Warum ist der E-Gitarrist ein Fan stumpfer Übungen?

Tach!

*Editiert->Falls Du diesbezüglich Gesprächsbedarf empfindest, steht Dir das "Anliegen und Beschwerden"-Sub offen/Rockin'Daddy*

Zum Thema:
Der richtige Weg, sich mit Musik zu befassen, ist ganz bestimmt nicht der, monatelang nichts anderes als sich dem Drill durch chromatische Übungen hinzugeben. Am Ende wird man vor allem eines gelernt haben: Nämlich die chromatische Übung.

Zudem ist es nicht wichtig, eine technische Übung über einen längeren Zeitraum im Plan zu haben (vielleicht ist es nicht einmal richtig, überhaupt einen Plan zu haben), wenn man etwas lernen will. Denn die Lernkurve ist nur am Anfang steil, später flacht sie ab. 5 bpm mehr kosten dann zwei weitere Wochen intensiven übens, die nächsten zwei Wochen schafft man nur noch 2 bpm, irgendwann kann es sich sogar umkehren. Nee, wichtig ist erstmal, die denkbar sauberste Ausführung hinzubekommen. Aber selbst dann ist noch immer keine Musik, sondern nur weichgeklopfte Muskulatur, die man irgendwann dazu benutzen kann, Musik zu machen.

Um viel zu lernen, sollte man eher darauf achten, die Lernkurve stets möglichst steil zu halten. Das ist so ein bisschen wie in der Muckibude: Nicht ewig die gleichen Übungen, weil sich der Körper an die Herausforderung anpasst, bis er es locker hinbekommt. Sondern immer wieder neu herausfordern, wenn man merkt, dass etwas leicht fällt, braucht man es nicht mehr üben. Wenn dieser Zustand nicht eintritt, macht man grundsätzlich etwas verkehrt. Dann ist meist die Hürde zu hoch, etwas Einfaches wäre effektiver.

Aber das ist bloß die reine Technik betreffend. Es ist zwar leider so, dass man meines Erachtens als Musiker mit der Ausführung an sich, also der Bewegung, dem motorischen Aspekt befassen muss. Wenn man schon in der Ausführung Probleme hat, seine Finger zu koordinieren, dann braucht man sich um Dinge wie Mikrotiming gar nicht erst befassen. Und auch nicht damit, das spielen zu wollen, was man innerlich hört. Man hört dann nämlich nichts, die Aufmerksamkeit ist gebunden durch die Nicht-Selbstverständlichkeit der Bewegungen, die zur Tonerzeugung nötig sind.

Wenn man sich mit Motorik nicht befassen möchte, ist man als Musiker per se eine Fehlbesetzung und sollte sich andere Betätigungsfelder suchen. Tontechniker, DJ oder so, wenn man denn unbedingt Musik machen möchte. Selbst als Komponist wird es dann schwer. Ein Musikinstrument zu bedienen IST Bewegung, findet in Echtzeit statt.

Also: Ich denke, dass man durchaus technische Übungen machen sollte. Aber 10-20 Minuten sollten reichen, wenn man einen 2-Stunden-Plan hat. Zudem regelmäßig wechseln. Je nachdem, was man meint üben zu müssen, würde es knapp ein paar Wochen durchziehen und mich dann Anderem zuwenden.

Aber ich denke auch, dass der Weg musikalisch sein sollte, also meinetwegen eine Etüde, dessen Schwierigkeitsgrad angemessen ist (das zu bewerten ist bestimmt nicht einfach!), und die ein Thema behandelt, bei dem man für sich eine Schwäche oder ein Manko sieht.

Ich für meinen Fall habe das Realbook (mal) wieder herausgekramt um mich durch die Top 10 der Jazz Standards zu wuseln, mit dem Ziel, frei darüber improvisieren zu können. Und zwar in einer Qualität, die mich auch live in Jazz Bands überleben lassen würde. Die Herausforderung ist rein musikalisch! Wer das mal versucht hat, wird sich wundern... auch von der technischen Seite her ist das ein Hammer. Weil nämlich alles, und zwar restlos alles, mit einer geradezu beiläufig anmutenden Lockerheit gespielt werden MUSS. Sonst geht das Time kaputt (...und man wird von der Bühne geschmissen). Aber der mentale Aspekt, nämlich das immer-auf-der-Höhe-sein ist m.E. bei diesen Nummer (ich meine Stella by Starlight, Body And Soul, All The Things You Are usw. mit ihren teilweise sehr komplexen Harmonien und -manchmal sogar seltsamen- Kadenzen) wirklcih schwer. Man muss es soweit schaffen, diese Stücke zu verinnerlichen, dass man eine innere Stimme dazu entwickelt, und diese Stimme wiederum folgt sehr genauen Regeln, die man ebenfalls verinnerlichen und aus dem Bewusstsein ins Unbewusste pflanzen sollte, ansonsten klingt es künstlich und gestellt, aber nie wirklich natürlich und "human".

