Warum findet man keine Keyboarder?

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Jerry77
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Wir suchen schon seit langem einen Keyboarder...

Warum sind diese so selten? Spielt ihr lieber alle alleine?
Wer von Euch zockt in einer Band?

Finde das wirklich komisch... Bassisten, Drummer, Gitarristen findet man überall.. aber Keyboarder... da hörts immer auf...
 
Eigenschaft
 
Das liegt daran, dass die ganzen Instrumente neu anfangenden Kinder-Hanswursts lieber mit Gitarren rum-angebern wollen und die Genialität des Keyboards nicht zu schätzen wissen.
 
Hallo !

Ich glaube dieses Problem hast du nicht alleine. Auch bei mir rufen öfter Leute an, die fragen ob ich mitspielen/einspringen könnte. Somit sind (brauchbare) Keyboarder scheinbar nicht so einfach zu finden. Warum?
Ich versuchs mal wertungsfrei aus meiner Sicht darzustellen:

1. Es gibt zwar viele Leute die Entweder Klavier oder "Homekeyboard" in Musikschulen lernen/gelernt haben, davon schaffen aber wenige den Sprung zum "Freien Band-Spiel"
2. In "Jungen Jahren" ist es einfach cooler Gitarre oder Schlagzeug zu spielen
Keyboarder werden da als "picklige Technik-Fuzzies" betrachtet, die sich hinter ihrem Equipment verstecken - und die Mädels stehen eh meist auf Sänger/Gitarreros
3. Als Keyboarder hast du schon eine relativ hohe Investitions-Summe an Basis-Equipment - bei anderen Instrumenten geht das schon günstiger
4. Das "Alleinunterhalter-Image" ist halt immer noch weit verbreitet
5. Die paar Jungs/Mädels, die was können, sich für nix zu schade sind, bereit sind Kohle zu investieren und auf Frauen zu verzichten - also die mal als Keyboarder in einer Band brauchen könnte spielen dann alle in mindestens 2 - 3 verschiedenen, weil's ja eben so wenige gibt....

Dies sind mal so meine Gedanken zu dem Thema, wobei ich auf spielerisches Können usw. jetzt mal bewußt nicht eingegangen bin.

bluebox
 
Da gibt's noch etwas, was ich schon desöfteren festgestellt habe: viele haben in der Jugend Klavierunterricht gehabt und können eigentlich spielen. Das Spielen in der Band ist aber dann schon etwas anderes, als seine Klavierstücke zu spielen und diesen Schritt scheuen dann doch die meisten. Ich habe das oft erlebt, wenn ich bei einer Band ausgestiegen bin und einen Nachfolger gesucht habe. Die haben teilweise wirklich klasse (und technisch besser als ich) gespielt, das allein machts aber dann nicht.

Das Argument von Bluebox mit dem Equipement trägt natürlich auch dazu bei.
Gruß
Bobbes
 
Was noch dazukommt bzw. ich aus eigener Erfahrung auch kenne: Das Tätigkeitsfeld "Tasten bedienen" ist sehr weit gefasst. D.h. selbst wenn man mal voraussetzt, dass jemand bandfähig spielt, heißts noch lange nicht, dass er alle Stile gleichgut beherrscht oder überhaupt Lust drauf hat. Ein Rockorgelfreak ist nicht unbedingt ein Synthexperte für eine Gothicband, ein Coverrockkeyboarder kein Jazzpianist, usw. Obwohl alle schwarz-weiße Tasten spielen, verteilen sich die wenigen Leute dann auf soviele Stile und Möglichkeiten, da bleibt nicht viel übrig.
 
Hi,
da kann ich nur zustimmen. Gerade Michael hat es in meinen Augen richtig erfasst.
Ich könnte sicherlich auch in 4 oder 5 Bands hier spielen. Aber das schaffe ich zeitlich leider nicht. Vom Sprit mal abgesehen.
Gruß
Thorsten
 
Hi,

neben dem bereits gesagten vielleicht noch den Punkt der Motivation, bzw. der Frage warum musiziere ich. Wenn es primär ums Geldverdienen geht, ist es am einfachsten in einer kleinen Formation, oder gar als Alleinunterhalter, zu spielen.
Für mich persönlich war das Geldverdienen nie im Vordergrund, aber ich kenne durchaus etliche Musiker bei denen das Geldverdienen an erster Stelle steht und ein Keyboarder hat es in der Beziehung halt einfacher.

