Wenn Du es darauf reduzierst, ist es nachvollziehbar. Meiner Meinung nach wird das dem Gesamtprodukt zwar nicht gerecht, aber das ist eine individuelle Einschätzung und die Tests sind logischerweise zentraler Bestandteil der Hefte und ein maßgeblicher Kaufgrund oder halt nicht.
Gut, die Reduzierung auf Testberichte ist möglicherweise unfair. Aber auf der anderen Seite: Die Band-Reportagen hatten keine besondere journalistische Tiefe. Wenn ich regelmäßig bei den einschlägigen Musik-News-Seiten und Youtube-Kanälen reinschaue, hab ich deutlich mehr Infos für lau.
Bei Kolumnen über Gitarrenrestauration, Vintage-Instrumenten und Co. vertraue ich manchem User hier im Board mehr als jedem bezahlten Experten. In Sachen Musiktheorie kenne und kann ich, was mich interessiert - auch hier nicht viel interessantes zu finden und zudem höchstens ein kleiner Teil im Heft.
Und die Tabs: Wie von anderen beschrieben, macht man sich die Arbeit dann häufig doch nicht. Zumal es ja auch kostenlose Lessons auf Youtube und Unmengen an Tabs und GP-Files auf Ultimate Guitar gibt. Backing-Tracks sind super, keine Frage. Aber das wäre in der Sektion dann auch der einzig interessante Bereich.
Unterm Strich bleibt dann einfach nicht viel, bei dem man -einen etwas erhöhten Aufwand vorausgesetzt- nicht gleichwertig bis besser und auf jeden Fall individueller informiert wird als in der Fachzeitschrift. Die Chance läge meiner Meinung nach in den Test, wo bezahlte (ausgebildete?) Leute Equipment gestellt bekommen, in hoher Qualität Fotos und Aufnahmen machen können und in guter, prägnanter Sprache ihre Eindrücke schildern. Das wäre für mich den meisten Amateur-Berichten klar überlegen, scheint aber einfach nicht objektiv und mit einem angemessenen Informationsgehalt möglich zu sein. Siehe Statlers "silbrigen Höhen, kräftigen Mitten und tighten Bässe", die in jedem Bericht einmal erwähnt werden müssen.
Dass sie in "positiver Grundstimmung" verfasst werden, hab ich auch vermutet, deshalb gleich von einer Beeinflussung durch Anzeigenkunden auszugehen, wie es in dieser Diskussion des öfteren zu lesen war, halte ich allerdings für gewagt.
Ich würde auch gar nicht so weit gehen und den Journalisten zu unterstellen, auf Anweisung zu schreiben. Das Problem ist vermutlich eher die hier schon erwähnte Tatsache, dass das Equipment gestellt wird und es wohl auch sonst recht viel Kontakt zwischen Vertrieb/Hersteller und Journalisten gibt. Ich kann mich nur noch ungefähr erinnern, weil es schon wieder ein paar Jährchen her ist, aber gab es nicht eine Zeit lang auffallend viele Interviews mit Paul Reed Smith in der G&B? Dann denkt sich vielleicht mancher: "Ach, der Smith ist doch so nett, dem schreib ich jetzt sicher nicht seine Gitarre madig." Oder vielleicht auch: "Ach, ist doch super nett, dass uns Ibanez jetzt eine der neuen zigsten Steve-Vai-Signature geschickt hat. Da wäre es ja sehr unhöflich, wenn ich denen die 5.000 Verkaufspreis negativ anrechne." Gleichzeitig meine ich mich zu erinnern, dass es Stress mit Gibson gab und daher für einen sehr langen Zeitraum einfach keine Gibson mehr besprochen wurde. Sowas funktioniert in Zeiten des Internets einfach nicht mehr... Ob das jetzt unbewusst oder bewusst läuft (wobei unklar ist, was schlimmer wäre...) - es ist sehr leicht durchschaubar und zieht gefühlt die Qualität des ganzen Heftes deutlich nach unten.