Im Prinzip ist es genau das, was Nulpe schrieb: Performancefähigkeit herstellen, ggf. Etüden erstellen oder herbeischaffen, und wenn gar nichts hilft, dann muss eben eine rein technische Übung her.

Im letzten Jahr hatte ich mit "Speed Kills" angefangen, und es lief gut. Diese Sextolen bei 140 bpm sind zu schaffen. Aber nach zwei Wochen fragte ich mich, was denn das überhaupt soll. Der musikalische Gehalt, also die emotionale Kommunikation des Performers mit seinem Zuhörer findet bei dieser Nummer einfach nicht statt. Es ist eine tolle Etüde, wenn man denn die Notwendigkeit verspürt, sich in einer Metal Band als einzigen akzeptablen Oberchecker und He-Man in diesem Universum Gehör verschaffen zu müssen. Aber so sehr ich Hardrock auch mag, ich bin aus dem Alter bei weitem heraus, irgendwelche realen oder auch nicht-realen, sondern nur gefühlten Mankos kompensieren zu müssen und mich als Silberrücken präsentieren zu müssen... nach dem Motto: Ich bin erst für mich selbst erst dann akzeptabel, wenn ich stets der Beste in meinem Umfeld bin. Also habe ich dieses Stück beiseite gelegt und überlasse es denjenigen, die es (noch) brauchen. Auch diese Jungs und manchmal ja auch Mädchen werden irgendwann älter.. deshalb ausdrücklich: Das ist jetzt kein Treten von mir.

Also.. alles in allem stimme ich zu. Mit chromatischen Übungen kann man sich vielleicht nach dem Aufwärmen 10-20 Minuten beschäftigen. Danach ist es vergebene Liebesmüh. Wer es trotzdem tut und sich täglich stundenlang damit quält, verschwendet im Prinzip nur Zeit, die anders wesentlich besser investiert wäre. Das ist das Gegenteil von klug.

Grüße Thomas
 
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Mir geht bei den klassischen Musikern oft die Fähigkeit ab, einfach frei zu improvisieren. Die meisten können bestimmte Stücke auswendig aber nur wenigen kann man sagen: "Variier mal dieses Motiv in dieser Tonleiter" oder gar: "Variier mal dieses Motiv in einer artverwandten aber nicht der identischen Tonleiter". Und ich gehe davon aus, dass ein Beethoven (der iirc für seine improvisatorische Gabe berühmt war) das jederzeit konnte. Und wenn ich mir Beethoven-Stücke anhöre vermute ich auch, dass er viele technische Basisübungen gemacht hatte, um derartiges Material am Klavier zu spielen.

Insofern glaube ich, dass da die E-Gitarristen einfach eher der "klassischen" Tradition verhaftet sind, ihr Instrument ist vergleichsweise jung und bis vor wenige Jahre kamen da auch noch komplett neue Impulse (Eddie Lang, Jimi Hendrix, Eddie van Halen, jeder von diesen hat das Instrument in neuer Weise benutzt), da ist noch relativ wenig Material da an dem man sich abnudeln kann und die Lust am Experimentieren und Grenzen austesten ist hoch. Und wenn man das ernst nimmt dann landet man halt relativ schnell bei 1-2-3-4, weil wenn man schon das nicht kann, wie kann man dann erwarten, komplett neue Sounds zu produzieren?
Auf der anderen Seite stehen Musiker, deren Instrument seit Jahrhunderten gespielt wird und die darum hauptsächlich auf all das Material zurückgreifen, das in dieser Zeit entstanden ist.
 