Gruss Helmut
 
Wie schon erwähnt ist gerade für einen Jugendlichen rein Image-mäßig zweifellos viel erstrebenswerter, Gitarre oder Schlagzeug (oder notfalls noch Bass) zu lernen.

Aber was glaube ich auch ein wichtiger Punkt ist: Gitarre oder Schlagzeug ist auf niedrigem Niveau ziemlich schnell zu erlernen - man lernt ein paar Griffe, spielt ein paar Powerchords und die Sache läuft schon. Beim Klavier/Keyboard sitzt man allerdings vor 88 ziemlich identisch aussehenden Tasten und muss schon wirklich wissen was man tut um da einen Wohlklang rauszuholen. Und um sinnvoll in einer Band mitspielen zu können muss ein Keyboarder doch schon ziemlich fortgeschritten sein um Sounds, Akkorde, Skalen, Voicings, Begleitung, Soli und dauernde Anpassung an sich selbst darstellende Mitmusiker unter einen Hut zu bringen.

Ich denke, wer Klavier bzw. Keyboards lernt tut es wirklich aus Freude an der Musik und nicht möglicherweise nur, weil er cool sein und bei den Mädchen landen will. Das schränkt die Zielgruppe natürlich etwas ein.

Ich persönlich spiele übrigens momentan in drei Bands und kann nur bestätigen, dass fähige Keyboarder ziemliche Mangelware sind.
 
Jaja, das Sozialprestige hat sicher was damit zu tun. Ich kenn das selbst gut genug. Klavier spielen ist ja schon mal nicht so cool, Klassik spielen auch nicht. Und Jazz ist eigentlich noch schlimmer als Klassik, denn da passt man dann nicht so richtig in die Schubladen.
Aber lustig...je älter ich geworden bin, desto weniger wurden die furchtbar schlauen Sprüche "Warum spielst / hörst du eigentlich keine GESCHEITE Musik?". Aber das wichtigste, jetzt mit 21 weiß ich ganz genau, dass mein Weg der richtige für mich war - und das nicht nur deswegen, weil ich auf die Frage "Wie lang spielst du schon?" sagen kann "16 Jahre" :D
 
Ich denke mal das liegt auch daran, dass mensch als Keyboarder erst mal garnicht so richtig weiß, was er in welcher Band spielen soll. Da kommt ja neben der Wahl des Tonmaterials auch noch die Wahl der Sounds dazu und das sind ja nun je nach Band wirklich sehr verschiedene, bei Gitarren z.B. ist es da etwas einfacher. Oft sorgt mensch ja z.B. für das harmonische Fundament, was ja schon einiges an Theoriekenntnissen vorrausetzt.
 
hmm, momentan klingt die Diskussion so, als wären Keyboards die absolute Königsdisziplin und Gitarrespielen im Vergleich dazu geradezu einfach.

Das sehe ich allerdings anders. Einfache Akkorde lassen sich auch auf dem Keyboard schnell erlernen und beide Instrumente erfordern letztlich eine intensive Beschäftigung mit ihnen, bis man virtuos damit umgehen kann.

Soundmäßg sind viele Gitarristen meiner Erfahrung nach oftmals sehr fit und experimentieren mit Einstellungen, während viele Keyboarder sich zu Beginn oftmals mit dem Wechseln von Presets (Strings, Brass, Piano etc.) begnügen. Das ändert sich natürlich auch mit der Zeit und wachsenden Ansprüchen.

Meiner Meinung nach haben Keys und Gitarre im Bandkontext generell eine ziemliche ähnliche Funktion (nämlich Harmonie und Rhythmus). Daraus ergeben sich auch die oftmals auftreten Probleme, Gitarre und Keys / Piano so aufeinander abzustimmen, dass man sich nicht ins Gehege kommt.
 
Soundmäßg sind viele Gitarristen meiner Erfahrung nach oftmals sehr fit und experimentieren mit Einstellungen, während viele Keyboarder sich zu Beginn oftmals mit dem Wechseln von Presets (Strings, Brass, Piano etc.) begnügen. Das ändert sich natürlich auch mit der Zeit und wachsenden Ansprüchen.


Das ist richtig und auch mein Vorwurf an einige Keyboarder Kollegen/innen. Soundmäßig sind einige "stehen geblieben" und argumentieren : es soll authentisch bleiben. Dabei klingt es wie beim Alleinunterhalter.............

