Vielleicht würde es helfen, wenn wir mal die Prinzipien erklären, die hier zum Tragen kommen. Warnung für die Experten: (1) ich generalisiere hier, und (2) ich vereinfache die Sache ein wenig. Das Leben ist schon so verwirrend genug.
Also, was ist die Kette, welche ein Gitarrensignal für die Klanggestaltung und die Anreicherung mit Effekten durchläuft? Da kann so einiges zusammenkommen, hier ist also eine Auflistung der einzelnen Stufen und was darin passiert. Man braucht diese Stufen nicht unbedingt alle, aber es hilft zum Verständnis. Here we go:
(1) Effekte vor dem Verstärker
Das sind oft solche Effekte wie Verzerrer, Kompressoren und Equalizer. Damit wird der Klang geformt, noch bevor er in den Gitarrenverstärker geht. Das sind üblicherweise diese kleinen bunten Trampelkisten, aber auch ein Multieffektgerät für Gitarre enthält all diese Effekte (und mehr).
(2) Vorverstärker
Hier werden der eigentliche Sound und der Charakter des Gitarrensounds gemacht - clean, leicht angezerrt, mehr oder weniger stark verzerrt. Soll es “britisch” oder “amerikanisch” klingen oder doch irgendwie ganz anders - diese Fragen entscheiden sich zum größten Teil hier (und zwar umso mehr, je neuer das Design des Gitarrenverstärkers ist).
(3) Weitere Effekte
Nach der Vorstufe kommen oft solche Effekte wie Echo, Hall (räumliche Effekte) und Chorus/Flanger/Phaser (das sind Effekte, die auf Phasenverschiebung beruhen; allerdings ist auch gerade das letztere Trio oft vor dem Verstärker anzutreffen). Diese Effekte kommen dann oft in den sog. Einschleifweg des Gitarrenverstärkers, denn dieser liegt zwischen Vor- und Endstufe.
(4) Endstufe
Hier wird - theoretisch - das klanglich geformte Gitarrensignal nur noch laut gemacht. Tatsächlich haben klassische Röhrenverstärkerdesigns aber doch noch einen Einfluss auf den Sound - ob die Endstufenröhren nun EL34, EL84, 6L6 oder 6V6 sind, hat einen klanglichen Einfluss. Auch die Verschalung der Röhren (Class A, Class AB) hat einen Einfluss, der insbesondere dann zum Tragen kommt, wenn man die Endstufe so richtig aufreisst. In einem Prospekt von Marshall habe ich Mitte der 80er sinngemäß gelesen: “… erzeugt bei gewissen Lautstärken den charakteristischen Marshall-Sound.” Wochenlang habe ich darüber gerätselt. Aber “gewisse Lautstärke” bedeutete schlicht und ergreifend ohrenbetäubend und gesundheitsgefährdend laut. Nun, den SOUND wollen wir heute alle haben, aber nicht mehr die Lautstärke, die damit früher einherging. Da kommt z.B. Dein NUX zum Tragen.
(5) Lautsprecher
Bei Gitarren haben die verwendeten Lautsprecher einen großen Einfluss auf die Soundgestaltung. Ausserdem ergibt sich auch aus dem Zusammenwirken von Endstufe und Gitarrenlautsprecher ein gewisses klangliches Ergebnis oder zumindest ein Einfluss.
Jetzt zu dem, was Du bis jetzt beschrieben hast:
- die Transistorendstufe: Das ist tatsächlich nur ein Lautmacher ohne eigene Klangcharakteristik
- der NUX, welcher die Charakteristik einer Endstufe und (wahrscheinlich) auch die Wechselwirkung aus Endstufe und Lautsprecher simuliert
Was fehlt:
- möglicherweise die Effekte am Eingang; Du hast von einem Effektboard geschrieben, aber ich weiß nicht, was da drauf ist
- die Vorstufe für die Klanggestaltung
- Effekte wie Hall, Echo, Chorus, etc.
Und jetzt gibt es verschiedene Geräte, die mehrere Teile der Kette beinhalten:
- der weiter oben genannte Verzerrer Harley Benton AC True Tone hat auch klangformende Elemente der Vorstufe und (soweit ich mich erinnere) Teile der Klangformung der Endstufe und der Lautsprecher eingebaut
- Multieffektgeräte beinhalten oft mehr oder weniger die gesamte Kette bis auf die Endstufe; ein BOSS GT-100 oder GT-1000, ein Gerät von Zoom oder ein Line6 Helix (uvm.) könntest Du direkt vor die Endstufe packen und quasi einen kompletten Gitarrenverstärker mit vielen Effekten nachbilden
Hope that helps...