Ich mache auch diese - wie habt ihr sie genannt? Petrucci-Übung? - Übungen. Bei mir heißen sie übrigens "Übungen". Ich mache sie gern, sie nerven micht nicht, kann dabei fernsehen, brauch mich nicht großartig bewegen und meinen Fingern tun sie auch noch gut. Es ist sowas wie Yoga ohne Beine verbiegen. Es entspannt total und hat den Vorteil, dass meine Finger jeden Quatratmilimeter auf dem Griffbrett fühlen und kennen.
Für mich sind diese Übungen kein Kriterium, ob jemand gut Gitarre spielt oder nicht. Genauso wenig wie, ob jemand alle Scalen kennt. Ich mache auch keinen Unterschied, ob jemand klassische Gitarre spielt, Flamenco oder Rock, oder was auch immer. Entweder finde ich das gut, oder halt nicht. Wie, und durch welche Übungen dieser oder jener Gitarrist dahin gekommen ist, ist völlig egal, weil jeder Gitarrist seine eigene Anatomie, seinen eigenen Anspruch und seine eigene Meinung und Vorstellung über Musik hat und für sich (und/oder mit seinem Lehrer zusammen) entscheiden kann, was für ihn gut ist und was nicht.
 
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Meiner Meinung nach finde ich, dass man 1234 Fingerübungen, als Aufwärmung benutzen kann. Wenn man aber richtig Technick übung will tappen etc dann sollte man sich ein Stück raussuchen was einem gefällt und diese Technick beinhaltet. Mache ich z.B gerade mit Midnight von Joe Satriani. So ist die Technik auch in kontext gesetzt. Das ist auch ganz schlimm wenn man Gitarristen sieht die entweder die perse eine wirklich sauber technik haben Tonleitern rauf und runter spielen können, total schnell ihr plektrum um die Saiten hauen, aber es einfach keine Musik ist!

Das alles finde ich aber trifft nicht auf Anfänger zu. Ich kann mich noch an eine meiner ersten Gitarrenstunden vor Jahren erinnern. Ich konnte dann endlich die A Moll Pentatonik rauf und runter und schnell spielen, dass hat mir auch beim wechsel von Akkorden u.Ä geholfen.
 
Ich muss mal was konkretes posten..
Das hier dürfte nach dem, was einige hier im Thread gepostet haben, überhaupt keine Musik sein. Da muss man viele Jahre sehr stumpfe Übungen zu machen, um sowas halbwegs sauber spielen zu können, anders geht es nicht.
http://www.youtube.com/watch?v=Dj8KUsOLWTE
Aber ich will z.B. einfach in der Lage zu sein, sowas spielen zu können, ob ich es "brauche" oder nicht ^^ Und meine Motivation kommt erst aus der Klassik, bei Pianisten und Geigern ist es doch normal, dass man denen ein Blatt mit lauter wirren Linien und Punkten gibt und die spielen das dann einfach runter ;) Und das nichtmal nur im professionellen Bereich, hab jetzt letztens mal ein Uni Orchester gesehen, meine güte, was die gespielt haben^^ manchmal nur 16tel Läufe, über Seiten..
Mich wurmt es daher auch sehr, wenn es heißt "ja, die und die sind gut, aber ich bin leider zu unfähig und bin auch zu faul, um mal sowas machen zu können".. Also heißt es, Grundtechniken drauf kriegen und schneller kriegen.

(Ums nochmal zu betonen, in meiner "Freizeit" daddel ich auch ganz gerne mal auf irgendwelche Backings und lern neue Zusammenhänge, aber auf Dauer würd mir das nicht reichen)
 
Während meines Zivis und noch ein halbes Jahr danach hab ich in einem Krankenhaus als Pförtner gearbeitet und da natürlich auch oft Nachtschichten gehabt.
Da hab ich dann manchmal nix anderes gemacht als die ganze Nacht über solche 1234 Übungen (genauer gesagt Übungen aus Speed Mechanics for Lead Guitar).

Ich glaube zu der Zeit hatte ich nichtmals eine Band und natürlich hat das ganze meine Musikalität auch nicht großartig gefördert. Aber als ich dann wieder in eine Band kam und dort Soli improvisiert habe, konnte ich diese auf einmal in einer (für mich damals unglaublich) hohen Geschwindigkeit spielen. Das war irgendwie, als wenn ich da eine Mauer oder Blockade überwunden habe, ohne das selber direkt mitzubekommen. Davon zehre ich heute noch, weil viel E-Gitarre spiele ich Zuhause momentan nicht, da wird eher die Western in die Hand genommen ;)

Naja will damit nur sagen, dass diese Übungen durchaus ihren Sinn und Zweck haben wenn es darum geht technische Defizite aufzuarbeiten. Und ich weiß, dass mein alter Gitarrenlehrer damals zu mir meinte, dass am Anfang seines Gitarrenstudiums auch entsprechend stumpfe Legato Tonleiter Übungen auf der klassischen Gitarre runter spielen musste.
 