Allerdings sind Keyboarder wirklich Mangelware - zumindest hier im R/M Gebiet gibt es eine große Nachfrage.
Aber häufig erwarten die Bands auch zuviel gerade von Einsteigern. Man muss den "neuen" Keyboardern auch mal die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Aus meiner Erfahrung ist da (und das gilt für alle Musiker) das musikalische Feeling wichtiger als alles andere. Feeling hat man oder auch nicht. Alles andere kann man erlernen.


Topo :cool:
 
Das ist richtig und auch mein Vorwurf an einige Keyboarder Kollegen/innen. Soundmäßig sind einige "stehen geblieben" und argumentieren : es soll authentisch bleiben. Dabei klingt es wie beim Alleinunterhalter.............
Da muss ich provokativ ;) gegenfragen: Wo steht denn geschrieben, dass das Spielen von Tasteninstrumenten Soundvielfalt voraussetzt? Es ist eine Möglichkeit, allerdings kann man sich auch auf wenige beschränken, oder nicht?
 
Von meiner Klavierlehrerin weiss ich, dass viele Jungen gerade zu Beginn der Pubertät das Handtuch werfen, aufhören mit Musik oder ein anderes Instrument lernen. Das ist natürlich so das Alter, wo die ersten Zusammenspielversuche stattfinden. Die Mädchen halten eher durch, hören aber dann mit Beginn des Berufslebens auf, wollen in keiner Band spielen und sind auch nicht so gut wie die wenigen Jungs, die durchgehalten haben.

Die Klavierspäteinsteiger sind dann oftmals über 40 und da besteht Bandmässig wenig Interesse und auch vom Kenntnisstand ist wenig zu reissen.

Es ist also scheinbar ein Nachwuchsproblem: klassisches Klavier soweit durchzuziehen, bis man ein brauchbares Technikfundament hat und dann noch Eigeninteresse, -initiative und Motivation mitbringen sich gegebenenfalls alleine die Grundzüge des "freien" Bandspiels draufzuschaffen.
 
Ich kenne 3 Mädchen die ein halbes Jahr Keyboard Unterricht genommen haben und es dann aufgegeben haben, weil sie nicht so viel Zeit investieren wollten. Ich könnte mir daher 3 gute Keyboards ausborgen aber ich finde auch keinen Keyboarder.
Wenn man ne Band mit Anfängern gründen will, die kaum Noten lesen können hat man vorallem mit dem Keyboarder ein Problem.
Bass und Gitarre können sich ja gegenseitig helfen (außerdem sind Tabs vorallem am Angfang sehr gut wenns schnell gehn soll) , der Drummer spielt einen leichten Rythmus (hauptsache er bleibt im Takt), aber wie soll man einen Keyboarder, der keinen Unterricht hat und nicht Noten lesen kann helfen ?
Da sind die oben genannten Musiker meist ratlos, den keiner weiß so recht was ein Keyboarder in ner Band macht.
Das Schlagzeug und Bass die Rythmusgruppe bilden und die Gitarre für die Melodie sorgt ist bekannt aber bei dem Keyboard wird dann oft gerätselt.
Meist muss der arme Kerl hinter den Tasten irgendwas improvisieren, was aber vorallem bei Anfängern nicht gerade toll klingt.
Ich denke das man vorallem als Keyboarder zumindestens am Beginn seiner musikalischen Karriere einen Lehrer braucht der ihm zumindestens das notwendigste zeigt.
Damit wären wir aber wieder bei der Frage des Geldes, denn vorallem Schüler leiden an einem chronischen Geldmangel.
 
Es ist also scheinbar ein Nachwuchsproblem: klassisches Klavier soweit durchzuziehen, bis man ein brauchbares Technikfundament hat und dann noch Eigeninteresse, -initiative und Motivation mitbringen sich gegebenenfalls alleine die Grundzüge des "freien" Bandspiels draufzuschaffen.
Da ist der Punkt: Warum muss man sich die Technik mit Klassik draufschaffen? Warum wird nicht gleich moderner Klavierunterricht angeboten mit Ausrichtung Pop/Rock/Jazz/Blues und freies/rhythmisches/Bandspiel? Ich möchte keineswegs die Klassik verdammen und das ein oder andere Stück ist sicher auch gut als Grundlage, aber wenn die grundlegende Ausrichtung des Unterrichts von Beginn an modern wäre, gäbs glaube ich mehr Konkurrenz.
 
Das ist richtig und auch mein Vorwurf an einige Keyboarder Kollegen/innen. Soundmäßig sind einige "stehen geblieben" und argumentieren : es soll authentisch bleiben. Dabei klingt es wie beim Alleinunterhalter.............

