraussetzungen als vlt andere, die "frischer" an diese Übung rangehen.
Nachdem mir mit einer anderen Art zu üben das Tremolopicking dagegen plötzlich ziemlich schnell locker von der Hand ging, hab ich mir dann Gedanken gemacht, warum die Stetina- Übung für mich nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Mir sind ein paar Dinge dazu eingefallen:
- Tremolopicking fühlt sich sehr unterschiedlich an, je nachdem, ob man es auf einer offenen Saite oder auf einem gegriffenen Ton macht. Mir persönlich fiel es auf offenen Saiten immer sehr viel schwerer. Bei der Übung wird dazu auch noch immer gewechselt zwischen gegriffenen Ton und offener Saite. Das hat mich wohl damals am Anfang überfordert. Klar, wenn man ein Tremolopicking schon ganz gut kann, dann verbessert die Übung den Anschlag wohl nochmal expotential. Aber zum Einstieg scheint es mir alles zu schwierig zu machen.
- Der Gedanke ist ja, die linke Hand sehr einfach zu halten, damit man sich auf die rechte Hand konzentrieren kann. Mir fiel die linke Hand damals aber nicht leicht. Und zwar vor allem, weil ich den Finger 1 benutzt habe, dummerweise. Im Buch schlägt er Finger 2 vor, das habe ich damals überlesen. Das Problem dabei war für mich, dass ich immer brav geübt hatte, den finger 1 liegenzulassen bei den 1,3,2,4 Übungen. Klar ist das gut für die spielerische Kontrolle, aber dadurch war Finger 1 weniger geübt als die anderen finger, wenn es darum ging, Töne schnell zu greifen und loszulassen.
Später hab ich deswegen auch sehr darauf geachtet, bei den 1,3,2,4 Übungen zu variieren und auch mit nicht liegenbleibendem Finger zu üben. (Stetina spricht das ja schönerweise auch an, also ich bin nicht von selber draufgekommen).
- Die linke Hand wechselt die ganze Zeit die Lage vom 15. Bund bis runter zum zweiten Bund und das in Sprüngen. Das bringt einen meist doch wieder dazu, auf die linke Hand statt der rechten Hand zu schauen. Wo man ja eigentlich mehr auf die rechte Hand achten sollte.
- Die linke Hand verliert immer wieder komplett den Kontakt zum Griffbrett. Das mag auch für jeden unterschiedlich schwierig sein. Aber für mich war das eine zusätzliche Schwierigkeit. Mir fällt es einfach leichter, wenn sich z.B bei der 1,3,2,4 Übung die Finger der linken Hand quasi "die Klinke in die Hand geben", als wenn ich nur den ersten Ton greife und dann die linke Hand komplett weg ist vom Griffbrett und dann wieder mit Lagenwechsel schnell den richtigen Ton treffen muss.
- Ein wichtiger Punkt wäre noch für mich, dass folgender Punkt zu kurz kommt: Und zwar ist beim Tremolopicking ja nicht nur schwierig, es über längere Zeit durchzuhalten. Eine besondere Schwierigkeit liegt ja darin, ein Tremolopicking "aus dem Blauen heraus" kontrolliert zu starten. Spielt man die Übung jetzt über alle Saiten runter, was ja bei moderaten bpm Zahlen schon ein wenig Zeit braucht, dann hat man das "Tremolo Picking Starten" nur genau sechs Mal geübt.
Das wär eigentlich mein größter Kritikpunkt.
Jo, ich glaube, es gibt bessere Möglichkeiten, wenn man das Tremolopicking üben will. Wenn man schon gute Grundlagen dazu hat, dann ist die Übung natürlich sehr geil.
Interessanterweise ist auch in der Schauspielerei das Timing von immenser Bedeutung. Ein bisschen zu früh oder ein bisschen zu sehr verzögert auf eine verherige Aktion reagiert lässt eine Performance schnell unglag werden.)
Super Vergleich!