miles schrieb:
Warum hat man nicht einfach alles chromatisch gelassen??
Man kann es bei nichts lassen, womit man nicht angefangen hat.
miles schrieb:
Keine (weniger) Probleme mit den Tongeschlechtern (Transpnieren), Akkorbildungen, ...
Hört sich aber auch anders an. Kommt daher drauf an, wie man klingen will.
.Jens schrieb:
Warum nicht gleich mit Vierteltönen?
Kann durchaus
sehr interessant sein.
.Jens schrieb:
Würde man von vornherein alles in Halbtönen notieren, bräuchte man doppelt so viele Linien oder hätte pro Notensystem nur den halben Tonumfang.
Die kognitive Faustregel für Übersichtlichkeit ist die "magische" 7 ± 2. Bedenkt man, daß eh' schon oft zu viel auf Hilfslinien drüber oder drunter steht...
metalgear98 schrieb:
Es stellt sich natürlich auch die Frage, wieviel man mit einem Notensystem festlegen will, wie frei die Musik sein soll. Wir (eher westlichen Länder der Erde) brauchen scheinbar auch strenge Regeln für die Musik, während Kulturen im Osten teilweise viel mehr Wert auf Improvisation und Freiheit legen.
Es gibt da natürlich auch Notationssysteme und durchaus auch komplett notierte Repertoires. Zum kanonischen Repertoire der kanatischen Musik siehe:
Dikshitar, Subbarama (1901-04; tr. 1963):
Sangita Sampradaya Pradarsini, I-V. Transl. from the Telugu into the Tamil by B. Rajam Iyer & V.S. Ramanathan. Madras: The Music Academy
metalgear98 schrieb:
Ich glaube insgesamt sind wir (mit unserem abendländischen) Tonsystem noch ganz gut dran, wenn ich an die indische Musik denke, wo es viel mehr Abstufungen gibt. (wären glaub ich ca. 4tel Töne in unserem System)
Ein temperiertes System galt historisch die meiste Zeit so ziemlich als das einfallsloseste, was man machen kann. Die indischen Systeme beruhen auf Saitenproportionen, das chinesische auf Quintenschichtungen, die Griechen haben sich mit einem Mischsystem leider Ärger eingehandelt, und darunter leiden wir noch heute, siehe:
Daniélou, Alain (repr. 1946):
Introduction to the study of musical scales. London: David Marlowe
metalgear98 schrieb:
Es gibt dort auch unzählig viele "Tonleitern" (Ich glaube die nennt man dort Ragas) weil das jeder individuell anders macht.
Definitiv kann man nicht willkürlich verfahren. Systematischer als mit dem karnatischen Melakarta-Cyklus von 72 Skalen kann man es gar nicht machen. Das Hindustani System arbeitet seit dem letzten Jh. mit 10 "Rahmen" (That), aus denen Ragas abgeleitet werden.
Ein Raga ist keine Skala!! Es gibt da z.T. recht komplexe Spielvorschriften, welche Leitern auf- vs. absteigend zu spielen sind, welche Töne miteinander kombiniert werden dürfen und welche auf gar keinen Fall, welche Töne zu betonen sind, sowie was charakteristische Phrasen sind.
Martin WPunkt schrieb:
Es gibt auch andere Möglichkeiten, den Tonvorrat aufzuteilen: 5-tönig (z.B. Japan), 6-tönig (Ganztonskala), 18-tönig (Dritteltöne), 22-tönig (Indien) oder 24-tönig (Vierteltonskala).
Du verwechselst hier Tonsysteme mit Skalen. Daß man die eine oder andere tetra-, penta-, hexa-, hepta- etc. tonische Leiter verwendet, bedeutet doch nicht, daß man eine Oktave nur in diese 4, 5, 6, 7 etc. Töne unterteilen kann.
Martin WPunkt schrieb:
Während damals noch die festgelegten Tonarten per se schon Ausdruckscharakter hatten, liegt heute der Ausdrucksschwerpunkt viel mehr auf dem Aspekt der Klangfarbe ("Sounds"), um Stimmungen zu erzeugen.
Das ist wohl eher ein Anfängerfehler. Sound mag neben anderem eine Rolle spielen, aber hier ist es wohl primär die funktionsharmonische Struktur.
.Jens schrieb:
wenn leiterfremde Töne recht häufig vorkommen [...] wäre ein anderes System wohl angebrachter...
Ich persönlich notiere z.B. auch stark modulierende, modale (im Jazz-Sinne) o.ä. Stücke lieber mit Vorzeichenwechseln, wo sie hingehören, um die Struktur zu verdeutlichen. Solange eine Leiter zugrundeliegt, hat das ja immer noch eine Funktion, sich innerhalb oder außerhalb dieses Tonvorrats zu bewegen.