Hi Topo !

Wie würdest du das genauer beschreiben dieses "soundmässig stehen geblieben" meinst du, sie verwenden alte Sounds, oder unspektakuläre Sounds oder sie spielen ein Bläser-Riff wie ein Piano.......:confused:

Gerade wenn du sagst es klingt wie beim Alleinunterhalter - meinst du dann eher den Hall-Anteil in den Sounds oder das "weichgespülte".......

Ich weiß dass du auch viele verschiedene Sounds abdecken musst - setzt du da eher auf Autenzität, auf Druck, auf Direktheit, auf Eigenständigkeit ??

Wir wissen, dass es nicht ganz einfach ist im Coverbereich das Spektrum an Sounds abzudecken, die von einem erwartet werden. Aber dieses Problem hat ja jeder sowohl der Band-Keyboarder als auch der Alleinunterhalter.....

Willst du jetzt sagen:
Man sollte immer die neuesten Sounds parat haben ?
oder:
Man sollte immer eigenständige Sounds spielen ?

Ehrlich gesagt komm ich nicht ganz dahinter, was du mit deinem Post meinst;) .

Ich persönlich sehe es eher wichtig sich in der Band einzugliedern. Wie in einer Fussballmannschaft hat jeder seine Position, die er zu besetzen hat.
Dabei ist es mir wichtiger, die Sounds im Gesamtklangbild er Band abzubilden dass es passt - als 100 % authentische Sounds zu haben. Und obe das jetzt ein Preset oder was selbstgebrautes ist, ist in dem Moment zweitrangig - natürlich solange der Zweck erfüllt wird.

Mich
 
Da ist der Punkt: Warum muss man sich die Technik mit Klassik draufschaffen?
Gute Frage.

Sowohl das Erlernen klassischen Klaviers als auch die Methoden des Herrn Czerny sind so ziemlich das ödeste, was man einem Durchschnittsjugendlichen antun kann. Gesellt sich dem noch eine geradezu instrumententypische, dünkelbehaftete Arrogenz des Lehrkörpers hinzu (so, wie ich es in meiner Jugend erleben mußte :evil: ), ist es kein Wunder, daß der Nachwuchs ausbleibt.

@ bluebox: ich gehe mal davon aus, daß Topo den Einfingerakkordvirtuosen meint :D .
 
Morgen,

ich finde Jays Einwand sehr interessant und berechtigt. Ich habe noch nie klassischen Untericht gehabt. Zwischendurch mal ein Stück, aber das war es auch schon.
Meine Orgelkenntnisse sind auch schon länger her.

Ich glaube aber trotzdem, dass ich mich in unserer Band ganz gut halte und nicht fehl am Platze bin. Manchmal fehlt mir etwas Tempo, was ich mit einer klassischen Ausbildung sicherlich gehabt hätte, aber das kann man alles umgehen.

Ich glaube eher, dass das Keyboard als Entertainerboard den Ruf der Tasten versaut hat und deswegen keiner mehr sowas lernen will.
Und wie so oft gesagt, ist der Gitarrist einfach cooler.

Zum Thema Königsdisziplin: Ich denke, das man als Keyboarder wesentlich flexibler sein muss. Die Gitarrensounds sind im allgemeinen nicht ganz so anspruchsvoll, wie die der Keyboarder. Das ist kein Vorwurf, sondern ich denke einfach Fakt.
Außerdem musst du als Keyboader meist noch andere Instrumente "ersetzen" wie zB. den Bläser.
Das muss man auch können, damit sich das gut anhört.

Gruß
Thorsten
 
Da ist der Punkt: Warum muss man sich die Technik mit Klassik draufschaffen?

Die Frage habe mich auch schon gestellt.

Warum dieser altmodische Scheiss? Fingersatz, Zählen, Finger heben, Hanon, Tonleitern.

Dann habe ich mir mal ein modernes Keyboard-Lehrvideo angeschaut.
Und was sagt der Typ? Fingersatz, Zählen, Skalen. Sogar abgeänderte Hanon Übungen und Brahms wirft er in´s Rennen. Also genau das Zeug, was schon seit 100 Jahren erzählt wird. . .

Wobei dieser besagte Typ, ein gewisser Herr Rudess, zugegebener Massen recht Flink auf seiner Tischhupe war. . . ;)


Jeder soll machen wie er will und fertig.
 

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