Nulpe_himself schrieb:
Warum ist der E-Gitarrist ein Fan stumpfer Übungen?

Ich hab nicht das Gefühl, dass der E-Gitarrist ein Fan stumpfer Übungen ist. Woher kommt diese Wahrnehmung? Denkst Du nicht, dass Du einen blinden Fleck für all jene hast, die das anders angehen?

Nulpe schrieb:
Was heisst Belegen, soll ich von allen die ich kenne Hörproben machen und nen Befragungszettel anhängen?

Ja das klingt interessant! :great: Eine gute Idee von Dir, mach mal! :D Dann schauen wir uns das hier gemeinsam an, ob Deine Wahrnehmung empirisch belegbar ist! ;)
 
Kennst du viele Musiker? ich weiß, dass es genauso bekloppte Pianisten gibt, die sich battlen, wer den "Hummelflug" schneller kann. Und verrürkte Finderübungen sind doch schon von Beethoven bekannt.
Ich denke der größte Unterschied liegt in der Beliebtheit der Gitarre.
Es gibt einfach keine so großen Foren, wie die von Gitarristen und so ist dann auch die Zahl derer, die sich tatsächlich um das Skalen-und Highspeedgefrickel kümmern, hier größer und aufsehenerregender.

Meine Meinung.
 
ich habe vor allem am anfang sehr viel stumpfsinnig skalen rauf und runter gespielt. mein ziel war möglichst rasch schnell spielen zu können. musikalisch gesehen hat es mir nicht viel gebracht. meine soli zu dieser zeit klangen fürchterlich. was es aber gebracht hat, ist beweglichkeit und geschmeidigkeit in den fingern, wovon ich heute noch etwas habe. das gefühl, die theorie, die erfahrung wann was wie klingt ist erst später gekommen. die kombination von beidem ermöglicht es mir heute recht schnell etwas so zu spielen, wie ich es im kopf habe. das ist nunmal bei mir recht häufig relativ schnell. warum auch nicht, wenn ich darauf stehe ?

mein grund mit dem gitarre spielen anzufangen war von anfang an selber lieder zu schreiben. nachspielen hat mich (bis heute und bis auf eine ausnahme) nie wirklich interessiert. höchstens im zusammenhang mit eigenen bands als zugabetitel oder am anfang der band, um überhaupt etwas zum spielen zu haben. mein erster lehrer hat zwar immer versucht mir lieder oder einzelne passagen daraus näher zu bringen, hat mich auch oft nach songs gefragt, die ich gerne spielen würde, aber das hat mich null interessiert und hat mir null motivation gegeben mich hinzuhocken und zu üben.

mit meinem sturen skalen rauf und runter spielen in allen erdenklichen variationen wollte ich mir die basis für eigenes schaffen, ein werkzeug um meine eigenen ideen umsetzten zu können. so habe ich das üben immer gesehen. als reinen mittel zum zweck. was letztendlich dabei rauskommt, und was ich letztendlich damit anstelle, entscheidet dann meine kreativität. mein ziel war es immer selber auf songs zu kommen, die mich auf die gleiche art berühren, wie meine lieblingssongs anderer bands oder künstler. dabei wollte ich aber nicht imitieren, sondern selber die "geheimnisse" dahinter entdecken. auch wenn diese art länger dauert, als wenn ich etwas durch nachspielen lerne, war und ist es ein kernbestandteil meiner art des gitarre spielens. selber entdecken und erforschen ist was ich will. aus diesem grund habe ich mich z.b. auch mal gegen ein e gitarren studium entschieden. es hätte mir nichts für meine kreativität gebracht und meine befürchtung war, mir das "kindlich spielerische" herangehen an die sache kaputt zu machen. ich will gar nicht unbedingt immer wissen, was ich gerade genau spiele. ein paar grundlegende, theoretische hilfmittel in form von skalen z.b. gerne, aber bitte nicht zu viel, um diesen "zauber" nicht zu gefärden.

wenn man so an die sache herangeht bleibt einem nicht sehr viel übrig, als eben stur skalen rauf und runter zu spielen. irgendwie muß man ja die grundlagen der theorie und der spieltechnik lernen.

ein solo in sehr kleine abschnitte unterteilt (was weiß ich ? nur drei, vier aufeinanderfolgende töne oder nur ein, zwei takte) unterscheidet sich eigentlich gar ncht mal so stark von diesen stumpfen übungen. das sind dann halt kleine abschnitte daraus. nicht als skala, übung über alle saiten, aber eben als kleine teile, die durch ihre zusammensetzung dann das solo ergeben.

