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Nulpe
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Eine Frage, die ich mir an anderen Stellen schon mehrmals gestellt habe.
Spätestens seitdem es den Shred gibt liest man von Sachen wie etwa der Petrucci-Übung: Stumpfes 1-2-3-4 hoch und runter verspricht dem Gitarristen scheinbar die gepickte Seeligkeit, nicht selten wird vorgeschlagen seine Legatotechnik zu verbessern, indem man sinnlos zwischen zwei Noten hin-und hertrillert bis der Arzt kommt (dies ist sogar leider bei manchen Exemplaren wörtlich zu verstehen). Die Rhytmuspyramide sorgt für sicheres Timing und an der Geschwindigkeit arbeitet der geneigte Gitarrist indem er sich vom Metronom die Tonleitern rauf-und runter hetzten lässt.
Warum wird nur in der Geschichte der e-Gitarre "schnell" irgendwann nochmal zum Synonym für "Technik" oder "gut" werden? (Klasse Zitat, dass ich in einer Cello-Meisterklasse bei einem Prof aufgeschnappt habe, der nach einem kurzen Vortrag den Unterrichtsverlauf wie folgt absteckte (nachdem der Schüler ein viel zu schwieriges Stück vorgetragen hatte): "An Geschwindigkeit kann man später immer nochmal arbeiten, erstmal kümmern wir uns um die Technik").
Das habe ich, offen gesagt, bei noch keinem anderen Instrument erlebt:
Kein Klassikgitarrist und auch kein Streicher übt stundenlang 1-2-3-4 ohne jeden Kontext. Isolierte Übungen werden sowieso meist sparsam eingesetzt (und wenn, dann meist um eine Stelle eines Stückes ans laufen zu bekommen). Für die meisten Technikgeschichten gibt es Etüden, die häufig (z.B. Lobos) auch sehr gut anhörbar sind und wohl auch etwas mehr Motivation vermitteln als komische Chromatischen Tonleitern oder Abarten derer. Selbst die härtesten Drills der Klassiker (Czerny z.B.) sind musikalisch noch x-mal spannender als die meisten Übungen durch die sich viele quälen. Wirklich gute Etüden habe ich für die e-Gitarre noch nirgendwo entdeckt.
Liegt es an der noch jungen Tradition der e-Gitarre, liegt einfach noch keine anständige Didaktik vor? Liegt es daran, dass viele ihren realistisch betrachtet unerreichbaren Idolen nacheifern wollen (ich bring noch das Buch raus "learn to play like Joe Satriani in 1 year") und dabei einfach den organischen Entwicklungsprozeß überspringen (wollen?) und nicht wie ihre Helden einen technisch doch schaffbaren Idol wie z.B. Clapton oder Hendrix nacheifern (Guthrie Govan hat da mal sowas über die heutige Generation gesagt).
Auch musiktheoretisch geht es seltsam zu:
Während viele (Klassik-)Musiker jahrelang spielen ohne nenneswerte Theoriekenntnisse (abgesehen von ganz simplen harmonischen Konzepten und ein paar Tonleitern) zu besitzen und diese erst erwerben wenn es in wirklich ernster wird (->Studium, theoretische Aufnahmeprüfung etc) kennen viele mir bekannten Gitarristen mehr Skalen als sinnvolle Arten einen Ton auf unterschiedliche Weise anzuschlagen. Um auch hier wieder ein Zitat einzustreuen (recht frei nach Govan): Als erstes sollte immer der Klang und dann die erst die Theorie hinter dem Klang da sein. Bei vielen Gitarristen läuft es andersrum.
Nachdem ich mich beim schreiben wieder ein wenig aufgeregt habe hoffe ich nun, dass der Post hier richtig verstanden wird (nicht dass sich jemand angegriffen fühle) auf dass ich eine Antwort auf meine Frage finden werde.
Grüße,
einer (e-Gitarristischen) Nulpe
Spätestens seitdem es den Shred gibt liest man von Sachen wie etwa der Petrucci-Übung: Stumpfes 1-2-3-4 hoch und runter verspricht dem Gitarristen scheinbar die gepickte Seeligkeit, nicht selten wird vorgeschlagen seine Legatotechnik zu verbessern, indem man sinnlos zwischen zwei Noten hin-und hertrillert bis der Arzt kommt (dies ist sogar leider bei manchen Exemplaren wörtlich zu verstehen). Die Rhytmuspyramide sorgt für sicheres Timing und an der Geschwindigkeit arbeitet der geneigte Gitarrist indem er sich vom Metronom die Tonleitern rauf-und runter hetzten lässt.
Warum wird nur in der Geschichte der e-Gitarre "schnell" irgendwann nochmal zum Synonym für "Technik" oder "gut" werden? (Klasse Zitat, dass ich in einer Cello-Meisterklasse bei einem Prof aufgeschnappt habe, der nach einem kurzen Vortrag den Unterrichtsverlauf wie folgt absteckte (nachdem der Schüler ein viel zu schwieriges Stück vorgetragen hatte): "An Geschwindigkeit kann man später immer nochmal arbeiten, erstmal kümmern wir uns um die Technik").
Das habe ich, offen gesagt, bei noch keinem anderen Instrument erlebt:
Kein Klassikgitarrist und auch kein Streicher übt stundenlang 1-2-3-4 ohne jeden Kontext. Isolierte Übungen werden sowieso meist sparsam eingesetzt (und wenn, dann meist um eine Stelle eines Stückes ans laufen zu bekommen). Für die meisten Technikgeschichten gibt es Etüden, die häufig (z.B. Lobos) auch sehr gut anhörbar sind und wohl auch etwas mehr Motivation vermitteln als komische Chromatischen Tonleitern oder Abarten derer. Selbst die härtesten Drills der Klassiker (Czerny z.B.) sind musikalisch noch x-mal spannender als die meisten Übungen durch die sich viele quälen. Wirklich gute Etüden habe ich für die e-Gitarre noch nirgendwo entdeckt.
Liegt es an der noch jungen Tradition der e-Gitarre, liegt einfach noch keine anständige Didaktik vor? Liegt es daran, dass viele ihren realistisch betrachtet unerreichbaren Idolen nacheifern wollen (ich bring noch das Buch raus "learn to play like Joe Satriani in 1 year") und dabei einfach den organischen Entwicklungsprozeß überspringen (wollen?) und nicht wie ihre Helden einen technisch doch schaffbaren Idol wie z.B. Clapton oder Hendrix nacheifern (Guthrie Govan hat da mal sowas über die heutige Generation gesagt).
Auch musiktheoretisch geht es seltsam zu:
Während viele (Klassik-)Musiker jahrelang spielen ohne nenneswerte Theoriekenntnisse (abgesehen von ganz simplen harmonischen Konzepten und ein paar Tonleitern) zu besitzen und diese erst erwerben wenn es in wirklich ernster wird (->Studium, theoretische Aufnahmeprüfung etc) kennen viele mir bekannten Gitarristen mehr Skalen als sinnvolle Arten einen Ton auf unterschiedliche Weise anzuschlagen. Um auch hier wieder ein Zitat einzustreuen (recht frei nach Govan): Als erstes sollte immer der Klang und dann die erst die Theorie hinter dem Klang da sein. Bei vielen Gitarristen läuft es andersrum.
Nachdem ich mich beim schreiben wieder ein wenig aufgeregt habe hoffe ich nun, dass der Post hier richtig verstanden wird (nicht dass sich jemand angegriffen fühle) auf dass ich eine Antwort auf meine Frage finden werde.
Grüße,
einer (e-Gitarristischen) Nulpe
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