Meine bescheidene Erfahrung mit den beiden Marken, alle völlig subjektiv:
Gemeinsames:
Beide habe ich als gut gefertigt kennengelernt.
Auch wenn beide wenige Ausreißer in den letzten 5 Jahren hatten, ist die Masse der Modelle die ich in der Hand hatte, immer gut bis sehr gut gewesen.
Beide bieten eine gute Basis, haben aber Luft nach oben.
Auch wenn man die Gitarren out-of-the-Box nutzen kann, kann man hier qualitativ aufwerten durch Teiletausch.
Beide Marken geben einem durchaus ein Kleinabbild des großen Vorbilds wieder.
Unterschiede:
Meiner Erfahrung nach ist die Hardware bei den PRS schlechter, ich habe öfter von Problemen mit kaputten oder schlechten Mechaniken gehört, oder mieser Elektronik.
Bei Epiphone kenne ich nur das Problem des Schalters, der nach wenigen Jahren schlapp macht, die Mechaniken sind aber bislang immer eine der größten Stärken.
Beide haben nicht optimale Tonabnehmer wenns die Eigenmarken sind. Ein Tausch kann viel Reife in den Sound bringen, was sich für mich bei Epi vor Allem im Spielgefühl und Durchsetzungsfähigkeit, und bei PRS SE im Aufleben des Charakters niederschlägt.
Bis vor Kurzem bedienten beide verschiedene Preisgruppen. Epiphone bediente den niedrigen Markt bis 600, PRS SE den bis 1000. Heute ist Epiphone etwas teurer geworden, da muss sich für eine Bewertung der Preis erstmal setzen.
In der unteren Preisgruppe, so bei 300€, überzeugte mich Epiphone deutlich mehr, als PRS SE in seinem Segment. Langlebiger, charaktervoller, und dadurch aufwertungswürdiger.
PRS SE trat da gegen die günstigen Gibsons an, die sie qualitativ zwar oft übertrafen, rein klanglich konnte man aber imo nie vergleichen. Für mich klangen die SEs da immer total tot gegen.
Das geht sogar so weit, dass ich ein mal im Laden Amps testete, mit einer SE. Jeder einzelne Amp klang echt nach nichts, bis ich auf eine 180€ Gitarre wechselte.
Jetzt habe ich meine erste eigene PRS SE daheim.
Diese Gitarre ist eigentlich nicht vergleichbar mit meinen Epis (Fender Mensur, Freud Los Tremolo, flacher Hals, flaches Griffbrett), aber am Ende zieht man ja doch lieber die eine wenn man was bestimmtes möchte.
Die SE ist eine sehr gut zu bespielende Gitarre, die klanglich auch in viele Richtungen geht.
Wenn ich mich nicht zu 100% auf den Klang, sondern auf die praktische Seite konzentriere, geht das gut, die macht alles anstandslos mit.
Möchte ich aber den bestimmten Klang haben, auf den ich selber voll einsteige und rocke, nehme ich nicht die. Die spielt sich wie Butter, aber so richtig geil ist das nicht.
Wie ein Mädchen was zwar hübsch ist, aber sich wenig regt, so wenig Feedback kriege ich von der Gitarre beim Spiel, egal wie gut sie sich spielt.
Fazit und meine Modelle:
Ich habe den SE-Kauf nicht bereut, werde sie auch behalten, aber ich weiß für mich, dass ich keine 2 SEs brauche - wohl aber mehrere Epis habe und mehr anschaffen würde.
Ich habe außerdem eine andere Koreanerin daheim, ähnlich toll verarbeitet, eine Dean Cadillac.
Das Spielgefühl unterscheidet sich um Welten. Die Cadillac ist klanglich sehr Les Paul, geht da sehr in die Tiefe, ist wirklich toll bespielbar. Ihr früher Straßenpreis lag etwa ein Drittel (glaube um die 600-etwas€ unter dem der PRS (um die 1000€) die ich habe, für mich würde da die Entscheidung keinen Prozess durchstehen müssen.
Im direkten Vergleich die Epiphone Les Paul Studio, die damals mal 285€ gekostet hat. Die war nicht deutlich schlechter verarbeitet als die beiden anderen. Sie kriegt keine soo flache Saitenlage hin wie die anderen, aber trotzdem eine, die ich wirklich sehr gut finde.
Ich habe lange mit ihr gekämpft was Tonabnehmer angeht, bin jetzt aber sehr zufrieden mit ihr. Klanglich ist sie, dank perfekter Kombination mit P-Rails, die flexibelste.
Von den drei Gitarren hängt die Epiphone an der Wand an meinem Schreibtisch, immer bereit, gespielt zu werden, während die anderen in Taschen im Flur schlafen.
Vielleicht mag jemand anders ganz andere Erfahrungen gemacht haben, aber wichtig sind eben diese Erfahrungen - keine Pauschalisierungen der Welt können den eigenen Geschmack und die auch in oberen Preisklassen auftretenden Produktschwankungen auffangen.
Insofern sollte eine mögliche Kaufberatung offen genug stattfinden, dass wir einem möglichen Fragenden, der vielleicht beide Marken in seiner Preisklasse sieht, auch wirklich testen soll - denn keiner kann sagen, ob dem Fremden die eine oder andere Gitarre besser liegt.