das alles mal als kleine beschreibung meines umganges mit dieser sache. meiner ansicht nach nicht diskussionswürdig da bei jedem individuell. kommt halt immer darauf an, wie man das spielen selber betrachtet, und wie man etwas auf welche art erreichen möchte. wie schon angedeutet ist meine bestimmt nicht die schnellste, um das gitarre spielen zu lernen. trotzdem möchte ich nichts davon missen. es ist "meine" art, die genau so einen wesentlichen teil für meine nach wie vor anhaltende begeisterung ausmacht.

gruß
 
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hehe endlich mal ein Thread der genau in meine Kerbe haut. Ich war die ganze Zeit auch jemand der nur Stumpfe Finger - und Legatoübungen gemacht hat, bis ich mal gemerkt habe dass sie mir nur bedingt was gebracht haben. Denn irgendwann hat man zwar die Technik um schön schnell chromatische Skalen zu spielen, aber Musik oder sonst irgendwas "cooles" schnelles ist damit auch nicht drin. Also ich würd sagen dass es sich eher lohnt mal ein paar schnelle Licks zu lernen (aus den versch. Kategorien: Legato, Picking, Sweeping). Damit kann man wesentlich mehr anfangen als nur mit chromatischen Skalen
 
Denn irgendwann hat man zwar die Technik um schön schnell chromatische Skalen zu spielen, aber Musik oder sonst irgendwas "cooles" schnelles ist damit auch nicht drin.

Naja, Skalen sind ja statt 1234 meistens dann 134 oder 124 und etwas bluesige Sachen kann man super mit 123 spielen :D Insofern kann man mit ner ordentlichen 1234 Spieltechnik schon was machen.. Aber stimmt, irgendwann merkt man, dass es ziemlich leer klingt, wenn man chromatisch über 6 Saiten hochläuft, da kann der Endton noch so sehr einen drauf setzen :D
 
Ich war die ganze Zeit auch jemand der nur Stumpfe Finger - und Legatoübungen gemacht hat, bis ich mal gemerkt habe dass sie mir nur bedingt was gebracht haben.
Man kann davon ausgehen, dass geübte Dinge durchaus was bringen. Und wenn es nur darum geht, sich sicherer auf dem Griffbrett zurecht zu finden.
Ich finde auch, dass man als Gitarrist an seine Grenzen gehen, und versuchen sollte diese ständig zu erweitern. Je weiter man diese Grenzen nach außen schiebt, desto sicherer wird man. Jeder hat da seinen eigen Weg. Der eine haut Scalen in allen möglichen Geschwindigkeiten raus, der andere daddelt sich irgndwie über´s Griffbrett. Und trotzdem können beide ihren eigenen Aspruch erfüllen. Nur wo kein Weg dran vorbei geht ist, dass man überhaupt was machen muss. Eine Gitarre und einen Amp zu haben, reicht allein nicht aus. Man sollte sich auch schon damit beschäftigen. Von nix kommt nix ;)
 
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Zunächst einmal wurde hier häufiger nach meiner konkreten Fragestellung gefragt:
Nun, ich will einfach ne andere Meinung hören. Ich habe nie behauptet die einzige Wahrheit zu besitzen, es ist mein persönlicher Eindruck, vielleicht lerne ich hier was oder vielleicht lernt jemand anderes was davon. Es geht mir nur darum, meinem Eindruck neue hinzuzugegeben.

Ich habe mal eine kleine Zwischenfrage:
Mache ich denn Eindruck, als wollte ich hier irgendeine sinnlose schnell vs. Gefühl Diskussion anbringen? Denn ich verspreche, eine solche Fragestellung halte ich für komplett sinnlos und sie interessiert mich 0,0.
Thematisch geht es mir, wie FretboardJunkie es schön genannt hat, um die Performancefähigkeit. Und ob eben die wie z.B. in dem erwähnten Lehrwerk "Speedmechanics for Lead guitar" Methoden wirklich so sinnvoll sind (was meiner Erinnerung nach so abläuft: spiele sechszehntel auf einer leeren Saite. Greife ein paar Töne auf dieser Seite. Spiele eine chromatische Tonfolge auf dieser einen Saite. Gehe nicht weiter bis du das auf 1/16=130 spielen kannst).
 
Mache ich denn Eindruck, als wollte ich hier irgendeine sinnlose schnell vs. Gefühl Diskussion anbringen?

Ich kann Dir erklären, warum das vielleicht so rüberkam, als wolltest Du gegen das Üben von Geschwindigkeit lästern, obwohl Du es ja nicht wolltest. Und zwar liegts leider vielleicht vor allem daran, dass diese chromatischen Übungen immer noch tatsächlich als das beste Mittel gesehen werden, um auf Schnelligkeit zu kommen. Bist Du also gegen diese Übungen, bist Du gegen schnelles Spielen. :) :ugly:

Dass Du eher meintest, dass es doch sinnvollere und effektivere Möglichkeiten gibt, um besser und schneller zu werden, kam wohl nicht so richtig rüber. Ha, wenn die Diskussion hier aber ähnlich fruchtbar wird wie das Pentatonik-alle-Pattern-Lernen-Thema, dann hat sichs auf jeden Fall gelohnt.

Denn ich verspreche, eine solche Fragestellung halte ich für komplett sinnlos und sie interessiert mich 0,0.
Thematisch geht es mir, wie FretboardJunkie es schön genannt hat, um die Performancefähigkeit. Und ob eben die wie z.B. in dem erwähnten Lehrwerk "Speedmechanics for Lead guitar" Methoden wirklich so sinnvoll sind (was meiner Erinnerung nach so abläuft: spiele sechszehntel auf einer leeren Saite. Greife ein paar Töne auf dieser Seite. Spiele eine chromatische Tonfolge auf dieser einen Saite. Gehe nicht weiter bis du das auf 1/16=130 spielen kannst).

Sehr schön, es geht konkret um Speed Mechanics For Lead Guitar, da kann ich mitreden. Ich weiß auch ganz genau, welche Stelle im Buch Du meinst. Kann es aber sein, dass Du das Buch nur mal kurz überflogen hast? Und es sah von oben dann halt bißchen lahm aus? :) ;)

Auch wenns hier ja eher um stumpfes Üben vs. intelligentes Üben geht und nicht um Speed Mechanics, nehm ich das mal trotzdem so mit rein, weil das alles zum Thema passt.

Aber ja, die Stelle gibt es. Allerdings kommt es mir, so wie Du es schreibst n bißchen anders vor.

Es ist weniger so gemeint, dass man eine Übung nach der anderen abhakt, sondern er schlägt da nur vor, erst einen kontrollierten Anschlag auf einer Saite zu entwickeln (eben auf den genannten 130bpm), bevor man an schnellem Alternate Picking über mehrere Saiten arbeitet. Ob das Sinn macht, ist natürlich wieder eine andere Frage. Es hört sich zunächst mal sinnvoll an, aber das heißt ja nicht, dass es auch wirklich ne gute Methode ist.
Trotzdem finde ich, mit dieser Begründung kommt es weniger blöd rüber, als so wie Du es schreibst.

An keiner anderen Stelle im Buch kommt irgendwas von "erst so schnell können, dann...". Ich würde da auch gern noch honorably mentionen, dass es sich bei der Übung, die man auf 130bpm bringen soll, nicht um eine chromatische Übung handelt, sondern um ein Lick, das musikalisch Sinn macht und ziemlich nach Wasted Years von Iron Maiden klingt.

Was ich aber sehr sehr arg daran bemängeln muss, ist, dass die Übung sich weder als Übung noch als Benchmark für kontrolliertes Alternate Picking eignet. Weil da nämlich sehr viele Dinge drin sind, die eine besondere Schwere der Ausführung darstellen. Ok, aber das ist erstmal nicht so entscheident für das hierige Thema.

Dann ist da noch das Ding, dass Speed Mechanics als "Standalone" nicht so besonders gut funktioniert. Im Triumvirat mit Metal Lead Guitar 1&2 allerdings hervorragend.
Wenn man sich dann noch diverse Tips auf seiner Homepage anschaut, dann entsteht auch wirklich ein anderes Bild, als das von zig langweiligen stumpfen Übungen. Ja, natürlich könnte man es trotzdem als Kritik sehen an Speed Mechanics, weil ein Buch ja auch alleine funktionieren soll.
Aber er betont dennoch, dass es in dem Buch nicht darum geht, die ganzen Übungen stumpf zu machen, sondern die verschiedenen Übungstechniken auf richtige Musik anzuwenden.

Aber hast Du im Buch mal weitergeschaut? Da sind Übungstaktiken drin, die über stumpfes runterniedeln schon hinausgehen.

Z.B das Üben mit großer Dynamik von piano bis fortissimo. Also ein Lick durchgängig sehr leise zu spielen, dann auf voller Lautstärke, dann mit crescendo, dann wieder mit leise werdend. Also ich find das schon gut. Sowas hab ich noch in keinem anderen E-Gitarrenbuch gefunden. Und wer sich auskennt, der weiß ja, wie viel es bringt mit übertriebener Dynamik zu üben. Das ist hervorragend, um die totale Kontrolle zu bekommen. Also nicht nur, wie viele Leute denken, Dynamik um Ausdrucksstärke und Interessantheit zu erreichen, sondern wirklich, um mehr Kontrolle über das komplette Spielen zu bekommen. Du sprichst ja auch immer klassische Etüden an und voilà... Z.B die Leo Brouwer Etüden protzen ja nur so mit übertriebener Dynamik. Da hat mein Gitarrenlehrer immer sehr viel Wert drauf gelegt und ich finde, er hatte immer Recht auch wenn ich es damals gehasst habe.

Das wär zum Beispiel ne Idee, statt irgendwelche chromatischen Übungen stumpf runterzurasseln, eben extreme Dynamik einzubauen. Und sie kommt direkt aus Speed Mechanics for Lead Guitar.

Ich könnt noch mehr schreiben ,aber belasse es erstmal dabei und hoffe, dass es hier zünftig weitergeht. :)
 
Sehr schön, es geht konkret um Speed Mechanics For Lead Guitar, da kann ich mitreden. Ich weiß auch ganz genau, welche Stelle im Buch Du meinst. Kann es aber sein, dass Du das Buch nur mal kurz überflogen hast? Und es sah von oben dann halt bißchen lahm aus?

Auch wenns hier ja eher um stumpfes Üben vs. intelligentes Üben geht und nicht um Speed Mechanics, nehm ich das mal trotzdem so mit rein, weil das alles zum Thema passt.


BTW, Troy Stetinas Lehrbücher sind IMO ganz große Klasse !!
 
Um Bruce Lee zu zitieren: "I fear not the guitar player who has practiced 10,000 exercises once, but I fear the guitar player who has practiced one exercise 10,000 times." :D
 
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Was ich aber sehr sehr arg daran bemängeln muss, ist, dass die Übung sich weder als Übung noch als Benchmark für kontrolliertes Alternate Picking eignet. Weil da nämlich sehr viele Dinge drin sind, die eine besondere Schwere der Ausführung darstellen. Ok, aber das ist erstmal nicht so entscheident für das hierige Thema.

Ich bin mir nicht ganz sicher was genau du meinst und fände es sehr gut wenn du es weiter ausführen könntest damit ich mich nicht in meinen eigenen Schlüßen verheddere :)
Aber so liest sich das als wäre das der Punkt, den ich bemängele.
Anmerken möchte ich noch, dass hier hier beide Rhytmusbücher und die drei Leadbücher (Band 1+2 + Mechanics) von Stetina hier liegen habe. Im Bereich Rock sind sie auf jeden Fall das beste (bzw. meinen Meinungen entsprechenden :D) was mir bisher untergekommen ist, auch wenn ich hier ein wenig etwas zu bemängeln hätte. Ich werd allerdings vor Mittwoch vermutlich zu keinem ausführlicheren Post mehr kommen, werde diese Punkte da aber nochmal aufgreifen.

Gut das du das Rutsch-Pentatonik Thema erwähnst, ich hatte mir fest vorgenommen das hier nochmal zu verwursten und irgendwie wieder vergessen. Denn Dummer Sack (schien ja dem Hörbeispiel nach zu Urteilen ein sehr guter Gitarrist zu sein) schien es ja um eine ähnliche Problematik zu gehen wie mir: Das Bolzen irgendwelcher recht unpraktikabler Fingersätze, die dann gemessen an ihrem Wert einen zu großen Teil des Übungsprogramm einnehmen. Die werden dann mit der Begründung geübt komplett sein zu wollen (ein verständliches Ziel), allerdings muss der Aufwand einfach in Bezug auf denn Sinn gesehen werden, und das ist ja einer meiner Kernpunkte.
 
Naja, Skalen sind ja statt 1234 meistens dann 134 oder 124 und etwas bluesige Sachen kann man super mit 123 spielen :D Insofern kann man mit ner ordentlichen 1234 Spieltechnik schon was machen.. Aber stimmt, irgendwann merkt man, dass es ziemlich leer klingt, wenn man chromatisch über 6 Saiten hochläuft, da kann der Endton noch so sehr einen drauf setzen :D

Da liegt doch der Hase im Pfeffer.

Die Kombinationsmöglichkeiten des Einsatzes des in einer Skala organisierten Tonmaterials beschränken sich allein schon bei zwei nacheinander gespielten Noten nicht nur darauf, nacheinander die jeweiligen diatonischen (pentatonischen.. chromatischen...oder in welcher Skala man sich auch gerade bewegt) Nachbarnoten zu spielen. Musik erlaubt das zwar auch, aber ist bei weitem nicht die einzige Option. Und selbst wenn man dich auf nur zwei Noten beschränken will, hat man immer noch ein riesiges Arsenal an Artikulationsmöglichen und an rhythmischen Optionen. Vorausgesetzt natürlich, dass man sie kennt und beherrscht.

Ich glaube nicht, dass man allein mit der Demonstration von Geläufigkeit die Aufmerksamkeit eines Zuhörers allzu lange binden kann.

War es nicht Steve Vai, der empfahl, mal eine Stunde lang nur eine einzige Tonhöhe zu spielen und es sich zur Aufgabe zu machen, diesen einen Ton in allen Facetten auszuloten?

Grüße Thomas
 
Ich bin mir nicht ganz sicher was genau du meinst und fände es sehr gut wenn du es weiter ausführen könntest damit ich mich nicht in meinen eigenen Schlüßen verheddere :)
Aber so liest sich das als wäre das der Punkt, den ich bemängele.

Kurz gesagt halte ich open string licks für eine keine gute Übung, wenn es um das Training eines schnellen Tremolopickings geht. Das Lick im Buch dazu geht ja ungefähr in 16teln so:

15--0--0--0--, 14--0--0--0, 15--0--0--0, 14--0--0--0, 12--0--0--0, etc pp

Der Gedanke dabei ist, dass die linke Hand nur wenig gefordert werden soll, damit man sich voll auf die rechte Hand konzentrieren kann.

Für mich hat das aber aus mehreren Gründen icht funktioniert, um das Tremolopicking schneller zu bekommen. Dafür find ich z.B 1,2,3,4 Übungen mit zwischendrin immer auf nur einem gegriffenen Ton ein Tremolo üben viel effektiver.

Bei dem Open String Ding isses nämlich schwierig, weil sich das Anschlaggefühl bei der rechten Hand sehr verändert zwischen gegriffener Note und offener Saite. Außerdem finde ich, dass da die berüchtigte Koordination rechte und linke Hand deutlich mehr gefordert wird als bei sonstigen 1,2,3,4 Licks, weil die Finger der linken Hand ja teilweise komplett vom Griffbrett weg sind, während bei der 1,2,3,4 Übung immer mindestens ein Finger der linken Hand Kontakt zum Griffbrett hat.
Jo, das wären ein paar Sachen, warum ich die Übung nicht so toll finde, wenn es darum geht einen kontrollierten Anschlag zu entwickeln (wobei es später, wenn der schon gut sitzt, dann natürlich ne super Übung ist).

Edit: Bevor jemand anfängt zu bashen und meint, dass ich wegen der Übung Blödsinn labere... Ich spreche da ausschließlich aus meiner eigenen Erfahrung. Ich hab ewig probiert mit dieser Übung den Anschlag der rechten Hand schneller zu bekommen und es hat einfach nicht funktioniert und es war extrem frustrierend. Wenn es für jemand anderen funktioniert hat, dann sage ich: schön für ihn/ für sie!
 
Ich spreche da ausschließlich aus meiner eigenen Erfahrung. Ich hab ewig probiert mit dieser Übung den Anschlag der rechten Hand schneller zu bekommen und es hat einfach nicht funktioniert und es war extrem frustrierend. Wenn es für jemand anderen funktioniert hat, dann sage ich: schön für ihn/ für sie!
Ist echt interessant ^^ Müsste ich nämlich eine Übung entwickeln, würde ich das auch so machen, weil für mich 50006000800060008000 etc viel leichter zu spielen ist, als 5555666677778888 .. Vielleicht ändert sich das einfach nach ein paar Jahren und man vergisst sowas einfach, wenn man son Buch schreibt :p

@Fretboard Junkie
Naja, wenn man auf hohem Tempo ein bisschen rumnudelt, ist das mit Artikulation und Rhythmus ziemlich begrenzt :p Aber es ist wohl unangezweifelt, dass solche reinen linearen Skalenläufe oder so eigentlich nur (wichtiges) Füllmaterial zwischen noch wichtigeren Tönen sind
 

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